Mein Körper, mein Territorium
Die Methode ist ein „Body Mapping“ für das Empowerment von BiPoC-Personen. Auswirkungen von kolonialen Kontinuitäten der Klimakrise auf Territorien werden analysiert und diskutiert.
Lernziele
Die Teilnehmenden (TN) …
- erhalten einen Überblick über die Problemfelder der Klimakrise in diesen Gebieten.
- lernen Forderungen/Ansätze für politische Maßnahmen zur Stärkung der Klimagerechtigkeit kennen.
- stellen den Zusammenhang zwischen koloniale kontuinitäten und globalen Gerechtigkeitsfragen her und reflektieren in dem Kontext ihre eigenen Bedürfnisse und Gerechtigkeitsvorstellungen.
Ablauf
Hintergrund
„Body Mapping“ ist eine Übung, bei der sich die TN aktiv und in Echtzeit ihres eigenen Körpers bewusst werden. Es ist eine Übung zur Reflexion über sich selbst und eigene Fähigkeiten und Stärken.
Es ist eine Arbeit der Aneignung des Territoriums und der Gebiete, die von den TN bewohnt werden.
Es ist wichtig, die TN darauf hinzuweisen, dass sie sich jederzeit trauen können, Bedürfnisse oder Empfindungen während der Aktivitäten und/oder des kreativen Prozesses, der Verwendung der Materialien oder der Interaktion mit der Gruppe zu erfragen oder auszudrücken.
Es geht darum, einen möglichst sicheren Raum zu schaffen.
Vorbereitung
Für die Durchführung dieser Methode ist es wichtig, dass die anleitende Person sich ein wenig über die Definition des Begriffs „Territorium“ informiert. Um einen sicheren Raum zu schaffen, werden TN in Form eines „Content Note“ darauf hingewiesen, dass über koloniale Kontinuitäten gesprochen werden wird. Das kann aufgrund der Geschichte, der Auswirkungen und der Bedeutung für einige Menschen ein sensibles Thema sein.
Durchführung
1. Präsentation Koloniale Kontinuitäten (10 Minuten)
Präsentation von Bildern, die den TN zeigen und sie darüber informieren, wie das Konzept der „kolonialen Kontinuitäten“ definiert oder verstanden wird, wenn es um die Auswirkungen von Extraktivismus, Ausbeutung und Umweltverschmutzung von Ökosystemen oder Städten durch von multinationalen Unternehmen oder Industrien geht. Die Bilder können gedruckt oder digital angezeigt werden. Die Idee ist, die Auswirkungen auf bestimmte Gebiete auf visuelle Art und Weise zu zeigen.
2. Territorium-Anerkennung: Körper (10 Minuten)
Zu Beginn werden die TN dazu eingeladen, sich ihres Körpers ein wenig bewusst zu werden. Sie suchen sich eine bequeme Sitz- oder Liegeposition und schließen, wenn möglich, die Augen.
Die anleitende Person kann die Verbindung zum eigenen Körper weiter unterstützen durch folgende Aufforderungen:
- Atme langsam ein und aus …
- Mache aus der Stille heraus einen Rundgang, bei dem du dir jedes Körperteil bewusst machst … angefangen von den Zehen über die Knöchel, die Waden und die Knie bis hin zu den Oberschenkeln und Hüften. Fahre fort, langsam ein- und auszuatmen … Halte deine Aufmerksamkeit auf deinem Bauch, spüre, wie er sich hebt und senkt. Bewege deine Aufmerksamkeit durch den unteren Rücken bis zu den Schultern und dem Nacken. So erreichst du dein Gesicht und deinen Kopf. Schließlich beenden wir die Reise durch die Arme, Hände und Finger.
Am Ende werden die TN dazu eingeladen, ihre Augen zu öffnen, falls sie sie geschlossen hatten, und langsam die Position zu wechseln und die anderen Menschen um sie herum zu beobachten.
3. Territorium (5 Minuten)
Wir befreien den Raum von Stühlen und Tischen, damit sich die TN im Raum bewegen können. Dazu können folgende Anweisungen genutzt werden:
Bewege dich frei im Raum, ganz in deiner eigenen Geschwindigkeit und in deine eigene Richtung. Achte darauf, nicht mit anderen Personen im Raum zusammenzustoßen. Wenn du magst, kannst du verschiedene Positionen erkunden und verschiedene Körperteile bewegen.
Die anleitende Person sollte einen barrierefreien Raum kreieren, falls eine*r der TN diesen zum Teilnehmen braucht.
4. Repräsentation des Körpers und des Territoriums (20 Minuten)
Am Ende dieser Aufwärmphase können sich die TN ein oder zwei Blätter Papier (je nach Größe oder Verfügbarkeit von Raum und Zeit) und Materialien zum Zeichnen oder Malen, wie Marker, Stifte, Pinsel und Farbe, nehmen.
– Präsentation: Definition Territorium
Die anleitende Person stellt der Gruppe die Frage „Was ist ein Territorium?“ und leitet eine kurze offene Diskussion ein, die durch die folgende Definition ergänzt werden kann:
„Ein Territorium definiert sich durch die Art und Weise, wie man einen bestimmten, abstrakten, statischen oder sich bewegenden Raum bewohnt und Macht über ihn ausübt. Indem wir den Körper als Territorium bezeichnen, sprechen wir über unsere eigenen Praktiken, unser Wissen, unsere Gefühle und die Macht, die wir über unseren eigenen Körper ausüben. Wir könnten verstehen, dass wir, wenn wir die Zerstörung unseres Territoriums zulassen, auch die Zerstörung unserer Körper zulassen.“
– Ariza, Sulca. (2023). Leipzig.
Es ist auch möglich, ein Beispiel vorzulesen und im Internet nach einer Definition des Begriffs „Territorium“ zu suchen …
z.B.: www.dbb-wolf.de/mehr/faq/was-ist-ein-territorium-und-wie-gross-ist-es
– Individuelle Arbeit – Körper-Territorium
Zunächst zeichnen alle TN eine Silhouette ihres eigenen Körpers. Die TN werden angewiesen, innerhalb dieser Silhouette ihre Emotionen, Gefühle oder Gedanken zu vermitteln, indem sie Bilder zeichnen oder malen und sie auf den verschiedenen Teilen ihres Körpers platzieren. Dabei besteht die Absicht, die folgenden Fragen zu beantworten:
Mögliche Fragen:
A)
- Wie wird dieses Körper-Territorium identifiziert?
- Welche Auswirkungen hat die Klimakrise auf mein Körper-Territorium?
- Sind bestimmte Formen der Unterdrückung erkennbar? Welche?
B)
- Wie hängen unsere Handlungen mit dem Körper-Territorium zusammen?
- Welche Elemente oder Emotionen assoziieren wir mit unseren Ursprüngen?
- Wie wurde dieses Körper-Territorium konstruiert?
Die Fragen sollten, nachdem sie vorgelesen wurden, schriftlich festgehalten werden, damit sie für alle sichtbar sind.
7. Wie sehen unsere Körper-Territorien aus? Auswertung (15 Minuten)
Am Ende des kreativen Prozesses und der Bilderstellung werden die TN eingeladen, ihre Bilder von den Oberflächen zu entfernen und sie an der Wand zu platzieren, um eine gemeinsame Ausstellung zu gestalten.
Am Ende machen alle einen Rundgang durch die Gruppe und hören jeder Person zu, wie ihr kreativer Prozess verlaufen ist und was sie zu Papier gebracht hat. Dabei wird auch beobachtet, ob es Ähnlichkeiten zwischen ihren Bildern gibt.
Varianten
Es ist möglich, dass die Erstellung des Bildes dazu führen kann, verschiedene Silhouetten zu erforschen und die Möglichkeit zu schaffen andere Arten von Darstellungen zu ermöglichen oder nur mit einem Teil, wie Extremitäten oder Kopf, zu arbeiten.
Wenn die TN weiße Menschen sind, empfiehlt es sich, eine andere Art von Referenz für die Zuordnung zu verwenden. Zum Beispiel direkt die visuelle Darstellung eines Gebiets. Die Darstellung der Körper kann mit dem Bezug auf ein bestimmtes Territorium umgedeutet werden, z. B: ein Berg, eine Straße, ein Fluss, ein Luftraum, eine Region oder ein Baum …
Es wird auch empfohlen, das Thema der kolonialen Kontinuitäten am Anfang der Durchführung offenzulegen, um klar einzuordnen, wie die Methode zu lesen ist.
Durchführung digital
Für die digitale Umsetzung dieser Methode wird empfohlen, dass die TN die Körperbewegungen der Verschiebung in dem Raum wo Sie sich finden, in dem sie sich befinden, sowie die Atemübung und die Wahrnehmung ihres Körpers durchführen.
Für den kreativen Prozess sollte eine Reihe von Bildern im Internet gesucht werden, die die verschiedenen Körperteile darstellen. Diese Bilder können auf einer Seite in einem Bild- oder Textverarbeitungsprogramm zu einer Collage zusammengestellt werden. Am Ende sollte den TN die Möglichkeit zur Bildschirmfreigabe gegeben werden, sodass jede Person ihr Bild zeigen oder in einem Format speichern kann.
Tipps und Hinweise für Anleitende
Bei der Umsetzung dieser Methode ist es wichtig, die Befindlichkeiten von Menschen mit Rassismuserfahrungen zu berücksichtigen. Es geht darum, wie die Folgen der Klimakrise einen strukturell hegemonialen Hintergrund haben und wie sie auch zur Aufrechterhaltung von Rassismus führen. Dies kann für Menschen mit Rassismuserfahrungen ein schwieriges Thema sein.
Hinweis: Es ist wichtig, vorher kurz zu erklären, was während der Übung passieren wird, und zu betonen, dass die TN so weit mitmachen sollen, wie sie sich wohlfühlen.
Möglichkeiten zur Weiterarbeit
Methode: Präsentation „Klimagerechtigkeit“
Methode „Gutes Leben kann es nur für alle geben“
Methode: „Quiz Klimagerechtigkeit“.
Arbeitsmaterial zum Download
Präsentation: Bilder kolonialer Kontinuitäten
Quellen und Weiterführendes
Colectivo Miradas Críticas del Territorio desde el Feminismo (2017). Mapeando el cuerpo-territorio. Guía metodológica para mujeres que defienden sus territorios. Territorio y Feminismos. Quitos, Ecuador.
Feminismo Comunitario. (1990, Bolivien):
„Weder Land noch Frauen sind Territorien der Eroberung.“
Die Bewegung Feminismo Comunitario schlägt eine gedankliche Aktion vor, die das Ergebnis des sozialen und organisatorischen Prozesses der Beteiligung der Frauen in den indigenen Gemeinden von Abya Yala am Kampf gegen die westliche Hegemonie ist. Sie schlägt nicht hierarchische soziale Praktiken vor, die die Gemeinschaft in Organisationen und sozialen Befreiungsbewegungen zirkulieren lässt. Dies dient der Verteidigung der Territorien der indigenen Gemeinschaften, die von Kolonialismus, Bergbau und Extraktivismus betroffen sind.