Bildungsmaterialien für eine sozial-ökologische Transformation
  • Gutes Leben?

    Autobahn im Kopf

    Eine Auseinandersetzung mit Glaubenssätzen

    80 min
    2-50

    Autobahn im Kopf

    In dieser Methode setzen sich TN mit eigenen verinnerlichten Glaubenssätzen auseinander.

  • Autobahn im Kopf

    Format: Diskussion

    Barrieren: Hören, Lesen, Schreiben, Sehen

    Material: DIN-A3-Blätter, Stifte

    Zugänglichkeit: niedrigschwellig

    Lernziele

    Die Teilnehmenden (TN)…

    • finden einen Zugang zu gesellschaftlichen Glaubenssätzen und Dualismen über ihre eigenen und über die Erfahrungen der Gruppe.
    • reflektieren die Rolle von Glaubenssätzen und Dualismen im Zusammenhang einer sozial-ökologischen Transformation und globaler Gerechtigkeit.
    • reflektieren Glaubenssätze und Dualismen als geprägt von Machtverhältnissen und ihre eigenen Verstrickungen darin.

    Ablauf

    Hintergrund

    Im Zentrum dieser Methode stehen Glaubenssätze und Dualismen. Es empfiehlt sich, sich vorher die Definition von Glaubenssätzen und den Hintergrundtext zu Dualismen (siehe Arbeitsmaterial zum Download) anzuschauen und ggf. weitere Quellen und Weiterführendes (siehe weiter unten oder im jeweiligen Dokument). In der Methode „Beziehungskrise?! Eine Erfahrungsübung zu Mensch-Natur-Beziehungen“ gibt es weitere relevante Hintergründe.

    Vorbereitung

    Die anleitende Person druckt die Begriffspaare aus und verteilt sie im Raum. Dabei ist es wichtig, zu beachten, nur so viele Begriffe, wie es TN gibt, und nur vollständige Begriffspaare auszudrucken. Je nach TN-Anzahl können Begriffe auch zwei- oder mehrfach ausgedruckt werden. Zudem ist es hilfreich, die Reflexionsfragen zu visualisieren. Siehe auch „Tipps und Hinweise für Anleitende“.

    Durchführung

    1. Einführung in die Methode (5 Minuten)

    Die anleitende Person erklärt grob den Verlauf der Methode. Die TN suchen sich jeweils einen Begriff aus.

    2. Assoziationsübung zu einem Begriff (5-10 Minuten)

    Nun legen die TN ihren Begriff jeweils in die Mitte eines DIN-A3-Blattes und füllen das Blatt mit Assoziationen rund um den Begriff. Die anleitende Person betont, dass hier alles festgehalten werden soll (in Schrift oder Bild), was den Menschen jeweils in den Sinn kommt. Dazu gehören Worte, Gefühle, Farben oder Bilder. Die TN sollen versuchen, den Stift möglichst nicht abzusetzen.

    3. Erster Austausch zu zweit oder in Kleingruppen (20-25 Minuten)

    Die anleitende Person erklärt grob den Ablauf der Kleingruppenphase. Bevor die TN sich in Kleingruppen zusammenfinden, werden die Reflexionsfragen (siehe unten) laut vorgelesen und sichtbar gemacht.

    Nun suchen sich die TN jeweils die Person, die den anderen Teil des Begriffspaars hat, und kommen zu den Reflexionsfragen ins Gespräch. So bilden sich Kleingruppen von zwei oder mehr Personen, je nachdem, wie oft jeder Begriff ausgedruckt wurde. Dabei sollten die Kleingruppen jeweils maximal aus 4 TN bestehen und bei Bedarf unterteilt werden.

    Folgende Fragen dienen als Leitfragen für den Austausch in der Kleingruppe:

    • Wie kamen die Assoziationen zustande?
    • Wenn ich den Begriff mit den Assoziationen angucke, was fühle ich dabei?
    • In welcher Beziehung stehen die zwei Begriffe?
    • Wie bewertet ihr die Begriffe?

    Nach ca. 10 Minuten tauschen die Personen ihre Begriffe innerhalb eines Begriffspaars aus und legen den jeweils anderen Begriff anstelle ihres Begriffs auf ihr DIN-A3-Blatt mit den Assoziationen.

    • Was löst die Veränderung bei euch aus? Welche Gedanken oder Emotionen kommen dabei hoch?

    5. Zweiter Austausch zu zweit/in Kleingruppen zu Glaubenssätzen (20 Minuten)

    Die anleitende Person erklärt den Begriff „Glaubenssätze“ (siehe Material zum Download). Gerne kann die Definition auch gut sichtbar im Raum aufgehängt werden.

    In die Gruppen werden die Fragen gegeben: Gibt es Glaubenssätze, die ihr in der Assoziationsübung wiedererkennt? Fallen euch Beispiele oder Erinnerungen dazu aus eurem Leben ein?

    Die TN können dazu in der Kleingruppe zwei Glaubenssätze aufschreiben. Anschließend kommen sie ins Gespräch darüber. Folgende Fragen können dabei als Leitfragen dienen:

    • Woher kenne ich den Glaubenssatz?
    • Welche Auswirkungen hat der Glaubenssatz auf unsere Gesellschaft?
    • Wie könnte der Glaubenssatz so verändert werden, dass er zu einer nachhaltigen, gerechten Gesellschaft beiträgt? Formuliert den Glaubenssatz um.

    5. Kurzer Input zu Dualismen (5-10 Minuten)

    Alle treffen sich wieder in der Großgruppe. Die anleitende Person erläutert, dass den Begriffspaaren, die innerhalb der Gruppe gebildet wurden, die Denkweise der Dualismen zugrunde liegt, und gibt einen kurzen Input dazu (siehe Hintergrundtext zu Dualismen zum Download).

    6. Auswertung in der Großgruppe (15-20 Minuten)

    Abschließend können in der Großgruppe Einblicke aus den Gesprächen in den Kleingruppen oder offene Fragen geteilt werden. Weitere Reflexionsfragen für die Diskussion:

    • Wie können wir aufmerksamer für Dualismen in unserer Umgebung werden? Wie finden wir einen guten Umgang damit?
    • Welche Bedeutung haben Dualismen für gesellschaftliche Veränderung? Gibt es Glaubenssätze, die einer sozial-ökologischen Transformation im Weg stehen?
    • Was können wir uns konkret vornehmen, um in der Gesellschaft unsichtbare, aber wirkmächtige Dualismen und Glaubenssätze sichtbar zu machen und aktiv aufzubrechen?

    Tipps und Hinweise für Anleitende

    • Die Beschäftigung mit Glaubenssätzen hat das Potenzial, starke Gefühle bei Menschen auszulösen. Hier kann es helfen, dies direkt zu Anfang transparent zu machen und Teilnehmende darin zu bestärken, für sich selbst zu schauen, mit welchem Begriff sie sich gerade (nicht) auseinandersetzen und wie tief sie in die Diskussion gehen möchten.
    • Die Methode bewegt sich in einem Spannungsfeld. Einerseits soll sie die Problematik des dualistischen Weltverständnisses und die Machtverhältnisse, die dahinterliegen, aufzeigen und sie kritisieren. Gleichzeitig soll sie die Themen so behandeln, dass sie nicht zur Stärkung ebendieser Machtverhältnisse führt. Bewusst haben wir die Dualismen „Mann/Frau“ sowie „Schwarz/weiß“ ausgelassen, um eine Reproduktion von Diskriminierung in den Bereichen Gender und Rassismus zu vermeiden.

    Quellen und Weiterführendes

    • Andreotti, V. et al. (2020): Gesturing Towards Decolonial Futures: Reflections on Our Learnings Thus Far. Nordic Journal of Comparative and International Education, 4(1), S. 43-65.
    • Kimmerer, R. W. (2013): Braiding Sweetgrass. Indigenous Wisdom, Scientific Knowledge and the Teachings of Plants. Minneapolis, Milkweed Editions.
    • de Oliviera, V. M. (2021): Hospicing Modernity. Facing Humanity’s Wrongs and the Implications for Social Activism. Berkeley, North Atlantic Books.
    • Roig, E. (2021): Why We Matter. Das Ende der Unterdrückung. Berlin, Aufbau-Verlag.
    • Roig, E. (2024): Lieben. Hanser Berlin LEBEN.
    • Said, E. W. (1978): Orientalism. New York, Pantheon Books.
    • Welzer, H. (2013): Mentale Infrastrukturen. Wie das Wachstum in die Welt und in die Seelen kam. Berlin, Heinrich-Böll-Stiftung. www.boell.de/sites/default/files/Endf_Mentale_Infrastrukturen.pdf