Gutes Leben?
Wohlstand und gutes Leben
Eine Diskussion über Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Wohlstand und gutes Leben
Die Teilnehmenden definieren, was sie entweder unter einem guten Leben oder unter Wohlstand verstehen.
Wohlstand und gutes Leben
Format: Diskussion, Gruppenarbeit
Barrieren: Hören, Lesen, Schreiben, Sehen
Material: Moderationskarten in zwei verschiedenen Farben, Bleistifte, Arbeitsmaterial zum Download: Hintergrundtext „Definitionen für Wohlstand und Gutes Leben“
Zugänglichkeit: für Personen die etwas sensibilisiert sind für soziale Ungleichheiten
Was wird unter einem Guten Leben oder unter Wohlstand verstanden? Beide Vorstellungen werden diskutiert und in Zusammenhang mit globalen wirtschaftlichen und politischen Fragen gesetzt.
Lernziele
Die Teilnehmenden (TN) …
- erlangen einen (ersten) Zugang zum Thema Wohlstand und Gutes Leben über ihre eigenen und über die Erfahrungen der Gruppe.
- erkennen erste Ansätze und Forderungen, wie Wohlstand und ein Gutes Leben verbessert werden können.
- beginnen, ihr eigenes Verhalten im Alltag sowie die gängige Praxis in der Gesellschaft im Umgang mit Wohlstand und einem Guten Leben zu verorten und zu hinterfragen.
Ablauf
Hintergrund
Die TN definieren in zwei Gruppen, was sie entweder unter einem Guten Leben oder unter Wohlstand verstehen. Nach einer Vorstellung der Ergebnisse werden Parallelen und Unterschiede beider Vorstellungen gemeinsam diskutiert und in Zusammenhang mit wirtschaftlichen und politischen Zielsetzungen gesetzt.
Vorbereitung
Für eine bessere Orientierung in Bezug auf die Definitionen von Wohlstand und einem Guten Leben soll die anleitende Person den Hintergrundtext lesen.
Folgende Satzanfänge werden auf zwei verschiedenfarbige Moderationskarten geschrieben:
- „Ein gutes Leben zu führen bedeutet für uns: …“
- „Wohlstand bedeutet für uns: …“
Durchführung
1. (5 Minuten)
Die TN werden in zwei gleich große Gruppen aufgeteilt. Beide Gruppen bekommen jeweils eine der vorbereiteten Moderationskarten.
2. (15 Minuten)
Die Gruppen haben nun Zeit, den Satz zu vervollständigen. Anschließend schreiben sie auf Moderationskarten derselben Farbe knapp ihre verschiedenen Interpretationen von Wohlstand bzw. einem Guten Leben als Gruppenergebnis. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass
• auf jeder Karte nur ein Gedanke steht.
• groß und leserlich geschrieben wird.
• Rechtschreibung keine Rolle spielt.
Die Gruppen clustern ihre Ergebnisse und finden Überschriften für die einzelnen Kategorien.
3. (10 Minuten)
Nun kommen alle wieder in der Großgruppe zusammen. Zuerst stellt die Gruppe „Wohlstand“ ihre Ergebnisse vor und legt alle Moderationskarten auf dem Boden aus. Anschließend stellt die Gruppe „Gutes Leben“ ihre Ergebnisse vor und legt alle Moderationskarten neben den bereits auf dem Boden liegenden Karten aus. Wenn sich Inhalte der beiden Gruppenergebnisse überschneiden, werden die Karten entsprechend nebeneinandergelegt.
4. Auswertung (15 Minuten)
Nun tauscht sich die Gruppe zu folgenden Impulsfragen aus:
- Ausgehend von euren Ergebnissen: Wo seht ihr Schnittmengen, wo seht ihr Unterschiede zwischen Wohlstand und einem Guten Leben und wie erklärt ihr euch diese?
- Der politische/gesellschaftliche/wirtschaftliche Fokus liegt derzeit auf Wohlstand. Kennt ihr alltägliche Beispiele, anhand derer deutlich wird, dass der Fokus auf Wohlstand anstelle von einem Guten Leben liegt?
- Ein bedeutsames Beispiel ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP), anhand dessen politisch der Wohlstand unserer Gesellschaft gemessen wird. Was sagt das über unsere Gesellschaft aus? Was sind eure Gedanken dazu?
- Mögliche Abschlussfrage: Hättet ihr die Sätze anders vervollständigt, wenn ihr als Einzelpersonen anstatt als Gruppe gesprochen hättet?
Tipps und Hinweise für Anleitende
Es bietet sich an, zum Abschluss eine geläufige Definition von Wohlstand parat zu haben. Der Ansatz des Guten Lebens (Buen Vivir) wird aktuell in mehreren lateinamerikanischen Staaten angestrebt und ist in der Verfassung von Bolivien und Ecuador als Staatsziel festgelegt.
Möglichkeiten zur Weiterarbeit
Diese Methode eignet sich als Einstieg in das Thema Wohlstand. Im Anschluss können beispielsweise verschiedene Wohlstandsindikatoren diskutiert werden. Eine zentrale Frage könnte sein, inwiefern diese Indikatoren unsere Vorstellungen von einem guten und zufriedenen Leben widerspiegeln. Dazu eignet sich die Methode „Wie messen wir das gute Leben?“ (Kapitel 3).
Für dieses Thema können auch die folgenden Methoden verwendet werden:
- „Klimakrise und Kolonialismus“
- „Werte in der Wirtschaft
Quellen und Weiterführendes
Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 6. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2016. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2016.
https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft/21170/wohlstand
Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 6. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2016. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2016.
https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft/21172/wohlstandsgesellschaft
Hartmut Rosa, Niko Paech, Friederike habeRmann, Frigga haug, Felix Wittmann und Lena Kirschenmann (2014). „Zeitwohlstand. wie wir anders arbeiten, nachhaltig wirtschaften und besser leben“. Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V. oekom verlag. München, Deutschland.
Acosta, Alberto (2015). “Buen vivir. Vom Recht auf ein gutes Leben”. Oekom verlag München, Deutschland.
I.L.A. Kollektiv (Hrsg.) (2019). Das Gute Leben für Alle . Wege in die solidarische Lebensweise (seite 18). oekom. München, Deutschland.
Ecuadorianische Verfassung, Artikel 275. vom 20 Oktober 2008