Eisberg in Sicht!
Die Teilnehmenden (TN) stellen assoziative Verknüpfungen zwischen Gegenständen und Arbeit her. Dies wird mit einer feministischen Auslegung des Eisberg-Modells komplementiert.
Lernziele
Die TN
- bekommen ein grundlegendes Verständnis für verschiedene Arten von Arbeit und deren ungleiche
- Verteilung und Bewertung.
- lernen Grundlagen einer feministischen Kritik an Arbeitsverhältnissen und erweitern damit ihren Blick auf „Arbeit“ im Kontext sozialer Gerechtigkeit.
Ablauf
Vorbereitung
Die Anleitenden machen sich mit dem Bielefelder Subsistenzansatz und dem Eisberg-Modell vertraut (siehe Lektüre für Anleitende). Außerdem sollten ausreichend Gegenstände (optional Bilder oder Postkarten) für das Assoziationsspiel gesammelt werden, die Assoziationen zu verschiedenen Arten von Arbeit ermöglichen. Das können beispielsweise eine Klobürste, ein Kittel, Putzhandschuhe, eine Sorte Gemüse, ein Kochlöffel, ein Matchbox-Auto, ein Computer/eine Computermaus, ein Werkzeug, ein Pinsel, ein Buch oder ähnliches sein. Es sollte mindestens so viele Beispiele wie TN geben. Die Gegenstände werden unter einer Decke versteckt (auf dem Boden oder auf einem Tisch). Die Anleitenden bereiten jeweils ein Flipchartbogen mit Fragen für das Assoziationsspiel und einen mit der Silhouette eines Eisbergs entsprechend des Modells vor.
Durchführung
1. (15 – 25 Minuten) Assoziationsspiel und Diskussion
Die TN stellen oder setzen sich rund um die Decke. Nun dürfen sich alle nacheinander einen Gegenstand nehmen. Anschließend haben die TN 5 Minuten Zeit, um sich diesen gut anzuschauen, zu erfühlen und um sich Notizen zu machen. Die Anleitenden zeigen Fragen auf einem Flipchartbogen. Die ersten vier allgemeinen Fragen zu Beginn. Später die restlichen Fragen für das Murmeln zu zweit oder zu dritt. Die Fragen sollen Anreiz für die Überlegungen geben.
Beispielfragen:
- Was hast du da?
- Wo/wofür wird das gebraucht?
- Wie gerne/ungerne machst du die Tätigkeit?
- Was hat das mit Arbeit zu tun?
- Ist das bezahlte oder (und) unbezahlte Arbeit?
- Was fällt dir noch dazu ein?
- Wenn du könntest, würdest du deinen Gegenstand jetzt tauschen, mit welchem und warum?
Nachdem die Zeit verstrichen ist, können sich die TN in einer Murmelrunde nochmals für ca. 5 Minuten austauschen. Nicht alle Fragen müssen beantwortet werden. Im Anschluss werden die Gegenstände und die Gedanken zu den Fragen kurz vorgestellt. Die TN können dabei ermutigt werden auf bestimmte Fragen einzugehen, z.B. auf die Fragen mit Bezug auf Arbeit, und auch gern aufeinander zu reagieren.
2. (15-20 Minuten) Eisberg-Modell vorstellen, Beispiele eintragen
Nun verweisen die Anleitenden darauf, dass die Gegenstände mit Arbeiten zu tun haben, die in der Gesellschaft sehr unterschiedlich gewertet werden. Dafür zeigen sie jetzt den vorbereiteten Flipchartbogen mit der Eisberg-Silhouette (optional mit Beamer oder Computer). Die TN werden gefragt, ob sie das gezeichnete erkennen. Die Anleitenden gehen nun in einen kurzen Vortrag über und weisen auf die zwei Ebenen des Eisbergs hin. Es gibt eine sichtbare über Wasser und eine ‚unsichtbare‘ viel größere unter Wasser. Anhand des Eisberg-Modells können dann grundlegende feministische Kritikpunkte an der Verteilung und Bewertung von Arbeit vorgestellt werden. Zur Verbindung des ersten und zweiten Parts werden die Beispiele des Assoziationsspiels bzw. die Arbeiten, für die diese stehen, nacheinander in die zwei Ebenen des Eisbergs eingetragen. Das passiert bestenfalls gemeinsam mit den TN. Sie können aber auch im Rahmen des Vortrags eingetragen und deren Position erklärt werden. Abschließend können noch Rückfragen gestellt werden.
3. (15 Minuten) Auswertung
Am Ende stellen die Anleitenden noch die abschließende Frage: „Was ist für euch jetzt sichtbarer oder klarer im Bezug auf das Thema Arbeit?“ Ggf. ergänzt durch: „Welche neuen Fragen sind für euch entstanden?“ Die TN haben noch einmal 5 Minuten Zeit, sich mit eine*r Partner*in dazu auszutauschen und pro Person eine neue Erkenntnis auf eine Moderationskarte zu schreiben. Das dürfen auch Fragen sein, wenn durch die Methode eher neue Fragen geweckt wurden. Die Karten werden nacheinander kurz vorgelesen und auf die Decke in der Mitte gelegt.
Varianten
Anstelle des kurzen Vortrags oder zur Ergänzung kann eines der folgenden Videos gezeigt und in Kleingruppen besprochen werden:
(1) Wirtschaft ist Care e.V.: „Wirtschaft ist Care“, in mehreren Sprachen verfügbar, 2019, www.economy-is-care.com
(2) Plan C: „Was zur Hölle ist Soziale Reproduktion?“, Sprache: Englisch, 2015, https//de.labournet.tv/was-zur-hoelle-ist-soziale-reproduktion
Durchführung digital
Die Anleitenden bereiten ein interaktives Online-Whiteboard vor. Darauf platzieren sie Bilder und Icons, die zur Assoziation dienen. Alle TN können auf dieses Whiteboard zugreifen und sich eines der Bilder aussuchen. Der Ablauf kann dann mit den Fragen fortgesetzt werden.
Hausaufgabe: Die TN schauen in ihrem Alltag nach noch weitere Arbeiten und Tätigkeiten. Sie können dann für sich überlegen, in welchen Teil des Eisbergs diese eingeordnet wären.
Tipps und Hinweise für Anleitende
Das Eisberg-Modell nach dem Bielefelder Subsistenzansatz ist ein feministischer Zugang zum Thema Arbeit und Wirtschaftsweisen. Der Entstehungskontext sollte benannt werden, um die Vielfalt von Feminismen nicht zu verwischen
Möglichkeiten zur Weiterarbeit
Für eine Weiterarbeit zum Thema alternative Arbeits-Zeit-Konzepte eignet sich die Methode „Who cares?“. Für eine Vertiefung mit dem Fokus globaler Gerechtigkeit bietet sich die Methode „Un_sichtbar global!“ an.