Bildungsmaterialien für eine sozial-ökologische Transformation

Mein Körper, mein Territorium

Die Methode ist ein „Body Mapping“ für das Empowerment von BiPoC-Personen. Auswirkungen von kolonialen Kontinuitäten der Klimakrise auf Territorien werden analysiert und diskutiert.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN) …

Ablauf

Hintergrund

„Body Mapping“ ist eine Übung, bei der sich die TN aktiv und in Echtzeit ihres eigenen Körpers bewusst werden. Es ist eine Übung zur Reflexion über sich selbst und eigene Fähigkeiten und Stärken.

Es ist eine Arbeit der Aneignung des Territoriums und der Gebiete, die von den TN bewohnt werden.

Es ist wichtig, die TN darauf hinzuweisen, dass sie sich jederzeit trauen können, Bedürfnisse oder Empfindungen während der Aktivitäten und/oder des kreativen Prozesses, der Verwendung der Materialien oder der Interaktion mit der Gruppe zu erfragen oder auszudrücken.

Es geht darum, einen möglichst sicheren Raum zu schaffen.

Vorbereitung

Für die Durchführung dieser Methode ist es wichtig, dass die anleitende Person sich ein wenig über die Definition des Begriffs „Territorium“ informiert. Um einen sicheren Raum zu schaffen, werden TN in Form eines „Content Note“ darauf hingewiesen, dass über koloniale Kontinuitäten gesprochen werden wird. Das kann aufgrund der Geschichte, der Auswirkungen und der Bedeutung für einige Menschen ein sensibles Thema sein.

Durchführung

1. Präsentation Koloniale Kontinuitäten (10 Minuten)

Präsentation von Bildern, die den TN zeigen und sie darüber informieren, wie das Konzept der „kolonialen Kontinuitäten“ definiert oder verstanden wird, wenn es um die Auswirkungen von Extraktivismus, Ausbeutung und Umweltverschmutzung von Ökosystemen oder Städten durch von multinationalen Unternehmen oder Industrien geht. Die Bilder können gedruckt oder digital angezeigt werden. Die Idee ist, die Auswirkungen auf bestimmte Gebiete auf visuelle Art und Weise zu zeigen.

2. Territorium-Anerkennung: Körper (10 Minuten)

Zu Beginn werden die TN dazu eingeladen, sich ihres Körpers ein wenig bewusst zu werden. Sie suchen sich eine bequeme Sitz- oder Liegeposition und schließen, wenn möglich, die Augen.

Die anleitende Person kann die Verbindung zum eigenen Körper weiter unterstützen durch folgende Aufforderungen:

Am Ende werden die TN dazu eingeladen, ihre Augen zu öffnen, falls sie sie geschlossen hatten, und langsam die Position zu wechseln und die anderen Menschen um sie herum zu beobachten.

3. Territorium (5 Minuten)

Wir befreien den Raum von Stühlen und Tischen, damit sich die TN im Raum bewegen können. Dazu können folgende Anweisungen genutzt werden:

Bewege dich frei im Raum, ganz in deiner eigenen Geschwindigkeit und in deine eigene Richtung. Achte darauf, nicht mit anderen Personen im Raum zusammenzustoßen. Wenn du magst, kannst du verschiedene Positionen erkunden und verschiedene Körperteile bewegen.

Die anleitende Person sollte einen barrierefreien Raum kreieren, falls eine*r der TN diesen zum Teilnehmen braucht.

4. Repräsentation des Körpers und des Territoriums (20 Minuten)

Am Ende dieser Aufwärmphase können sich die TN ein oder zwei Blätter Papier (je nach Größe oder Verfügbarkeit von Raum und Zeit) und Materialien zum Zeichnen oder Malen, wie Marker, Stifte, Pinsel und Farbe, nehmen.

– Präsentation: Definition Territorium

Die anleitende Person stellt der Gruppe die Frage „Was ist ein Territorium?“ und leitet eine kurze offene Diskussion ein, die durch die folgende Definition ergänzt werden kann:

Ein Territorium definiert sich durch die Art und Weise, wie man einen bestimmten, abstrakten, statischen oder sich bewegenden Raum bewohnt und Macht über ihn ausübt. Indem wir den Körper als Territorium bezeichnen, sprechen wir über unsere eigenen Praktiken, unser Wissen, unsere Gefühle und die Macht, die wir über unseren eigenen Körper ausüben. Wir könnten verstehen, dass wir, wenn wir die Zerstörung unseres Territoriums zulassen, auch die Zerstörung unserer Körper zulassen.“

– Ariza, Sulca. (2023). Leipzig.

Es ist auch möglich, ein Beispiel vorzulesen und im Internet nach einer Definition des Begriffs „Territorium“ zu suchen …

z.B.: www.dbb-wolf.de/mehr/faq/was-ist-ein-territorium-und-wie-gross-ist-es

– Individuelle ArbeitKörper-Territorium

Zunächst zeichnen alle TN eine Silhouette ihres eigenen Körpers. Die TN werden angewiesen, innerhalb dieser Silhouette ihre Emotionen, Gefühle oder Gedanken zu vermitteln, indem sie Bilder zeichnen oder malen und sie auf den verschiedenen Teilen ihres Körpers platzieren. Dabei besteht die Absicht, die folgenden Fragen zu beantworten:

Mögliche Fragen:

A)

B)

Die Fragen sollten, nachdem sie vorgelesen wurden, schriftlich festgehalten werden, damit sie für alle sichtbar sind.

7. Wie sehen unsere Körper-Territorien aus? Auswertung (15 Minuten)

Am Ende des kreativen Prozesses und der Bilderstellung werden die TN eingeladen, ihre Bilder von den Oberflächen zu entfernen und sie an der Wand zu platzieren, um eine gemeinsame Ausstellung zu gestalten.

Am Ende machen alle einen Rundgang durch die Gruppe und hören jeder Person zu, wie ihr kreativer Prozess verlaufen ist und was sie zu Papier gebracht hat. Dabei wird auch beobachtet, ob es Ähnlichkeiten zwischen ihren Bildern gibt.

Varianten

Es ist möglich, dass die Erstellung des Bildes dazu führen kann, verschiedene Silhouetten zu erforschen und die Möglichkeit zu schaffen andere Arten von Darstellungen zu ermöglichen oder nur mit einem Teil, wie Extremitäten oder Kopf, zu arbeiten.

Wenn die TN weiße Menschen sind, empfiehlt es sich, eine andere Art von Referenz für die Zuordnung zu verwenden. Zum Beispiel direkt die visuelle Darstellung eines Gebiets. Die Darstellung der Körper kann mit dem Bezug auf ein bestimmtes Territorium umgedeutet werden, z. B: ein Berg, eine Straße, ein Fluss, ein Luftraum, eine Region oder ein Baum …

Es wird auch empfohlen, das Thema der kolonialen Kontinuitäten am Anfang der Durchführung offenzulegen, um klar einzuordnen, wie die Methode zu lesen ist.

Durchführung digital

Für die digitale Umsetzung dieser Methode wird empfohlen, dass die TN die Körperbewegungen der Verschiebung in dem Raum wo Sie sich finden, in dem sie sich befinden, sowie die Atemübung und die Wahrnehmung ihres Körpers durchführen.

Für den kreativen Prozess sollte eine Reihe von Bildern im Internet gesucht werden, die die verschiedenen Körperteile darstellen. Diese Bilder können auf einer Seite in einem Bild- oder Textverarbeitungsprogramm zu einer Collage zusammengestellt werden. Am Ende sollte den TN die Möglichkeit zur Bildschirmfreigabe gegeben werden, sodass jede Person ihr Bild zeigen oder in einem Format speichern kann.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Bei der Umsetzung dieser Methode ist es wichtig, die Befindlichkeiten von Menschen mit Rassismuserfahrungen zu berücksichtigen. Es geht darum, wie die Folgen der Klimakrise einen strukturell hegemonialen Hintergrund haben und wie sie auch zur Aufrechterhaltung von Rassismus führen. Dies kann für Menschen mit Rassismuserfahrungen ein schwieriges Thema sein.

Hinweis: Es ist wichtig, vorher kurz zu erklären, was während der Übung passieren wird, und zu betonen, dass die TN so weit mitmachen sollen, wie sie sich wohlfühlen.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Methode: Präsentation „Klimagerechtigkeit“

Methode „Gutes Leben kann es nur für alle geben“

Methode: „Quiz Klimagerechtigkeit“.

Arbeitsmaterial zum Download

Präsentation: Bilder kolonialer Kontinuitäten

Quellen und Weiterführendes

Colectivo Miradas Críticas del Territorio desde el Feminismo (2017). Mapeando el cuerpo-territorio. Guía metodológica para mujeres que defienden sus territorios. Territorio y Feminismos. Quitos, Ecuador.

Feminismo Comunitario. (1990, Bolivien):

„Weder Land noch Frauen sind Territorien der Eroberung.“

Die Bewegung Feminismo Comunitario schlägt eine gedankliche Aktion vor, die das Ergebnis des sozialen und organisatorischen Prozesses der Beteiligung der Frauen in den indigenen Gemeinden von Abya Yala am Kampf gegen die westliche Hegemonie ist. Sie schlägt nicht hierarchische soziale Praktiken vor, die die Gemeinschaft in Organisationen und sozialen Befreiungsbewegungen zirkulieren lässt. Dies dient der Verteidigung der Territorien der indigenen Gemeinschaften, die von Kolonialismus, Bergbau und Extraktivismus betroffen sind.

Die Zukunft ist kreativ!

In dieser Methode können Teilnehmende (TN) ihrer Kreativität freien Lauf lassen und ihr eigenes Bild ihrer Utopien zusammen basteln.

Lernziele

Die TN…

Ablauf

Hintergrund

Die sich zuspitzende Klimakrise und die wachsende soziale Ungleichheit machen deutlich: Ein Weiter wie bisher ist weder möglich noch wünschenswert. Wir brauchen gesellschaftliche Veränderung im großen Stil. Doch wie kann eine Zukunft aussehen, in der Menschen in all ihrer Vielfalt weltweit wertgeschätzt werden und frei und selbstbestimmt leben können? Und in der gleichzeitig eine lebenswerte Umwelt erhalten wird?

Jede Person von uns hat unterschiedliche Vorstellungen einer gesellschaftlichen Utopie und was uns darin besonders wichtig ist, wird jeweils unterschiedlich gewertet. In dieser Übung geht es darum, kreativ die eigenen Utopie-Vorstellungen zu ergründen und auszudrücken.

Vorbereitung

Vor der Einheit: Ggf. können TN schon ein paar Tage vorher darum gebeten werden, eigene Bastelmaterialien für die utopische Collage zum Workshop mitzubringen. Die Content Note (siehe „Tipps und Hinweise für Anleitende“) sollte bereits vor Beginn der Einheit mitgeteilt werden. Vor Beginn der Einheit, werden in der Mitte des Raums alle Bastelmaterialien platziert. Die Frage „Wenn ihr an Utopie denkt, welche Bilder und Gedanken kommen euch?“ kann auf einem Flipchart aufgeschrieben und im Raum für alle sichtbar aufgehängt werden.

Durchführung

1. Einführung (5-10 Minuten)

Der Ablauf wird in der Gesamtgruppe erklärt: TN haben gleich Zeit, um eine Collage zu basteln zu der Frage „Wenn ihr an Utopie denkt, welche Bilder und Gedanken kommen euch?“. Die TN können sich selbst aussuchen, ob sie alleine oder mit anderen Menschen zusammen eine Collage gestalten möchten. Weiter gibt es die Option, keine Collage zu gestalten. An dieser Stelle ist eine Stimmungsabfrage hilfreich: Wenn TN Lust haben, sich mit anderen Leuten zusammenzuschließen, können sie ihre Hände oben in der Luft wedeln. Wenn TN lieber alleine basteln bzw. etwas anderes machen wollen, wedeln sie die Hände unten in der Luft. Wenn TN es noch nicht genau wissen, können sie in der Mitte wedeln. Falls einzelne TN noch etwas dazu für alle sagen möchten, können sie dies im Anschluss tun (z.B. „Ich werde keine Collage gestalten und lieber einen Spaziergang machen. Falls wer mit möchte, sprecht mich an“).

2. Findungsphase (5 Minuten)

Während die anleitende Person bei Bedarf ruhige Hintergrundmusik anmacht, finden sich die TN ggf. in Gruppen zusammen und suchen sich alles an Material zusammen, was sie für die Collage benötigen. TN suchen sich einen Ort, an dem sie arbeiten wollen. Materialien stehen weiterhin im Raum zur Verfügung und können untereinander getauscht werden.

3. Basteln (45-60 Minuten)

Die TN haben nun Zeit, um ihre Collage zusammenzustellen. Sobald die Collagen fertig sind, können die TN diese im Raum aufhängen – so entsteht eine Ausstellung utopischer Collagen.

4. Pause (10-15 Minuten)

Hier bietet es sich an, eine kurze Pause zu machen. An dieser Stelle kann die Gruppe auch gut wieder die Menschen mit rein holen, die keine Collage gebastelt haben.

5. Auswertung (20-30 Minuten)

Durch die im Raum aufgehängten Collagen der TN entsteht eine Galerie. Die TN bewegen sich nun als Gruppe durch die Galerie, um sich die erstellten Collagen anzuschauen. Bei jeder Collage bleibt die Gruppe stehen, um die jeweilige Collage zu betrachten. Die Künstler*innen werden eingeladen, noch etwas zu ihrer Collage zu sagen und der Rest der Gruppe kann – im Einverständnis mit den Künstler*innen – Gedanken dazu aussprechen.

Nachdem alle Ausstellungsstücke betrachtet wurden, trifft sich die Gruppe wieder in einem Stuhlkreis für eine Abschlussreflexion. Folgende Fragen können hierbei als Impuls dienen:

Varianten

Im Schritt 5 gibt es Gestaltungsspielraum. Hier ein paar Inspirationen:

Als Alternative für TN, die sich bewusst gegen die Erstellung einer Collage entscheiden, kann die anleitende Person z.B. folgende Alternativen Vorschlagen:

Tipps und Hinweise für Anleitende

Content Note: Die Methode beinhaltet das Schneiden mit Scheren. Das Erstellen von Collagen wird in psychotherapeutischen Kontexten verwendet. Bei manchen Menschen kann dies unangenehme Erinnerungen hervorrufen, die häufig mit psychischen Krisen oder Krankheiten in Verbindung stehen. Deshalb ist es wichtig, dies im Vorhinein sichtbar zu machen und den TN die Möglichkeit zu geben, nicht an der Übung teilzunehmen (siehe Varianten).

Die Methode eignet sich vor Allem für den Abschluss einer Auseinandersetzung mit Utopien. So haben TN die Möglichkeit, neues Wissen, neue Ideen und Erfahrungen aus ihrer Auseinandersetzung mit Utopien kreativ darzustellen.

Utopie und ich

Diese Methode eignet sich gut als Einstiegs-Methode in das Thema „Utopien“. Teilnehmende (TN) haben die Möglichkeit mit mehreren anderen TN über Utopien ins Gespräch zu kommen.

Lernziele

Die TN…

Ablauf

Hintergrund

Wir haben uns unterschiedlich viel oder noch nicht mit dem Thema Utopien auseinandergesetzt. Auch unsere Vorstellung von Utopie oder Zukunftsvisionen können sehr unterschiedlich sein. Bei dieser Methode geht es darum, dass TN ihre ersten Gedanken zu Utopien miteinander teilen. Es geht dabei nicht um richtig oder falsch. Vielmehr geht es um einen ersten Austausch zum Thema.

Vorbereitung

Für die Methode braucht es vor allem Raum zum Laufen. Dafür können gegebenenfalls Stühle beiseite gestellt werden, oder die Gruppe trifft sich draußen. Folgende Fragen (+ Auswertungsfragen) können auf einem Flipchart visualisiert werden und nach und nach aufgedeckt werden:

Durchführung

1. Einführung (2 Minuten)

Die anleitende Person stellt den Hintergrund der Methode vor und ergänzt, dass es okay ist, wenn Menschen sich noch nicht oder kaum mit Utopien beschäftigt haben. Durch einen Austausch untereinander können TN neue Eindrücke gewinnen und voneinander neue Perspektiven kennenlernen. Auch die Erkenntnis, dass andere genau so wenig Ahnung von Utopien haben, ist eine Erkenntnis.

2. Raumlauf (2 Minuten)

Die TN gehen kreuz und quer durch den Raum. Die anleitende Person kann während des Umherlaufens unterschiedliche Impulse geben, um den TN ein Ankommen im eigenen Körper, im Raum und in der Gruppe zu erleichtern:

3. Erster Austausch (2 Minuten)

Die anleitende Person gibt ein Signal und die TN finden sich zu zweit zusammen. Dabei sollen die TN darauf achten, mit einer Person ins Gespräch zu kommen, mit der sie bisher wenig Kontakt hatten. Die TN haben nun insgesamt zwei Minuten Zeit, um sich über die erste Frage „Inwiefern hast du dich bereits mit Utopien beschäftigt?“ auszutauschen.

4. Weiterer Austausch (15-20 Minuten)

Ein erneutes Signal weist auf das Ende der zwei Minuten hin. Die TN bedanken sich für den kurzen Austausch und gehen weiter durch den Raum. Die Schritte 2. und 3. wiederholen sich, bis alle Fragen gestellt wurden.

5. Körper-Check-Out (2 Minuten)

Nach der letzten Frage haben TN erneut Zeit, um umher zu laufen. In dieser Phase kann Die anleitende Person den Impuls geben, auf die eigenen Gedanken zu achten und wahrzunehmen, ob bzw. was sich im Körper nach den Gesprächen verändert hat.

6. Auswertung (5-15 Minuten)

Popcorn im Plenum: Die Gruppe trifft sich in einem Kreis wieder. Die untenstehenden Fragen können als Reflexionsfragen dienen. Es geht dabei nicht darum, dass alle Fragen von den TN beantwortet werden. Vielmehr gibt der Raum die Möglichkeit, abschließende Gedanken mit der Gruppe zu teilen. Wer dazu etwas sagen möchte, sagt etwas – alles kann, nichts muss!

Varianten

Das Umherlaufen zwischen den Zweiergesprächen kann weggelassen werden. Stattdessen kann die Gruppe zu Anfang in zwei geteilt werden. Die eine Hälfte bildet einen engen Kreis, bei dem die Gesichter nach außen gerichtet sind. Die andere Hälfte bildet einen größeren Kreis und richtet ihre Gesichter nach innen, sodass sich jeweils eine Person aus dem inneren und äußeren Kreis gegenüber steht. Die erste Frage wird gestellt und die TN kommen miteinander ins Gespräch. Beim Signal bewegt sich der äußere Kreis um eine Person weiter, sodass alle ein neues Gegenüber für die nächste Frage haben.

Bei dieser Variante geht es nur um einen inhaltlichen Austausch. Das Ankommen im Körper, im Raum und mit anderen TN fällt dabei weg. Diese Variante ist zeitsparend.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Anleitende sollten darauf achten, dass es eine gerade Anzahl an TN gibt, bevor sich die TN zu zweit zusammen finden sollen. Als einzelne Person übrig zu bleiben, kann ein unangenehmes Gefühl sein. Bei einer ungeraden Anzahl an TN, kann eine Person aus dem Team teilnehmen. Alternativ wird den TN mitgeteilt, dass es eine Dreiergruppe geben wird und alle mit darauf achten, dass alle ein Gesprächsgegenüber haben.

Wertebarometer

In dieser Übung, setzen sich Teilnehmende (TN) mit gesellschaftlichen Werten auseinander und kommen ins Gespräch dazu.

Lernziele

Die TN…

Ablauf

Hintergrund

Wir alle haben eine Vorstellung davon, was uns für ein Zusammenleben in einer Gesellschaft wichtig ist. Dies ist basiert auf unseren ganz persönlichen Wertevorstellungen, also unseren Überzeugungen, nach denen wir leben und handeln (wollen). Die TN kommen ins Gespräch darüber, wie eine Welt aussehen könnte, wenn einzelne Werte mehr ins Zentrum der Gesellschaft rücken würden.

Vorbereitung

Im Raum werden die Karten mit den Werten & Kurzerklärung des jeweiligen Wertes verteilt. Zusätzlich werden 3-6 weitere leere DINA4-Blätter & Eddings im Raum verteilt. Auf jedes Blatt wird ein Glas gestellt. Die Gläser sollten alle dieselbe Form und Größe haben. Die Frage „Was ist uns wichtig für eine utopische Gesellschaft?“ kann im Raum aufgehängt werden.

Durchführung

1. Einführung (10-15 Minuten)

Nachdem die anleitende Person den Ablauf und den Hintergrund der Methode vorgestellt hat, können die TN durch den Raum laufen und sich die einzelnen Wertekarten anschauen. Wenn TN noch für sie wichtige Werte vermissen, können sie eigene Werte mit den Eddings auf die leeren Papiere schreiben. Bei Bedarf kann die anleitende Person noch weiteres Papier dazulegen.

2. Werte gewichten (5-10 Minuten)

Die anleitende Person stellt die Frage in den Raum: „Was ist uns wichtig für eine utopische Gesellschaft?“ Jede*r TN bekommt eine Handvoll Maiskörner. Je nachdem, welche Werte sie wie wichtig finden, verteilen sie ihre Maiskörner auf die entsprechenden Gläser. Sobald ein*e TN alle Maiskörner verteilt hat, setzt sich die Person wieder auf ihren Platz.

3. Blick auf das Ergebnis (5-10 Minuten)

Nachdem alle TN ihre Maiskörner verteilt haben, wird gemeinsam ein Blick auf die gefüllten Gläser geworfen. Dazu liest die anleitende Person nacheinander alle Werte vor und hält das entsprechende Glas für alle sichtbar in die Höhe. Die Gläser unterschiedlicher Fülle lassen erkennen, dass wir sowohl individuell als auch als Gruppe, einzelne Werte unterschiedlich gewichten. Wie diese Gewichtung ausfällt, kann von Mensch zu Mensch, von Gruppe zu Gruppe und von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich sein. Was die entsprechende Gewichtung innerhalb der Gruppe bedeutet, kann gemeinsam in der Auswertung reflektiert werden.

4. Gruppenfindung (5-10 Minuten)

Die Auswertung findet in Kleingruppen (KGs) statt. Dazu überlegt sich jede*r TN, zu welchem Wert die Person gerne weiterarbeiten möchte und stellt sich entsprechend zu der Wertkarte. So sollen KGs von etwa vier Personen entstehen. Ggf. kann die anleitende Person nochmal eine große Gruppe zu einem Wert unterteilen. Es ist nicht schlimm, wenn nicht zu jedem Wert eine KG entsteht.

5. Kleingruppenphase (20-30 Minuten)

Die Kleingruppen suchen sich einen Platz und kommen zu folgenden Fragen ins Gespräch (als Download):

6. Auswertung im Plenum (5-10 Minuten)

Zum Ende, kommen alle in der großen Gruppe für abschließende Gedanken oder offene Fragen zusammen.

Varianten

Falls nicht genug Gläser der gleichen Form und Größe zur Hand sind, können die Körner alternativ auf ein separates leeres Blatt gelegt werden.

Statt Maiskörnern, kann auch etwas Ähnliches verwendet werden, z.B. Linsen, Reis oder auch Wasser.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Bei dieser Methode, ist es wichtig darauf zu achten, einen Raum zu schaffen, in dem unterschiedliche Perspektiven auf einzelne Werte nebeneinander da sein dürfen. Es geht nicht darum, einzelne Werte über andere zu stellen. Vielmehr geht es darum, sich der eigenen Wertevorstellungen bewusst zu werden, diese in einen größeren Kontext einzuordnen und darüber ins Gespräch zu kommen, was dies gesellschaftlich bedeutet.

Quellen und Weiterführendes:

Es war einmal

Über ein Rollenspiel im Märchenformat lernen die Teilnehmenden spielerisch über die Entstehung des modernen Geldsystems.

Lernziele
Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Vorbereitung
Das Märchen wird ausgedruckt (min. sieben mal) und die Utensilien für das Theaterspiel (buntes Papier für Urkunden, Stifte, ggf. Stempel) vorbereitet. Es werden hintereinander zwei Stuhlhalbkreise mit jeweils sechs Stühlen geformt. Vor den Stuhlreihen muss genug Platz zum Spielen sein (Bühne).

Durchführung

1. (10 Minuten) Einführung
Die Anleitenden erklären kurz Ziel und Ablauf der Übung. Anschließend werden die verschiedenen Rollen vorgestellt und den TN zugeordnet. Folgende Rollen sind zu vergeben: Erzähler*in, König*in, Esel, Bauherr*in, Glasbrenner*in, Steinmetz/Ziegelmacher*in
(kann von einer Person gelesen werden). Die restlichen TN agieren als zuschauende Personen. Jede Rolle wird zweimal vergeben: einmal an eine*n Vorleser*in und einmal an eine*n Darsteller*in. Weitere TN bilden das Publikum.

2. (5 Minuten) In Stellung Bringen
Die TN nehmen ihre Plätze und Rollen ein. Auf die hintere Stuhlreihe setzen sich die vorlesenden TN. Auf die vordere Stuhlreihe setzen sich die darstellenden TN, jeweils vor die vorlesenden TN mit derselben Rolle. Die restlichen TN sitzen den spielenden und vorlesenden TN als Zuschauenden gegenüber.

3. ( 5 Minuten) Verteilen der Requisiten
Der Text wird an die vorlesende TN verteilt. Der*die Darsteller*in der König*in erhält blaues Papier und einen Stift, ggf. Stempel. Der*die Darsteller*in des Bauherrn erhält gelbes Papier und einen Stift, ggf. Stempel. Diese dienen als Requisiten für das Spiel.

4. (10 Minuten) Rollenspiel
Das Märchen beginnt. Das Märchen wird nun vorgelesen und synchron pantomimisch dargestellt. Möglichst alle Handlungen, die vorgelesen werden, werden still dargestellt. Dabei können die TN frei improvisieren. Wenn der Rollenname der TN genannt wird, stehen diese auf, treten vor und spielen das Gesagte nach.

5. (10 Minuten) Reflexion
Die 1. Reflexionsphase beginnt. Die TN werden zunächst gefragt, wie es ihnen in ihren Rollen
ergangen ist (Vortragende wie Spielende). Die TN berichten aus der Rollensituation heraus. (Bsp.: Ich als König*in habe mich gefreut, dass ich ein neues Schloss bauen konnte.) Ggf. erfolgt eine Nacherzählung der Geschichte durch die TN.

6. (10 Minuten) Meta Reflexion
Anschließend wird das Märchen auf der Metaebene reflektiert. Hier kann eine Pause eingebaut werden oder auch ein Wechseln des Settings, indem z. B. ein gemeinsamer Stuhlkreis gebildet wird. Die TN werden gebeten, nun aus ihren Rollen herauszugehen und aus ihrer eigenen Sicht über das Märchen zu sprechen. Hierzu können die folgenden Fragen verwendet werden:

Verstehen, was Geld ist und wie es funktioniert
>    Was ist Geld im Märchen?
>    Steckt im Märchen Zauberei? Wo passiert etwas Magisches/etwas Übernatürliches?

Verstehen, was Geld mit Vertrauen zu tun hat
>    Wieso kann der*die Bauherr*in beim Ziegelmacher mit der Urkunde bezahlen?
>    Was würde passieren, wenn die Leute erfahren würden, dass der Goldesel tot ist?

Übertragung auf das aktuelle Geldsystem
>    Stellt euch vor, ihr geht in den Supermarkt und möchtet Schokolade kaufen. Könntet ihr euch vorstellen, so zu bezahlen wie der*die Bauherr*in im Märchen? Was würde passieren, wenn ihr einfach mit einem Zettel bezahlen wolltet, auf den ihr schreibt, „Ich schulde dir drei Euro“?
>    Wie sieht es mit Banken aus? Können diese etwas mit „Schuld“ bezahlen?
>    Welche Akteure gibt es in unserem Geldsystem. Wo seht ihr Parallelen, wo Unterschiede zum Märchen?
>    Wie steht es heutzutage um den Goldesel? Können wir unser Geld in Gold eintauschen?
>    Was passiert, wenn wir alle unser Geld vom Konto abheben?
>    Was passiert, wenn wir das Vertrauen in unser Geld verlieren?

Diskussionsfragen
>    Habt ihr das Gefühl, dass das Geldsystem ein stabiles System ist?
>    Was denkt ihr, wieso versuchen Politiker*innen, das Vertrauen in die Stabilität der Finanzmärkte zu stützen?
>    Was haltet ihr davon, dass der Staat in Krisen Geld an Banken leiht bzw. Garantien ausspricht?

Varianten
Der Text kann auch als reiner Lesetext genutzt werden, ohne die Bewegungs- und Darstellungsrollen. Bei wenigen TN oder einem besonders kleinen Raum gibt es auch die Möglichkeit, Rollen zusammenzufassen oder eine Person alles lesen zu lassen. Die restlichen TN übernehmen dann die darstellenden Rollen. Die Diskussionsfragen können in der Gruppe oder einzeln beantwortet werden. Manche Fragen eignen sich auch für kreative Schreibprozesse bzw. für die Entwicklung einer gemeinsamen Gruppenerzählung – auf Märchenebene oder in Bezug auf das reale heutige Geldsystem. Je nach Kenntnisstand der TN könnten z. B. folgende Aufgaben gestellt werden: Verfasst eine Nachrichtenmeldung zum Tod des Goldesels! Erzählt die Geschichte der Insolvenz von Bank XY und der entsprechenden Folgen. Erzählt das Märchen weiter, nachdem der Goldesel stirbt.

Tipps und Hinweise für Anleitende
Ein langsames Vorlesen ist wichtig, damit die darstellenden TN genug Zeit zum „Spielen“ haben. Die Hinweise auf Pausen im Text helfen beim Wahrnehmen der Spielpausen. In der Reflexionsphase kann ein Flipchart zu Hilfe genommen werden. Diskussionen zum Geldsystem führen häufig zu einer negativen Bewertung der Berufsgruppe der Banker. Dem wird in der Methode entgegengewirkt, indem ggf. auf das Eingebundensein von Banken in ein historisch gewachsenes System hingewiesen wird. Auf viele Fragen/Szenarien der Weitererzählung (z. B. bei Tod des Goldesels) gibt es keine eindeutige Antwort. Es kommt darauf an, wie sich die Akteure im Märchen und in der Realität verhalten. Dies kann betont werden, um zu verdeutlichen, dass das Geldsystem sozialen Dynamiken unterliegt und Entwicklungen an den Finanzmärkten schwer vorhergesagt werden können. Bei Verständnisproblemen empfiehlt es sich, auf Ebene des Märchens zu argumentieren und Fragen zu vereinfachen. Um das Gefühl der Überforderung zu vermeiden, kann es empfehlenswert sein, möglichst nicht in der großen Gruppe auf detaillierte Hintergrundfragen einzugehen, sondern den Fokus auf die einfachen Grundprinzipien zu legen. Bei weiterführenden Fragen kann auf die Literatur (siehe Hintergrundtext) verwiesen werden.

Ich fühl’s (nicht)

Die TN erweitern ihren Blick auf die psycho-sozialen Auswirkungen von Klimakrise und globaler Ungerechtigkeit durch eine Körperübung und Reflexionen mit Emotionskärtchen.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Hintergrund

Aus wissenschaftlicher Perspektive ist eindeutig belegt, dass Emotion und Kognition (also Fühlen und Verstehen) tief miteinander verwoben sind und sich wechselseitig beeinflussen. Menschen erleben alles auf emotional-kognitive Art und Weise. Selbst wenn Emotionen nicht bewusst wahrgenommen werden, haben sie einen großen Einfluss darauf, wie Menschen Situationen bewerten und wie sie sich verhalten. Emotionen sind innere Gemütsregungen – eine psychophysische Bewegtheit, die durch eine Situation ausgelöst wird. Ein bewusstes Wahrnehmen unserer Emotionen kann uns Informationen über unser Verhalten und die dahinterliegenden Bedürfnisse, liefern.

Auch im Kontext von Klimakrise, globaler Ungleichheit und Nachhaltigkeit spielen Emotionen eine zentrale Rolle. Junge Menschen erleben z.B. Angst, Hilflosigkeit, Trauer, Frustration und Ärger hinsichtlich der globalen Gegenwart und Zukunft. Gleichzeitig sind Gefühle wie Hoffnung und Zuversicht eine wichtige Voraussetzung für nachhaltiges Handeln. In der Bildungsarbeit zu diesen Themen ist es daher einerseits wichtig, unangenehmen Emotionen Raum zu geben und sie Ernst zu nehmen, anstatt sie zu ignorieren oder wegzuschieben. Andererseits geht es auch darum, positive Emotionen zu fördern. Diese können den Umbau von Synapsenstrukturen und damit Lernprozesse fördern, wertschätzende und komplexe Beziehungen ermöglichen und zu nachhaltigem, sozialem Handeln inspirieren und anregen. Die Verbalisierung von Emotionen kann zu einer bewussteren Wahrnehmung und einem reflektierten Umgang führe. Außerdem kann sie zu der Feststellung führen, dass man mit den eigenen Gefühlen nicht allein ist.

In dieser Methode geht es darum, eine erste Annäherung an die eigenen Emotionen im Kontext von Klimakrise und globalen Zusammenhängen zu ermöglichen.

Ein achtsamer Umgang mit sich selbst und den anderen TN ist für die Methode sehr wichtig. Das beinhaltet für die TN, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und nur soweit mitzumachen und so tief hineinzugehen, wie es sich stimmig anfühlt. Dabei ist wichtig, mitzudenken, dass es sich hier um eine Bildungsveranstaltung handelt, und nicht um ein therapeutisches Setting.

Vorbereitung

Die anleitende Person macht sich mit dem Begleittext für die Meditation vertraut. Die Kärtchen mit den Emotionen (siehe Material zum Download) werden ausgedruckt und ausgeschnitten. Es bietet sich an, die Kärtchen jeweils mindestens 2-fach auszudrucken und dann in der Durchführung bereitzulegen, damit möglichst für alle TN die ganze Auswahl zur Verfügung steht.

Durchführung

1. (10 -15 Minuten) Körperübung

Die anleitende Person erzählt kurz etwas zum Kontext der Methode und erklärt, warum es wichtig ist, sich im Kontext von Klimakrise und globaler Ungleichheit mit Emotionen zu beschäftigen. Sie kann sich dabei auf die in Hintergrund angeführten Informationen beziehen. Im Anschluss führt sie durch eine kurze Meditation mithilfe des Begleittextes (siehe Material zum Download).

2. (10 Minuten) Selbstreflexion

Anschließend werden die Kärtchen mit Emotionen im Raum offen ausgelegt und die TN können herumgehen und sich ein Kärtchen nehmen.

Die anleitende Person betont, dass Menschen verschiedene Emotionen im Körper tragen können. Diese Emotionen können sich stärker oder schwächer anfühlen und mehr oder weniger bewusst sein. In der kommenden Übung wird es darum gehen, sich auf die Emotion auf dem Kärtchen zu konzentrieren. Wenn die TN sich der Emotion auf dem Kärtchen gerade nicht zuwenden wollen, können sie das Kärtchen zurücklegen und ein anderes nehmen. Sobald alle ein Kärtchen haben, haben die TN kurz Zeit, sich der Emotionen auf ihrem Kärtchen zuzuwenden. Woher kennen sie die Emotion? Wie fühlt sie sich im Körper an? Wo ist sie spürbar?

3. (30 Minuten) Offene Sätze

Dann kommen die TN jeweils zu zweit zusammen und setzen sich einander gegenüber für eine Gesprächsübung. Sie entscheiden, wer von den beiden beginnt, in der Übung zu sprechen.

Die Person hat 12 Minuten Zeit, folgende Fragen zu beantworten (pro Frage 3 Minuten).

Hinweise zur Gesprächsführung:

Die Fragen werden von der anleitenden Person nacheinander vorgelesen. Zuerst wird die erste Frage vorgelesen und direkt beantwortet. Nach 3 Minuten wird die nächste Frage vorgelesen und beantwortet, usw. Danach werden die Rollen getauscht. Die Person, die zuerst zugehört hat, antwortet nun auf die Fragen und die andere Person hört zu. Es gibt hier kein „richtig“ oder „falsch“. Es kann helfen, sich die Meditationsübung vom Anfang in Erinnerung zu rufen, um beim Antworten nicht vor allem im Kopf zu sein, sondern den ganzen Körper mitzunehmen. Es darf auch innegehalten oder kurz geschwiegen werden.

Die andere Person hört aufmerksam zu und ist mit ihrer Aufmerksamkeit ganz bei der sprechenden Person. Sie begegnet der sprechenden Person mit Offenheit und Wertschätzung, unterbricht diese nicht und teilt keine eigene Einschätzung, Bewertung oder Meinung dazu. Wenn erwünscht können Rückfragen gestellt werden.

Schließlich haben die TN noch 5 Minuten Zeit, um zu zweit zu reflektieren:

4. Auswertung (10-15 Minuten)

Danach kommen wieder alle zusammen und die anleitende Person stellt folgende Fragen:

Varianten

Diese Methode eignet sich in abgekürzter Variante auch als Einstieg für andere Methoden zu Klimakrise und globaler Gerechtigkeit. Dafür werden die Emotionen-Kärtchen im Raum aufgelegt und die anleitende Person fragt „Wenn ich an die aktuelle Situation der Welt / Zukunft der Welt denke, welche Emotionen spüre ich dann?“. Die TN können sich zu einem Kärtchen stellen, das am meisten zutrifft und sich mit anderen TN kurz dazu austauschen, warum sie hier stehen.

Durchführung digital

Die Methode kann mit folgenden kleinen Anpassungen digital durchgeführt werden:

Die Tipps und Hinweise für Anleitende sind bei der digitalen Durchführung stark zu beachten. Auch hier gilt, dass ein gewisses Vertrauen zwischen den TN und der anleitenden Person Voraussetzung für die Methode ist. Der digitale Raum kann sich für manche TN weniger vertrauensvoll anfühlen. Die Stimmung kann im digitalen Raum für die anleitende Person schwerer greifbar sein. Gleichzeitig bietet der digitale Raum niedrigschwellige Möglichkeiten für die TN, auf sich zu achten und ggf. aus der Übung herauszuziehen.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Bei dieser Übung braucht es Vertrauen der TN für die Gruppe und die anleitende Person. Je nach Zielgruppe ist es möglich, dass TN bisher wenig in bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Emotionen gegangen sind. Dafür ist es wichtig, vorher kurz zu erklären, was während der Übung passieren wird und zu betonen, dass die TN soweit mitmachen sollen, wie sie sich wohl fühlen.

Eine angeleitete Meditation bietet eine Möglichkeit, um ein Bewusstsein der TN zu stärken, und sich selbst und ihre Mitwelt wahrzunehmen. Der Begleittext (siehe Material zum Download) kann individuell durch die anleitende Person verändert oder angepasst werden. Zwischen den jeweiligen Sätzen soll genug Pause zum Atmen und Wahrnehmen sein.

Für manche Zielgruppen kann es herausfordernd sein, länger am Stück über die eigenen Emotionen zu sprechen. Ggf. können in 3. Offene Sätze die Fragen reduziert und die Zeit pro Person auf insgesamt 5 Minuten begrenzt werden.

Quellen:

Eine Verkehrs-App für Smartstadt?

Die Teilnehmenden spielen Rollen, die konträre Einstellungen zu Plattformdiensten haben, entwickeln Kampagnenelemente, stimmen beim Bürgerbegehren ab und reflektieren danach darüber.

Lernziele

Die Teilnehmenden …

Ablauf

Vorbereitung
Der Zeitungsartikel wird ausgedruckt und für alle kopiert.

Durchführung
1. (15 Minuten) Das Szenario
Die Teilnehmenden lesen den Artikel aus dem »Smartstädter Tagblatt« und Verständnisfragen werden gemeinsam geklärt. Anschließend formulieren die Teilnehmenden in Partnerarbeit, um welchen politischen Konflikt es im Text geht, und sammeln die beteiligten Akteure.

2) (10 Minuten) Bildung von Interessengruppen
Die Lerngruppe teilt sich in sieben Interessengruppen auf:
– Umweltverband BUNT
– Gewerkschaft ÖFFI
– Arbeitskreis Datenschutz (AKD)
– Taxi-Dienst LOW-CAB
– Technologie-Firma DATA-TM
– Kartendienst KUGEL
– Fahrgastbeirat Smartstadt

Die Kleingruppen werden sich anhand von Rollenkarten über ihre Interessen und ihre Haltung zum Bürgerbegehren klar und bereiten sich darauf vor, sich an der Plakatkampagne und der Podiumsdiskussion zu beteiligen. Dabei können die folgenden Fragen helfen:
– Was sind unsere Ziele?
– Welche finanziellen Interessen haben wir?
– Wie stehen wir zum Klimaschutz?
– Wie stehen wir zum Datenschutz?
– Wie stehen wir zu guten Arbeitsbedingungen?
– Was denken wir über die Ziele der anderen Gruppen?
– Welche Argumente für unsere Positionen kommen in der Öffentlichkeit (nicht) gut an?
– Wo sehen wir mögliche Konflikte mit anderen Akteuren und wo Gemeinsamkeiten?

3. (20 Minuten) Pro- und Contra-Kampagnen
Alle Gruppen haben 10 Minuten Zeit, ein Plakat zu erstellen, mit dem sie für ihre Position in der Öffentlichkeit werben wollen. Anschließend werden die Plakate ausgehängt und alle Teilnehmenden bekommen vier oder fünf Post-Its, mit denen sie ( Dis-)Likes ( Daumen hoch [+], Daumen runter [-], Daumen quer [  / ]) oder kurze Kommentare auf den Plakaten hinterlassen können.

4. (15 Minuten) Podiumsdiskussion
Danach bestimmt jede Gruppe eine Person, die an der Podiumsdiskussion des »Smartstädter Tagblatts« teilnimmt. Für eine neutrale Moderation als Journalist* in wird ein*e Freiwillige*r für gesucht. Außerdem sollte es die Möglichkeit für Beiträge aus dem Publikum geben (z. B. freier Stuhl, der zeitweise besetzt werden kann).

5. (15 Minuten) Abstimmung
Abschließend wird in geheimer Abstimmung über das Bürgerbegehren abgestimmt und das Ergebnis verkündet.

Auswertung
Mögliche Fragen:
– Wie war das Spiel, welche Momente sind besonders in Erinnerung geblieben?
– Was war am Spiel realistisch und was nicht?
– Wie ging es euch damit, dass es so viele verschiedene Positionen gibt?
– Was ist anders, wenn eine Mobilitäts-App kommunal statt von Privatunternehmen betrieben wird?
– Welche ökologischen Auswirkungen hätte das?
– Welche Auswirkungen hätte es im Bezug auf den Zugang?
– Lässt sich der Unterschied zwischen öffentlichen und privaten Plattformen auf andere Bereiche übertragen?
– Was bräuchte es, damit mehr Bereiche kommunal organisiert werden könnten?
– Es gibt auch Apps wie z. B. Transportr, die weder vom Staat noch von Unternehmen entwickelt
werden, sondern von Freiwilligen. Kennt ihr so etwas und was könnten Vor- und Nachteile sein?
– Im Spiel kamen Bürgerinitiativen, ein Bürgerbegehren und ein ehrenamtlicher Beirat aus Bürger*innen vor.
– Kennt ihr sonst solche Beteiligungsverfahren, habt ihr Erfahrung damit und was haltet ihr davon?

Varianten

In sehr kleinen Gruppen können die der Bürgerinitiative auf der einen Seite und die Unternehmen auf der anderen zu zwei Gruppen zusammengefasst werden, die gemeinsam Kampagnenelemente entwicklen und danach eine Pro-Contra-Diskussion durchführen.

– Im Anschluss kann eine Recherche vor Ort angeregt werden: Welche Mobilitätsdienste gibt es, was wird in welchen Plattformen abgebildet, welche Verbesserungsmöglichkeiten gäbe es? Anstelle von Plakaten können auch Elemente einer Online-Kampagne entwickelt und auf Lernplattformen hochgeladen werden.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Im Zentrum steht der Konflikt zwischen öffentlichen und damit (potenziell) demokratisch regulierbaren Plattformen und privaten, profitorientierten Plattformen. Die Anleitenden sollten sich vorab (z. B. mit dem Erklärvideo in den Literaturangaben) vor Augen führen was dies im konkreten Fall heißt, und die Lernenden gegebenenfalls bei der Erfassung des Konfliktes unterstützen. Wenn sich die Teilnehmenden stark mit ihren Rollen identifizieren, können diese vor der Auswertungsphase »abgeschüttelt« werden.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Die Methode wirft die Frage einer demokratischen Nutzung von Daten auf. Das schließt an die Methoden »Let’s make money« und »Wem gehören die Daten?« an, in denen es um das kommerzielle Interesse von Tech-Konzernen an Daten und um den persönlichen Umgang mit den eigenen Daten geht. Weiterführend können Initiativen zum Datenschutz und zur gemeinschaftlichen, nicht-kommerziellen Nutzung von Daten (z. B. Transportr und Open-Street-Map) mit der Methode »Eine andere Welt im Bau« behandelt werden. Mit der Methode »Zukunft digitaler Technik« kann schließlich allgemein über die Gestaltung digitaler Infrastrukturen nachgedacht werden.

Literatur

Barthel, J. (2020): Eine Mobilitätsplattform für alle. Zu finden auf netzpolitik.org

Piétron, D. / Ruhaak, A. / Niebler, V. (2021): Öffentliche Mobilitätsplattformen — digitalpolitische Strategien für eine sozial-ökologische Mobilitätswende. Berlin. Zu finden auf attac.de

Wenn ich an Digitalisierung denke …

Kurzbeschreibung

Mit der Methode können erste Gedanken der Gruppe zum Thema Digitalisierung gesammelt werden und es entsteht ein Eindruck davon, welche Zugänge die Teilnehmenden dazu im Kopf haben.

Lernziele

Die Teilnehmenden …

Ablauf

Für alle zugänglich werden drei Stühle nebeneinander im Raum aufgestellt (als »Assoziationssofa«).
Auf ein Flipchart wird die Überschrift »Digitalisierung« geschrieben.

Durchführung
1. Erklärung (5 Minuten)

Eine anleitende Person erklärt den Ablauf des Spiels wie unten beschrieben.


2. Spiel (20 Minuten)

Ein*e Teilnehmende*r wird dann gebeten, Startspieler*in zu sein und sich auf den mittleren der drei Stühle zu setzen. Sie nennt den Begriff »Digitalisierung«.
Dann können zwei weitere Teilnehmende direkt nach vorne kommen und sich wie oben beschrieben mit ihren eigenen Assoziationen auf die zwei äußeren Stühle setzen und diese nennen.
Die Person in der Mitte wählt einen der beiden Begriffe aus, mit dem weitergemacht wird. Die entsprechende Person rutscht in die Mitte und die anderen beiden gehen zurück auf ihre Plätze, dann sind die äußeren beiden Stühle wieder frei. Die Person in der Mitte nennt noch einmal ihren Begriff und es geht weiter wie in der ersten Runde.
Die Anleitenden schreiben in einem Baumdiagramm alle Assoziationen mit, die genannt werden, so dass der Verlauf des Spiels darin abgebildet wird.

Das Spiel wird etwa zehn Runden gespielt. Dann können ggf. noch weitere Spiele gespielt werden
ausgehend von einem anderen Begriff aus dem Themenfeld, z. B. Technik, Kapitalismus, Macht oder Zukunft.
Nach ca. 15 Minuten Spielzeit beenden die Anleitenden das Spiel.
Anschließend blicken sie zusammen mit den Teilnehmenden auf die Assoziationsbäume und nennen ggf. nochmals die Begriffe, die gefallen sind.

3. Auswertung (10 Minuten)
Dann können folgende Impulsfragen in der Gruppe besprochen werden:

Tipps und Hinweise für Anleitende

Das Spiel lebt davon, dass zügig und spontan Begriffe genannt werden. Es ist wichtig, den Teilnehmenden zu sagen, dass es dabei kein Richtig oder Falsch gibt. Wenn das den Teilnehmenden schwerfallen sollte, kann auch eine erste Runde zu irgendeinem Begriff gespielt werden, der von den Teilnehmenden kommt, sei es Ball, Baumhaus oder Butterbrot. Es darf auch skurril und lustig werden. Im Abschlussgespräch der Methode können die Anleitenden selbst noch Themen oder Aspekte einbringen, die bisher nicht gefallen sind oder zu denen auch weiter gearbeitet wird.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Die Methode ist als Einstiegsübung in das Thema gedacht und bietet Anschlussmöglichkeiten zu allen weiteren Methoden. Sie kann es erleichtern, sich in folgenden Methoden bewusst zu sein, welche gesellschaftlichen Fragen mit dem Thema Digitalisierung verbunden sind.

Vorsorgendes Wirtschaften

Die Teilnehmenden (TN) erarbeiten inwiefern sich Care und Degrowth als transformative Ansätze inerhalb einer sozial ökologischen Transformation zusammen denken lassen.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Hintergrund
Die Diskurse rund um Wachstumskritik nehmen bisher vorwiegend den Zusammenhang zwischen Wachstum und Ökologie (Klima, Ressourcen etc.) in den Blick. Im Sinne einer umfassenden gesellschaftlichen Transformation gilt es jedoch, das Soziale und das Ökologische zusammen zu denken.

Vorbereitung
Die Anleitenden haben Grundlagenwissen zu beiden Themenfeldern und haben die online zur Verfügung gestellten Texte gelesen. Diese werden ausgedruckt und vervielfältigt, so dass alle TN einen Text lesen können. Bei Bedarf können auch weitere Texte recherchiert werden.
Ein Flipchart mit den Satzanfängen: “Wir gehören zusammen, weil…” und “Wir sind verbunden,  weil…” muss vorbereitet werden.

Durchführung
1. Textarbeit zu den Themen Care und Degrowth (30 Minuten)
Aus der Gesamtgruppe der TN werden zwei Gruppen gebildet. Eine beschäftigt sich mit dem Thema Degrowth, die andere mit dem Thema Care. Dazu bekommen beide Gruppen Texte zum jeweiligen Thema. Alle TN suchen sich einen Text aus und liest ihn für sich allein.
Nach 30 Minuten tauschen sich die TN innerhalb ihrer Gruppe in Kleingruppen von zwei bis vier Personen aus. Leitfragen sind hierfür:

2. Austausch in Paaren (15 Minuten)
Nun kommen alle wieder im großen Kreis zusammen. Alle TN nehmen ihre A4 Blätter mit Notizen mit. Die TN laufen durcheinander und halten sich dabei das A4 Blatt vor den Bauch.
Sobald die Anleitenden „Stop“ sagen, bleiben alle stehen. Nun suchen sich alle TN jeweils eine in der Nähe stehende Person, aus der anderen Themengruppe. Erkennbar sind die Gruppen an den Farben ihrer Notizen. Sie gehen nun in Paaren zusammen und suchen sich einen Platz im Raum, an dem sie in Ruhe arbeiten können. Mit Hilfe ihrer Notizen stellen sie sich gegenseitig das Gelesene vor. Sie können dafür auch die drei Leitfragen aus Schritt eins benutzen.

3. Zusammenführung von Care und Degrowth Diskursen (20 Minuten)
Im Anschluss an diesen Austausch diskutieren sie in den Paaren folgende Leitfragen:
Welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Problemlagen werden sowohl im Konzept Degrowth als auch in Care-Analysen benannt?
Welche Ideen und Visionen zu einem sozial-ökologischen Wandel überschneiden sich in den Texten zu Care und Degrowth?
Nach der Klärung dieser Fragen verteilen die Anleitenden A3 Bögen Papier. Sie präsentieren außerdem ein Flipchart mit der Aufschrift: “Wir gehören zusammen, weil…” und “Wir sind verbunden, weil…”.
Die Aufgabe für die TN besteht nun darin zwei bis drei Slogans zu verfassen, warum Degrowth und Care zusammen gedacht werden sollten. Diese formulieren sie auf den A3 Bögen mit dem vorgegeben Satzanfang. Die Slogans sollten auf Flyer oder Transparente passen.
Nach der Bearbeitungszeit kommen alle wieder zurück ins Plenum und stellen ihre Plakate vor. Sie begründen ihre Aussagen kurz. Jedes Paar klebt ihr Plakat an eine dafür geeignete Wand. Alternativ kann es auch auf den Boden gelegt werden.

4. Auswertung (15 Minuten)
Die Auswertung erfolgt im Gesamtplenum. Sie kann sich an folgenden Fragen orientieren:

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Um aufzuzeigen, wie neue Ideen aus Debatten um Degrowth und Care ganz praktisch umgesetzt werden könnten, eignet sich die Methode „Who cares?“. Im Anschluss können auch konkrete Projekte für eine sozial-ökologische Transformation entwickelt werden. Dafür eignet sich die Methode „Nowtopia“ .

Wem steht die Welt offen?

Es werden Beweggründe für grenzübergreifende Mobilität diskutiert. Die TN setzten sich mit Privilegien, globaler sozialer Ungleichheit, Flucht und Bewegungsfreiheit auseinander.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Hintergrund

Die Methode wurde im Rahmen des rassismuskritischen Stadtrundgangs in Frankfurt am Main konzipiert und von uns leicht verändert übernommen. Wir danken dem Bildungskollektiv Bleiberecht für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung.

In der globalisierten Welt bestehen starke Wechselwirkungen zwischen den Wirtschaftstätigkeiten im Globalen Norden und den Lebensumständen im Globalen Süden. Es besteht global eine hohe soziale Ungleichheit, die mit unterschiedlichen Lebenschancen und Privilegien einhergeht. Dies betrifft in besonderem Maß den Bereich Mobilität. Für viele
Menschen in Deutschland ist es völlig normal, durch die Welt zu reisen und sich auch mal für längere Zeit an einem Ort der Wahl niederzulassen. Menschen aus anderen Weltregionen haben häufig nicht die ökonomischen Mittel, und darüber hinaus nur in wenigen Fällen überhaupt das Recht, ihren Lebensort ins Ausland, z. B. nach Europa zu verlagern. Das betrifft auch einen Großteil der über 60 Millionen Menschen, die derzeit weltweit auf der Flucht sind.
Die Produktions- und Lebensweisen des globalen Nordens tragen teils direkt, teils indirekt zu Flucht und Migration bei, indem z. B. durch ökologische Schäden Lebensräume zerstört oder Armut und Perspektivlosigkeit mit verursacht werden.
Wir erleben also eine Situation, in der eine Minderheit einen Lebensstil führen kann, der aus ökologischen Gründen global nicht verallgemeinerbar ist, während großen Teilen der Weltbevölkerung die Chance verwehrt wird, sich einen sichereren Ort zum Leben auszusuchen.
Menschen begeben sich aus den unterschiedlichsten Gründen auf den Weg in andere Länder. Die Grenzen zwischen Flucht (erzwungene Migration) und freiwilligen Formen der Migration sind dabei fließend. In jedem Fall werden Widersprüche der Globalisierung offensichtlich: Waren, Rohstoffe und Finanzströme sowie Geschäftsleute und Touristen reisen ungehindert durch die Welt, doch für Menschen in Not werden die Grenzen immer unpassierbarer. Die Märkte sind bereits globalisiert, das Recht auf Schutz und ein gutes Leben dagegen an den jeweiligen Pass gebunden.
Die Methode setzt an diesen Widersprüchlichkeiten an und dient so als Einstieg zur Auseinandersetzung mit Privilegien und „imperialen Lebensweisen“ sowie mit globaler Gerechtigkeit. Es geht dabei nicht darum, die Diskussion über Flucht und Migration auf ökonomische Fluchtursachen zu verengen.
Es soll nicht der Eindruck entstehen, alle Fluchtbewegungen seien auf unseren Lebensstil zurückzuführen. Aber der Blick wird auf diesen häufig abgewerteten Fluchtgrund gelenkt und die Frage aufgeworfen, ob Armut und Perspektivlosigkeit vor dem Hintergrund globaler sozialer Ungleichheit nicht nachvollziehbare und legitime Motivationen für grenzüberschreitende Migration sind.

Vorbereitung
Die Anleitenden machen sich mit einigen wesentlichen Aspekten des deutschen Asylrechts vertraut (siehe Hintergrundtext). Moderationskarten und Stifte werden bereitgelegt. Folgende Fragen werden auf Moderationskarten geschrieben oder auf eine andere Art und Weise visualisiert:
> Wer von euch kann sich vorstellen, einmal für eine längere Zeit im Ausland zu leben?
> Was wären für euch persönlich Gründe, um für eine längere Zeit in einem anderen Land zu leben?
> Was denkt ihr, warum Menschen aus ihren Ländern fliehen?
> Welche der von uns gesammelten Gründe für eine Flucht oder einen längeren Aufenthalt in einem anderen Land werden in Deutschland nicht als Asylgrund anerkannt?
Die fünf Kategorien von Fluchtursachen werden visualisiert.
> Krieg und Gewalt
> Perspektivlosigkeit und Armut
> Diskriminierung und Verfolgung
> Rohstoffhandel und Landraub
> Umweltzerstörung und Klimawandel

Durchführung

1. Austausch über persönliche Reisemotivationen (10 Minuten)

Die TN stellen sich in einem Kreis auf. Die Anleitenden legen die Moderationskarte mit der ersten Frage in die Mitte und stellen die Frage an die TN: „Wer von euch kann sich vorstellen, einmal für eine längere Zeit im Ausland zu leben?“ Die TN werden aufgefordert, einen Schritt nach vorne zu machen, wenn sie die Frage für sich mit „ja“ beantworten. Anschließend wird die zweite Frage gestellt und in die Mitte gelegt: „Was wären für euch persönlich Gründe, für eine längere Zeit in einem anderen Land zu leben?“ Die Antworten der TN werden auf Moderationskarten gesammelt und ebenfalls in die Mitte gelegt.

2. Einordnung der eigenen Privilegien im globalen Kontext (5 Minuten)

Anschließend wird folgende Schätzfrage gestellt: „Schätzt bitte einmal, in wie viele Länder können deutsche Staatsbürger*innen visafrei einreisen?“ Die TN positionieren sich dazu auf einer Skala von 0-200 Länder. Antwort: Deutsche Staatsangehörige dürfen in 177 Länder visafrei einreisen und genießen damit die weltweit größte Reisefreiheit. Afghanische Staatsbürger stellen dagegen mit 25 visumsfreien Ländern das Schlusslicht dieser Statistik. (Der zweite Teil der Antwort kann auch mit einer weiteren Schätzfrage erfragt werden: „Nun schätzt bitte mal, in wie viele Länder können afghanische Staatsbürger*innen visafrei einreisen?“)

3. Sammeln von unterschiedlichen Fluchtgründen (10 Minuten)

Neben die bereits liegenden Karten mit den Antworten aus der ersten Runde wird wieder für alle sichtbar eine Karte mit der dritten Frage gelegt: „Was denkt ihr, warum Menschen aus ihren Ländern fliehen?“ Die TN sammeln mögliche Gründe, die Anleitenden sammeln die Antworten auf Moderationskarten.
Anschließend werden die fünf Kategorien von Fluchtursachen vorgestellt (vgl. dazu die Broschüre: „Warum Menschen fliehen“) und die TN ordnen die von Ihnen genannten Fluchtgründe den Kategorien zu:
> Krieg und Gewalt
> Perspektivlosigkeit und Armut
> Diskriminierung und Verfolgung
> Rohstoffhandel und Landraub
> Umweltzerstörung und Klimawandel

4. (10 Minuten)

Abgleich mit dem Asylgesetz: Nun wird die letzte Frage gestellt und in der Mitte visualisiert: „Welche der von uns gesammelten Gründe für eine Flucht oder einen längeren Aufenthalt in einem anderen Land werden in Deutschland nicht als Asylgrund anerkannt?“ Die TN legen die Fluchtgründe bzw. Kategorien von Fluchtgründen zur Seite, die nicht als Asylgrund anerkannt sind. Ggf. kann eine Kategorie gebildet werden für Fluchtgründe, bei denen die Gruppe uneinig ist. Die Anleitenden ergänzen. Übrig bleibt nur eine einzige Kategorie: Diskriminierung und Verfolgung. Diese kann noch um die gesetzlich ausformulierten Unterkategorien (siehe Hintergrundtext) ergänzt werden. Die Anleitenden machen noch einmal deutlich, dass für alle anderen Fälle das Asylrecht (nach Genfer Flüchtlingskonvention) nicht greift. Als Beleg wird ein Zitat aus dem Asylverfahrensgesetz vorgelesen und/oder visualisiert: „Ein Asylantrag ist insbesondere offensichtlich unbegründet, wenn nach den Umständen des Einzelfalles offensichtlich ist, dass sich der Ausländer nur aus wirtschaftlichen Gründen oder um einer allgemeinen Notsituation zu entgehen, im Bundesgebiet aufhält.“ (Asylgesetz, § 30 Abs. 2)

5. Auswertung (15 Minuten)
Abschließend erfolgt eine gemeinsame Auswertung anhand folgender Fragen:
> Wie bewertet ihr das Ergebnis dieser Sammlung? Was war neu für euch/hat euch überrascht?
> Gibt es von euch genannte Fluchtgründe, die eurer Meinung nach als Asylgründe anerkannt werden sollten?
> Wie erklärt ihr euch, dass die Möglichkeiten, in andere Länder zu reisen, für verschiedene Menschen so stark voneinander abweichen? Was denkt ihr darüber?

Tipps und Hinweise für Anleitende

Da mit der Methode ein Einstieg zum kontroversen Thema Flucht hergestellt wird, muss damit gerechnet werden, dass unterschiedliche Meinungen und Einstellungen aufeinander prallen. Die Konfrontation mit eigenen Privilegien kann zu Abwehrreaktionen führen. Es ist daher Sensibilität bei der Anleitung nötig. Vorab sollten sich die Anleitenden dazu Gedanken machen, wie sie mit aufkommenden Vorurteilen und Stereotypen umgehen können. Gegebenenfalls kann es im Laufe der Übung sinnvoll sein, den Unterschied zwischen freiwilligen Formen der Migration (zwanglose Umsiedlung) und Flucht (erzwungene Umsiedlung) zu erläutern.