Bildungsmaterialien für eine sozial-ökologische Transformation
  • Gutes Leben?

    Gutes Leben kann es nur für alle geben

    Analyse eines Interviews zu globalen Entwicklungsperspektiven

    60 min
    5-25

    Gutes Leben kann es nur für alle geben

    Einführung in den Hintergrund internationaler „Entwicklungsziele“, schauen eines Videointerviews und Diskussion.

  • Gutes Leben kann es nur für alle geben

    Format: Multimedia

    Barrieren: Hören, Sehen

    Material: Video, Informationsschreiben, Materialien zum Download, Poster oder Moderationskarten

    Zugänglichkeit: Die anleitende Personen sollten sich im Vorfeld über die Idee der „Entwicklung“ und die Situation des Extraktivismus im Globalen Süden informieren, um eine kurze Einführung geben und ggf. Fragen beantworten zu können. Denk daran, dass Themen wie Kolonialismus und soziale Ungleichheiten gegensätzliche Emotionen hervorrufen können. Es ist notwendig, ihnen einen Platz und die Möglichkeit zu geben, sich mitzuteilen, wenn etwas passiert.


    Kritik des Konzepts der wirtschaftlichen Entwicklung, der auf Ausbeutung basierenden Produktionsweisen. Beispiele für sozio-ökologische Transformationsprozesse für eine nachhaltige Entwicklung.

    Lernziele

    Die Teilnehmenden (TN) …

    • lernen konkrete Vorstellungen einer nachhaltigen und gemeinwohlorientierten Gestaltung von Entwicklung kennen und reflektieren diese.
    • verstehen die global dominant gewordene Vorstellung von Entwicklung.
    • stellen den Zusammenhang zwischen Entwicklung und globalen Gerechtigkeitsfragen her und reflektieren in dem Kontext ihre eigenen Bedürfnisse und Gerechtigkeitsvorstellungen.
    • lernen verschiedene Beispiele für Gegenbewegungen und Initiativen kennen, die Alternativen im und zum Kapitalismus entwickeln, fordern und umsetzen.

    Ablauf

    Hintergrund

    Für eine Entwicklungskritik ist es wichtig, die sozio-ökologischen Auswirkungen und ihre kolonialen Kontinuitäten zu analysieren, aber auch zu wissen, welche Alternativen und emanzipatorischen Handlungen möglich sind und zu nachhaltigen Praktiken führen.

    Anleitende Personen sollten sich klar sein, dass das Video eine (historische) Perspektive auf die Themen Extraktivismus und Entwicklung darstellt. Wir empfehlen, sich damit vertraut zu machen, um der Komplexität der Themen gerecht zu werden. Dies betrifft einerseits die im Globalen Norden dominante Vorstellung von Entwicklung – Naturbeherrschung durch technologische Entwicklung und Effizienzsteigerung soll Wohlstand für alle schaffen – und die Kritik an dieser Vorstellung.

    Andererseits ist es etwa für Regierungen im Globalen Süden oft eine Herausforderung, mit einer extraktivistischen Produktionsweise zu brechen, weil das globale Wirtschaftssystem dies kaum zulässt. Unter diesen Bedingungen finanzieren Regierungen mit Interesse an sozialer Gerechtigkeit immer wieder Sozialprogramme über die Ausbeutung von natürlichen Ressourcen. Wenngleich Abbaurechte häufig an Unternehmen aus dem Globalen Norden vergeben werden, gilt dies nicht pauschal, da mit der Globalisierung imperialer Lebens- und Produktionsweisen auch international operierende Unternehmen aus Ländern des Globalen Südens entstanden sind, die wiederum in anderen Ländern des Globalen Südens extraktivistisch aktiv sind. Schließlich möchten wir darauf hinweisen, dass das Video letztlich zuspitzt. Auch innerhalb des Globalen Südens ist die Frage, auf welche Art gesellschaftliche Entwicklung stattfinden soll und wie ein Gutes Leben für alle aussehen könnte, natürlich kontrovers.

    Vorbereitung

    Stell den Projektor auf, um den Workshopraum vorzubereiten. Um das Verständnis des Videos zu unterstützen, empfehlen wir, die folgende Reihenfolge der Ideen, die in dem Kurzfilm gezeigt werden, zu visualisieren.

    Schreib sie auf Flipchartpapier oder Moderationskarten auf:

    Titel des Videos: Verschmutzer und Plünderer: die Wurzeln der Krisen in Afrika.

    Phasen:

    • 1. Autonomie und Selbstversorgung
    • 2. Industrialisierung, Gewalt und Vertreibung von Völkern
    • 3. Unternehmerischer Reichtum und Unternehmen
    • 4. Organisieren für soziale Gerechtigkeit
    • 5. Unabhängigkeit der afrikanischen Länder

    Durchführung

    1. Einführung (5 Minuten)

    Zu Beginn sollten der Kontext des Videos und die damit verbundenen Fragen geklärt werden.

    Je nach Wissensstand der TN stellen die anleitenden Personen den grundlegenden Hintergrund der Definition von „Entwicklung“ oder „Extraktivismus“ aus dem wirtschaftlichen und kapitalistischen Kontext vor oder erarbeiten ihn.

    2. Video (15 Minuten)

    Das Video (siehe Quellen und Weiterführendes) wird gezeigt. Wenn die Gruppe groß genug ist, wird sie am Ende in fünf Kleingruppen aufgeteilt. Jede Kleingruppe erhält die Aufgabe, sich auf die Darstellung einer der Phasen des Videos zu konzentrieren.

    Die TN können sich während der Sequenz, die für sie besonders relevant ist, Notizen machen.

    Das Ziel ist, eine offene Diskussion über jede Phase des Videos mit der gesamten Gruppe zu führen. Tausch dich aus und hör dir ihre Meinungen zu den Situationen und deren Ausgang an.

    Frag die Gruppe:

    • Kennt ihr den historischen Hintergrund und die aktuelle Situation auf dem afrikanischen Kontinent?
    • Könnt ihr in den Ereignissen des Videos Merkmale der folgenden Aspekte erkennen: Entwicklung, Ausbeutung von Ökosystemen, Extraktivismus, soziale Bewegungen, Kolonialismus oder koloniale Kontinuitäten?

    3. Alternativen (30 Minuten)

    Wenn möglich teilen wir die Gruppe wieder in fünf verschiedene Gruppen auf. Jede Gruppe erhält eine der Karten mit einem Beschreibungstext von Beispielen für „inklusive Entwicklung“.

    Auf diesen Karten können die TN Beispiele für Alternativen kennenlernen, die eine Idee von Postentwicklung, Transformationsprozessen von unten und Aktionen für die Unabhängigkeit von Gruppen oder Gemeinschaften in kolonialisierten Ländern vorschlagen.

    • Chipko-Bewegung Indien
    • Prozess der schwarzen Gemeinschaften (Process of Black Communities – PCN)
    • La Via Campesina
    • Swaraj oder Radikale Ökologische Demokratie (Swaraj or Radical Ecological Democracy (Eco-Swaraj))
    • Postwachstum (Degrowth)

    Jede Gruppe sollte den Inhalt des entsprechenden Briefes lesen und dann einen Vorschlag für eine Kampagne machen, um den Inhalt der Informationen zu fördern: Wie kann man das ermöglichen oder die Beispiele aus ihrem Ort oder ihrer Region anwenden?

    Präsentiere deinen Vorschlag für die Kampagne im Aktionsmodus, um alle TN der Gruppe einzubeziehen.

    Für diesen Teil der Methode ist es wichtig, genügend Materialien zu haben, die kreativ eingesetzt werden können.

    4. Auswertung (10 Minuten)

    Mit dieser Methode wollen wir die Botschaft „Es kann nur ein Gutes Leben für alle geben!“ vermitteln, indem wir Beispiele für eine Transformation hin zu einer nachhaltigen und gerechten Wirtschaft aufzeigen. Es ist notwendig, dass die Gesellschaften im Globalen Süden „unabhängiger“ handeln … Sie können ihre eigenen wirtschaftlichen Entscheidungen treffen. Auf der anderen Seite bedeutet dies, dass der Einfluss und die Interessen des Globalen Nordens an abnehmen müssen verlieren müssen. Es gibt auch imperiale Projekte innerhalb des Globalen Südens: z. B. Chinas Neue Seidenstraße. Ggf. auf diese Komplexität aufmerksam machen, ohne die Verantwortung des Globalen Nordens relativieren zu wollen, vor allem um nicht Gefahr zu laufen, dualistisches Denken zu reproduzieren.

    Die TN können eine Diskussion führen, die in der Großgruppe stattfindet. Mögliche Bewertungsfragen in der Großgruppe sind:

    • Was sollten wir von unseren Entscheidungsträger*innen im Globalen Norden fordern?
    • Worauf sollten wir achten, wenn wir entwicklungspolitisch oder zivilgesellschaftlich aktiv sind?
    • Wie kann der Kontakt und Austausch zwischen Bewegungen im Globalen Süden und im Globalen Norden auf Augenhöhe stattfinden?

    Die Ergebnisse der Diskussion können auf einem Flipchart oder auf separatem Flipchartpapier dargestellt werden.

    Tipps und Hinweise für Anleitende

    • Content Note:

    Wie im Vorbereitungsteil erwähnt ist es wichtig, die TN auf den Inhalt aufmerksam zu machen – insbesondere diejenigen, die direkt vom Kolonialismus betroffen sind –, um die sozialen Ungleichheiten und die emotionalen Auswirkungen zu erkennen, die dieser verursacht. Schaff Raum für Solidarität mit ihren Gefühlen und ermögliche sichere Räume, die frei von Diskriminierung und Vorurteilen sind.

    • Einfache Sprache:

    Es ist ratsam, die Sprache einfach zu halten. Wenn man über Kolonialismus und Entwicklung spricht oder nach Informationen sucht, kann man Informationen oder Inhalte finden, die etwas komplex oder akademisch sind. Denk an die Zielgruppe, die angesprochen werden soll, und entscheide entsprechend über die Tiefe der Annäherung an die Themen.

    Möglichkeiten zur Weiterarbeit

    Der hier verwendete Entwicklungsbegriff wird auch von vielen Stimmen aus dem Globalen Süden kritisch gesehen. Zur Auseinandersetzung mit diesem Thema empfehlen wir das Referenzmaterial der Methode „Stimmen aus dem Süden“ (Methodenheft „Beyond Growth!“). Darin werden einige Begriffe verwendet, die möglicherweise nicht für alle TN klar sind. Wir empfehlen den anleitenden Personen, darauf zu achten und schwierige Ausdrücke explizit zu erklären.

    Für dieses Thema können auch die folgenden Methoden verwendet werden:

    • Wohlstand und Gutes Leben“
    • „Klimagerechtigkeit jetzt“

    Quellen und Weiterführendes

    WoMin African Alliance (https://womin.africa/)

    WoMin ist ein Bündnis von Organisationen auf dem gesamten afrikanischen Kontinent, das mit nationalen und regionalen Bewegungen und Frauenorganisationen sowie mit Gemeinden zusammenarbeitet, die von Bergbau- und Mega-Infrastrukturprojekten betroffen sind, um die Auswirkungen des Extraktivismus auf afrikanische Frauen aufzudecken und gerechte auf Frauen ausgerichtete Entwicklungsalternativen zu fördern. WoMin arbeitet in elf Ländern im westlichen, östlichen und südlichen Afrika, um eine radikale afrikanische ökofeministische Agenda in die Diskussion über die Klimakrise, Klimagerechtigkeit und Wege zum Schutz der Zukunft des Planeten und seiner Menschen vor den Konzernen, den mit ihnen verbündeten Regierungen und Eliten im Globalen Norden und Süden einzubringen.

    WoMin African Alliance, „Polluters and Plunderers: The Roots of Africa’s Crises“

    24.10.2024.

    Video:

    WoMin African Alliance. „Polluters and Plunderers: The Roots of Africa’s Crises“ Youtube. 04.06.2021.

    Karten:

    • Chipko-Bewegung Indien

    Right Livelihood. Laureates. “The Chipko Movement”.

    24.10.2024

    • Prozess der schwarzen Gemeinschaften (Process of Black Communities – PCN)

    Proceso De Comunidades Negras (PCN), “Reparación histórica“

    24.20.2024.

    • La Via Campesina

    La Via Campesina. „About La Via Campesina“.

    24.10.2024

    • Swaraj oder Radikale Ökologische Demokratie (Swaraj or Radical Ecological Democracy (Eco-Swaraj)

    Ashish Kothari, Ariel Salleh, Arturo Escobar, Federico Demaria, and Alberto Acosta. „Pluriverse. A POST-DEVELOPMENT DICTIONARY“ Prakritik Swaraj (283). Radical Ecological Democracy (289). Tulika Book. India, 2019.

    • Postwachstum (Degrowth)

    Lewis, Oliver. Degrowth. „Degrowth and disagreement: Why engage with our strongest critics?“. 30.07.2024