Bildungsmaterialien für eine sozial-ökologische Transformation

Globale Gerechtigkeit!

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Hintergrund

Zuerst wird der kurze Animationsfilm „Globale Gerechtigkeit!” gezeigt. Darauf folgt ein Raum für Diskussion und Reflexion, um Machtgefälle zwischen dem Globalen Süden und dem Globalen Norden anzuerkennen. Dies passiert durch die Analyse verschiedener Szenen des Animation Kurzfilm.

Die anleitende Person sollte sich in die Themen Definitionen von Globalem Süden und Globalem Norden, Kolonialismus und Extraktivismus einlesen. Globale Gerechtigkeit und soziale Ungleichheit sind Schlüsselwörter für diese Methode. Die anleitende Person sollte daher die Hintergrunddokumente gut durchlesen und sie als Leitfaden für die Durchführung der Methode benutzen. Die Hintergrunddokumente beinhalten einen Hintergrundtext für den Animation Kurzfilm und das Glossar „Wörter des Globales Lernens“.

Kritisches Denken in der Bildungsarbeit lädt die TN ein, eigene Analysekriterien zu entwickeln. Es ist wichtig, den TN zuzuhören, was sie zu den Themen sagen, und den TN einen Raum zu eröffnen, ihre eigenen Ideen, Vorschläge oder Lösungen zu entwickeln.

Alle vorgestellten Konzepte haben einen theoretischen und bewegungstheoretischen Hintergrund. Die Methode soll einen Raum für die Entwicklung von Lösungen eröffnen. Für die Rolle der anleitenden Person ist es wichtig, den TN zuzuhören, um herauszufinden, ob sie die Bedeutung der Konzepte verstehen und ob sie ihr eigenes Wissen oder ihre eigenen Erfahrungen nachvollziehen können.

Vorbereitung

Der Raum muss ausreichend groß sein, um das Video gemeinsam als Gruppe mit Projektor und Lautsprechern anzusehen.

Für die Arbeit in Kleingruppen ist es hilfreich, die Bildschirmfotos Szenen auszudrucken. Jedes Bild repräsentiert ein Konzept:
• „Globaler Norden und Globaler Süden“
• „Imperiale Lebensweise“
• „Solidarische Lebensweise“
• „Rassismus“
• „Globale Gerechtigkeit“
Zu jedem Bildschirmfotos Szenen kann der Konzepttitel hinzugefügt werden.

Durchführung

  1. Video „Globale Gerechtigkeit!“ (5 Minuten)
    Das Video wird gemeinsam angeschaut. Bevor die Projektion beginnt, kann die anleitende Person einige Ratschläge zum Inhalt geben.
    https://www.youtube.com/watch?v=OfWCnURCzDw
  2. Visuelle Analyse (15 Minuten)
    Die gesamte Gruppe wird in 5 Kleingruppen aufgeteilt. Jede Gruppe erhält ein Bildschirmfotos Szenen und den Titel der Szene, die es beschreibt:
    • Szene 1, Titel: „Globaler Norden und Globaler Süden“
    • Szene 2, Titel: „Imperiale Lebensweise“
    • Szene 3, Titel: „Solidarische Lebensweise“
    • Szene 4, Titel: „Rassismus“
    • Szene 5, Titel: „Globale Gerechtigkeit“
    Jede Gruppe sollte die folgenden Fragen basierend auf dem, was die TN auf dem Bild sehen, beantworten:
    • Welche Emotionen löst die Kombination aller Elemente der Szene in dir aus?
    • Welche Charaktere sind an der Szene beteiligt?
    • Beschreibe kurz die Funktion der verschiedenen Charaktere in der Szene.
    • Wie ist die allgemeine Stimmung in der Szene?
  3. Gruppendiskussion und Bewertung (15 Minuten)
    Die TN kommen wieder in der großen Gruppe zusammen und bekommen nun die Chance, über ihren Austausch in den Kleingruppen zu sprechen.
    Anschließend besteht die Möglichkeit, folgende Fragen in die Gruppendiskussion einzubringen:
    • Welche Maßnahmen wären notwendig, um globale Gerechtigkeit zu erreichen?
    • Was wäre ein Beispiel für ein Gutes Leben für alle?
  4. Abschluss (5 Minuten)
    Zum Abschluss fordert die anleitende Person alle auf, aufzustehen, gemeinsam aufzuspringen und die Körper und Gliedmaßen auszuschütteln, alles zu schütteln!

Tipps und Hinweise für Anleitende

Die anleitende Person sollte für Themen der sozialen Ungerechtigkeit sensibilisiert sein, sodass sie Hintergrundinformationen und Kontext für die behandelten Konzepte liefern und auch Beispiele nennen kann. Es ist wichtig, einen diskriminierungsfreien Raum zu schaffen.

Durchführung digital

Das Animation Kurzfilm wird online mit allen TN angeschaut. Die Bildschirmfotos Szenen werden digital geteilt. Es braucht eine Online-Plattform, in der es möglich ist, die Gruppe in Breakout-Räume aufzuteilen.

Arbeitsmaterial zum Download

• Bildschirmfotos Szenen um Ausdrucken
• Hintergrundtext für anleitende Personen
• PDF-Glossar (28 Seiten): Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V. (Hrsg.) (2022): Wörter des Globalen Lernens.
https://konzeptwerk-neue-oekonomie.org/materialien/publikationen/

Quellenangaben

Stimmen aus der Geschichte – Kapitalismus

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN) …

Ablauf

Hintergrund

Die TN schauen sich relevante Ereignisse oder Zitate aus der Geschichte des Kapitalismus an und tauschen sich über eines davon aus. Zusammen wird das Ereignis/Zitat in einen geschichtlichen Kontext und globalen Zusammenhang gebracht. Zum Abschluss werden die Zitate inhaltlich bzw. assoziativ geordnet. So wird ein westlich linear geprägtes Zeitverständnis in Frage gestellt.

Vorbereitung

Die Ereignisse und Zitate (siehe Material zum Download) werden zunächst gemäß der Vorlage ausgedruckt. Dabei stehen zwei Sets zur Verfügung: Hier geht es um die Geschichte des Kapitalismus, im anderen unter dem Titel „Stimmen aus der Geschichte – Technik und Digitalisierung“ um die Geschichte (digitaler) Technik.

Je nach Kontext und Gruppengröße kann das Set für sich oder in Kombination mit dem anderen verwendet werden. Auf der Vorderseite der Karte soll ein Zitat/Ereignis und die dazugehörige Jahreszahl zu sehen sein, während auf der Rückseite ein Hintergrundtext gedruckt ist. Hierfür empfiehlt es sich, dickeres Papier zu nehmen oder die Karten direkt zu laminieren, damit sie mehrfach genutzt werden können. Die Karten werden je nach zeitlichem Kontext in der Geschichte an einer im Raum aufgespannten Wäscheleine befestigt. Zur besseren Einordnung werden die Jahreszahlen ergänzend zwischen den Zitaten aufgehängt. Ein Flipchart mit den Leitfragen (siehe Durchführung) liegt bereit.

Für die anleitende Person gibt es zusätzlich eine Übersicht mit Hintergrundinformationen zu den einzelnen Karten. Diese sollen vorher sorgfältig durchgegangen werden, damit im Laufe der Übung entsprechende Informationen eingebracht werden können.

Durchführung

1. Findung der Kleingruppen (15 Minuten)

Nachdem der Ablauf der Übung erklärt wurde, laufen die TN entlang des Zeitstrahls und schauen sich die ausgehängten Ereignisse und Zitate an (siehe Material zum Download). Dabei wird vorerst nur die vordere Seite angeschaut.

Jede Person wählt eine Karte, die sie interessiert und über die sie mehr wissen will. So sollen sich Kleingruppen von etwa 3 Personen um eine Karte finden. Je nach Gruppenaufteilung können sich TN einer anderen Gruppe zuordnen oder die Gruppengröße kann abweichen.

2. Kleingruppenphase 1 (10-15 Minuten)

Jede Kleingruppe schaut sich vorerst die Vorderseite der Karte an und tauscht sich anschließend über folgende Leitfragen aus:

Die Anleitenden sollen darauf achten, dass alle TN in den Gruppen zu Wort kommen (können).

3. Kleingruppenphase 2 (15 Minuten)

Nun drehen die TN die Karte um und erhalten mehr Hintergrundinformationen zu dem Zitat/Ereignis. Sie haben Zeit, sich darüber auszutauschen, inwiefern sich ihre Antworten auf die Fragen oben nun verändert haben.

4. Auswertung 1 (15-20 Minuten)

Alle kommen zusammen. Eine Gruppe liest die Vorderseite der Karte vor und erläutert, inwiefern das Ereignis/Zitat wichtig ist. Die Karte wird dabei gut sichtbar für alle platziert (z. B. an einer Pinnwand oder auf dem Boden). Die nachfolgenden Gruppen überlegen, ob sie einen Anknüpfungspunkt finden können, und platzieren ihre Karte entsprechend nah oder fern von bereits hängenden Karten, bis alle Gruppen ihre Karte vorgestellt haben.

5. Vervollständigung (5 Minuten)

Möglicherweise sind Karten auf der Wäscheleine verblieben, weil sie anfangs nicht ausgesucht wurden. Nun kann die Gruppe schauen, ob zusätzliche Karten in die nach Inhalten sortierte Übersicht hinzugefügt werden sollen.

6. Auswertung 2 (10-20 Minuten)

Zum Abschluss kann die Gruppe nochmal gemeinsam auf die neue Übersicht schauen und ihre Gedanken zu folgenden Fragen teilen:

Varianten

Statt an einer Wäscheleine können die Karten am Anfang der Übung auch auf dem Boden im Raum ausliegen oder an einer Tafel/Wand befestigt werden.

Für eine spielerische Variante können die Zitate auch anders eingesetzt werden. In dieser Variante zeigt die Vorderseite der Ausdrucke nur das Zitat (ohne die Jahreszahl) sowie die Rückseite die entsprechenden Hintergrundinformationen. Zu Beginn der Methode werden sie in nicht chronologischer Reihenfolge ausgestellt oder direkt verteilt. Zwei oder drei TN erhalten nun ein Zitat und sollen es dann grob zeitlich einordnen. Bei der Vorstellung werden die Zitate in die chronologische Reihenfolge gebracht. Im Anschluss an die Kleingruppenphase werden die Zitate entsprechend ihrer Einschätzung in der Kleingruppe beispielsweise an einer Wäscheleine angebracht. Um die Übersichtlichkeit zu erhöhen, können vorher einige Jahreszahlen an die Leine gehängt werden. Bei dieser Variante kann zusätzlich auf den Pool an Reflexionsfragen aus dem regulären Ablauf zurückgegriffen werden.

Durchführung digital

Bei einer digitalen Durchführung der Methode ergeben sich folgende Änderungen:

Tipps und Hinweise für Anleitende

Content Note: Je nach den individuellen Vorerfahrungen und Lebensgeschichten der TN können vor allem Zitate/Ereignisse, die mit struktureller Diskriminierung in Verbindung stehen, starke Emotionen auslösen. Daher ist es ratsam, den TN selbst zu überlassen, mit welcher Karte sie sich beschäftigen möchten. Zusätzlich kann die anleitende Person den TN zu Anfang die Möglichkeit eröffnen, sich auch herausziehen zu können oder auf die Anleitenden zuzugehen.

Die Methode wurde bewusst so umgestaltet, dass eine chronologische Geschichtserzählung nicht mehr im Mittelpunkt steht. Es ist möglich, dass durch die Arbeit mit der Variante oder durch Beiträge von TN die Fokussierung auf Jahreszahlen und Kausalität sowie angeblich universell „bedeutende“ Geschichtsereignisse und eurozentrische Perspektiven stärker präsent werden. Dann ist es sinnvoll und wichtig, eine kritische Perspektive auf ein westlich geprägtes lineares Zeitverständnis und damit in Zusammenhang stehende globale Macht- und Ungleichheitsverhältnisse einzubringen sowie über die Existenz und Bedeutung nichtlinearer Zeitverständnisse zu sprechen. Ein interessantes Interview, in dem neben anderen Aspekten des kolonialen Erbes auch die Rolle eines westlichen Zeitverständnisses angesprochen wird, findet ihr hier.

Die Übung erfordert von der anleitenden Person gewisse Vorkenntnisse, die (auch) der Zitatsammlung entnommen werden können. Dauer und Ausführlichkeit der Übung sollten an die Konzentrationsfähigkeit der Gruppe angepasst werden. Hierzu können Ereignisse/Zitate weggelassen oder weitere hinzugefügt werden. Die Kleingruppe kann beispielsweise sofort beide Seiten angucken, einzelne Leitfragen können weggelassen oder weitere hinzugefügt werden. Der Blick auf die verbliebenen Zitate kann weggelassen werden.

Die anleitende Person kann die Kleingruppen in ihrer Arbeit mit den Zitaten und Ereignissen bei Bedarf unterstützen.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Im Idealfall wird mit dem Thema weitergearbeitet, das am meisten diskutiert wurde oder bei dem sich die größten Lücken aufgetan haben. Möglicherweise hilfreiche Methoden:

Arbeitsmaterial zum Download

(K)eine Lösung für die Klimakrise?

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Vorbereitung

Die anleitende Person macht sich mit allen Arbeitsmaterialien vertraut und verschafft sich ein grundlegendes Verständnis von den verschiedenen technologischen Ansätzen, die in der Methode behandelt werden. Die Zitate werden in einer Präsentation bereitgestellt oder ausgedruckt. Die Arbeitsblätter werden in notwendiger Anzahl ausgedruckt.

Durchführung

1. Brainstorm (10 Minuten)

Die anleitende Person zeigt ein Flipchart mit dem Titel „Lösungen für die Klimakrise“. Die TN werden aufgefordert, spontan Lösungsansätze zu nennen, von denen sie in ihrem Umfeld, in (sozialen) Medien und öffentlicher Debatte schon gehört haben. Dabei geht es im ersten Schritt nicht darum, wie „klein“ oder „groß“ und weitreichend die Lösungsansätze sind, oder ob und wie sinnvoll die TN sie finden. Die genannten Lösungsansätze werden alle auf dem Flipchart notiert.

2. Einstieg (15 Minuten)

Die anleitende Person zeigt nacheinander die drei Zitate (siehe Arbeitsmaterial). Bei jedem Bild/Meme/Zitat haben die TN kurz Zeit, sich zu zweit darüber auszutauschen. Folgende Fragen können dabei unterstützen:

Danach fragt die anleitende Person, worum es bei all diesen Zitaten geht. Je nach Antworten, erklärt sie, dass es bei allen um technische Lösungsansätze für die Klimakrise geht, und dass diese von verschiedenen Akteuren aus Politik, Wissenschaft und Unternehmen als zentrale Lösungen vorgeschlagen werden. Neben dem Ausbau von erneuerbaren Energien, wie Wind- und Solarenergie, wird immer häufiger von neueren Technologien gesprochen, wie z.B. Wasserstoff als Treibstoff. Dabei wird häufig vor allem über deren Potenziale zur Reduktion von Treibhausgasemissionen gesprochen. Der hohe Ressourcenverbrauch, die entstehenden oder verstärkten sozialen und Umweltschäden durch den Ressourcenabbau, die ungleichen Machtverhältnisse zwischen Globalem Süden und Globalem Norden, sowie die Risiken der neuen Technologien werden dabei nur selten thematisiert. In der folgenden Gruppenarbeit soll es darum gehen, einen genaueren Blick auf einen von drei Ansätzen zu werfen, die als technologische Lösungen für die Klimakrise propagiert werden. Die drei technologischen Lösungen die zur Wahl stehen sind: Wasserstoff, E-Autos und Carbon Capture and Storage.

3. Gruppenarbeit (40 Minuten)

Die anleitende Person nennt die drei technologischen Ansätze und stellt kurz ihren potenziellen Beitrag zur Reduktion von Emissionen vor.

Je nach Interesse wählen die TN je ein Thema aus und finden sich zu den jeweiligen Themen in Gruppen à 3-6 Personen zusammen zusammen. Große Gruppen können nochmal in zwei Gruppen geteilt werden. Wichtig ist, dass es zu jedem Thema mindestens eine Gruppe gibt und die Gruppen ähnlich groß sind.

Sobald die Gruppen gebildet sind, erhalten sie jeweils 1 Arbeitsblatt zum gewählten Thema (siehe Arbeitsmaterial). Die TN haben 30-35 Minuten Zeit, den Einführungstext zu lesen, das im Arbeitsblatt enthaltene Material zu konsumieren, sowie die Auswertungsfragen zu besprechen und eine Reaktion auf eines der Zitate zu formulieren. Ggf. kann die Zeit für die Gruppenarbeit verlängert werden, wenn die Gruppen nach der gegebenen Zeit noch nicht soweit sind. Die anleitende Person steht für Fragen und mögliche Unterstützung zur Verfügung. Insbesondere am Beginn der Gruppenarbeit und gegen Ende, beim Formulieren der Reaktion, sollte Unterstützung aktiv angeboten werden.

4. Reaktionen präsentieren (10-15 Minuten)

Die TN kommen wieder zusammen und die Zitate vom Einstieg werden wieder visualisiert. Nacheinander tritt jede Gruppe nach vorne und reagiert auf eines der Zitate mit Wissen und Argumenten aus dem Material. Die Reaktionen der Gruppen sollen dabei so kurz, knackig und klar wie möglich gehalten werden und nicht länger als 2-3 Minuten pro Gruppe dauern.

5. Auswertung (15-20 Minuten)

– Wie ging es euch mit der Gruppenarbeit? Wie leicht/schwer fiel es euch, euch den Themen anzunähern mithilfe des Materials?

– Was war neu? Was war interessant?

– Wie ging es euch beim Formulieren einer Reaktion?

– Wo seht ihr einen Zusammenhang zwischen technologischen Lösungen in der Klimakrise und Globaler (Un-)gerechtigkeit?

– Warum fokussieren viele Akteure in der Klimakrise auf technologische Lösungen – trotz der Probleme, die damit einhergehen? Welche möglichen Gründe fallen euch ein?

– Welchen Beitrag können technologische Lösungen für eine nachhaltigere, gerechtere Gesellschaft leisten? Was bräuchte es dafür?

Varianten


(1) Für einen kreativen Abschluss der Methode kreieren die TN in den jeweiligen Arbeitsgruppen ein eigenes Bild/Meme/Zitat. Dieses soll auf humorvolle Art auf die Inhalte der präsentieren Zitate vom Beginn kritisch Bezug nehmen und das neu erworbene Wissen aufgreifen.

(2) Kürzere Variante mit Video (70 Minuten)

Für Gruppen, die sich bisher noch nicht so stark mit dem Thema beschäftigt haben, oder für die selbstständiges Arbeiten eine Herausforderung darstellt, bietet sich das Video „Die Anstalt – Neues vom Klima – vom 16.7.2024“ an. https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/die-anstalt-vom-16-juli-2024-100.html Es dauert 46 Minuten und greift verschiedene technische Lösungen für die Klimakrise auf und betrachtet diese kritisch und humorvoll.

Im Ablauf der Methode wird dann direkt nach dem Brainstorm (1) das Video geschaut. Danach geht es direkt in die Auswertung:

Durchführung digital

Allgemein:

Für die digitale Durchführung benötigen alle TN ein digitales Endgerät (bevorzugt PC) und den Link zur Videokonferenz. Das anschließende Sammeln von Lösungsansätzen kann entweder über den Chat im Videokonferenztool, oder mithilfe einer Wortwolke stattfinden.

Ergänzungen für die digitale Durchführung:

1. Einstieg (15 Minuten)

Beim Einstieg teilt die anleitende Person die Zitate online als Präsentation. Statt einem Austausch zu zweit, können die TN in Form einer Popcornrunde auf die Frage eingehen, worum es bei all diesen Zitaten geht.

2. Gruppenarbeit (40 Minuten)

Für die Gruppenarbeit treten die TN Breakout-Räumen (mindestens 3, bei hoher TN-Zahl mehr) bei. Sie erhalten die Arbeitsblätter als digitale Dokumente. Die verlinkten Materialien können sie entweder jede*r für sich direkt auf ihrem digitalen Endgerät konsumieren und danach in der Gruppe darüber sprechen, oder eine Person aus der Gruppe teilt Bildschirm und Audio mit den anderen. Für die Gruppenarbeit ist es notwendig, dass die anleitende Person mindestens einmal in jeden Breakout-Raum geht und Unterstützung anbietet.

4. Reaktionen präsentieren (10-15 Minuten)

Die TN kommen wieder zusammen und die Zitate vom Einstieg werden wieder visualisiert. Nacheinander tritt jede Gruppe nach vorn und reagiert auf eines der Zitate mit Wissen und Argumenten aus dem Material. Die Reaktionen der Gruppen sollen dabei so kurz, knackig und klar wie möglich gehalten werden und nicht länger als 2-3 Minuten pro Gruppe dauern.

5. Auswertung (15-20 Minuten)

Welchen Beitrag können technologische Lösungen für eine nachhaltigere, gerechtere Gesellschaft leisten? Was bräuchte es dafür?

Wie ging es euch mit der Gruppenarbeit? Wie leicht/schwer fiel es euch, euch den Themen anzunähern mithilfe des Materials?

Was war neu? Was war interessant?

Wie ging es euch beim Formulieren einer Reaktion?

Wo seht ihr einen Zusammenhang zwischen technologischen Lösungen in der Klimakrise und globaler (Un-)Gerechtigkeit?

Warum fokussieren viele Akteur*innen in der Klimakrise auf technologische Lösungen – trotz der Probleme, die damit einhergehen? Welche möglichen Gründe fallen euch ein?

Findet wieder mit allen im Hauptraum statt.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Die Methode erfordert ein gewisses Vorwissen und ein Einarbeiten ins Thema durch die anleitende Person (siehe Quellen und Weiterführendes). Dabei ist es nicht notwendig, alle chemischen und physikalischen Prozesse der Technologien im Detail zu verstehen, aber ein Grundverständnis der Funktionsweise der jeweiligen Technologie ist sinnvoll. Für Detailfragen können die TN an andere Quellen verwiesen werden.

Je nach Zielgruppe ist es möglich, dass die TN hinsichtlich der Klimakrise bisher vor allem mit technologischen Lösungsansätzen in Berührung gekommen sind. Bei der kritischen Auseinandersetzung mit solchen Lösungsansätzen sind verschiedene Reaktionen möglich, z.B. Abwehrhaltung, Pessimismus, Hoffnungslosigkeit. Es empfiehlt sich eine besondere Aufmerksamkeit für Reaktionen dieser Art bei den TN. Im Umgang damit hilft eine wertschätzende Haltung gegenüber den unterschiedlichen Beiträgen der TN und generell Wertschätzung von Kontroversität und Diskussion. Wenn möglich folgt auf die Methode eine Methode der Kategorie „Alternativen“ oder die Methode „Gutes Leben kann es nur für alle Geben“ um den Fokus auf strukturelle Globale Ungleichheiten zu vertiefen. Um sich tiefer mit dem Wachstumsparadigma auseinander zu setzen, könnte mit der Methode „Die zwei Seiten der Medaille“ weitergearbeitet werden.

Quellen und Weiterführendes

Mutig, motzig, mütterlich

Durch ein Rollenspiel werden innere Prozesse, die sowohl für einen gesellschaftlichen als auch für einen persönlichen Wandel relevant sind, deutlich gemacht und reflektiert.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Möglichst präziser Ablauf der Methode, unterteilt in Vorbereitung – Durchführung. Bitte versuchen genau auf den Punkt zu kommen. Je kürzer, desto besser, trotzdem klar und alles Wesentliche beschreibend, damit für Multiplikator*innen klar wird, was genau zu tun ist. Bitte nicht mehrere Möglichkeiten für einen Ablauf, sondern für einen Ablauf entscheiden und dann Varianten unten angeben. Wenn nötig kann auch ein kurzer Abschnitt „Hintergrund“ vorangestellt werden.

Hintergrund
Jede*r von uns hat alle möglichen Charaktereigenschaften und innere Anteile in sich, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Je nachdem, welche Anteile in unserer bisherigen Biografie in welcher Form gefüttert/bestärkt wurden, sind einige Anteile dominanter als andere. Um einen gesellschaftlichen Wandel zu unterstützen, ist es wichtig, alle emotionalen Anteile, die in uns und in der Gesellschaft vorhanden sind, zu berücksichtigen und einzubeziehen. Gesellschaftlicher Wandel vollzieht sich nicht (nur) im Kopf, denn das Wissen zur Veränderung besteht schon bei vielen. Es gibt aber eine Lücke zwischen dem Wissen und dem sich daraus ableitenden Handeln. Die Übung hilft, diese Lücke zu erfahren und zu reflektieren.

Vorbereitung
Im Raum wird an einer geeigneten Stelle eine Bühne vorbereitet, die z. B. mit Kreppband klar abgegrenzt ist.

Durchführung

1. (5 Minuten) Einleitung
Die Anleitenden machen deutlich, dass es sich um eine spielerische Annäherung an psychodynamische Prozesse handelt, also um innere Veränderungsprozesse. Wichtig dabei ist, dass die Möglichkeiten und Schwierigkeiten dieser Prozesse erlebbar werden und nicht nur darüber gesprochen wird. Deshalb wird in diesem Abschnitt Körperarbeit in Form von
theaterpädagogischen Methoden eingesetzt. Es gibt kein Richtig oder Falsch, sondern es geht um das Erspüren von unterschiedlichen inneren Anteilen, die in unserer Gesellschaft und in den einzelnen Menschen vertreten sind. Alle TN werden eingeladen, sich auch auf herausfordernde Momente einzulassen und gleichzeitig eigene Grenzen zu wahren.

2. (30 Minuten) Aufwärmübungen
Die Anleitenden bereiten die Gruppe mit theaterpädagogischen Aufwärmübungen etwa 30 Minuten lang auf eine spätere Improvisation vor. Der Fokus liegt auf Fehlerfreundlichkeit und einem vertrauensvollen Miteinander, das anregt, mehr zu spielen und zu improvisieren. Aufwärmübungen können hier gefunden werden: http://improwiki.com/de/wiki/improtheater/special/category/28/ubungen.

3. (15 Minuten) Einzelarbeit
Zunächst werden alle TN aufgefordert, in Einzelarbeit acht bis zehn Personen des öffentlichen Lebens auszuwählen, die sie mit starken Charaktereigenschaften assoziieren. Dabei ist es wichtig, dass diese Personen möglichst allen in der Runde bekannt sind. Dabei soll auf eine Ausgewogenheit von beliebten und unbeliebten Eigenschaften geachtet werden. Die Charaktereigenschaften können gesellschaftlichen Normen widersprechen. Zusätzlich zu den Adjektiven erfolgt eine Bewertung der Adjektive (positiv/negativ). Anhand eines Beispiels wird die Aufgabe durch die Anleitenden demonstriert (z. B. Angela Merkel, mütterlich, positiv oder Angela Merkel, mütterlich, negativ oder Angela Merkel, aggressiv, negativ oder Angela Merkel, durchsetzungsfähig, positiv).
Alle TN schreiben nach diesem Schema ihre Liste (Name, Eigenschaft, Bewertung) für sich auf ein Blatt Papier. Es wird später nicht veröffentlicht.

4. (20 Minuten) Rollenspiel
Nach der Einzelarbeit kommen die TN in einem Kreis zusammen. Dort wird die vorbereitete Bühne vorgestellt und das „Bühnensetting“ für das folgende Spiel erläutert: Verschiedene Charaktere lernen sich auf einer Cocktailparty kennen, während diese Dynamik von den Nicht-Spieler*innen beobachtet wird. Eine freiwillige Person liest ihre Liste vor und sucht
sich sechs Charaktereigenschaften aus, die sie gerne auf der Bühne in Interaktion sehen möchte, wobei auf ein Gleichgewicht zwischen positiv und negativ bewerteten Eigenschaften geachtet wird. Es werden Freiwillige aus der Gruppe erfragt, die jeweils eine Charaktereigenschaft (z. B. mütterlich) auf der Bühne spielen möchten.

Die zukünftigen Spieler*innen nutzen die Personen (z. B. Angela Merkel), um besser in ihre Rolle und in die Improvisation zu finden, beispielsweise durch deren Körperhaltung oder Sprachduktus. Die Spieler*innen können vor der Übernahme der Rollen Rückfragen an die Person stellen, deren Liste als Grundlage dient. Dies ist besonders dann von Vorteil, wenn die Spieler*innen die Personen nicht gut kennen. Falls vorhanden, können noch kleine Requisiten hinzugezogen werden. Die Spieler*innen kleben sich einen Zettel mit den von ihnen gespielten Charaktereigenschaften auf die Brust, um diese für die Beobachter*innen sichtbar zu machen.

Die Anleitenden erklären den Spielverlauf: Das Publikum eröffnet mit dem gemeinsamen Zuruf: „Drei, zwei, eins, los“ das Spiel. Die Spieler*innen kommen daraufhin nach und nach auf die Bühne und werden damit zu ihren Charakteren. Es entsteht eine Begegnung von Personen auf einer Party, auf der sie sich gegenseitig kennenlernen. Nach einigen Minuten gibt es ein akustisches Signal („Stopp“-Ruf und Klatschen), woraufhin alle Spieler*innen bewegungslos in ihrer Position verharren. In der Theaterpädagogik wird das Freeze genannt, also ein sofortiges
Einfrieren.

Das Spiel beginnt, das Publikum verfolgt die Interaktionen. Entsteht für die Zuschauer*innen aufgrund von parallelen Gesprächen ein unübersichtlicher Spielverlauf, können die Anleitenden mit „Stopp“-Rufen die Szene unterbrechen und die Anweisung einbringen, dass einzelne Parteien vorübergehend in ihren Positionen verharren. Gespräche können somit nacheinander geführt werden. Die Spieler*innen führen die Szene mit der Aufforderung „Und weiter!“ fort.

Nach etwa drei bis fünf Minuten des Spiels, je nach Aktivität der Spieler*innen und Spannungsverlauf, werden alle Spieler*innen durch einen „Stopp“-Ruf aufgefordert, innezuhalten. Es wird ein neuer Auftrag erteilt: „Tauscht euch nun darüber aus, ob bzw. unter welchen Umständen ihr – aus der Sicht eurer Charakterrolle – einen gesellschaftlichen Wandel hin zu einer Postwachstumsgesellschaft umsetzen möchtet. Wenn ihr eure Stellungnahme oder eure Gespräche danach beendet habt, geht von der Bühne. Das Spiel ist beendet, wenn die Bühne leer ist oder ihr ein Signal bekommt.“ Nach einem weiteren akustischen Signal (Klatschen und „Und weiter!“) wird das Spiel fortgesetzt.

Nach spätestens fünf Minuten wird das Spiel von der Moderation mit Unterstützung des Publikums mit einem Signal beendet. Die Spieler*innen verlassen daraufhin die Bühne und verteilen sich im Raum. Die Personen des Publikums verteilen sich auf die Spieler*innen und klopfen deren Körper ab, um sie aus ihren Rollen zu entlassen. Nun sind die Spieler*innen wieder sie selbst. Zur Auswertung kommen alle in einen Stuhlkreis zusammen.

5. (15-20 Minuten) Auswertung
Zunächst werden die Spieler*innen nach ihren Eindrücken gefragt:

Auswertung mit allen:

Das Geschäft mit der Angst

Die Methode ermöglicht eine spielerische Auseinandersetzung mit „der Ware Angst“ in der kapitalistischen Marktwirtschaft indem die TN „Ängste und „Gegenmittel vermarkten“ .

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Vorbereitung
Die Arbeitsplätze für die Kleingruppen werden vorbereitet. Für die Kleingruppe „der Markt“ wird ein Tisch mit einer Wand dahinter vorbereitet, der zentral und für alle gut zu erreichen ist. Wenn der Raum groß genug ist, kann eine Hälfte für das Spiel „Das Geschäft mit der Angst“ genutzt werden und die andere Hälfte für die Assoziationsübung und die Auswertung.

Durchführung
1. Assoziationsübung (10 Minuten)
Um den Einstieg in das Thema zu erleichtern, findet ein kurzes Brainstorming statt. Die Anleitenden werfen den Ball einer/m TN zu und bittet sie/ihn, ihre/seine erste Assoziation zum Wort „Angst“ zu nennen. Danach wird der Ball einer anderen Person zugeworfen. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Es geht darum, herauszufinden, was die TN mit Angst assoziieren. Die Anleitenden schreiben alle Wörter auf einem Flipchart mit. So bleiben sie im Raum und können später bei der Auswertung aufgegriffen werden.

2. Spiel (40 Minuten)
Die Anleitenden erklären den gesamten Spielablauf. Währenddessen kann es hilfreich sein, die Aufgaben der Kleingruppen sowie grundlegende Regeln auf einem Flipchart zu notieren.
Die Gruppe wird in Kleingruppen mit je drei oder mehr TN aufgeteilt. Zwischen vier und zehn Kleingruppen sind empfehlenswert. Eine Gruppe ist „der Markt“ (max. fünf TN). Die anderen Gruppen sind „die Hersteller*innen“. Jede Kleingruppe (außer „der Markt“) bekommt Papier, Scheren und Filzstifte. „Der Markt“ bekommt die Geldscheine und Kreppband. Eine/r der zwei Anleitenden bleibt bei der Markt-Gruppe, um sie bei ihrer herausfordernden Aufgabe zu unterstützen.
Die Hersteller*innen-Gruppen sollen nun entweder Ängste (z. B. Agoraphobie, Zukunftsangst usw.) oder Produkte entwickeln, um die Ängste zu überwinden (Therapie, Medikamente, Bedingungsloses Grundeinkommen usw.). Dazu können die Kleingruppen die vorhandenen Bastelmaterialien nutzen. Es genügt, etwas auf ein Blatt Papier zu schreiben, die TN können jedoch auch kreativ werden. Jede Kleingruppe organisiert sich selbst.
Es gibt keine vorgegebenen Zeiten zum Produzieren oder Verkaufen. Die Hersteller*innen dürfen jederzeit zu der Kleingruppe „Markt“ gehen. Auf dem Markt werden die produzierten Ängste und Produkte gehandelt. Abgesehen vom Markt zielen alle Kleingruppen darauf ab, innerhalb der Spielzeit so viel Geld zu machen wie möglich.
Die Kleingruppen gehen zur Markt-Gruppe und versuchen, dort ihre „Ängste“ und „Produkte“ zu verkaufen. Der Markt darf bestimmen, wie viele Händler*innen er gleichzeitig zulässt. Der Markt darf kurze Pausen machen (z. B. für die Bestandsaufnahme). In der Zeit können die Kleingruppen nichts verkaufen. Sie dürfen aber weiterhin Ängste und Produkte entwickeln. Die Markt-Gruppe entscheidet über die Preise je nach Angebot und Nachfrage und je nachdem, ob sie eine „Angst“ oder ein „Produkt“ besonders gut oder interessant findet (z. B. weil es besonders originell klingt).
Der Markt kann jede Angst nur einmal kaufen. Wenn sehr ähnliche Ängste oder Produkte angeboten werden, haben sie weniger Wert und der Markt bietet weniger Geld dafür. Für eine „Angst“ können mehrere „Produkte“ als Heilmittel verkauft werden, weil es unterschiedliche Ansätze gibt, mit dieser Angst umzugehen (z. B. können gegen die Angst „Agoraphobie“ folgende Produkte verkauft werden: „Therapie“, „Medikamente“, „Selbsthilfebuch“ …). Der Markt platziert alle gekauften „Ängste“ und die entsprechenden „Produkte“ nebeneinander an der Pinnwand. So ist für alle deutlich, welche „Ängste“ und „Produkte“ bereits gekauft wurden. Die Rolle der TN des „Marktes“ beruht auf deren Einschätzung, weshalb es hilfreich sein kann, wenn ein/e Anleitende*r bei ihnen ist. Die andere anleitende Person achtet auf die Zeit und beantwortet alle Fragen der TN, möglichst ohne ihnen konkrete Ideen für „Ängste“ oder „Produkte“ zu geben. Die Anleitenden weisen kurz vor dem Ende auf die letzten fünf Minuten hin. Wenn die 30 Minuten vorbei sind, ist das Spiel zu Ende.

3. Auswertung (15 Minuten)
Für die Auswertung können folgende Fragen hilfreich sein:

Möglichkeiten zur Weiterarbeit
Es bietet sich an, im Anschluss an diese Methode zum Thema Wettbewerb mit der Methode „Wie viel Wettbewerb wollen wir?“ (Grundlagen) zu arbeiten und Rückbezüge zu Zukunfts- oder Abstiegsängsten herzustellen.

Es war einmal

Über ein Rollenspiel im Märchenformat lernen die Teilnehmenden spielerisch über die Entstehung des modernen Geldsystems.

Lernziele
Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Vorbereitung
Das Märchen wird ausgedruckt (min. sieben mal) und die Utensilien für das Theaterspiel (buntes Papier für Urkunden, Stifte, ggf. Stempel) vorbereitet. Es werden hintereinander zwei Stuhlhalbkreise mit jeweils sechs Stühlen geformt. Vor den Stuhlreihen muss genug Platz zum Spielen sein (Bühne).

Durchführung

1. (10 Minuten) Einführung
Die Anleitenden erklären kurz Ziel und Ablauf der Übung. Anschließend werden die verschiedenen Rollen vorgestellt und den TN zugeordnet. Folgende Rollen sind zu vergeben: Erzähler*in, König*in, Esel, Bauherr*in, Glasbrenner*in, Steinmetz/Ziegelmacher*in
(kann von einer Person gelesen werden). Die restlichen TN agieren als zuschauende Personen. Jede Rolle wird zweimal vergeben: einmal an eine*n Vorleser*in und einmal an eine*n Darsteller*in. Weitere TN bilden das Publikum.

2. (5 Minuten) In Stellung Bringen
Die TN nehmen ihre Plätze und Rollen ein. Auf die hintere Stuhlreihe setzen sich die vorlesenden TN. Auf die vordere Stuhlreihe setzen sich die darstellenden TN, jeweils vor die vorlesenden TN mit derselben Rolle. Die restlichen TN sitzen den spielenden und vorlesenden TN als Zuschauenden gegenüber.

3. ( 5 Minuten) Verteilen der Requisiten
Der Text wird an die vorlesende TN verteilt. Der*die Darsteller*in der König*in erhält blaues Papier und einen Stift, ggf. Stempel. Der*die Darsteller*in des Bauherrn erhält gelbes Papier und einen Stift, ggf. Stempel. Diese dienen als Requisiten für das Spiel.

4. (10 Minuten) Rollenspiel
Das Märchen beginnt. Das Märchen wird nun vorgelesen und synchron pantomimisch dargestellt. Möglichst alle Handlungen, die vorgelesen werden, werden still dargestellt. Dabei können die TN frei improvisieren. Wenn der Rollenname der TN genannt wird, stehen diese auf, treten vor und spielen das Gesagte nach.

5. (10 Minuten) Reflexion
Die 1. Reflexionsphase beginnt. Die TN werden zunächst gefragt, wie es ihnen in ihren Rollen
ergangen ist (Vortragende wie Spielende). Die TN berichten aus der Rollensituation heraus. (Bsp.: Ich als König*in habe mich gefreut, dass ich ein neues Schloss bauen konnte.) Ggf. erfolgt eine Nacherzählung der Geschichte durch die TN.

6. (10 Minuten) Meta Reflexion
Anschließend wird das Märchen auf der Metaebene reflektiert. Hier kann eine Pause eingebaut werden oder auch ein Wechseln des Settings, indem z. B. ein gemeinsamer Stuhlkreis gebildet wird. Die TN werden gebeten, nun aus ihren Rollen herauszugehen und aus ihrer eigenen Sicht über das Märchen zu sprechen. Hierzu können die folgenden Fragen verwendet werden:

Verstehen, was Geld ist und wie es funktioniert
>    Was ist Geld im Märchen?
>    Steckt im Märchen Zauberei? Wo passiert etwas Magisches/etwas Übernatürliches?

Verstehen, was Geld mit Vertrauen zu tun hat
>    Wieso kann der*die Bauherr*in beim Ziegelmacher mit der Urkunde bezahlen?
>    Was würde passieren, wenn die Leute erfahren würden, dass der Goldesel tot ist?

Übertragung auf das aktuelle Geldsystem
>    Stellt euch vor, ihr geht in den Supermarkt und möchtet Schokolade kaufen. Könntet ihr euch vorstellen, so zu bezahlen wie der*die Bauherr*in im Märchen? Was würde passieren, wenn ihr einfach mit einem Zettel bezahlen wolltet, auf den ihr schreibt, „Ich schulde dir drei Euro“?
>    Wie sieht es mit Banken aus? Können diese etwas mit „Schuld“ bezahlen?
>    Welche Akteure gibt es in unserem Geldsystem. Wo seht ihr Parallelen, wo Unterschiede zum Märchen?
>    Wie steht es heutzutage um den Goldesel? Können wir unser Geld in Gold eintauschen?
>    Was passiert, wenn wir alle unser Geld vom Konto abheben?
>    Was passiert, wenn wir das Vertrauen in unser Geld verlieren?

Diskussionsfragen
>    Habt ihr das Gefühl, dass das Geldsystem ein stabiles System ist?
>    Was denkt ihr, wieso versuchen Politiker*innen, das Vertrauen in die Stabilität der Finanzmärkte zu stützen?
>    Was haltet ihr davon, dass der Staat in Krisen Geld an Banken leiht bzw. Garantien ausspricht?

Varianten
Der Text kann auch als reiner Lesetext genutzt werden, ohne die Bewegungs- und Darstellungsrollen. Bei wenigen TN oder einem besonders kleinen Raum gibt es auch die Möglichkeit, Rollen zusammenzufassen oder eine Person alles lesen zu lassen. Die restlichen TN übernehmen dann die darstellenden Rollen. Die Diskussionsfragen können in der Gruppe oder einzeln beantwortet werden. Manche Fragen eignen sich auch für kreative Schreibprozesse bzw. für die Entwicklung einer gemeinsamen Gruppenerzählung – auf Märchenebene oder in Bezug auf das reale heutige Geldsystem. Je nach Kenntnisstand der TN könnten z. B. folgende Aufgaben gestellt werden: Verfasst eine Nachrichtenmeldung zum Tod des Goldesels! Erzählt die Geschichte der Insolvenz von Bank XY und der entsprechenden Folgen. Erzählt das Märchen weiter, nachdem der Goldesel stirbt.

Tipps und Hinweise für Anleitende
Ein langsames Vorlesen ist wichtig, damit die darstellenden TN genug Zeit zum „Spielen“ haben. Die Hinweise auf Pausen im Text helfen beim Wahrnehmen der Spielpausen. In der Reflexionsphase kann ein Flipchart zu Hilfe genommen werden. Diskussionen zum Geldsystem führen häufig zu einer negativen Bewertung der Berufsgruppe der Banker. Dem wird in der Methode entgegengewirkt, indem ggf. auf das Eingebundensein von Banken in ein historisch gewachsenes System hingewiesen wird. Auf viele Fragen/Szenarien der Weitererzählung (z. B. bei Tod des Goldesels) gibt es keine eindeutige Antwort. Es kommt darauf an, wie sich die Akteure im Märchen und in der Realität verhalten. Dies kann betont werden, um zu verdeutlichen, dass das Geldsystem sozialen Dynamiken unterliegt und Entwicklungen an den Finanzmärkten schwer vorhergesagt werden können. Bei Verständnisproblemen empfiehlt es sich, auf Ebene des Märchens zu argumentieren und Fragen zu vereinfachen. Um das Gefühl der Überforderung zu vermeiden, kann es empfehlenswert sein, möglichst nicht in der großen Gruppe auf detaillierte Hintergrundfragen einzugehen, sondern den Fokus auf die einfachen Grundprinzipien zu legen. Bei weiterführenden Fragen kann auf die Literatur (siehe Hintergrundtext) verwiesen werden.

Wem steht die Welt offen?

Es werden Beweggründe für grenzübergreifende Mobilität diskutiert. Die TN setzten sich mit Privilegien, globaler sozialer Ungleichheit, Flucht und Bewegungsfreiheit auseinander.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Hintergrund

Die Methode wurde im Rahmen des rassismuskritischen Stadtrundgangs in Frankfurt am Main konzipiert und von uns leicht verändert übernommen. Wir danken dem Bildungskollektiv Bleiberecht für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung.

In der globalisierten Welt bestehen starke Wechselwirkungen zwischen den Wirtschaftstätigkeiten im Globalen Norden und den Lebensumständen im Globalen Süden. Es besteht global eine hohe soziale Ungleichheit, die mit unterschiedlichen Lebenschancen und Privilegien einhergeht. Dies betrifft in besonderem Maß den Bereich Mobilität. Für viele
Menschen in Deutschland ist es völlig normal, durch die Welt zu reisen und sich auch mal für längere Zeit an einem Ort der Wahl niederzulassen. Menschen aus anderen Weltregionen haben häufig nicht die ökonomischen Mittel, und darüber hinaus nur in wenigen Fällen überhaupt das Recht, ihren Lebensort ins Ausland, z. B. nach Europa zu verlagern. Das betrifft auch einen Großteil der über 60 Millionen Menschen, die derzeit weltweit auf der Flucht sind.
Die Produktions- und Lebensweisen des globalen Nordens tragen teils direkt, teils indirekt zu Flucht und Migration bei, indem z. B. durch ökologische Schäden Lebensräume zerstört oder Armut und Perspektivlosigkeit mit verursacht werden.
Wir erleben also eine Situation, in der eine Minderheit einen Lebensstil führen kann, der aus ökologischen Gründen global nicht verallgemeinerbar ist, während großen Teilen der Weltbevölkerung die Chance verwehrt wird, sich einen sichereren Ort zum Leben auszusuchen.
Menschen begeben sich aus den unterschiedlichsten Gründen auf den Weg in andere Länder. Die Grenzen zwischen Flucht (erzwungene Migration) und freiwilligen Formen der Migration sind dabei fließend. In jedem Fall werden Widersprüche der Globalisierung offensichtlich: Waren, Rohstoffe und Finanzströme sowie Geschäftsleute und Touristen reisen ungehindert durch die Welt, doch für Menschen in Not werden die Grenzen immer unpassierbarer. Die Märkte sind bereits globalisiert, das Recht auf Schutz und ein gutes Leben dagegen an den jeweiligen Pass gebunden.
Die Methode setzt an diesen Widersprüchlichkeiten an und dient so als Einstieg zur Auseinandersetzung mit Privilegien und „imperialen Lebensweisen“ sowie mit globaler Gerechtigkeit. Es geht dabei nicht darum, die Diskussion über Flucht und Migration auf ökonomische Fluchtursachen zu verengen.
Es soll nicht der Eindruck entstehen, alle Fluchtbewegungen seien auf unseren Lebensstil zurückzuführen. Aber der Blick wird auf diesen häufig abgewerteten Fluchtgrund gelenkt und die Frage aufgeworfen, ob Armut und Perspektivlosigkeit vor dem Hintergrund globaler sozialer Ungleichheit nicht nachvollziehbare und legitime Motivationen für grenzüberschreitende Migration sind.

Vorbereitung
Die Anleitenden machen sich mit einigen wesentlichen Aspekten des deutschen Asylrechts vertraut (siehe Hintergrundtext). Moderationskarten und Stifte werden bereitgelegt. Folgende Fragen werden auf Moderationskarten geschrieben oder auf eine andere Art und Weise visualisiert:
> Wer von euch kann sich vorstellen, einmal für eine längere Zeit im Ausland zu leben?
> Was wären für euch persönlich Gründe, um für eine längere Zeit in einem anderen Land zu leben?
> Was denkt ihr, warum Menschen aus ihren Ländern fliehen?
> Welche der von uns gesammelten Gründe für eine Flucht oder einen längeren Aufenthalt in einem anderen Land werden in Deutschland nicht als Asylgrund anerkannt?
Die fünf Kategorien von Fluchtursachen werden visualisiert.
> Krieg und Gewalt
> Perspektivlosigkeit und Armut
> Diskriminierung und Verfolgung
> Rohstoffhandel und Landraub
> Umweltzerstörung und Klimawandel

Durchführung

1. Austausch über persönliche Reisemotivationen (10 Minuten)

Die TN stellen sich in einem Kreis auf. Die Anleitenden legen die Moderationskarte mit der ersten Frage in die Mitte und stellen die Frage an die TN: „Wer von euch kann sich vorstellen, einmal für eine längere Zeit im Ausland zu leben?“ Die TN werden aufgefordert, einen Schritt nach vorne zu machen, wenn sie die Frage für sich mit „ja“ beantworten. Anschließend wird die zweite Frage gestellt und in die Mitte gelegt: „Was wären für euch persönlich Gründe, für eine längere Zeit in einem anderen Land zu leben?“ Die Antworten der TN werden auf Moderationskarten gesammelt und ebenfalls in die Mitte gelegt.

2. Einordnung der eigenen Privilegien im globalen Kontext (5 Minuten)

Anschließend wird folgende Schätzfrage gestellt: „Schätzt bitte einmal, in wie viele Länder können deutsche Staatsbürger*innen visafrei einreisen?“ Die TN positionieren sich dazu auf einer Skala von 0-200 Länder. Antwort: Deutsche Staatsangehörige dürfen in 177 Länder visafrei einreisen und genießen damit die weltweit größte Reisefreiheit. Afghanische Staatsbürger stellen dagegen mit 25 visumsfreien Ländern das Schlusslicht dieser Statistik. (Der zweite Teil der Antwort kann auch mit einer weiteren Schätzfrage erfragt werden: „Nun schätzt bitte mal, in wie viele Länder können afghanische Staatsbürger*innen visafrei einreisen?“)

3. Sammeln von unterschiedlichen Fluchtgründen (10 Minuten)

Neben die bereits liegenden Karten mit den Antworten aus der ersten Runde wird wieder für alle sichtbar eine Karte mit der dritten Frage gelegt: „Was denkt ihr, warum Menschen aus ihren Ländern fliehen?“ Die TN sammeln mögliche Gründe, die Anleitenden sammeln die Antworten auf Moderationskarten.
Anschließend werden die fünf Kategorien von Fluchtursachen vorgestellt (vgl. dazu die Broschüre: „Warum Menschen fliehen“) und die TN ordnen die von Ihnen genannten Fluchtgründe den Kategorien zu:
> Krieg und Gewalt
> Perspektivlosigkeit und Armut
> Diskriminierung und Verfolgung
> Rohstoffhandel und Landraub
> Umweltzerstörung und Klimawandel

4. (10 Minuten)

Abgleich mit dem Asylgesetz: Nun wird die letzte Frage gestellt und in der Mitte visualisiert: „Welche der von uns gesammelten Gründe für eine Flucht oder einen längeren Aufenthalt in einem anderen Land werden in Deutschland nicht als Asylgrund anerkannt?“ Die TN legen die Fluchtgründe bzw. Kategorien von Fluchtgründen zur Seite, die nicht als Asylgrund anerkannt sind. Ggf. kann eine Kategorie gebildet werden für Fluchtgründe, bei denen die Gruppe uneinig ist. Die Anleitenden ergänzen. Übrig bleibt nur eine einzige Kategorie: Diskriminierung und Verfolgung. Diese kann noch um die gesetzlich ausformulierten Unterkategorien (siehe Hintergrundtext) ergänzt werden. Die Anleitenden machen noch einmal deutlich, dass für alle anderen Fälle das Asylrecht (nach Genfer Flüchtlingskonvention) nicht greift. Als Beleg wird ein Zitat aus dem Asylverfahrensgesetz vorgelesen und/oder visualisiert: „Ein Asylantrag ist insbesondere offensichtlich unbegründet, wenn nach den Umständen des Einzelfalles offensichtlich ist, dass sich der Ausländer nur aus wirtschaftlichen Gründen oder um einer allgemeinen Notsituation zu entgehen, im Bundesgebiet aufhält.“ (Asylgesetz, § 30 Abs. 2)

5. Auswertung (15 Minuten)
Abschließend erfolgt eine gemeinsame Auswertung anhand folgender Fragen:
> Wie bewertet ihr das Ergebnis dieser Sammlung? Was war neu für euch/hat euch überrascht?
> Gibt es von euch genannte Fluchtgründe, die eurer Meinung nach als Asylgründe anerkannt werden sollten?
> Wie erklärt ihr euch, dass die Möglichkeiten, in andere Länder zu reisen, für verschiedene Menschen so stark voneinander abweichen? Was denkt ihr darüber?

Tipps und Hinweise für Anleitende

Da mit der Methode ein Einstieg zum kontroversen Thema Flucht hergestellt wird, muss damit gerechnet werden, dass unterschiedliche Meinungen und Einstellungen aufeinander prallen. Die Konfrontation mit eigenen Privilegien kann zu Abwehrreaktionen führen. Es ist daher Sensibilität bei der Anleitung nötig. Vorab sollten sich die Anleitenden dazu Gedanken machen, wie sie mit aufkommenden Vorurteilen und Stereotypen umgehen können. Gegebenenfalls kann es im Laufe der Übung sinnvoll sein, den Unterschied zwischen freiwilligen Formen der Migration (zwanglose Umsiedlung) und Flucht (erzwungene Umsiedlung) zu erläutern.

Wann ist der Mensch kooperativ?

Nach einem Brainstorming zu „Egoismus“ und „Kooperation“, philosophieren die TN über die Frage: Wann ist der Mensch kooperativ?

Vorbereitung
Für das Brainstorming werden die Begriffe „Kooperation“ und „Egoismus“ jeweils auf eine Moderationskarte geschrieben. Auch die Frage für das philosophische Gespräch „Wann ist der Mensch kooperativ?“ wird auf einer Moderationskarte notiert.
Die Mindmap für das Philosophieren (siehe Arbeitsmaterial) ist eine Unterstützung, um die Bandbreite der Frage zu überblicken. Sie gibt Beispielfragen und ist nur eine unter vielen möglichen Varianten. Als Vorbereitung kann die Gesprächsleitung die Mindmap mit eigenen spontanen Ideen und Assoziationen ergänzen oder eine eigene Mindmap erstellen, um das Thema für sich zu beleuchten. Sie dient als Orientierung und muss im Gespräch nicht abgearbeitet werden. Es sollten nur einige wenige Fragen vertieft werden. Das Gespräch kann sich in eine andere Richtung entwickeln und das Feld der Mindmap verlassen.
Wenn das Gespräch zu weit von der eigentlichen Fragestellung abschweift, hilft die Mindmap, wieder in das Feld zurückzukehren und eine neue Richtung einzuschlagen. Für die abschließende Zusammenfassung durch die Gesprächsleitung bietet es sich an, den Gesprächsverlauf grob in Stichworten festzuhalten. Wenn zwei Personen die Methode anleiten, kann eine der Personen das Gespräch leiten und die andere den Verlauf in Stichworten für die Gruppe auf Moderationskarten protokollieren.

Durchführung
1. Brainstorming (10 Minuten)
Zwei Gruppen werden gebildet. In der Mitte zwischen den Gruppen werden die beiden Karten mit den Begriffen „Kooperation“ und „Egoismus“ gelegt, um beide Karten herum je ca. 20 leere Moderationskarten. Jedes Team erhält einen Marker. Die Teams haben die Aufgabe, innerhalb von einer Minute so viele Schlagwörter wie möglich zu den beiden Begriffen zu sammeln.
Die Schlagwörter werden dafür auf die leeren Moderationskarten geschrieben – ein Schlagwort/Gedanke pro Karte – und zu dem jeweiligen Begriff gelegt. Dabei darf aber immer nur eine Person aus dem Team die Linie übertreten, zu den Karten gehen
und ein Schlagwort/einen Gedanken aufschreiben. Keine Person darf zweimal hintereinander gehen. Die Gruppe kann sich beraten und gemeinsam Schlagwörter sammeln.

2. Einleitung und Regeln des Gesprächs (10 Minuten)
Nachdem die Gruppe so ihre Assoziationen gesammelt hat, wird gemeinsam um die Karten herum ein Stuhlkreis aufgebaut. Alle setzen sich. Die Gesprächsleitung gibt eine kurze Überleitung in das folgende philosophische Gespräch: Seit vielen Jahrhunderten wird die Frage nach dem Wesen des Menschen diskutiert. Eine Position in der Debatte geht davon aus, dass die Menschen egoistisch zur Welt kommen und die Gesellschaft sie zu Kooperation erziehen muss. Eine andere Position meint, dass die Menschen ursprünglich kooperativ sind und später von ihrem Umfeld zu Egoisten gemacht werden. 
Was denkt ihr: Wann ist der Mensch kooperativ? Die visualisierte Frage für das philosophische Gespräch wird in die Mitte gelegt.
Bevor das Gruppengespräch beginnt, werden die folgenden Gesprächsregeln kurz erklärt: 
Es gibt einen Redeball. Nur wer diesen Ball in der Hand hält, spricht. Die anderen hören zu und lassen die Person ausreden. Die Gesprächsleitung wirft den Ball einer Person zu. Wenn diese fertig ist, wirft sie den Ball zurück an die Leitung. In Gruppen mit Gesprächserfahrung können die TN sich den Ball auch direkt gegenseitig zuwerfen.
Sie sollen dabei beachten, dass alle, die ein Zeichen geben, zu Wort kommen. Zusätzlich können gemeinsam weitere Gesprächsregeln vereinbart werden.

3. Philosophisches Gespräch (20 Minuten -60 Minuten)
Das Gespräch beginnt und nimmt seinen Lauf (zur Rolle der Gesprächsleitung dabei siehe die Tipps für Anleitende). Das Gespräch kann 20 bis maximal 60 Minuten dauern, je nachdem, wie anregend das Thema für die Gruppe ist. Das Ende des Gesprächs kann die Gesprächsleitung setzen, indem eine Sanduhr in die Mitte gestellt wird. Wenn der Sand durchgelaufen ist, wird das Gespräch beendet.

4. Auswertung (10 Minuten)
Am Ende fasst die Leitung das Gespräch kurz zusammen und bittet die TN um eine abschließende Blitzlichtrunde. Die TN können reihum folgende Frage beantworten (wer nichts mehr sagen möchte, kann den Ball auch weitergeben): Zu welchen Erkenntnissen oder Gedanken hat dich die Ausgangsfrage „Wann ist der Mensch kooperativ?“ inspiriert?
Das Gespräch wird anschließend mit einer Daumenrunde ausgewertet. Hierfür schließen alle TN die Augen und strecken ihre Faust nach vorne. Wenn sie die folgenden Auswertungsfragen für sich mit Ja beantworten, strecken sie den Daumen nach oben. Wenn sie sie mit Nein beantworten, halten sie den Daumen nach unten. Sie können mit dem Daumen aber auch einen Wert dazwischen anzeigen.
Nacheinander werden folgende Auswertungsfragen genannt, und die TN geben Daumen-Feedback:
>     Konntest du gut zuhören?
>     Hast du das Gefühl, dir wurde zugehört?
>    Konntest du dich auf deine Art und Weise beteiligen?
>     Hast du dich in der Gruppe wohlgefühlt?
>     Hast du Neues gehört oder gedacht?
>     War es für dich interessant?
Die Übung kann hier beendet werden.
Wenn sich im philosophischen Gespräch auch „Wissensfragen“ ergeben haben, können diese als Forschungsaufträge an Kleingruppen verteilt und in Büchern, im Internet oder durch Befragungen recherchiert und in einer Ergebnispräsentation zusammengetragen werden.
Um dem Bezug zum Thema Wirtschaft herzustellen, kann man danach zu folgenden Fragen weiterarbeiten:
> Wo ist unser Wirtschaftssystem auf Konkurrenz angelegt, wo auf Kooperation?
> Von welchen Menschenbildern wird in unserem Wirtschaftssystem ausgegangen?
> Brauchen wir ein neues Menschenbild, um eine nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten?
> Wie kann eine Wirtschaft aussehen, die stärker auf Kooperation statt auf Konkurrenz setzt?

Gewinnt so viel ihr könnt!

In Gruppen wird das Experiment „Gewinnt so viel ihr könnt“ durchgeführt. Anschließend wird die Übung gemeinsam reflektiert und Bezüge zu ähnlichen Situationen im realen Leben hergestellt.

Vorbereitung
Für das Experiment werden jeweils eine rote und eine schwarze Spielkarte je Gruppe benötigt. Der Gewinnplan und eine Spieltabelle (s.u.) werden am Flipchart oder an der Tafel visualisiert.

Durchführung
Die Gruppe der TN wird in zwei Teams aufgeteilt. Dabei ist es ratsam, dass die jeweiligen Teams nicht größer sind als 6 Personen, um den Austausch innerhalb der Gruppen zu gewährleisten. Soll das Experiment mit einer größeren Gruppe und zwei Anleitenden durchgeführt werden, dann bieten sich zwei parallele Spiele an. Die beiden Teams ziehen sich in entfernte Ecken des Raumes zurück, damit sie sich innerhalb ihres Teams austauschen können, ohne dass sie vom anderen Team gehört werden.
Jedes Team bekommt eine schwarze und eine rote Karte. Dabei ist das Blatt (Pik, Karo, Herz, Kreuz bzw. Schell, Herz, Blatt, Eichel) sowie der Wert der Karte unerheblich. Die Spielleitung verkündet das Ziel des Spiels, möglichst viele Punkte zu sammeln: „Gewinnt so viel ihr könnt!“ Dabei soll die/der Anleitende sich zunächst nicht dazu äußern, ob die Teams nur im jeweils eigenen Team (Konkurrenz) oder gemeinsam in der Gesamtgruppe (Kooperation) so viele Punkte wie möglich sammeln sollen. Erst auf Nachfrage kann erwähnt werden, dass dies nicht festgelegt ist.
Der Gewinnplan wird für beide Teams sichtbar an der Tafel oder am Flipchart aufgehängt und es werden die Spielregeln erklärt:
> Beide Teams beraten sich und spielen dann eine Karte. Wichtig ist, dass die Entscheidung eines jeden Teams völlig unabhängig von der Entscheidung des jeweils anderen Teams getroffen wird.
> Spielen beide Teams eine rote Karte (Herz oder Karo), dann erhalten beide Teams jeweils 3 Pluspunkte (Rot = Kooperation).
> Spielen beide Teams eine schwarze Karte (Pik oder Kreuz), dann erhalten beide Teams jeweils 3 Minuspunkte (Schwarz = Konkurrenz).
> Spielt ein Team eine schwarze Karte und ein Team eine rote Karte, dann erhält das Team, das „Schwarz“ gespielt hat, 6 Pluspunkte. Das andere Team erhält 6 Minuspunkte.

Zusammenfassung: Gewinnplan


Eine Spieltabelle nach folgendem Vorbild wird an der Tafel oder am Flipchart visualisiert, um darin den Punktestand während des Spiels zu vermerken:


Folgende Verhaltensmuster könnten in den Gruppen auftreten:
> Wie du mir, so ich dir: Nachdem ein Kooperationsangebot ausgeschlagen wurde, schlägt die ausgenutzte Gruppe das nächste Kooperationsangebot der anderen Gruppe selbst aus.
> Nettigkeit: Ein Kooperationsangebot wird in der nächsten Runde erwidert.
> Versöhnungsbereitschaft: Eine Gruppe macht weitere Kooperationsangebote, obwohl sie zuvor ausgenutzt wurde.
> Klarheit/Unklarheit: Gruppen können versuchen, ihr Spiel für das andere Team verständlich oder unverständlich zu machen, um ihre jeweiligen Spielabsichten besser verfolgen zu können.

Auswertung
Nach einer vorher festgelegten Anzahl von Runden (ca. 5-10) wird das Experiment beendet:
> Welche Strategie habt ihr im Spiel verfolgt? Warum?
> War es euer Ziel, Punkte nur für das eigene Team zu sammeln oder auch für die Gesamtgruppe? Warum?
> Hat sich eure Strategie im Laufe des Spiels verändert? Warum?
> Wie habt ihr euch gefühlt, wenn ihr gewonnen bzw. verloren habt?
> Kennt ihr ähnliche Situationen aus dem realen Leben?
> Welche Voraussetzungen sind für Kooperation nötig?

Das Experiment haben wir aus diesem Buch übernommen und angepasst:
Annette Reiners: Praktische Erlebnispädagogik 2. Augsburg 2007, S. 180-183.

Im Hinterzimmer

Kurzbeschreibung

Die TN beschäftigen sich durch ein Fallbeispiel mit dem Thema Lobbyismus. Spielerisch werden die Durchsetzungsmöglichkeiten verschiedener Interessengruppen gegeneinander abgewogen.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Hintergrund

Im Sommer 2010 veröffentlichte eine Gruppe von zunächst 22 europäischen Parlamentsabgeordneten einen Aufruf zur zivilgesellschaftlichen Überwachung der Finanzmärkte. Dieser Aufruf stellte sowohl einen Hilferuf als auch eine Warnung dar: Diese Abgeordneten waren seit der Finanzkrise mit immer mehr technischen Gesetzen zur Regulierung der Finanzmärkte beschäftigt und wurden in dieser Funktion mit Kontaktanfragen von Vertreter*innen der Finanzindustrie geradezu überschwemmt. Auf der anderen Seite fehlte eine gut informierte zivilgesellschaftliche Kraft, die ein Gegengewicht zur Position der Finanzindustrie hätte einnehmen können. Innerhalb dieser parteiübergreifenden Gruppe von Abgeordneten wuchs deshalb die Besorgnis, dass eine Unausgewogenheit der Lobbys auf dem Gebiet der Finanzmärkte zu undemokratischen Ergebnissen führen könnte. Der Aufruf fand hohen Anklang und

Unterstützung in Brüssel und darüber hinaus. In den darauffolgenden fünf Monaten unterzeichneten ihn mehr als 160 Abgeordnete und gewählte Repräsentant*innen aus einer Vielzahl verschiedener Parteien und EU-Mitgliedstaaten. Im April 2011 wurde als weitere Konsequenz die unabhängige Organisation „Finance Watch“ gegründet, die nun die Stimme der Gesellschaft bei Reformen des Finanzmarktes vertreten soll (vgl. www.finance-watch.org/ueber-uns/warum-finance-watch). Dieser Aufruf ist der Ausgangspunkt, von dem aus die Rolle von Lobbyismus, also der Vertretung mächtiger Interessengruppen analysiert und verständlich gemacht werden soll. Am Ende stehen die Fragen, welche Rolle Lobbyismus für das Voranbringen oder Verhindern gesellschaftlichen Wandels spielt und welche Möglichkeiten der Einflussnahme wir als Zivilgesellschaft haben.

Vorbereitung

Der Aufruf und der Arbeitstext sollen in ausreichender Anzahl ausgedruckt zur Verfügung stehen. Der Beamer wird aufgebaut. Im Raum wird ein Kleiderbügel mit einer Krawatte oder einer Fliege angebracht. An beiden Seiten des Bügels werden Schnüre befestigt, an denen später mit Wäscheklammern die beschrifteten Moderationskarten aufgehängt werden (siehe Visualisierung).

Ablauf

1. (5 Minuten) Aufruf vorlesen

Zunächst wird der „Aufruf europäischer Abgeordneter zur zivilgesellschaftlichen Überwachung der Finanzmärkte“ für alle vorgelesen. Das Vorlesen kann ein wenig in Szene gesetzt werden, um die Brisanz des Textes hervorzuheben. Anschließend werden Verständnisfragen geklärt.

2. (5 Minuten) Begriffserklärung

Dann wird anhand des Schemas zu Lobbyismus (Arbeitsmaterial) der Begriff „Lobbyismus“ geklärt. Die Powerpoint-Folie ist für die Präsentation so animiert, dass das Schema nach und nach entwickelt werden kann: Es werden zunächst die Funktionen von Lobbyismus für den Austausch zwischen Politik und Interessenverbänden beleuchtet. Dann werden anhand der Mittel, die Interessengruppen zur Erreichung ihrer Ziele einsetzen, zwischen Lobbyismus im „engen“ und „weiten“ Sinn unterschieden. Lobbyismus im „engen“ Sinn umfasst die Einflussnahme über bezahlte Lobbyisten, die in den „Vorhallen der Parlamente“ (= Lobby) Einfluss auf Entscheidungs-träger*innen nehmen. Zu Lobbyismus im „weiten“ Sinn zählt dagegen auch Interessenpolitik über die Öffentlichkeit, insbesondere über die Medien.

3. (15 Minuten) Funktionen von Lobbyismus

In einer anschließenden kurzen Diskussionsrunde tragen die TN erste positive und negative Aspekte von Lobbyismus zusammen. Auf der einen Hälfte des Flipcharts werden zunächst noch einmal die definierten Funktionen von Lobbyismus in Erinnerung gerufen und ggf. ausdifferenziert, auf der anderen Hälfte werden kritische Punkte gesammelt:

>Warum gibt es Lobbyismus? Welche Funktion erfüllt er für politische Entscheidungsträger*innen > Welche Probleme sind damit für eine demokratische Gesellschaft verbunden?

4. (15-20 Minuten) Textarbeit in Gruppen

Im nächsten Schritt werden anhand eines konkreten Beispiels – der Automobilindustrie – die Möglichkeiten von Konzernen untersucht, Einfluss auf Politikentscheidungen zu nehmen. Zunächst werden die TN in drei Gruppen eingeteilt – in die „Autolobbyisten“, die „Umweltlobbyisten“ und die „Regierung“. Alle Mitglieder der drei Gruppen erhalten und lesen anschließend den Arbeitstext „Die Autoindustrie und die Regelung der Pkw-Effizienzlabel“ (siehe Arbeitsmaterial). Dann filtern die „Autolobbyisten“ heraus, wie „die Autoindustrie“ im Fallbeispiel vorgegangen ist, um ihre Interessen durchzusetzen. Die „Umweltlobbyisten“ tun das Gleiche für die Aktivitäten der Umweltverbände. Die „Regierung“ sammelt im Text alle Informationen über das Verhalten der Regierung bzw. der öffentlichen Institutionen. Die Gruppen fassen ihre Ergebnisse zusammen und halten sie auf Moderationskarten fest.

5. (25 Minuten) Zusammentragen an der „Waage“

Dann werden die Ergebnisse im Plenum zusammengetragen. Dafür wird die vorbereitete Kleiderbügel-Waage (siehe Visualisierung im Arbeitsmaterial) in die Mitte gehängt. Jetzt befestigen zunächst die „Autolobbyisten“ und dann die „Umweltlobbyisten“ ihre Moderationskarten mit Wäscheklammern an der Waage. Zuletzt werden die Karten der „Regierung“ neben die Waage an die Wand gehängt oder auf den Boden gelegt. Anschließend können weitere Formen von Lobbyismus, die den TN bekannt sind, ergänzt werden.

6. (10 Minuten) Diskussion

Dann wird das Fallbeispiel anhand folgender Fragen diskutiert:

> Wie unterscheiden sich die Mittel, die den beiden gegenüberstehenden Akteuren zur Verfügung stehen?

> Welche Mittel haltet ihr für besonders wichtig für eine erfolgreiche Interessenvertretung?

> Welche Rolle spielen finanzielle Mittel? Welche Rolle spielt die Öffentlichkeit?

> Wie könnte man Ungleichgewichte stärker ausbalancieren, bei denen „mächtige“ Akteure z. B. aus der Wirtschaft begünstigt sind? Wie könnten benachteiligte Gruppen einen besseren Zugang erlangen?

7. (15 Minuten) Auswertung

Die Auswertung soll dazu anregen, dass die TN einen persönlichen Bezug zwischen sich und dem Thema herstellen und Handlungsperspektiven erkennen. Die Auswertung kann anhand folgender Fragen erfolgen:

> Was hat euch überrascht? Was war für euch neu im Hinblick auf die Funktionsweisen von Lobbyismus?

> Durch welche Interessengruppen fühlt ihr euch repräsentiert? Warum (nicht)?

> Welche Möglichkeiten haben wir selbst, unsere Interessen durchzusetzen?

> Welche Rolle spielt Lobbyismus für gesellschaftlichen Wandel bzw. dessen Verhinderung

Varianten

Bei fortgeschrittenen Gruppen kann die Lobbyismus-Definition auch über ein Zurufgespräch gemeinsam erarbeitet werden.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Bei jüngeren Gruppen ist es möglich, dass die TN bei der Auswertung Schwierigkeiten haben, vom konkreten Fallbeispiel zu abstrahieren und die Vielfalt der eingesetzten Mittel zu verstehen. Deshalb kann es hilfreich sein, bekannte Mittel von Lobbyist*innen vorher zu benennen oder von den TN über Zuruf zu sammeln, z. B. Materielle Unterstützung/Geld, persönliche Beziehungen, Bereitstellung von Informationen, Beratungsangebote, Drohen mit negativen Konsequenzen, Öffentlichkeitsarbeit … Für eine allgemeine Einführung in das Thema Lobbyismus zur Vorbereitung für Anleitende eignet sich: Bundeszentrale für politische Bildung (2006): Verbände und Lobbyismus, online verfügbar unter: www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/29791/verbaende-und-lobbyismus. Eine klar Wirtschaftslobby-kritische Perspektive findet sich in Veröffentlichungen von LobbyControl, z. B. Der Lobbyreport 2013, online verfügbar unter: www.lobbycontrol.de/wp-content/uploads/Lobbyreport2013.pdf

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Zur Weiterarbeit zum Thema Lobbyismus eignen sich die Forderungen von Transparency International – Deutschland (Hg.): Lobbying in Deutschland erkennen. Berlin 2014, S. 5. Online verfügbar unter: www.lobbycontrol.de/wp-content/uploads/Lobbying_in_Deutschland_2014.pdf Wenn weitere eigene Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden sollen, eignet sich die Methode „Eine andere Welt im Bau 2.0“ (Grundlagen). Zur Weiterarbeit zu verschiedenen Ebenen und Akteuren gesellschaftlichen Wandels empfehlen wir die Methode „Wer macht den Wandel?“ (Methodenheft „Endlich Wachstum!“, Kapitel 5).

Die TN beschäftigen sich anhand eines Begriffsschemas und eines konkreten Fallbeispiels mit dem Thema Lobbyismus. Mithilfe einer symbolischen Waage werden die Möglichkeiten unterschiedlicher Interessengruppen, ihre jeweiligen Interessen durchzusetzen, gegeneinander abgewogen.

Fragen an ein Produkt

Die Teilnehmenden stellen als Forscher_innen Fragen an ein bestimmtes Produkt (Schuhe, Stuhl, Hose, Stift …). Mit diesen Fragen sollen sie möglichst viel darüber herausfinden, wie die Produktion und Verteilung dieses Produktes in der Gegenwart organisiert ist. Darüber erarbeiten sie wirtschaftliche Zusammenhänge unserer kapitalistischen Produktionsweise.

Arbeitsmaterial zum Download:

Vorbereitung
Die TN sitzen im Stuhlkreis. In der Mitte liegen Moderationskarten und Stifte bereit.

Durchführung
1. Einleitung
Die Anleitenden erklären kurz, worum es im Folgenden gehen soll: Wie viele Stellen sind an der Herstellung eines Produktes beteiligt, wie weit ist ein Produkt manchmal gereist, wer ist daran beteiligt, wer gewinnt und verliert usw. Vorerst tritt eine Bewertung der Vorgänge in den Hintergrund, obwohl sie in Fragen und Antworten bereits mitschwingen kann.

2. Fragen sammeln (15’)
Die TN sitzen im Stuhlkreis und werden als Forscher_innen begrüßt. Sie haben die Aufgabe, anhand eines verfügbaren und arbeitsteilig hergestellten Produktes, auf das sie sich selbst einigen, herauszufinden, wie dessen Herstellung, Konsum und Verteilung in der heutigen Gesellschaft in ihrer Stadt/Deutschland/Europa eigentlich funktionieren.
Sie gehen die Forschung folgendermaßen an:
Die Gruppe wählt ein Produkt aus. Dieses Produkt wird in die Mitte des Stuhlkreises gelegt. Die TN werden dazu aufgefordert, 1-2 Minuten für sich zu überlegen, welche Frage sie an das Produkt stellen möchten, um etwas Wichtiges über die Umstände seiner Herstellung und Verteilung herauszufinden. Diese Frage schreiben sie auf eine Moderationskarte und behalten diese vorerst für sich.
Dann liest ein_e TN ihre Frage vor und legt die Karte in die Mitte zum Gegenstand dazu. Die TN, die eine ähnliche Frage aufgeschrieben haben, lesen diese ebenfalls nacheinander vor und legen die Karte in die Mitte. Wenn es keine ähnlichen Fragen mehr gibt, kann die nächste vorgestellt und abgelegt werden usw. Dadurch entsteht eine geordnete Übersicht über die verschiedenen Kategorien der Fragen am Boden. Sind alle Fragen vorgestellt, finden die TN zusammen mit den Moderierenden Überbegriffe für die verschiedenen Cluster. Wenn sich dabei herausstellt, dass wichtige Bereiche fehlen, können diese noch ergänzt werden (siehe Mindmap).

3. Erforschung gesellschaftlicher Produktions- und Naturverhältnisse heute (35’)
Jetzt werden die TN dazu aufgefordert, sich in Kleingruppen zusammenzufinden (Anzahl der Gruppen = Anzahl der Clusterbereiche). Sie beantworten in 10 Minuten gemeinsam die Fragen aus ihrem Clusterbereich so weit, wie es ihnen möglich ist. Die Antworten schreiben sie auf Moderationskarten. Dann stellen sich die Gruppen ihre Ergebnisse gegenseitig vor, wobei sich ein Cluster- und Moderationskartenbild in der Mitte des Stuhlkreises bildet.
Anschließend haben alle TN noch ca. 10 Minuten die Möglichkeit, sich im Raum zu den Clustern zu bewegen und offene Fragen zu beantworten bzw. Antworten zu ergänzen. Die Antworten können ggf. von der Moderation korrigiert und ergänzt werden.

4. Diskussion und Auswertung (10’)
Zum Abschluss kommen alle TN in den Stuhlkreis zurück. Die Anleitenden lenken nun die Aufmerksamkeit weg von einzelnen Fragen oder Antworten hin zur Bewertung des Gesamteindrucks. Mögliche Fragen dafür können sein:
> Was war neu für euch? Was hat euch überrascht?
> Was bedeuten diese Zusammenhänge für die Beteiligten, die Umwelt und Ressourcen?
> An welchen Stellen haltet ihr Veränderungen für nötig oder wünschenswert?

Warum Menschen fliehen

Die Teilnehmenden (TN) diskutieren die Verantwortung des Globalen Nordens in Bezug auf Fluchtursachen und überlegen, wie sich Fluchtursachen wirkungsvoll bekämpfen lassen.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Hintergrund

Im Zuge der sogenannten Flüchtlingskrise wird häufig die Bekämpfung von Fluchtursachen als wirkungsvollste Lösung benannt. Praktisch wird allerdings vor allem Fluchtabwehr betrieben, indem sich die reicheren Weltregionen zunehmend abschotten. Was müsste also passieren, um Fluchtursachen wirklich ganzheitlich zu bekämpfen?
Ob Krieg und Gewalt, Verfolgung und Diskriminierung, Armut und Perspektivlosigkeit, Umweltzerstörung und Klimawandel oder Rohstoffhandel und Landraub – meist sind diese häufigsten Fluchtursachen eng miteinander verwoben, und sehr oft hängen sie mit der zunehmenden globalen Ungleichheit zwischen Arm und Reich sowie mit den Produktions- und Lebensweisen des Globalen Nordens zusammen.
Allein die Zahl der Klimaflüchtlinge wird heute bereits auf über 20 Millionen geschätzt, bis zum Jahr 2050 wird sich diese Zahl vermutlich deutlich erhöhen. Die Verantwortung der Industrieländer liegt beim Thema Klimawandel auf der Hand, und trotzdem werden Klimaveränderungen und Umweltzerstörung bislang nicht als Asylgrund anerkannt. Gerade Flucht aus „wirtschaftlichen Gründen“ wird häufig als illegitim dargestellt und den Betroffenen keinerlei Schutzperspektive geboten. Dabei kann nicht außer Acht gelassen werden, dass auch „ungerechte Handels- und Wirtschaftsbeziehungen, […] die Ausplünderung von Rohstoffvorkommen oder die Zerstörung lokaler Märkte“ Armut und Perspektivlosigkeit anderswo mitverursachen.
Die Methode geht den viel diskutierten Fluchtursachen auf den Grund und lädt zu einer kritischen Diskussion darüber ein, welche Ursachen den jeweiligen Fluchtgründen vorausgehen. Dabei wird deutlich: „Je gerechter die Welt gestaltet ist, umso weniger sind Menschen zur Flucht gezwungen.“

Vorbereitung
Die einzelnen Text-Schnipsel der Mystery-Geschichten werden ausgeschnitten und in Umschläge gelegt. Die Auswertungsfragen werden ebenfalls ausgedruckt und außen auf den Umschlag geklebt. Die Anleitenden sollten sich zudem die zusammenhängenden Mystery-Geschichten ausdrucken, um eine mögliche Lösungsvariante parat zu haben.
Das Raster für die Vorschläge zur Bekämpfung von Fluchtursachen (siehe Arbeitsmaterial) wird vorbereitet.

Durchführung

1. Einstieg (10 Minuten)

Die Anleitenden führen zum Thema hin und erläutern das Ziel der Methode, z. B.: „Ziel ist es, sich mit verschiedenen Fluchtursachen zu beschäftigen und Zusammenhänge zwischen dem globalen Wirtschaftssystem, Lebensweisen im Globalen Norden und Fluchtursachen im Globalen Süden zu verstehen. Darauf aufbauend werden wir Strategien zur Bekämpfung von Fluchtursachen entwickeln.“ Anschließend werden fünf Kategorien von Fluchtursachen vorgestellt (für eine gemeinsame Erarbeitung der Kategorien mit den TN siehe auch die Methode „Wem steht die Welt offen?“):
> Krieg und Gewalt
> Perspektivlosigkeit und Armut
> Diskriminierung und Verfolgung
> Rohstoffhandel und Landraub
> Umweltzerstörung und Klimawandel
Es bietet sich an, in der Gruppe nach Beispielen zu den einzelnen Kategorien zu suchen, um das Verständnis bezüglich der Kategorien zu erhöhen (siehe dazu im Arbeitsmaterial die Broschüre „Warum Menschen fliehen“). Es sollte auf den begrifflichen Unterschied zwischen Flucht (erzwungene Migration) und freiwilligen Formen der Migration hingewiesen werden, wenngleich die Übergänge zwischen diesen Kategorien fließend sein können.

2. Kleingruppenarbeit mit Mystery-Geschichten (30-45 Minuten)

Die Anleitenden führen nun zur Gruppenarbeit hin. Es werden bis zu acht Kleingruppen gebildet. Die Gruppen erhalten je einen Umschlag mit einem Mystery-Puzzle. Die Kleingruppen bringen die Schnipsel in eine für sie logische Reihenfolge und vollziehen so die Zusammenhänge zwischen den Ereignissen nach. Anschließend überlegen die TN in ihren Kleingruppen, welche der fünf Fluchtkategorien am besten zu ihrer Geschichte passt, und diskutieren die Auswertungsfragen auf dem Umschlag.

3. Vorstellung der Gruppenergebnisse (20 – 30 Minuten)

Alle kommen wieder in einem Stuhlkreis zusammen. Die fünf Fluchtkategorien vom Anfang werden visualisiert. Die Kleingruppen geben nun knapp in eigenen Worten ihre Geschichte wieder und ordnen ihr Beispiel einer der Fluchtkategorien zu. An dieser Stelle können Verständnisfragen an die Kleingruppen gestellt werden, Diskussionsfragen werden hintenangestellt.

4. Auswertung (15 Minuten)

Nachdem alle Geschichten vorgestellt wurden, bieten sich folgende Auswertungsfragen an:
> Welche Zusammenhänge zwischen unseren Produktions- und Lebensweisen im Globalen Norden und den wesentlichen Fluchtursachen sind für euch besonders verständlich geworden?
> In welchen Bereichen sind die Zusammenhänge für euch eher unklar?
> Was kann getan werden, um Fluchtursachen zu bekämpfen?
Für die Diskussion um die Bekämpfung von Fluchtursachen wird zur Visualisierung ein Raster mit den Fluchtpunkten lokal-global und strukturell-individuell vorbereitet (siehe Arbeitsmaterial). Die Anleitenden notieren die Vorschläge auf Moderationskarten und ordnen diese gemeinsam mit der Gruppe im Raster zu. Dabei können Ideen, die bereits in der Gruppenphase aufgekommen sind, aufgegriffen werden. Durch die Diskussion sollte deutlich werden, dass auf allen Ebenen etwas getan werden kann, es aber gleichzeitig um komplexe Zusammenhänge geht und keine einfachen, einseitige Lösungen vorhanden sind.

Varianten

Es bietet sich an, die Methode „Wem steht die Welt offen?“ als Einstieg zu wählen.

Tipps und Hinweise für Anleitende

In den Mystery-Geschichten werden komplexe Zusammenhänge sehr vereinfacht wiedergegeben. Es sollte darauf hingewiesen werden, dass es sich hier um eine bewusste Komplexitätsreduktion handelt. Es muss sowohl mit Abwehrreaktionen bezüglich der „eigenen Verantwortung“ in Bezug auf Fluchtursachen gerechnet werden als auch mit vereinfachten Schuldzuweisungen und Lösungsvorschlägen. Die Anleitenden sollten zwischen diesen Positionen vermitteln, indem sie auf die Komplexität hinweisen, ohne klare Verantwortlichkeiten zu negieren.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Bei Gruppen mit großem theoretischen Interesse kann eine Auseinandersetzung mit dem Konzept der imperialen Produktions- und Lebensweisen oder postkolonialen Theorien angeschlossen werden

Produktion verändert sich

Anhand von zwei Texten beschäftigen sich die TN in Kleingruppen mit den Produktionsweisen im Feudalismus und Kapitalismus. Nach einer gemeinsamen Erarbeitung der zentralen Unterschiede im Plenum stellen sie diese Unterschiede in Zeichnungen oder kleinen Comics dar.

Hintergrund
Häufig wird der Begriff „Kapitalismus“ genutzt, um das derzeitige Wirtschaftssystem zu kritisieren, ohne genau zu benennen, was mit Kapitalismus eigentlich gemeint ist. Dadurch wird eine klare und differenzierte Kritik oft erschwert. Der Kapitalismus ist ein komplexes System, das sich historisch immer wieder stark gewandelt hat, und ist daher nicht leicht zu fassen. Dennoch will diese Methode idealtypisch und möglichst knapp die Grundstrukturen kapitalistischer Produktionsweisen vermitteln, indem „der Kapitalismus“ dem zuvor in Europa vorherrschenden Feudalismus gegenübergestellt wird.

Vorbereitung
Die Anleitenden drucken die Grundlagentexte (ein Text pro TN) und die Tabelle mit den Leitfragen (eine Tabelle pro Gruppe) in ausreichender Anzahl aus. Zur Vorbereitung lesen die Anleitenden gründlich beide Texte, um auf eventuelle Rückfragen reagieren zu können.

Falls verfügbar, empfehlen wir zur Vorbereitung auch das Kapitel „Feudalismus – Kapitalismus: typologisch“ (In: Resch, Christine/Steinert, Heinz: Kapitalismus. Porträt einer Produktionsweise. Münster 2011), auf dem die Texte basieren.

Durchführung
1. Einstieg in das Thema (15 Minuten)
Die Anleitenden stellen das Thema der Methode vor und erläutern, dass wir derzeit in einem Wirtschaftssystem leben, das in seinen Grundzügen erst seit etwa 250 Jahren in Europa besteht. Die Begriffe Feudalismus und Kapitalismus werden knapp eingeführt.

2. Textarbeit in Gruppen (20–30 Minuten)
Die Gruppe der TN wird geteilt. Eine Hälfte liest den Grundlagentext zu Feudalismus, die andere Hälfte den zu Kapitalismus. Bei mehr als zehn TN empfiehlt es sich, noch einmal Untergruppen mit drei bis vier Personen zu bilden. Zudem wird pro Gruppe eine Tabelle mit Leitfragen (siehe Arbeitsmaterial) ausgeteilt, auf die die TN ihre Antworten schreiben können. Innerhalb ihrer Gruppe klären die TN Verständnisfragen und beantworten anschließend folgende Leitfragen:
> Welche Produktions- und Hilfsmittel kommen zum Einsatz? Wer verfügt über sie?
> Was erhalten die Arbeitenden am Ende der Produktion?
> Welches Maß an Selbstbestimmung hat der/die Arbeiter*in über die Arbeit?
> Wer profitiert von der Arbeit anderer? Wie erhalten sie ihren Profit?
> Welche Möglichkeiten zur Vermehrung des Reichtums gibt es?
> Welchem Zweck dient die Produktion?

3. Zusammentragen der Ergebnisse (20 Minuten)
Die Antworten werden im Plenum kurz vorgestellt, zunächst zum Feudalismus, dann zum Kapitalismus. Gegebenenfalls werden nicht genannte Aspekte ergänzt. Die Anleitenden halten die Antworten der TN anhand einer Tabelle oder einer Mindmap auf einem Flipchart fest (siehe Arbeitsmaterial Vorlage Auswertungstabelle).

4. Zeichnerische Darstellung (25 Minuten)
Anschließend finden sich die TN in Paaren zusammen mit jeweils einer_m Expert_in zu der jeweiligen Produktionsweise. Sie einigen sich auf einen zentralen Aspekt der Produktion, der im Feudalismus/Kapitalismus unterschiedlich abläuft. Zusammen erstellen sie eine Zeichnung oder einen kurzen Comic, in denen dieser Unterschied deutlich wird. Die Zeichnungen werden anschließend im Raum verteilt und als Galerie aufgehängt. Die TN schauen sich die Arbeiten der anderen an.

5. Auswertung (20 Minuten)
Für die Auswertung können folgende Fragen genutzt werden:
> Was war neu für euch?
> Was waren für euch die wichtigsten Unterschiede? Seht ihr auch Gemeinsamkeiten? Kennt ihr weitere Merkmale des Kapitalismus, die ihr ergänzen wollt?
> Kennt ihr Beispiele von Wirtschaftsaktivitäten, die heute innerhalb des Kapitalismus bestehen, aber nicht nach der kapitalistischen Logik funktionieren? Wie erklärt ihr euch die?

Quellen:
Resch, Christine/Steinert, Heinz: Kapitalismus. Porträt einer Produktionsweise. Münster 2011.

Kleine Bühnen, große Themen

Mit dieser Methode werden den Teilnehmenden verschiedene komplexe Themenbereiche aufgezeigt, die im Zusammenhang von Wirtschaftswachstum und Ernährung stehen. Dafür werden diese Themen in Kleingruppen bearbeitet und die Inhalte als szenisches Spiel den anderen Gruppen präsentiert.

Vorbereitung
Die Infoblätter werden ausgedruckt und ein Flipchart bzw. Metaplan und Marker werden bereit gelegt.

Durchführung

  1. Zu Beginn wird der Gruppe die Frage gestellt: Welche Themen fallen euch ein, wenn ihr Wachs-
    tum und Ernährung hört? Diese Frage wird auf einer Moderationskarte notiert und in die Mitte
    eines Flipcharts/Metaplans gelegt. Nun werden die TN gebeten, ihre Antworten auf dem Flipchart
    zu notieren. Dafür hat die Gruppe 5 Minuten Zeit.
  2. Anschließend wird die Gruppe in 3-5 Kleingruppen zu 3-5 TN aufgeteilt. Jede Gruppe erhält
    nun eines der Infoblätter, ohne, dass die TN die Themen der jeweils anderen Gruppen sehen
    können.
  3. Die Kleingruppen haben nun 25 Minuten Zeit, um die Texte zu lesen und sich darüber auszutauschen. Außerdem haben sie die Aufgabe, die Inhalte und wichtigsten Aussagen der Texte
    in Form einer kleinen Theatersequenz von 2-3 Minuten vorzubereiten. Hierfür sind unterschiedliche Räume bzw. Bereiche hilfreich, damit die Gruppen möglichst wenig voneinander mitbekommen.
  4. Während der Gruppenphase wird im Raum eine „Bühne“ vorbereitet. Je nach Möglichkeiten reicht
    eine mit Kreppband gezogene Linie auf dem Boden, um die Bühne darzustellen.
  5. Anschließend kommen alle Gruppen wieder zusammen. Die Szenen werden nacheinander vorgespielt und das „Publikum“ hat die Aufgabe, nach jeder Darstellung zu erraten, welches
    Thema dargestellt wurde. Um die Theatersequenzen einzuleiten, kann das „Publikum“ oder der/
    die Teamende vor jedem Durchlauf ein Startsignal geben. Ist die Sequenz zu Ende, kann
    dies mit einem Applaus unterstrichen werden.
  6. Nach jeder Präsentation und dem Erraten des Themas erläutern die darstellenden Gruppen
    jeweils, worum es in ihrer Auseinandersetzung ging und welche Aspekte ihnen wichtig waren.
    Dann folgt die nächste Gruppe nach dem selben Ablauf, bis alle Gruppen ihre Szenen präsentiert
    haben.

    Auswertung
    Alle TN schütteln ihre Rollen ab und die anleitende Person eröffnet einen abschließenden Austausch anhand der Leitfrage:

Varianten
Bei einer kleinen Gruppe oder sehr begrenzter Zeit können auch einzelne Themen ausgewählt
werden, es sollten aber wenigstens drei Präsentationen erfolgen.

Der laufende Austausch

Diese Methode hat zum Ziel, einen Einstieg in das Thema „Wachstum und Ernährung“ zu schaffen.
Sie greift auf bestehendes Wissen der Teilnehmenden zurück und verdeutlicht die Verbindungspunkte zwischen Lebensmitteln und unserem Wirtschaftssystem.

Vorbereitung
Hinweis: Genug Platz, damit sich die Teilnehmenden frei bewegen können.

Der/die Teamende bereitet den Raum vor. Dazu wird eine große Fläche freigeräumt und die Technik
so aufgebaut, dass die Präsentation und die Musik abgespielt werden können. Von den in der Präsentation dargestellten Produkten sucht sich der/die Teamende 5-6 für seine/ihre Gruppe passende Bilder aus. Die Produkte können so ausgesucht werden, dass sie bereits in das Thema überleiten, das im weiteren Seminarverlauf bearbeitet werden soll.

Durchführung
1. Der/die Teamende erklärt zuerst den gesamten Ablauf der Methode. Dabei formuliert er/sie, dass die Teilnehmenden mit Einsetzen der Musik durch den Raum laufen und bei einem Stopp der Musik sich mit einer jeweils anderen Person zu der immer gleichen Fragestellung austauschen sollen: „Welche Gedanken kommen euch, wenn ihr das Bild seht? Welchen Zusammenhang seht ihr zum Thema Wirtschaftswachstum?“
2. Nun startet der/die Teamende die Musik und stoppt nach ca. 45 Sekunden. Wenn sich Zwei-
ergruppen gefunden haben, zeigt er/sie das erste Bild der Präsentation. Nach ca. 2 Minuten
spielt der/die Teamende erneut Musik ab. Dieser Vorgang wird wiederholt bis alle Bilder gezeigt
wurden.


Auswertung
3. Danach bittet er/sie alle Teilnehmenden, zum Austausch in einem Stuhlkreis zusammen
zu kommen. Mögliche Auswertungsfragen können sein:

Für die Weiterarbeit bietet sich an, die Ergebnisse der Auswertung zu visualisieren, beispielsweise in Form eines Mindmaps.

Wie viel Wettbewerb wollen wir?

Ausgehend von eigenen Erfahrungen mit Konkurrenz und Wettbewerb tauschen sich die Teilnehmenden in einem ersten Schritt darüber aus, welche Effekte diese auf der persönlichen Ebene haben. Daran anschließend diskutieren sie in Kleingruppen, welche Auswirkungen Wettbewerb in der Wirtschaft auf verschiedene Akteure hat. Die Ergebnisse der Diskussion werden in einer großen Mindmap festgehalten.

Hintergrund
Die Anleitenden stellen den TN das Prinzip von Wettbewerb und Konkurrenz als einen der zentralsten, gleichzeitig aber auch sehr umstrittenen Grundpfeiler des dominierenden Wirtschaftssystems – der kapitalistischen Marktwirtschaft – vor. Für uns ist es selbstverständlich geworden, dass Waren wie Schuhe, Computer oder Äpfel, aber auch Dienstleistungen wie z. B. Haareschneiden und sogar Bildung oder Krankenpflege von verschiedenen Anbietern auf einem auf Wettbewerb ausgerichteten „Markt“ bereitgestellt und von Konsument*innen gekauft werden. Wie „frei“ dieser Markt ist, welchen Regeln er unterworfen ist, welche Grenzen er hat und in welchen Bereichen er eingeschränkt wird, muss in jeder Gesellschaft ausgehandelt und festgelegt werden.
Ein mehr oder weniger „freier“ Markt ist aber nur eine Art der Verteilung von Gütern: In einer Planwirtschaft als Gegenpol zur Marktwirtschaft beispielsweise bestimmen nicht Angebot und Nachfrage, was produziert wird, sondern eine zentrale Verwaltung. Zwischen diesen beiden Konzepten gibt es viele Zwischenstufen, je nachdem, wie stark der Staat in Produktion und Verteilung eingreift. Eine Gesellschaft kann marktwirtschaftlich organisiert sein und trotzdem bestimmte „öffentliche Güter“, wie z.B. Bibliotheken, Krankenhäuser oder die Post, nach Bedarf bereitstellen und als staatliche Monopole betreiben. Jenseits der Achse von Markt- und Planwirtschaft können gesellschaftliche Teilbereiche auch subsistenzwirtschaftlich organisiert sein. Dann stellen Menschen die nötigen Güter oder Dienstleistungen selbst her. Die Vorstellung von „Gemeingütern“/Commons wiederum verweist auf Güter wie z. B. saubere Luft, Wissen oder Land, die (noch) niemandem gehören und von allen frei genutzt werden dürfen.
Die meisten Wirtschaftssysteme bestehen aus einer Mischung verschiedener Organisationsformen.
In der Methode soll untersucht werden, welche (positiven und negativen) Effekte Markt und Wettbewerb auf die Beteiligten haben – zunächst auf persönlicher, dann auf wirtschaftlicher Ebene. Die TN diskutieren, an welchen Stellen wie viel Wettbewerb oder Steuerung aus ihrer Sicht sinnvoll ist.

Vorbereitung
Die Zitate werden ausgedruckt, ausgeschnitten und ggf. im Raum aufgehängt.

Durchführung
1. Wettbewerb auf persönlicher Ebene (20 Minuten)
Die TN tauschen sich in Kleingruppen (max. 5 Personen) zu folgenden Fragen aus:
> Wo begegnet euch Konkurrenz oder Wettbewerb in eurem Alltag?
> Wie wirkt sich Konkurrenz aus? Welche positiven und negativen Erfahrungen verbindet ihr damit?
Die TN schreiben ihre Ergebnisse auf Moderationskarten. Nacheinander stellen die Gruppen ihre Gedanken dazu vor. Aus den Karten wird in der Mitte des Stuhlkreises eine Mindmap gelegt. Im Zentrum liegt ein Schild mit der Aufschrift „Wettbewerb“. Die Bereiche, in denen die TN Wettbewerb erfahren, werden außen herum gelegt. Die Auswirkungen von Konkurrenz in diesen Bereichen werden dann in einem weiteren Kreis darum herum angeordnet und in verschiedenen Themenschwerpunkten zusammengefasst (z.B. Motivation/Ansporn zu Leistung, Innovation, Bestätigung/Anerkennung durch Erfolg, Stress/Leistungsdruck, Konkurrenzdenken, ungleiche Startvoraussetzungen, Verschärfung von Ungleichheiten/Ausschluss etc.).
Wenn alle Gruppen vorgetragen haben, können noch einmal Aspekte ergänzt werden.

2. Wettbewerb in der Wirtschaft (15 Minuten)
Jetzt wird die Frage in den Raum gestellt, welche der Aspekte aus der Mindmap sich auf  Unternehmen als zentrale Akteure der Marktwirtschaft übertragen lassen:
> Wo spielt in der Wirtschaftswelt Wettbewerb und Konkurrenz eine Rolle?
> Welche positiven oder negativen Auswirkungen hat Konkurrenz zwischen Unternehmen? Und auf wen wirkt sie sich aus?
> Wer ist in der Wirtschaft sonst noch von Konkurrenz betroffen und wie (z.B. Arbeitnehmer_innen)? Und wie?
Die verschiedenen Aspekte in der Mindmap können nacheinander durchgegangen werden. Die Anleitenden notieren zusätzlich genannte Punkte und insbesondere die Auswirkungen (z. B. negative Auswirkungen auf rote, positive auf grüne Moderationskarten) und erweitert damit die Mindmap an den passenden Stellen oder eröffnet neue Bereiche, bis alle Aspekte aus dem Plenum genannt sind. Aspekte aus der ersten Runde, die nur auf der persönlichen Ebene relevant sind, in der Wirtschaft aber nicht, können an die Seite gelegt werden.

3. Austausch zu Zitaten (15 Minuten)
Im nächsten Abschnitt wird dann in Zitaten nach zusätzlichen Anregungen gesucht. Die vorbereiteten Zitate werden dafür im Raum ausgelegt oder an eine Leine gehängt. Die TN bewegen sich zu zweit durch den Raum und suchen sich ein Zitat aus, das sie anspricht oder einen neuen Aspekt ins Spiel bringt. Sie tauschen sich kurz darüber aus. Dann kommen die TN wieder im Plenum zusammen und stellen ihre Ergänzungen vor. Die Anleitenden halten die Ergebnisse wiederum auf Moderationskarten fest.

4. Auswertung (30 Minuten)
Nun können die gesammelten Auswirkungen, Vor- und Nachteile noch einmal in ihrer Gesamtheit diskutiert werden. Weitergehende Fragen können sein:
> Welche Rolle spielen derzeit Markt und Wettbewerb in der Wirtschaft?
> Gibt es einen „freien“ Markt? Ist der Markt gerecht?
> Welche Bereiche sind von Wettbewerb wenig oder nicht berührt? Welche sollten davon unberührt bleiben?
> In welchen Bereichen sollte der Staat eurer Meinung nach den Markt (stärker) regulieren? Warum?
> Welche Rolle spielen Wettbewerb und Konkurrenz für Wirtschaftswachstum?

Wir spielen Welt


Teilnehmende (TN) visualisieren im Raum Daten zu globalen Beziehungen zwischen ungleichem Handel, Wirtschaftswachstum und Umweltverbrauch.

Lernziele

Die TN …

Ablauf

Vorbereitung


Um die Verteilung der TN auf die Kontinente zu berechnen, muss zuvor die genaue TN-Zahl im Rechner eingegeben werden. Din-A4-Blätter mit der Beschriftung der jeweiligen Kontinente werden ausgedruckt und an je einem Stuhl mit Klebeband festgemacht. Die Stühle werden grob einer Weltkarte ähnelnd im Raum verteilt. Auf zwei DIN-A3-Blätter wird je ein Pfeil gemalt. Die anleitenden Personen sollten den Hintergrundtext und ggf. die Quellentexte gelesen haben.

Durchführung

Es werden verschiedene Parameter nacheinander behandelt: Bevölkerung, BIP, Globaler Süden/Globaler Norden, historische CO2-Emissionen, globaler Materialhandel, Ausbeutung/Entwicklungshilfe. In einem ersten Schritt schätzen die TN selbst die Verteilung ein und positionieren sich bzw. ausgewählte Gegenstände entsprechend ihrer Schätzung auf der Weltkarte. Anschließend werden die tatsächlichen Daten des entsprechenden Parameters aufgelöst und die Gegenstände entsprechend neu verteilt. Die TN können sich kurz hierüber austauschen. Um die Verhältnisse zwischen den Parametern zu visualisieren, stellen die TN sich bei der Auflösung jedes Parameters immer wieder zu den Kontinenten, denen sie sich anfangs beim Bevölkerungsparameter zugeordnet hatten, während die Objekte das Spiel hindurch bei ihren jeweiligen Kontinenten liegen bleiben.

1. (20 Minuten) Aufstellungen auf Kontinenten

Als Erstes bekommen die TN den Auftrag, sich entsprechend der Verteilung der Weltbevölkerung auf die Kontinente zu verteilen. Jede Person repräsentiert damit mehrere Hundert Millionen Menschen. Haben sie sich auf eine Aufstellung geeinigt und auf der Weltkarte positioniert, so wird dieser erste Parameter von der anleitenden Person aufgelöst. Dazu werden die Daten der Kontinente jeweils auf DIN-A4-Blättern visualisiert. Die TN verteilen sich nun entsprechend der Daten neu. Anschließend werden die Datenblätter an der Wand aufgehängt.

Für die Verteilung der nächsten Parameter überlegen sich dann die Kleingruppen der jeweiligen Kontinente, wie viel davon für sie zutrifft. Wenn die Gegenstände des zweiten Parameters BIP (insgesamt: so viele Stühle wie TN) so verteilt und sichtbar platziert sind, dass alle TN mit der Verteilung einverstanden sind, wird auch dieser anhand der berechneten Daten aufgelöst, neu sortiert und die Datenblätter werden neben die ersten an die Wand gehängt. Anschließend wird eine Aussage der TN zu ihrem Anteil erfragt, z. B.: Würden die bei euch stehenden Stühle für alle Menschen auf „eurem“ Kontinent reichen? Herrscht auf „eurem“ Kontinent eher Überfluss oder Mangel?

2. (30 Minuten) Aufstellungen Globaler Süden und Globaler Norden

Nach diesen zwei Aufstellungen werden die Kategorien des Globalen Südens und des Globalen Nordens ohne viel Kontext vorgestellt. Es wird vorgestellt, dass eine Seite des Klassenzimmers jetzt der Globale Süden und die andere Seite der Globale Norden ist. Die TN sollen sich mit ihren Kontinent-Kleingruppen beraten, wo sie denken, dass „ihr“ Kontinent hingehört. Nachdem die TN sich aufgestellt haben, wird der Hintergrund der Begriffe erläutert (siehe Hintergrundtext). Es wird gefragt, ob sich noch manche Kontinent-Kleingruppen ggf. neu positionieren wollen. Dann wird mit der Lösungsvorlage aufgeklärt (siehe Rechentabelle), wo die einzelnen Kontinente zuzuordnen sind. Es werden dabei Nuancen erklärt, sowie dass Japan Teil des Globalen Nordens ist und es auf jedem Kontinent reiche Eliten sowie auch marginalisierte Gruppen gibt. Es wird erläutert, dass die Begriffe daher nicht als schwarz und weiß zu betrachten sind, aber uns auf eine generelle globale geographische Ungleichverteilung und auf koloniale Kontinuität aufmerksam machen (siehe Hintergrundtext).

Bei der letzten Aufstellung geht es um Materialhandel zwischen dem Globalen Süden und dem Globalen Norden. Es werden dazu die zwei Pfeile so auf den Boden gelegt, dass ein Pfeil vom Globalen Norden in den Globalen Süden zeigt und der andere andersherum. Die TN sollen je ihren eigenen Luftballon aufblasen und ihn dem einen oder anderen Pfeil zuordnen, je nachdem, was sie denken, wie viel Material relativ vom Süden in den Norden vs. vom Norden in den Süden fließt. Dann sollen sie sich wieder zu „ihren“ Kontinenten stellen. Anschließend wird wieder eine Aussage der TN zu ihrem Anteil erfragt, z. B.: Warum ist „eure“ Weltregion auf diesen Handel eingegangen? Ist das ein guter Deal für „euch“?


3. (15 Minuten) Auswertung

Danach wird die Übung mit folgenden vertiefenden Fragen ausgewertet:

Variante

Wenn Zeit und Kapazitäten vorhanden sind, kann eine Aufstellung hinzugefügt werden, um Entwicklungshilfe kritisch zu beleuchten. Diese Aufstellung schließt an die des Materialhandels zwischen GS/GN an. Es braucht noch ein Objekt in derselben Anzahl wie TN (Trinkflaschen, Mäppchen, Rucksäcke etc.). Die TN sollen ihr Objekt auf den einen oder anderen Pfeil legen, je nachdem, was sie denken, wie viel Geld 2015 als Entwicklungshilfe vom Globalen Norden in den Globalen Süden geflossen ist vs. wie viel Material, Energie, Land und Arbeitskraft in Geld umgerechnet vom Globalen Süden in den Globalen Norden geflossen ist. Diese Gegenüberstellung ist eine Rechnung aus dem Artikel „Imperialist appropriation in the world economy: Drain from the global South through unequal exchange, 1990–2015“ von Jason Hickel (2022).

Im Auswertungsteil kann zusätzlich zu den vertiefenden Fragen das folgende Zitat groß auf eine Tafel oder ein Flipchartpapier geschrieben werden:

„Diese Menge an Materialien und Energie [die in unserer Darstellung vom Globalen Süden zum Globalen Norden fließt] würde ausreichen, um Infrastruktur und Versorgung bereitzustellen: um Gesundheitsversorgung, Bildung, Wohnen, Wasser, Strom, Heizung, Kühlung, Induktionsherde, Kühlschränke, öffentliche Verkehrsmittel, Computer, Mobiltelefone usw. für die gesamte Bevölkerung des Globalen Südens bereitzustellen, um Armut zu beenden und ein menschenwürdiges Leben für alle zu gewährleisten. Stattdessen wird es für den Konsum und die Akkumulation im [Globalen Norden] abgezweigt.“ (Hickel, 2024)

Die TN werden gefragt, sich dazu zu positionieren. Hierfür sollten ungefähr 10 Minuten mehr eingeplant werden.

Tipps und Hinweise für Anleitende


Bei dieser Methode ist es wichtig, immer wieder auf die Pro-Kopf-Verteilung der verschiedenen Parameter hinzuweisen, indem man diese in Relation zur Bevölkerungszahl setzt
– dargestellt durch die TN-Zahl auf jedem Kontinent.

Quellenangaben

Prys-Hansen, M. (2023). The Global South: A Problematic Term. Internationale Politik Quaterly. Retrieved from: https://ip-quarterly.com/en/global-south-problematic-term

Wiegratz, J., Behuria, P., Laskaridis, C., Liepollo Pheko, L., Radley, B., Stevano, S. (2023). Common challenges for all? A critical engagement of the emerging vision for post-pandemic development studies. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/dech.12785

Konzeptwerk Neue Ökonomie (2022). Globalisierung, Globaler Süden & Norden. In Konzeptwerk Neue Ökonomie: Wörter des Globalen Lernens. Mit Kopf, Herz und Hand. Retrieved from: https://konzeptwerk-neue-oekonomie.org/wp-content/uploads/2022/09/Glossar_GlobalesLernen_Deutsch_digital.pdf

Hickel, J., Dorninger, C., Wieland, H., & Suwandi, I. (2022). Imperialist appropriation in the world economy: Drain from the global South through unequal exchange, 1990–2015. Global Environmental Change, 73, 102467. https://doi.org/10.1016/j.gloenvcha.2022.102467

Hickel, J., Hanbury Lemos, M., Barbour, F. (2024). Unequal exchange of labour in the world economy. Nature. https://www.nature.com/articles/s41467-024-49687-y

Hickel, J. (August, 2017). The Development Delusion_: Foreign Aid and Inequality. American Affairs Journal. Retrieved from: https://americanaffairsjournal.org/2017/08/development-delusion-foreign-aid-inequality/

Upstream & Hickel, J. (2024, Juni 13). How the North Plunders the South w Jason Hickel. [Podcast]Upstream. Retrieved from: https://www.upstreampodcast.org/conversations

Die Welt des Wirtschaftswachstums

Die Methode gibt anhand von kurzen fiktiven Geschichten Einblick in die Wachstumszwänge der kapitalistischen Marktwirtschaft. In drei Kleingruppen wird untersucht, welchen Wachstumszwängen verschiedene Akteur*innen im Kapitalismus (hier exemplarisch: Konsument*in, Unternehmer*in und Politiker*in) ausgesetzt sind und wie sie diese reproduzieren. Anschließend werden die Ergebnisse in einem Schaubild zusammengetragen.

Arbeitsmaterial zum Download:

Vorbereitung

Die Geschichten der 3 Akteur*innen werden auf 3 Tischen im Raum verteilt (Material: Personenbeschreibung) und jeweils die entsprechende Moderationskarte mit dem Namen der Person dazugelegt. Auf jedem Tisch liegen außerdem Papier, Moderationskarten und Stifte. An der Pinnwand wird bereits das spätere Schaubild vorbereitet (Material: Schaubild 1). Folgende Begriffe (Triebkräfte) werden zunächst lose auf Karten an den Rand der Pinnwand gehängt:

Angst vor Arbeitslosigkeit // Konkurrenz // Nachfrage nach neuen Produkten // Produktivitätssteigerung // Profitorientierung // Stabilität der Sozialsysteme // Standortwettbewerb // Verfügbarkeit „billiger“ Rohstoffe und Arbeitskräfte // Wachstumskultur // Wachstumspolitik // Werbung // Zinsen

Durchführung

1. Ziel, Inhalt und Ablauf der Übung werden erklärt. Die TN teilen sich in drei selbst gewählte Gruppen auf. Jede Gruppe setzt sich an einen der drei Tische und beschäftigt sich dort mit einem/r der drei Akteur*innen.

2. Die TN lesen sich zunächst die Geschichte durch. Anhand des beiliegenden Arbeitsauftrages tauschen sie sich dann über die Wachstumszwänge der jeweiligen Person aus. Für die Präsentation bereitet jede Gruppe ein gemaltes Porträt ihrer/ihres Akteurin/Akteurs vor.

4. Jede Gruppe präsentiert nun ihre Figur. Sie pinnt ihr Porträt an die Pinnwand und erklärt, warum und wie diese Person zu Wirtschaftswachstum beiträgt. Im zweiten Schritt werden von den am Rand hängenden Begriffe diejenigen der Person zugeordnet, von denen sie angetrieben wird. Spätere Gruppen können bereits benutzte Begriffe, die auch auf ihre Figur zutreffen, entsprechend verschieben. Betrifft ein Treiber alle drei Akteur*innen, wird er in der Mitte angebracht. Die TN können nach jeder Präsentation vertiefende Rückfragen stellen.

5. Danach werden die Triebkräfte des Wachstums, die evtl. übrig geblieben sind, thematisiert und ergänzt (Material: Schaubild 2).

6. Zum Schluss wird das Schaubild, das bisher eine nationale Ökonomie darstellt, in den internationalen Kontext eingebettet. Insbesondere anhand der Triebkräfte „Standortwettbewerb“ und „Konkurrenz“ kann aufgezeigt werden, wie diese Triebkräfte auch im Verhältnis von Staaten zueinander wirksam sind. Anhand der Karte „Verfügbarkeit ‚billiger‘ Rohstoffe und Arbeitskräfte“ sollte auf (post-)koloniale Ausbeutungsverhältnisse zwischen Globalem Norden und Süden und auf die Ausbeutung der Natur aufmerksam gemacht werden, die globales Wachstum überhaupt erst ermöglichen.

Auswertung

Mögliche Diskussionsfragen auf der Grundlage des Schaubilds sind:

Varianten

Bei größeren Gruppen können pro Akteur*in zwei Kleingruppen gebildet werden, die an denselben Texten arbeiten und sich bei der Vorstellung vor der Gesamtgruppe ergänzen.

Bei Gruppen mit viel Vorwissen müssen die Triebkräfte aus Schritt 5 nicht auf Moderationskarten vorgegeben werden, sondern können von den Teilnehmenden selbst aus den Texten gefiltert werden. Auch können in diesem Fall bereits weiterführende Auswertungsfragen in die Arbeitsgruppen gegeben werden.

Tipps für Anleitende

Zur Einleitung gehört der Hinweis auf die geschlossenen Volkswirtschaft. Es geht also erst einmal darum, wie die Akteur*innen im eigenen Land zu Wirtschaftswachstum beitragen. Zum Schluss der Methode sollte allerdings die Einbettung in die Weltwirtschaft thematisiert werden (Siehe dazu Durchführung 6).

Könnten wir auch anders?

Anhand von Auszügen des Artikels „Wir könnten auch anders“ aus Die Zeit setzen sich die Teilnehmenden in Kleingruppen mit verschiedenen Aspekten der aktuellen Debatte um Wachstum und Wachstumskritik auseinander und tragen ihre Ergebnisse in einem großen Mindmap zusammen.

Lernziele

Die TN…

Vorbereitung

Die Textauszüge werden entsprechend der Zahl der TN ausgedruckt. Jede Kleingruppe benötigt Moderationskarten und Flipchart-Marker.

Für das abschließende Zusammentragen der Texte wird auf dem Boden ein Mindmap vorbereitet: In der Mitte liegt eine Karte mit dem Wort „Wirtschaftswachstum“, auf weiteren Moderationskarten werden die vier Themen (Wachstumszwänge, Lebenszufriedenheit, Arbeitsplätze und Nachhaltiges Wachstum) notiert. Diese werden so um die Mitte herum angeordnet, dass die TN anschließend ihre Moderationskarten dazulegen können.

Durchführung

1. (10 Minuten) Arbeitsauftrag

In Kleingruppen werden Auszüge aus dem Artikel „Wir könnten auch anders“ aus Die Zeit gelesen und bearbeitet. Die Auszüge sind nach den Themen „Macht Wachstum glücklich?“, „Wachstum und Arbeitsplätze“, „Wachstumszwang“ und „Nachhaltiges Wachstum?“ eingeteilt. Dazu werden die TN in vier etwa gleich große Gruppen aufgeteilt. Sie erhalten ihre Texte und suchen sich eine ruhige Ecke für die Kleingruppenarbeit. Auf den Blättern finden die TN auch einen kurzen Arbeitsauftrag.

2. (40 Minuten) Textarbeit

Jede*r liest zunächst für sich den Text. Anschließend können Verständnisfragen gemeinsam geklärt werden. Dann beschäftigen sich die Gruppen mit den Fragen auf den Arbeitsblättern. Die wichtigsten Aspekte werden auf Moderationskarten notiert.

3. (40 Minuten) Austausch

Nun kommen alle Kleingruppen wieder zusammen. Anhand der Moderationskarten, die gleichzeitig an die Mindmap in der Mitte angelegt werden, stellen die Gruppen nacheinander die wichtigsten Inhalte und ihre eigenen Gedanken zu den Textabschnitten vor. Dabei bietet es sich an, mit dem Text zu Wachstum und Zufriedenheit zu beginnen, dann das Thema Arbeit und Wachstumszwang zu behandeln und mit Wachstum und Nachhaltigkeit zu schließen.

4. (10 Minuten) Rückfragen

Nach jeder Gruppenvorstellung können die anderen TN und die anleitenden Personen Rückfragen stellen bzw. ergänzen oder Bezüge zu den anderen Gruppenergebnissen herstellen.

5. (20 Minuten) Auswertung

In der abschließenden Auswertung können bestimmte Aspekte noch vertieft oder weiterführende Fragen gestellt werden:

Varianten

Es gibt die Möglichkeit, zusätzlich noch eine weitere Gruppe zum Thema „Alternativen“ hinzuzunehmen. Diese Gruppe beschäftigt sich ebenfalls mit einem Ausschnitt aus demselben Text, in dem Regionalwährungen, das Stiftungsmodell sowie das Grundeinkommen als Bausteine einer alternativen Ökonomie beschrieben werden. Diese Vorschläge sind aber sehr komplex, weshalb bei dieser Variante eine gute Kenntnis der Thematik durch die anleitende Person notwendig ist.

Tipps für Teamer_innen

Der komplette Artikel aus Die Zeit ist online abrufbar und eignet sich auch sehr gut als vorbereitende Lektüre für einen Workshop oder ein Seminar: https://www.zeit.de/2009/22/DOS-Wachstum (abgerufen: 22.1.2024).

Zur ergänzenden inhaltlichen Vorbereitung empfehlen wir das fünfte Kapitel „Triebkräfte des Wachstums“ aus dem Buch Postwachstum (Schmelzer/Passadakis 2011)

Bei sehr diskussionsfreudigen Gruppen kann deutlich mehr Zeit für diese Methode vonnöten sein. Die Moderation sollte darauf achten, dass die Diskussion fokussiert bleibt.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Um im Anschluss an die Methode über die Wachstumskritik hinauszugehen und auch Lösungsvorschläge zu diskutieren, bietet sich die Methode „Eine andere Welt im Bau“ an. Wenn wenig Zeit zur Verfügung steht, kann die Frage nach den Alternativen auch mit der oben beschriebenen Variante abgedeckt werden.

Die zwei Seiten der Medaille

In Form einer interaktiven Ausstellung setzen sich die Teilnehmenden (TN) anhand von kurzen Texten selbstständig mit dem Für und Wider von Wirtschaftswachstum auseinander.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Vorbereitung

Die Übung benötigt einige Vorbereitungszeit. Zunächst müssen die Wachstumsmedaillen ausgedruckt, ausgeschnitten und zusammengeklebt werden. Sie werden anschließend so im Raum angebracht, dass die TN sie problemlos lesen können und sich beim Betrachten gut im Raum verteilen. Zu den Medaillen werden Flipchartbögen mit Reflexionsfragen (siehe Arbeitsmaterial) für die stille Diskussion aufgehängt. Wird die Methode ohne Aufhängen und Anfertigen der Medaillen durchgeführt (siehe Variante), verringert sich die Vorbereitungszeit.

Durchführung

1. Was ist Wachstum? (5-10 Minuten)

Zum Einstieg bietet es sich an, mit den TN kurz zu erarbeiten, wovon die Rede ist, wenn wir von Wirtschaftswachstum sprechen, und was das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist.

2. Warum soll die Wirtschaft wachsen? (10 Minuten)

Anschließend kann kurz gesammelt werden, warum die Wirtschaft eigentlich wachsen soll (Mitschreiben auf dem Flipchart). Hier werden meist die gängigen Argumente wie Arbeitsplätze, Wohlstand und Steuereinnahmen genannt, die auf den Medaillen aufgegriffen werden.

3. Ablauf erklären (5 Minuten)

Nun wird kurz der Ablauf erläutert: Im Raum befinden sich die Medaillen, um die Argumente für und wider Wachstum nachzulesen. Außerdem hängen im Raum Reflexionsfragen, die die stille Diskussion anregen können. Für die stille Diskussion sind leere Flipchartbögen im Raum verteilt, auf denen die TN, ohne miteinander zu sprechen, ihre Gedanken und Fragen notieren und die Beiträge der anderen ergänzen und kommentieren können.

4. Stille Diskussion (20-30 Minuten)

Die TN haben dann Zeit, die Medaillen-Texte zu lesen. Während des Durchlaufens der Ausstellung steht die anleitende Person für Fragen zur Verfügung.

5. Auswertung (10 Minuten)

Zum Abschluss bietet es sich an, im Stuhlkreis zusammenzukommen. Die Auswertung kann sich an folgenden Fragen orientieren:

Varianten

Die Medaillen können auch in Kleingruppenarbeit erarbeitet und präsentiert werden. Dafür können die Medaillen wie Arbeitsblätter verwendet werden.

Die Auswertung kann als Variante angelehnt an die Methode „Fishbowl“ durchgeführt werden (siehe z. B.: https://de.wikipedia.org/wiki/Fishbowl_(Diskussionsmethode)). Dafür bietet es sich an, Diskussionen zu den Argumenten ausgewählter Medaillen/Themen zu führen, weil eine offene Diskussion zu der ganzen Bandbreite des Pro und Contra von Wachstum überfordernd sein kann. Es kann auch hilfreich sein, dass die TN vor dem Lesen der Medaillen wissen, dass sie eine Fishbowl-Diskussion durchführen werden, um sich besser darauf einzustellen. Eine Fishbowl-Diskussion macht die Methode tendenziell anspruchsvoller. Positionen für die Fishbowl-Diskussion könnten dann sein:

Durchführung digital

Diese Methode ist leicht im digitalen Raum durchführbar. Alle Texte gibt es als PDF-Version und können den TN leicht zur Verfügung gestellt werden.

Auch eine Fishbowl-Diskussion funktioniert digital. Dafür braucht es ein für alle zugängliches Pad, in dem die jeweiligen Pro- und Contra-Argumente verschriftlicht sind. Es kann einfach transparent gemacht werden, wie viele Stühle es pro Argument gibt, indem „Stuhl 1“, „Stuhl 2“ … unter dem jeweiligen Argument aufgelistet wird. Sobald die Diskussion losgeht, können die TN selbstständig ihre Namen „auf einen Stuhl setzen“, andere ablösen, „vom Stuhl aufstehen“, indem sie ihre Namen wieder löschen, etc.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Diese Methode setzt auf den selbstgesteuerten Lernprozess der TN. Sie können selbstständig entscheiden, mit welchen Texten sie sich näher beschäftigen möchten. Ggf. kann es sinnvoll sein, nur eine Auswahl der Medaillen einzusetzen. Es ist wichtig, dass die anleitende Person keine Scheindiskussion anleitet, sondern Für und Wider wirklich nebeneinanderstehen dürfen. Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass die TN irgendwie dahin gebracht werden sollen, von wachstumskritischen Argumenten überzeugt zu werden. Im Gegenteil: Es ist wichtig, dass sich die TN ihre eigene Meinung bilden können, ohne dafür beurteilt zu werden. Das heißt allerdings nicht, dass die anleitende Person die eigene Haltung nicht transparent machen kann – mit dem entsprechenden Fingerspitzengefühl hinsichtlich der Meinungsbildung der TN.

Die eigene Vorbereitung der anleitenden Personen sollte nicht unterschätzt werden, da die Themen der Medaillen komplex sind.

Es kann die Methode bereichern, wenn sich die anleitenden Personen etwas mit feministischer Ökonomiekritik beschäftigen. Diese bietet eine wachstumskritische Perspektive, die hier nur am Rande gestreift wird. Es hat sich nicht angeboten, eine eigene Medaille dazu zu machen, weil es aus unserer Sicht keine Argumente für eine Abwertung von Care-Arbeit gibt.

Schließlich ist es auch gut, wenn die anleitenden Personen sich bewusst sind, dass die wachstumskritische Debatte einige Leerstellen hat. Insbesondere stellt sich die Frage, wie für Länder des Globalen Nordens Degrowth in einer globalisierten Welt realisierbar ist, die auf internationalem Wettbewerb, Konkurrenz und geostrategischen Interessen beruht.