Bildungsmaterialien für eine sozial-ökologische Transformation
  • Ernährung

    Triebkräfte des Wachstums

    Ein Akteur*innenschaubild am Beispiel der Milchquote

    60 min
    6-15

    Triebkräfte des Wachstums

    Die Methode gibt anhand von kurzen fiktiven Geschichten Einblick in die Wachstumszwänge der kapitalistischen Marktwirtschaft.

  • Triebkräfte des Wachstums

    Format: Ausstellung, Gruppenarbeit

    Barrieren: Komplexität, Lesen, Schreiben, Sehen

    Material: Buntstifte, Marker, Moderationskarten, A4-Papier

    Die Methode gibt anhand von kurzen fiktiven Geschichten Einblick in die Wachstumszwänge der kapitalistischen Marktwirtschaft. In drei Kleingruppen wird untersucht, welche Triebkräfte auf verschiedene Akteur*innen unseres Ernährungssystems (hier exemplarisch: Konsument*in, Unternehmer*in aus der  Milchwirtschaft und Politiker*in) wirken und wie sie diese reproduzieren. Anschließend werden die Ergebnisse in einem Schaubild zusammengetragen.

    Vorbereitung
    Die Geschichten der drei Akteur*innen werden auf drei Tischen im Raum verteilt (Material: Personenbeschreibung) und jeweils die entsprechende Moderationskarte mit dem Namen der Person dazugelegt. Auf jedem Tisch liegen außerdem Papier, Moderationskarten und Stifte. Folgende Begriffe (Triebkräfte) werden zunächst lose auf Karten an den Rand der Pinnwand gehängt:
    Angst vor Arbeitslosigkeit / Konkurrenz / Nachfrage nach neuen Produkten / Produktivitätssteigerung / Profitorientierung / Stabilität der Sozialsysteme /
    Standortwettbewerb / Verfügbarkeit „billiger“ Rohstoffe und Arbeitskräfte / Wachstumskultur / Wachstumspolitik / Werbung / Zinsen

    Durchführung
    1. Die TN teilen sich in drei selbst gewählte Gruppen auf. Jede Gruppe setzt sich an einen
    der drei Tische und beschäftigt sich dort mit einem/r der drei Akteur*innen.
    2. Die TN lesen sich zunächst die Geschichte durch. Anhand des beiliegenden Arbeitsauf-
    trages tauschen sie sich dann über die Wachstumszwänge der jeweiligen Person aus.
    Für die Präsentation bereitet jede Gruppe ein gemaltes Porträt ihres Akteurs/ihrer
    Akteurin vor.


    3. Die erste Gruppe präsentiert nun ihre Figur. Sie pinnt ihr Porträt an eine Pinnwand und
    erklärt, welche Rolle sie im Ernährungssystem einnimmt (Konsument*in, Unternehmer*in,
    Politiker*in). Entprechend der Aufgabenstellung auf den Arbeitsblättern erläutert die Gruppe,
    warum und wie ihre Person zu Wirtschaftswachstum beiträgt. Im zweiten Schritt werden
    von den am Rand hängenden Begriffen diejenigen der Person zugeordnet, von denen
    sie angetrieben wird. Die Schritte werden durch die zweite und dritte
    Gruppe wiederholt. Die Gruppen pinnen ihre Personen so an die Pinnwand, dass alle drei
    Personen in einem Dreieck zueinander hängen. Falls einige der Begriffe (Triebkräfte) auf meh-
    rere Personen zutrifft, können diese zwischen zwei Personen oder in der Mitte aller drei Per-
    sonen angebracht werden. Die Teilnehmenden können nach jeder Präsentation vertiefende
    Rückfragen an die jeweils präsentierende Gruppe stellen.

    Danach werden die Begriffe/Triebkräfte des Wachstums, die evtl. übrig geblieben sind,
    thematisiert und ggf. in das Schaubild eingefügt.


    5. Zum Schluss wird das Schaubild, das bisher eine nationale Ökonomie darstellt, in den internationalen Kontext eingebettet. Insbesondere anhand der Triebkräfte „Standortwettbewerb“
    und „Konkurrenz“ kann aufgezeigt werden, wie diese Triebkräfte auch im Verhältnis von
    Staaten zueinander wirksam sind. Anhand der Karte „Verfügbarkeit ‚billiger‘ Rohstoffe und
    Arbeitskräfte“ sollte auf Ausbeutungsverhältnisse zwischen globalem Norden und Süden
    und auf die Ausbeutung der Natur (z. B. für die Futterproduktion) aufmerksam gemacht werden, die globales Wachstum überhaupt erst ermöglichen

    Auswertung
    Mögliche Diskussionsfragen auf der Grundlage
    des Schaubilds sind:
    – Woher kommen diese „Triebkräfte“ des Wachstums? Gab es sie schon immer?
    – Wie „zwingend“ sind die Wachstumszwänge, in denen sich die Personen befinden? Welche Triebkräfte sind besonders entscheidend?
    – Könnten die Figuren in ihrer jeweiligen Situation anders agieren? Wenn ja, wie? Unter welchen Umständen wäre das einfacher?
    – Welchen Einfluss haben die Triebkräfte auf die Produktion unserer Nahrungsmittel?
    – Haben wir als Gesellschaft ein Interesse daran, diese Triebkräfte zu verändern oder zu entschärfen? Wenn ja, wo haben wir eurer Meinung nach Möglichkeiten dazu?
    – Wo seht ihr im gesellschaftlichen und internationalen Rahmen wirkmächtige Interessen und
    Positionen, die einer Veränderung dieser Dynamiken entgegenstehen? Was macht sie eurer Meinung nach so wirkmächtig (vor allem im Globalen Norden)? Wo seht ihr Möglichkeiten, diese Machtkonzentration zu beschränken?

    Varianten

    Bei größeren Gruppen können pro Akteur*in zwei Kleingruppen gebildet werden, die an denselben Texten arbeiten und sich bei der Vorstellung vor der Gesamtgruppe ergänzen.
    Bei Gruppen mit viel Vorwissen müssen die Triebkräfte nicht auf Moderationskarten vorgegeben
    werden, sondern können von den Teilnehmenden selbst aus den Texten gefiltert werden. Auch können in diesem Fall bereits weiterführende Auswertungsfragen in die Arbeitsgruppen gegeben werden.

    Zur Einleitung gehört der Hinweis auf die geschlossene Volkswirtschaft. Es geht also erst einmal
    darum, wie die Akteur*innen im eigenen Land zu Wirtschaftswachstum beitragen. Zum Schluss der Methode sollte allerdings die Einbettung in die Weltwirtschaft thematisiert werden.
    Es bietet sich an, sich für diese Methode inhaltlich gut vorzubereiten. Für den Einstieg empfehlen wir das Kapitel 5 „Triebkräfte des Wachstums“ aus Schmelzer/Passadakis 2011:Postwachstum (Material)
    Zudem ist es sinnvoll, sich über Entwicklungen in der Milchwirtschaft als aktuelles Beispiel
    zu informieren. Dazu eignet sich die Studie im Auftrag von Bündnis 90/Die Grünen (2015): Zukunft der Milcherzeugung in Deutschland, https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/medi/gruenebundestag_de/themen_az/agrar/PDF/BAR_Bericht_Zukunft_Milch_2015_final.pdf

    Möglichkeiten zur Weiterarbeit

    Weiterführend bietet es sich an, die Rolle der EU und ihre Agrarpolitik bei der Regulation von Wachstumstreibern zu thematisieren.