Bildungsmaterialien für eine sozial-ökologische Transformation

Was kommt nach dem Wachstum?

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Vorbereitung

Die anleitende Person liest die Texte im Arbeitsmaterial zum Download ausführlich und bereitet sich auf die Rolle der Talkshow-Moderation vor.

Durchführung

1. Einleitung (5 Minuten)

Die anleitende Person kommuniziert, dass es nun um Ideen und Konzepte zu Wirtschaft jenseits von Wachstum geht. Sie erklärt den Ablauf der Methode und stellt kurz die drei Texte mit den Interviews vor.

2. Kleingruppenphase (30-40 Minuten)

Die TN werden nun in drei gleichgroße Gruppen eingeteilt. Dafür werden an drei unterschiedliche Plätze im Raum je eine Moderationskarte mit dem Thema „Degrowth“, „Klimagerechtigkeit“ und „Donut-Ökonomie“ und die jeweiligen Texte dazu gelegt. Eine Gruppe arbeitet mit dem Interview „Gemeinsam könnten Grüne und Sozialisten das Klima retten“ mit Kohei Saito zum Thema Degrowth. Die zweite Gruppe liest das Interview „Ich wünsche mir radikale demokratische Lösungen“ mit Imeh Ituen zum Thema Klimagerechtigkeit. Die dritte Gruppe erhält das Interview „Kein System wächst endlos“ mit Kate Raworth zum Thema Donut-Ökonomie.

Die TN können sich bei dem Thema platzieren, das sie am meisten interessiert. Wenn die Gruppen ungleich groß sind, fragt die anleitende Person, wer sich vorstellen kann, die Gruppe zu wechseln.

Sobald sich die drei Gruppen gefunden haben, haben sie nun Zeit, das Interview zu lesen und innerhalb der Gruppe zu besprechen. Nach dem Lesen klären die TN Verständnisfragen innerhalb der Kleingruppe. Die anleitende Person kann herumgehen und unterstützen, wenn nötig. Anschließend werden die Hauptargumente des jeweiligen Texts zusammen herausgearbeitet, die anschließend in das Gespräch eingebracht werden sollen. Das geschieht mithilfe der Methode „Ja, und …“.

Die Methode „Ja, und …“

Die TN in den Kleingruppen beginnen alle ihre Sätze mit „Ja, und …“. Eine Person startet mit einer Aussage/einem Argument aus dem Interview, z. B.: „Imeh Ituen sagt, dass …“. Danach ergänzt die nächste Person mit „Ja, und außerdem betont sie, dass …“. Dies hilft den TN dabei, die zentralen Aussagen der Interviews herauszuarbeiten und zu sammeln und sich (noch) nicht in Diskussionen zu verstricken. Zentrale Aussagen können mit Stichpunkten auf Moderationskarten notiert werden. Die TN können zusätzlich weitere eigene Argumente und Anliegen, welche die Argumente der Interviews ergänzen, für ihren Gesprächsbeitrag entwickeln. Jede Gruppe sollte die Position des*der Interviewpartner*in für ein prägnantes Eingangsstatement zusammenfassen, das dann als Auftakt für das darauffolgende Gespräch in der Talkshow dient.

3. Kurze Einführung in das Talkshow-Setting (5 Minuten)

Zur Talkshow wurden Vertreter*innen verschiedener Ansätze alternativer Wirtschaftsweisen eingeladen. Diese diskutieren dort die Frage „Was kommt nach dem Wachstum?“

Für jede Gruppe und für die Moderation ist jeweils ein Stuhl aufgestellt, die anderen TN sitzen gegenüber im Publikum. Angelehnt an die Fishbowl-Methode sollen möglichst viele TN in der Gesprächsphase zu Wort kommen. Daher bestimmt jede Gruppe zunächst eine Person, die in der Talkshow startet. Die Mitglieder der eigenen Gruppe können die Vertreter*innen durch ein Klatschsignal oder durch Aufstehen und In-Richtung-Stühle-Gehen auffordern, die Position zu tauschen, und somit das Gespräch selbst fortführen. Die Vertreter*innen können ebenfalls von sich aus aufstehen und den Stuhl freimachen für eine neue Person der Gruppe.

Die anleitende Person übernimmt die Rolle der Talkshow-Moderation. Sie weist darauf hin, dass es – anders als im klassischen Talkshow-Setting – nicht darum geht, möglichst viel zu Wort zu kommen und die eigene Position zu verteidigen, oder darum, mit den „besseren“ Argumenten zu gewinnen und die anderen zu übertrumpfen. Es geht vielmehr darum, dass die Vertreter*innen möglichst ihre Perspektive beitragen, die der anderen anhören und im besten Fall aufeinander eingehen und sich gegenseitig ergänzen können. Außerdem betont die anleitende Person, dass die TN zwar die inhaltlichen Positionen und zentralen Argumente aus den Interviews vertreten, sowie die weiteren in der Kleingruppe gesammelten Beiträge. Sie verkörpern jedoch nicht die interviewten Personen als solche und sprechen nicht aus deren Position und Erfahrung heraus.

4. Talkshow „Was kommt nach dem Wachstum?“ (15-20 Minuten)

Zur Einstimmung kann hier von der Moderation zunächst eine kleine Begrüßungsrede für die Zuschauer*innen gehalten werden, die die zentralen Themen und Fragen umreißt und einen leichten Einstieg für die Talkshow-Gäste bietet: „Vieles deutet darauf hin: Wir brauchen eine Wirtschaft und Gesellschaft, die nicht auf Wachstum ausgerichtet ist. Aber wie kann diese und der Weg dahin aussehen? Um diese Fragen zu besprechen, haben wir Gäste eingeladen, die uns verschiedene Perspektiven auf eine Wirtschaft jenseits von Wachstum näherbringen werden. Herzlich willkommen!“

Die Gesprächsparteien beginnen nun mit ihrem Einstiegsstatement und werden anschließend gebeten, auf das Statement der jeweils anderen einzugehen.

Mögliche Fragen für die Moderation:

Die Talkshow endet nach 15-20 Minuten mit einem knappen Abschlussstatement der Vertreter*innen und wird durch eine kurze Zusammenfassung und mit einem Dank an alle Beteiligten durch die Moderation geschlossen.

5. Auswertung (10-15 Minuten)

Anschließend an die Talkshow, in der die TN eine bestimmte Perspektive vertreten haben, die nicht unbedingt ihre eigene war, geht es nun um die eigene Haltung. Dazu kann mit folgenden Fragen gearbeitet werden:

Varianten

Statt einer Talkshow können niedrigschwelligere Formate für das Gespräch zu den unterschiedlichen Perspektiven auf alternative Wirtschaftsweisen gewählt werden. (ab 3.)

Tipps und Hinweise für Anleitende

Zur Vorbereitung auf die Methode und insbesondere die Talkshow hilft es, die Interviews im Vorfeld genau zu lesen und evtl. noch weitere inhaltliche Recherche zu betreiben (siehe Quellen und Weiterführendes). So kann die anleitende Person auf mögliche aufkommende Fragen der TN eingehen und ggf. auf weitere Quellen verweisen. Wichtig dabei ist, dass es nicht darum geht, dass die anleitende Person Antworten auf alle Fragen hat, aber sich im Thema sicher genug fühlt, um die Methode durchzuführen. Im Interview mit Kohei Saito wird von „Degrowth-Kommunismus“ gesprochen und der Begriff auch kritisch betrachtet. Es kann hilfreich sein, sich als anleitende Person mit Kommunismus als Gesellschaftskonzept und Kritik daran aus verschiedenen Perspektiven auseinanderzusetzen (siehe Quellen und Weiterführendes).

Gespräch statt Diskussion: Es ist hilfreich, immer wieder – und insbesondere vor der Talkshow – darauf hinzuweisen, dass es – anders als im klassischen Talkshow-Setting – nicht darum geht, möglichst viel zu Wort zu kommen und die eigene Position zu verteidigen, oder darum, mit den „besseren“ Argumenten zu gewinnen und die anderen zu übertrumpfen. Es geht vielmehr darum, dass die Vertreter*innen möglichst ihre Perspektive beitragen, die der anderen anhören und im besten Fall aufeinander eingehen und sich gegenseitig ergänzen können. Dadurch können die TN für eine (Gesprächs-)Kultur des Miteinanders sensibilisiert werden, in der Menschen einander zuhören und verschiedene Ideen für eine sozial und ökologisch gerechte Gesellschaft zusammenbringen können. Dabei kann die anleitende Person auch auf die Redeanteile der TN achten: Menschen treten unterschiedlich selbstbewusst auf; häufig hängt das mit der eigenen (geschlechtsspezifischen) Sozialisation zusammen. Auch Stille aushalten zu lernen, wenn gerade niemand einen Beitrag hat, kann Teil einer solchen Gesprächskultur sein.

Komplexität und Abstraktion: Die Interviews sind tatsächliche Interviews, die als solche veröffentlicht wurden. Zum Teil werden komplizierte Begriffe benutzt oder Konzepte erwähnt und nicht immer ausreichend erklärt. Darauf kann die anleitende Person die TN hinweisen, bevor sie die Texte zum Lesen austeilt, und Unterstützung bei Verständnisschwierigkeiten anbieten. Darüber hinaus bieten die Interviews Konzepte und Ideen einer alternativen Wirtschaftsweise an. Sie gehen dabei aber nicht in konkrete und ausdifferenzierte Details über Maßnahmen und Wege dahin. Sie erklären also nicht den „Masterplan“ für eine andere Wirtschaft. Es ist möglich, dass TN einen solchen „Masterplan“ erwarten oder erhoffen und enttäuscht darüber sind, wenn die Interviews nicht konkret genug sind. Die anleitende Person kann im Vorfeld oder dann im Gespräch darauf hinweisen, dass es nicht den einen „Masterplan“ gibt, sondern dass es viele Maßnahmen und Lösungen gibt, die einander ergänzen und bestärken können. Zur Weiterarbeit kann z.B. die Methode „Klimagerechtigkeit jetzt!“ durchgeführt werden, in der es um konkretere Maßnahmen in einzelnen gesellschaftlichen Bereichen geht.

Thematische Erweiterung: Bei Interesse oder Bedarf kann die anleitende Person die drei vorhandenen Perspektiven erweitern und weitere Materialien dazu suchen. Weitere alternative Wirtschaftskonzepte sind z.B. „Care economy“ oder „Commons-/Gemeingüterbasierte Wirtschaft“.

Quellen und Weiterführendes

1, 2 oder 3? Klimagerechtigkeit

Die Teilnehmenden (TN) …

Ablauf

Vorbereitung

Die Fragen für das Quiz werden in einer Präsentation zusammengestellt. Hierfür kann die Beispiel-Präsentation genutzt werden, die sich als Einstieg eignet. Alternativ können dem eigenen Kontext entsprechende Fragen aus dem Fragenpool ausgewählt werden (siehe Material zum Download). Es sollten nicht mehr als 8-10 Fragen verwendet werden. Bei der hier vorgestellten Variante des Quiz arbeiten die TN in Gruppen zusammen. Eine individualisierte und aktivere Variante findet sich unter Varianten.

Durchführung

1. Einführung in das Quiz (5 Minuten)

Zunächst werden die TN in Kleingruppen à 3-4 Personen aufgeteilt und das Spiel wird erklärt. Jede Gruppe erhält drei Moderationskarten mit den Lösungsnummern 1, 2 oder 3.

2. Quiz und Diskussion (10-25 Minuten)

Mithilfe eines Beamers werden die Quizfragen an die Wand geworfen und vorgelesen. Die Kleingruppen haben 30 Sekunden Zeit, sich zu beraten und auf eine Lösung zu verständigen. Wenn die anleitende Person ein Zeichen (Glocke, Klingel o. ä.) gibt, halten alle Kleingruppen ihre Lösungszahl hoch. Die Auflösung erscheint auf der nächsten Folie. Die Antworten auf den Folien fallen aus Platzgründen recht knapp aus und können von der anleitenden Person (oder den TN) noch weiter ausgeführt werden. Nicht alle Fragen passen in ein klares „Richtig-Falsch-Schema“. Diese sind im Fragenpool entsprechend beschrieben. Nach jeder Frage sollten Nachfragen und Diskussion ermöglicht werden.

Varianten

Die Fragen können – je nach Zielgruppe – auch in andere Spielformate übertragen werden.

Das Quiz kann z. B. noch stärker nach dem Format der Quizshow „1, 2 oder 3“ gespielt werden. Hier kommen die TN mehr in Bewegung. Dazu werden drei Felder mit den Zahlen 1, 2 und 3 auf dem Boden markiert. Die TN spielen jeweils für sich allein. Eine Frage wird mit dem Beamer visualisiert und mit den Antwortmöglichkeiten vorgelesen. Die TN haben dann 10 Sekunden Zeit, zwischen den Feldern hin und her zu springen, sich für eine Antwortmöglichkeit zu entscheiden und in das entsprechende Feld zu gehen. Dabei kann Musik vorgespielt werden. Wenn diese anhält, müssen die TN in dem entsprechenden Feld stehen. Nun wird die korrekte Antwort vorgelesen und so weiter.

Wenn gewünscht können Punkte für jede richtige Antwort vergeben und am Ende Gewinner*innen gekürt werden. Wichtig ist hier, dass es nicht darum geht, zu „gewinnen“, sondern um einen Einstieg ins Thema und die Entwicklung eines gemeinsamen Grundwissens.

Durchführung digital

Das Quiz kann mit kleinen Anpassungen im digitalen Raum durchgeführt werden.

Zwei Varianten sind möglich:

a) Alle zusammen in einem Online-Raum: Die Präsentation mit den Quizfragen wird über den Bildschirm der anleitenden Person geteilt. Die TN haben kurz Zeit, allein zu überlegen, und können dann ihre Antwort als Zahl (1, 2 oder 3) in den Chat schreiben. Die anleitende Person erklärt die Antwort und geht weiter zur nächsten Frage.

b) In Kleingruppen (Breakout-Räumen): Die TN erhalten eine Liste an Quizfragen mit Antwortmöglichkeiten (z. B. über den Chat oder über ein Dokument, das mit den TN geteilt wird). Dann gehen sie in Kleingruppen à 3-4 TN in Breakout-Räume und haben 10 Minuten Zeit, um alle Fragen gemeinsam zu beantworten. Danach kommen alle im Hauptraum zusammen, vergleichen die Ergebnisse miteinander und erhalten die richtige Auflösung und ggf. Erklärungen von der anleitenden Person.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Ziel des Quiz ist weniger der Wettbewerb als vielmehr der Wissensaustausch und die Diskussion zwischen den TN sowie die Schaffung einer gemeinsamen inhaltlichen Wissensgrundlage, auf der spätere Methoden aufbauen können. Daher muss nicht unbedingt am Ende eine Sieger*innengruppe mit den meisten Punkten gekürt werden. Dies kann jedoch das spielerische Element der Übung verstärken. Bzgl. des spielerischen Elements gilt einerseits, zu beachten, dass manche Zielgruppen dadurch besser angesprochen werden und ihr Interesse geweckt wird. Gleichzeitig können sich andere dabei kindisch fühlen und Abwehrreaktionen zeigen. Unsichere TN folgen oft der Mehrheit der Antworten, wodurch auch ein Voneinander-Lernen möglich ist.

Je nach Biographie und Erfahrung der TN können einzelne Fragen aufwühlen oder traurig machen. Es ist wichtig, die TN dafür zu sensibilisieren, dass einige der Themen, die in den Fragen angesprochen werden, Menschen auch persönlich betreffen. Bei Klimagerechtigkeit handelt es sich nicht um ein „spaßiges“ Thema, auch wenn die Methode sich ihm spielerisch annähert. Außerdem können sich TN, die falsche Antworten geben, damit nicht wohlfühlen – im schlimmsten Fall „unwissend“ oder „nicht kompetent“. Dem kann vorgebeugt werden, indem zu Beginn betont wird, dass Menschen unterschiedliche Vorerfahrungen und unterschiedliches Vorwissen mitbringen und dass es nicht darum geht, zu gewinnen oder Wissen „abzuprüfen“, sondern gemeinsam zu lernen.

Die hier aufgeführte Auswahl an Fragen sollte an die Zielgruppe angepasst werden. Die Fragen im Fragenpool sind gekennzeichnet mit „basic“ oder „weiterführend“, je nach Schwierigkeitsgrad. Je nach Kontext können auch eigene Fragen ergänzt und bestehende Fragen weggelassen werden. Auch können mehr offensichtlich falsche Antwortmöglichkeiten eingebaut werden, um den Schwierigkeitsgrad zu reduzieren. Bei Zielgruppen mit viel Vorwissen kann wiederum ganz darauf verzichtet werden, Lösungsmöglichkeiten vorzugeben.

Die Antworten im Fragenpool enthalten teils ausführlichere Hintergrundinformationen. Die anleitende Person entscheidet bei der Zusammenstellung der Präsentation, wie tief die Antworten auf den Folien gehen sollen bzw. was verbal ergänzt wird.

Weitere Informationen für mögliche Fragen sind beispielsweise in der Methode Stimmen aus der Geschichte – Kapitalismus zu finden oder können kontextabhängig selbst entworfen werden.

Für das Quiz selbst ist keine Auswertung vorgesehen. Es empfiehlt sich, nach dem Quiz mit einer Methode weiterzuarbeiten, die eine tiefere Auseinandersetzung mit einem der im Quiz angeschnittenen Themen ermöglicht und ggf. Lernziele über Wissensvermittlung hinaus verfolgt (siehe Möglichkeiten zur Weiterarbeit).

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Stimmen aus der Geschichte – Kapitalismus, Großer Fuß auf kleiner Erde, Präsentation Klimagerechtigkeit, (K)eine Lösung für das Klima?, Gutes Leben kann es nur für alle geben

1, 2 oder 3? Ungleichheit

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Vorbereitung
Die Fragen für das Quiz werden in einer Präsentation zusammengestellt. Hierfür kann die Beispiel-Präsentation genutzt werden, die sich als Einstieg eignet. Alternativ können dem eigenen Kontext entsprechende Fragen aus dem Fragenpool ausgewählt werden (siehe Material zum Download). Es sollten nicht mehr als 8-10 Fragen verwendet werden. Bei der hier vorgestellten Variante des Quiz arbeiten die TN in Gruppen zusammen. Eine individualisierte und aktivere Variante findet sich unter Varianten.

Durchführung
1. Einführung in das Quiz (5 Minuten)
Zunächst werden die TN in Kleingruppen à 3-4 Personen aufgeteilt und das Spiel wird erklärt. Jede Gruppe erhält drei Moderationskarten mit den Lösungsnummern 1, 2 oder 3.

2. Quiz und Diskussion (10-25 Minuten)
Mithilfe eines Beamers werden die Quizfragen an die Wand geworfen und vorgelesen. Die Kleingruppen haben 30 Sekunden Zeit, sich zu beraten und auf eine Lösung zu verständigen. Wenn die anleitende Person ein Zeichen (Glocke, Klingel o. ä.) gibt, halten alle Kleingruppen ihre Lösungszahl hoch. Die Auflösung erscheint auf der nächsten Folie. Die Antworten auf den Folien fallen aus Platzgründen recht knapp aus und können von der anleitenden Person (oder den TN) noch weiter ausgeführt werden. Nicht alle Fragen passen in ein klares „Richtig-Falsch-Schema“. Diese sind im Fragenpool entsprechend beschrieben. Nach jeder Frage sollten Nachfragen und Diskussion ermöglicht werden.

Varianten
Die Fragen können – je nach Zielgruppe – auch in andere Spielformate übertragen werden.

Das Quiz kann z. B. noch stärker nach dem Format der Quizshow „1, 2 oder 3“ gespielt werden. Hier kommen die TN mehr in Bewegung. Dazu werden drei Felder mit den Zahlen 1, 2 und 3 auf dem Boden markiert. Die TN spielen jeweils für sich allein. Eine Frage wird mit dem Beamer visualisiert und mit den Antwortmöglichkeiten vorgelesen. Die TN haben dann 10 Sekunden Zeit, zwischen den Feldern hin und her zu springen, sich für eine Antwortmöglichkeit zu entscheiden und in das entsprechende Feld zu gehen. Dabei kann Musik vorgespielt werden. Wenn diese anhält, müssen die TN in dem entsprechenden Feld stehen. Nun wird die korrekte Antwort vorgelesen und so weiter.

Wenn gewünscht können Punkte für jede richtige Antwort vergeben und am Ende Gewinner*innen gekürt werden. Wichtig ist hier, dass es nicht darum geht, zu „gewinnen“, sondern um einen Einstieg ins Thema und die Entwicklung eines gemeinsamen Grundwissens.

Durchführung digital
Das Quiz kann mit kleinen Anpassungen im digitalen Raum durchgeführt werden.

Zwei Varianten sind möglich:
a) Alle zusammen in einem Online-Raum: Die Präsentation mit den Quizfragen wird über den Bildschirm der anleitenden Person geteilt. Die TN haben kurz Zeit, allein zu überlegen, und können dann ihre Antwort als Zahl (1, 2 oder 3) in den Chat schreiben. Die anleitende Person erklärt die Antwort und geht weiter zur nächsten Frage.

b) In Kleingruppen (Breakout-Räumen): Die TN erhalten eine Liste an Quizfragen mit Antwortmöglichkeiten (z. B. über den Chat oder über ein Dokument, das mit den TN geteilt wird). Dann gehen sie in Kleingruppen à 3-4 TN in Breakout-Räume und haben 10 Minuten Zeit, um alle Fragen gemeinsam zu beantworten. Danach kommen alle im Hauptraum zusammen, vergleichen die Ergebnisse miteinander und erhalten die richtige Auflösung und ggf. Erklärungen von der anleitenden Person.

Tipps und Hinweise für Anleitende
Ziel des Quiz ist weniger der Wettbewerb als vielmehr der Wissensaustausch und die Diskussion zwischen den TN sowie die Schaffung einer gemeinsamen inhaltlichen Wissensgrundlage, auf der spätere Methoden aufbauen können. Daher muss nicht unbedingt am Ende eine Sieger*innengruppe mit den meisten Punkten gekürt werden. Dies kann jedoch das spielerische Element der Übung verstärken. Bzgl. des spielerischen Elements gilt einerseits, zu beachten, dass manche Zielgruppen dadurch besser angesprochen werden und ihr Interesse geweckt wird. Gleichzeitig können sich andere dabei kindisch fühlen und Abwehrreaktionen zeigen. Unsichere TN folgen oft der Mehrheit der Antworten, wodurch auch ein Voneinander-Lernen möglich ist.

Je nach Biographie und Erfahrung der TN können einzelne Fragen aufwühlen oder traurig machen. Es ist wichtig, die TN dafür zu sensibilisieren, dass einige der Themen, die in den Fragen angesprochen werden, Menschen auch persönlich betreffen. Bei (globaler) Ungleichheit handelt es sich nicht um ein „spaßiges“ Thema, auch wenn die Methode sich ihm spielerisch annähert. Außerdem können sich TN, die falsche Antworten geben, damit nicht wohlfühlen – im schlimmsten Fall „unwissend“ oder „nicht kompetent“. Dem kann vorgebeugt werden, indem zu Beginn betont wird, dass Menschen unterschiedliche Vorerfahrungen und unterschiedliches Vorwissen mitbringen und dass es nicht darum geht, zu gewinnen oder Wissen „abzuprüfen“, sondern gemeinsam zu lernen.

Die hier aufgeführte Auswahl an Fragen sollte an die Zielgruppe angepasst werden. Die Fragen im Fragenpool sind gekennzeichnet mit „basic“ oder „weiterführend“, je nach Schwierigkeitsgrad. Je nach Kontext können auch eigene Fragen ergänzt und bestehende Fragen weggelassen werden. Auch können mehr offensichtlich falsche Antwortmöglichkeiten eingebaut werden, um den Schwierigkeitsgrad zu reduzieren. Bei Zielgruppen mit viel Vorwissen kann wiederum ganz darauf verzichtet werden, Lösungsmöglichkeiten vorzugeben.

Die Antworten im Fragenpool enthalten teils ausführlichere Hintergrundinformationen. Die anleitende Person entscheidet bei der Zusammenstellung der Präsentation, wie tief die Antworten auf den Folien gehen sollen bzw. was verbal ergänzt wird.

Weitere Informationen für mögliche Fragen sind beispielsweise in der Methode Stimmen aus der Geschichte – Kapitalismus zu finden oder können kontextabhängig selbst entworfen werden.

Für das Quiz selbst ist keine Auswertung vorgesehen. Es empfiehlt sich, nach dem Quiz mit einer Methode weiterzuarbeiten, die eine tiefere Auseinandersetzung mit einem der im Quiz angeschnittenen Themen ermöglicht und ggf. Lernziele über Wissensvermittlung hinaus verfolgt .

Die Zukunft ist kreativ!

In dieser Methode können Teilnehmende (TN) ihrer Kreativität freien Lauf lassen und ihr eigenes Bild ihrer Utopien zusammen basteln.

Lernziele

Die TN…

Ablauf

Hintergrund

Die sich zuspitzende Klimakrise und die wachsende soziale Ungleichheit machen deutlich: Ein Weiter wie bisher ist weder möglich noch wünschenswert. Wir brauchen gesellschaftliche Veränderung im großen Stil. Doch wie kann eine Zukunft aussehen, in der Menschen in all ihrer Vielfalt weltweit wertgeschätzt werden und frei und selbstbestimmt leben können? Und in der gleichzeitig eine lebenswerte Umwelt erhalten wird?

Jede Person von uns hat unterschiedliche Vorstellungen einer gesellschaftlichen Utopie und was uns darin besonders wichtig ist, wird jeweils unterschiedlich gewertet. In dieser Übung geht es darum, kreativ die eigenen Utopie-Vorstellungen zu ergründen und auszudrücken.

Vorbereitung

Vor der Einheit: Ggf. können TN schon ein paar Tage vorher darum gebeten werden, eigene Bastelmaterialien für die utopische Collage zum Workshop mitzubringen. Die Content Note (siehe „Tipps und Hinweise für Anleitende“) sollte bereits vor Beginn der Einheit mitgeteilt werden. Vor Beginn der Einheit, werden in der Mitte des Raums alle Bastelmaterialien platziert. Die Frage „Wenn ihr an Utopie denkt, welche Bilder und Gedanken kommen euch?“ kann auf einem Flipchart aufgeschrieben und im Raum für alle sichtbar aufgehängt werden.

Durchführung

1. Einführung (5-10 Minuten)

Der Ablauf wird in der Gesamtgruppe erklärt: TN haben gleich Zeit, um eine Collage zu basteln zu der Frage „Wenn ihr an Utopie denkt, welche Bilder und Gedanken kommen euch?“. Die TN können sich selbst aussuchen, ob sie alleine oder mit anderen Menschen zusammen eine Collage gestalten möchten. Weiter gibt es die Option, keine Collage zu gestalten. An dieser Stelle ist eine Stimmungsabfrage hilfreich: Wenn TN Lust haben, sich mit anderen Leuten zusammenzuschließen, können sie ihre Hände oben in der Luft wedeln. Wenn TN lieber alleine basteln bzw. etwas anderes machen wollen, wedeln sie die Hände unten in der Luft. Wenn TN es noch nicht genau wissen, können sie in der Mitte wedeln. Falls einzelne TN noch etwas dazu für alle sagen möchten, können sie dies im Anschluss tun (z.B. „Ich werde keine Collage gestalten und lieber einen Spaziergang machen. Falls wer mit möchte, sprecht mich an“).

2. Findungsphase (5 Minuten)

Während die anleitende Person bei Bedarf ruhige Hintergrundmusik anmacht, finden sich die TN ggf. in Gruppen zusammen und suchen sich alles an Material zusammen, was sie für die Collage benötigen. TN suchen sich einen Ort, an dem sie arbeiten wollen. Materialien stehen weiterhin im Raum zur Verfügung und können untereinander getauscht werden.

3. Basteln (45-60 Minuten)

Die TN haben nun Zeit, um ihre Collage zusammenzustellen. Sobald die Collagen fertig sind, können die TN diese im Raum aufhängen – so entsteht eine Ausstellung utopischer Collagen.

4. Pause (10-15 Minuten)

Hier bietet es sich an, eine kurze Pause zu machen. An dieser Stelle kann die Gruppe auch gut wieder die Menschen mit rein holen, die keine Collage gebastelt haben.

5. Auswertung (20-30 Minuten)

Durch die im Raum aufgehängten Collagen der TN entsteht eine Galerie. Die TN bewegen sich nun als Gruppe durch die Galerie, um sich die erstellten Collagen anzuschauen. Bei jeder Collage bleibt die Gruppe stehen, um die jeweilige Collage zu betrachten. Die Künstler*innen werden eingeladen, noch etwas zu ihrer Collage zu sagen und der Rest der Gruppe kann – im Einverständnis mit den Künstler*innen – Gedanken dazu aussprechen.

Nachdem alle Ausstellungsstücke betrachtet wurden, trifft sich die Gruppe wieder in einem Stuhlkreis für eine Abschlussreflexion. Folgende Fragen können hierbei als Impuls dienen:

Varianten

Im Schritt 5 gibt es Gestaltungsspielraum. Hier ein paar Inspirationen:

Als Alternative für TN, die sich bewusst gegen die Erstellung einer Collage entscheiden, kann die anleitende Person z.B. folgende Alternativen Vorschlagen:

Tipps und Hinweise für Anleitende

Content Note: Die Methode beinhaltet das Schneiden mit Scheren. Das Erstellen von Collagen wird in psychotherapeutischen Kontexten verwendet. Bei manchen Menschen kann dies unangenehme Erinnerungen hervorrufen, die häufig mit psychischen Krisen oder Krankheiten in Verbindung stehen. Deshalb ist es wichtig, dies im Vorhinein sichtbar zu machen und den TN die Möglichkeit zu geben, nicht an der Übung teilzunehmen (siehe Varianten).

Die Methode eignet sich vor Allem für den Abschluss einer Auseinandersetzung mit Utopien. So haben TN die Möglichkeit, neues Wissen, neue Ideen und Erfahrungen aus ihrer Auseinandersetzung mit Utopien kreativ darzustellen.

Methode erstellt von:

Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors bzw. der Autoren und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wider. Weder die Europäische Union noch die EACEA können dafür verantwortlich gemacht werden.

Die Geschichte des Tigers

Lernziele

Die TN…

– bekommen einen spielerischen, stark vereinfachten Einblick in die Funktionsweise des Stresszyklus im menschlichen Nervensystem.
– können die Geschichte auf Situationen im eigenen Leben und Handeln übertragen.
– erkennen die Wichtigkeit von Selbstfürsorge sowie kollektiver Fürsorge im Kontext eines sozial-ökologischen Wandels hin zu globaler Gerechtigkeit.

Ablauf

Hintergrund

Die Geschichte ist angelehnt an ein Kapitel aus dem Buch „Stress“ von Emily und Amelia Nagoski (2019, München: Kösel-Verlag, S. 24-40) und ein bekanntes Beispiel wenn es um Stress und das Nervensystem geht. Diese Quelle ist eine von vielen und nimmt eine bestimmte Perspektive ein, die ja nach Quelle auch unterschiedlich sein kann. In Workshops im Rahmen von Nachhaltigem Aktivismus lässt sich die Geschichte als Einleitung in die Themen Stress, Burnout und Resilienz verwenden.
Diese Themen können auf der Ebene der individuellen Selbstfürsorge und Resilienz verhandelt werden oder auf der kollektiven Ebene. Dabei geht es um die Fragen, was Individuen und Gruppen brauchen, um langfristig und nachhaltig (miteinander) aktiv sein zu können und wie eine fürsorgende Gruppenkultur entstehen kann.

Vorbereitung

Die anleitende Person setzt sich mit der Geschichte auseinander und kann sie möglichst frei erzählen.

Durchführung

1. Einleitung (5 Minuten)

Die TN sitzen im Halbkreis, die anleitende Person steht ihnen gegenüber. Je nachdem, wie viele Anleitende es gibt, kann der*die Erzähler*in zum Erzählen am Rand der TN sitzen, stehen oder die Hauptfigur gleichzeitig spielen und erzählen. Einleitende Worte können sein:
„Um einen Einblick in unsere körperlichen Reaktionen auf Stress zu bekommen und zu merken, wie wichtig eine Gruppe für Erholung sein kann, macht es euch bequem und schaut unserem kurzen Schauspiel/hört der kurzen Erzählung zu.

2. Die Geschichte (5 Minuten)

Zur Einbettung ist es sinnvoll noch einleitende Worte zu teilen:

„Das Nervensystem und sein Umgang mit Stress hat sich evolutionär langsamer verändert als unsere Umwelt. Die Geschichte ist ein Beispiel dafür, auf welche Arten von Stress Menschen schon lange vor sexistischen Chefs, Klimakrise und kapitalistischer Verwertungslogik reagieren mussten. Die Geschichte beschreibt das Modell eines Stresszyklus-Ablaufs. Dieser Ablauf ist nicht nur für Menschen, sondern auch für viele andere Lebewesen so stimmig.“

Die Geschichte: (angelehnt an Nagoski/Nagoski 2019: Stress. München: Kösel-Verlag, S. 24-48)

„Du schlenderst aus deinem Dorf hinaus aufs freie Feld, um dir von deiner Arbeit eine Pause zu gönnen. Nach einer Weile fühlst du dich beobachtet und blickst dich um. Du siehst, wie sich ein Tiger an dich herangepirscht hat und bereit zum Sprung auf dich ist. Was für ein Schreck, es geht um dein Leben! Dein Herz fängt an schnell zu pochen, du fängst an schneller zu atmen und dein Blutdruck steigt. Du musst fliehen! Du bist hellwach und konzentriert, alle deine Sinne sind geschärft. Deine Muskeln sind angespannt, dein ganzer Körper steht unter Strom, während andere Körperfunktionen in den Hintergrund geraten: Deine Verdauung wird langsamer, deine Immunfunktion verändert sich. Jetzt geht es los. Du fängst an zu rennen so schnell wie du kannst. Du hörst den Tiger hinter dir und läufst und rufst um Hilfe und – du hast es zurück ins Dorf geschafft, deine Gemeinschaft hat rechtzeitig das Tor hinter dir geschlossen. Du bist gerettet, lebendig, so froh und dankbar. Ihr feiert gemeinsam ein Fest, liegt euch in den Armen und freut euch über die schöne Gemeinschaft, die ihr habt. Du atmest lösend ein und aus. Du bist jetzt sicher.“

3. Jubeln (1 Minute)

Die erzählende Person lädt die TN ein, zu jubeln und zu klatschen, um gemeinsam zu feiern, dass die Person dem Tiger entkommen ist.

4. Rückblick auf die Geschichte (5 Minuten)

Die TN werden gefragt, was sie beobachtet haben.

Dann wiederholt die anleitende Person mündlich, was in der Geschichte passiert ist und setzt das Gesehene/Gehörte in Verbindung zum Stressreaktionszyklus:

„Was die Person erlebt hat, war ein abgeschlossener Stressreaktionszyklus. Das heißt, Stress baut sich auf, die Person reagiert physisch und psychisch darauf, flieht und findet in der Gemeinschaft nach dem gelungenen Entkommen einen Ort der Erholung und des Feierns. Damit ist der Zyklus abgeschlossen.

Stress ist jedoch etwas, was uns im Alltag viel begegnet, und besonders chronischer Stress, also Belastungen, die uns tagtäglich begleiten, finden oft nicht so leicht ein Ende wie in der Geschichte. Dabei ist es wichtig, unterschiedliche Betroffenheiten von Unterdrückungssystemen wie Patriarchat, Kapitalismus, Ableismus etc. mitzudenken. Denn Stress und Belastungen fangen bei Menschen an sehr unterschiedlichen Punkten an und auch Regeneration ist sehr unterschiedlich (leicht oder schwer) möglich. Es gibt aber Beispiele für bewährte Methoden, den Zyklus zu beenden oder chronischen Stress Stück für Stück abzubauen.

Beispiele dafür sind: Atemübungen, positive soziale Interaktion, Lachen, Zuneigung, Weinen, kreativer Ausdruck,…

5. Reflexion in Kleingruppen (20 Minuten)

Die TN gehen in Kleingruppen von 2-4 Personen. Zum Austausch werden ihnen folgende Fragen mitgegeben:

Hier ist es wichtig, die TN zu ermutigen, nur das von sich zu teilen was sie wollen und gut auf sich selber zu achten, wie tief sie sich in stressige Situationen hineindenken wollen.

6. Auswertung – Strategien der Stressbewältigung (10 Minuten)

Die anleitende Person lädt die TN dazu ein, ihre eigenen Strategien und Ansätze zur Stressbewältigung mit der Gruppe zu teilen. Dies sollte freiwillig sein und keine*r sich gedrängt fühlen. So lernen TN unterschiedliche Zugänge voneinander.

Varianten

Wenn es mehr als 2 Anleitende gibt, lohnt es sich, die Geschichte spielerisch darzustellen.
Dabei kann es eine Erzählperson, einen Tiger und einen Mensch aus der Geschichte geben. Die Figuren aus der Geschichte ahmen die Erzählung schauspielerisch nach.
Die Teilnehmenden können in dieser Variante aktiver mit eingebunden werden (als „die Gemeinschaft“) und machen damit eine Erfahrung der Verbundenheit.

Die Methode eignet sich auch in gekürzter Form (Durchführung nur 1. und 2.). Dann kann in unterschiedliche Richtungen weitergearbeitet werden (z.B. tiefer in das Thema Überlastung oder in das Thema kollektive Selbstfürsorge und Resilienz).

Tipps und Hinweise für Anleitende

Es ist wichtig, im Vorhinein zu überlegen, welches Thema nach der Geschichte weiter bearbeitet wird, um die Intensität, mit der über (chronischen) Stress gesprochen wird, zu rahmen und die Methode dahingehend anzupassen.

Content Note: Beim Arbeiten in Kleingruppen zu Stress und persönlichem Umgang damit ist es wichtig, darauf zu verweisen, dass die TN gut auf sich selber achten, wie tief sie in stressige Situationen hineingehen wollen.

Quellen

Methode erstellt von:

3 Strategien für den Wandel

Die Teilnehmenden (TN) ordnen konkrete Handlungsmöglichkeiten drei verschiedenen Strategien des Wandels zu und tauschen sich darüber aus.

Lernziele

Die TN …

Ablauf

Vorbereitung

Die anleitende Person liest den Hintergrundtext und die Definitionen der drei Strategien für den Wandel.

Die Definitionen der Strategien sowie die Handlungskärtchen (siehe Material zum Download) werden ausgedruckt. Für jede Kleingruppe braucht es einen vollständigen Satz der Handlungskärtchen.

Durchführung

1. Einführung (10 Minuten)

Die anleitende Person leitet in das Thema der Methode ein. Folgender Einführungstext kann dafür genutzt werden und ggf. mit Informationen aus dem Hintergrundtext ergänzt werden.

„Nun beschäftigen wir uns mit verschiedenen Möglichkeiten, wie der Wandel hin zu einer nachhaltigen, gerechten Gesellschaft vorangetrieben werden kann. Viele Menschen und Organisationen machen sich schon lange Gedanken darüber, welche Strategien sie verfolgen können, um sich für ein Gutes Leben für alle einzusetzen. Dabei gibt es nicht selten Diskussionen darüber, welche „die beste“ oder „die wirksamste“ Strategie ist. Gleichzeitig gibt es viele Menschen, die sich angesichts der Klimakrise und globaler Ungerechtigkeit überfordert und orientierungslos fühlen und nicht wissen, was sie selbst tun können. In dieser Methode werden wir eine bunte Palette an bestehenden Handlungsmöglichkeiten kennenlernen und strategisch einordnen.

Auch zur Einordnung von Handlungsmöglichkeiten und Strategien haben Menschen unterschiedliche Meinungen. In dieser Methode unterscheiden wir drei wichtige Strategien für den Wandel (beim Vorstellen werden die jeweiligen Kärtchen an eine Pinnwand gepinnt – siehe Arbeitsmaterial zum Download):

2. Kleingruppenphase (25 Minuten)

Der Ablauf der Gruppenarbeit wird erläutert und die Gruppe wird in Kleingruppen à 4-5 Personen unterteilt.

Die Gruppen werden jeweils einer der Strategien, Nowtopias, radikale Reformen, Widerstand leisten und Gegenmacht aufbauen, zugeordnet. (Alternativ können sich die TN auch nach eigenem Interesse selbst einer der Strategien zuordnen. Bei mehr als 15 TN können die Strategien auch von mehreren Gruppen bearbeitet werden.) Jede Gruppe erhält einen Briefumschlag, in dem sich eine Kopie der Definition der jeweiligen Strategie sowie die ausgedruckten Handlungskärtchen befinden (siehe Arbeitsmaterial zum Download).

Die TN lesen zunächst die Definition der jeweiligen Strategie und klären anschließend Verständnisfragen. Dann schaut sich die Gruppe die Handlungskärtchen an. Auf der Vorderseite ist die Aktion mit einem kleinen Bild abgebildet. Auf der Rückseite finden die TN eine Kurzbeschreibung der Aktion sowie einen Link mit weiterführenden Informationen. Die TN diskutieren die Aktionen und versuchen, gemeinsam auszuwählen, welche Kärtchen zu ihrer jeweiligen Strategie gehören. Bei Interesse können sie über den Link weiterführende Informationen einholen.

4. Vorstellung Ergebnisse (15 Minuten)

Zurück in der Großgruppe stellt jede Kleingruppe ihre Strategie und ihre Zuordnung der Handlungskärtchen vor. Die anderen können Rückfragen stellen und die Großgruppe kann gemeinsam beratschlagen, ob die Kärtchen richtig zugeordnet sind.

5. Auswertung (15 Minuten)

Anschließend wird eine Auswahl aus folgenden Fragen diskutiert:

Varianten

Tipps und Hinweise für Anleitende

Die Methode eignet sich insbesondere für Zielgruppen, die sich bereits mit Grundlagen sozialer und ökologischer Probleme beschäftigt haben und die auch selbst Interesse an einem sozial-ökologischen Wandel zeigen.

Es ist wichtig, immer wieder zu betonen, dass es nicht den einen Lösungsweg oder die eine „richtige“ Strategie für einen sozial-ökologischen Wandel gibt, sondern dass Transformationsprozesse sehr komplex sind und eine Vielzahl von verschiedenen Strategien, Ansätzen und Handlungen notwendig ist. Auch die Zuordnung der Handlungskärtchen zu den 3 Strategien ist nicht immer eindeutig und von den TN unterschiedlich interpretierbar. Sie kann durchaus vom Vorschlag zur Zuordnung (im Hintergrundtext für Anleitende) abweichen. Es ist möglich, dass ein Handlungskärtchen zu mehreren Strategien zugeordnet wird, oder gar keine Zuordnung findet.

Quellen und Weiterführendes

Mutig, motzig, mütterlich

Durch ein Rollenspiel werden innere Prozesse, die sowohl für einen gesellschaftlichen als auch für einen persönlichen Wandel relevant sind, deutlich gemacht und reflektiert.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Möglichst präziser Ablauf der Methode, unterteilt in Vorbereitung – Durchführung. Bitte versuchen genau auf den Punkt zu kommen. Je kürzer, desto besser, trotzdem klar und alles Wesentliche beschreibend, damit für Multiplikator*innen klar wird, was genau zu tun ist. Bitte nicht mehrere Möglichkeiten für einen Ablauf, sondern für einen Ablauf entscheiden und dann Varianten unten angeben. Wenn nötig kann auch ein kurzer Abschnitt „Hintergrund“ vorangestellt werden.

Hintergrund
Jede*r von uns hat alle möglichen Charaktereigenschaften und innere Anteile in sich, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Je nachdem, welche Anteile in unserer bisherigen Biografie in welcher Form gefüttert/bestärkt wurden, sind einige Anteile dominanter als andere. Um einen gesellschaftlichen Wandel zu unterstützen, ist es wichtig, alle emotionalen Anteile, die in uns und in der Gesellschaft vorhanden sind, zu berücksichtigen und einzubeziehen. Gesellschaftlicher Wandel vollzieht sich nicht (nur) im Kopf, denn das Wissen zur Veränderung besteht schon bei vielen. Es gibt aber eine Lücke zwischen dem Wissen und dem sich daraus ableitenden Handeln. Die Übung hilft, diese Lücke zu erfahren und zu reflektieren.

Vorbereitung
Im Raum wird an einer geeigneten Stelle eine Bühne vorbereitet, die z. B. mit Kreppband klar abgegrenzt ist.

Durchführung

1. (5 Minuten) Einleitung
Die Anleitenden machen deutlich, dass es sich um eine spielerische Annäherung an psychodynamische Prozesse handelt, also um innere Veränderungsprozesse. Wichtig dabei ist, dass die Möglichkeiten und Schwierigkeiten dieser Prozesse erlebbar werden und nicht nur darüber gesprochen wird. Deshalb wird in diesem Abschnitt Körperarbeit in Form von
theaterpädagogischen Methoden eingesetzt. Es gibt kein Richtig oder Falsch, sondern es geht um das Erspüren von unterschiedlichen inneren Anteilen, die in unserer Gesellschaft und in den einzelnen Menschen vertreten sind. Alle TN werden eingeladen, sich auch auf herausfordernde Momente einzulassen und gleichzeitig eigene Grenzen zu wahren.

2. (30 Minuten) Aufwärmübungen
Die Anleitenden bereiten die Gruppe mit theaterpädagogischen Aufwärmübungen etwa 30 Minuten lang auf eine spätere Improvisation vor. Der Fokus liegt auf Fehlerfreundlichkeit und einem vertrauensvollen Miteinander, das anregt, mehr zu spielen und zu improvisieren. Aufwärmübungen können hier gefunden werden: http://improwiki.com/de/wiki/improtheater/special/category/28/ubungen.

3. (15 Minuten) Einzelarbeit
Zunächst werden alle TN aufgefordert, in Einzelarbeit acht bis zehn Personen des öffentlichen Lebens auszuwählen, die sie mit starken Charaktereigenschaften assoziieren. Dabei ist es wichtig, dass diese Personen möglichst allen in der Runde bekannt sind. Dabei soll auf eine Ausgewogenheit von beliebten und unbeliebten Eigenschaften geachtet werden. Die Charaktereigenschaften können gesellschaftlichen Normen widersprechen. Zusätzlich zu den Adjektiven erfolgt eine Bewertung der Adjektive (positiv/negativ). Anhand eines Beispiels wird die Aufgabe durch die Anleitenden demonstriert (z. B. Angela Merkel, mütterlich, positiv oder Angela Merkel, mütterlich, negativ oder Angela Merkel, aggressiv, negativ oder Angela Merkel, durchsetzungsfähig, positiv).
Alle TN schreiben nach diesem Schema ihre Liste (Name, Eigenschaft, Bewertung) für sich auf ein Blatt Papier. Es wird später nicht veröffentlicht.

4. (20 Minuten) Rollenspiel
Nach der Einzelarbeit kommen die TN in einem Kreis zusammen. Dort wird die vorbereitete Bühne vorgestellt und das „Bühnensetting“ für das folgende Spiel erläutert: Verschiedene Charaktere lernen sich auf einer Cocktailparty kennen, während diese Dynamik von den Nicht-Spieler*innen beobachtet wird. Eine freiwillige Person liest ihre Liste vor und sucht
sich sechs Charaktereigenschaften aus, die sie gerne auf der Bühne in Interaktion sehen möchte, wobei auf ein Gleichgewicht zwischen positiv und negativ bewerteten Eigenschaften geachtet wird. Es werden Freiwillige aus der Gruppe erfragt, die jeweils eine Charaktereigenschaft (z. B. mütterlich) auf der Bühne spielen möchten.

Die zukünftigen Spieler*innen nutzen die Personen (z. B. Angela Merkel), um besser in ihre Rolle und in die Improvisation zu finden, beispielsweise durch deren Körperhaltung oder Sprachduktus. Die Spieler*innen können vor der Übernahme der Rollen Rückfragen an die Person stellen, deren Liste als Grundlage dient. Dies ist besonders dann von Vorteil, wenn die Spieler*innen die Personen nicht gut kennen. Falls vorhanden, können noch kleine Requisiten hinzugezogen werden. Die Spieler*innen kleben sich einen Zettel mit den von ihnen gespielten Charaktereigenschaften auf die Brust, um diese für die Beobachter*innen sichtbar zu machen.

Die Anleitenden erklären den Spielverlauf: Das Publikum eröffnet mit dem gemeinsamen Zuruf: „Drei, zwei, eins, los“ das Spiel. Die Spieler*innen kommen daraufhin nach und nach auf die Bühne und werden damit zu ihren Charakteren. Es entsteht eine Begegnung von Personen auf einer Party, auf der sie sich gegenseitig kennenlernen. Nach einigen Minuten gibt es ein akustisches Signal („Stopp“-Ruf und Klatschen), woraufhin alle Spieler*innen bewegungslos in ihrer Position verharren. In der Theaterpädagogik wird das Freeze genannt, also ein sofortiges
Einfrieren.

Das Spiel beginnt, das Publikum verfolgt die Interaktionen. Entsteht für die Zuschauer*innen aufgrund von parallelen Gesprächen ein unübersichtlicher Spielverlauf, können die Anleitenden mit „Stopp“-Rufen die Szene unterbrechen und die Anweisung einbringen, dass einzelne Parteien vorübergehend in ihren Positionen verharren. Gespräche können somit nacheinander geführt werden. Die Spieler*innen führen die Szene mit der Aufforderung „Und weiter!“ fort.

Nach etwa drei bis fünf Minuten des Spiels, je nach Aktivität der Spieler*innen und Spannungsverlauf, werden alle Spieler*innen durch einen „Stopp“-Ruf aufgefordert, innezuhalten. Es wird ein neuer Auftrag erteilt: „Tauscht euch nun darüber aus, ob bzw. unter welchen Umständen ihr – aus der Sicht eurer Charakterrolle – einen gesellschaftlichen Wandel hin zu einer Postwachstumsgesellschaft umsetzen möchtet. Wenn ihr eure Stellungnahme oder eure Gespräche danach beendet habt, geht von der Bühne. Das Spiel ist beendet, wenn die Bühne leer ist oder ihr ein Signal bekommt.“ Nach einem weiteren akustischen Signal (Klatschen und „Und weiter!“) wird das Spiel fortgesetzt.

Nach spätestens fünf Minuten wird das Spiel von der Moderation mit Unterstützung des Publikums mit einem Signal beendet. Die Spieler*innen verlassen daraufhin die Bühne und verteilen sich im Raum. Die Personen des Publikums verteilen sich auf die Spieler*innen und klopfen deren Körper ab, um sie aus ihren Rollen zu entlassen. Nun sind die Spieler*innen wieder sie selbst. Zur Auswertung kommen alle in einen Stuhlkreis zusammen.

5. (15-20 Minuten) Auswertung
Zunächst werden die Spieler*innen nach ihren Eindrücken gefragt:

Auswertung mit allen:

Das Geschäft mit der Angst

Die Methode ermöglicht eine spielerische Auseinandersetzung mit „der Ware Angst“ in der kapitalistischen Marktwirtschaft indem die TN „Ängste und „Gegenmittel vermarkten“ .

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Vorbereitung
Die Arbeitsplätze für die Kleingruppen werden vorbereitet. Für die Kleingruppe „der Markt“ wird ein Tisch mit einer Wand dahinter vorbereitet, der zentral und für alle gut zu erreichen ist. Wenn der Raum groß genug ist, kann eine Hälfte für das Spiel „Das Geschäft mit der Angst“ genutzt werden und die andere Hälfte für die Assoziationsübung und die Auswertung.

Durchführung
1. Assoziationsübung (10 Minuten)
Um den Einstieg in das Thema zu erleichtern, findet ein kurzes Brainstorming statt. Die Anleitenden werfen den Ball einer/m TN zu und bittet sie/ihn, ihre/seine erste Assoziation zum Wort „Angst“ zu nennen. Danach wird der Ball einer anderen Person zugeworfen. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Es geht darum, herauszufinden, was die TN mit Angst assoziieren. Die Anleitenden schreiben alle Wörter auf einem Flipchart mit. So bleiben sie im Raum und können später bei der Auswertung aufgegriffen werden.

2. Spiel (40 Minuten)
Die Anleitenden erklären den gesamten Spielablauf. Währenddessen kann es hilfreich sein, die Aufgaben der Kleingruppen sowie grundlegende Regeln auf einem Flipchart zu notieren.
Die Gruppe wird in Kleingruppen mit je drei oder mehr TN aufgeteilt. Zwischen vier und zehn Kleingruppen sind empfehlenswert. Eine Gruppe ist „der Markt“ (max. fünf TN). Die anderen Gruppen sind „die Hersteller*innen“. Jede Kleingruppe (außer „der Markt“) bekommt Papier, Scheren und Filzstifte. „Der Markt“ bekommt die Geldscheine und Kreppband. Eine/r der zwei Anleitenden bleibt bei der Markt-Gruppe, um sie bei ihrer herausfordernden Aufgabe zu unterstützen.
Die Hersteller*innen-Gruppen sollen nun entweder Ängste (z. B. Agoraphobie, Zukunftsangst usw.) oder Produkte entwickeln, um die Ängste zu überwinden (Therapie, Medikamente, Bedingungsloses Grundeinkommen usw.). Dazu können die Kleingruppen die vorhandenen Bastelmaterialien nutzen. Es genügt, etwas auf ein Blatt Papier zu schreiben, die TN können jedoch auch kreativ werden. Jede Kleingruppe organisiert sich selbst.
Es gibt keine vorgegebenen Zeiten zum Produzieren oder Verkaufen. Die Hersteller*innen dürfen jederzeit zu der Kleingruppe „Markt“ gehen. Auf dem Markt werden die produzierten Ängste und Produkte gehandelt. Abgesehen vom Markt zielen alle Kleingruppen darauf ab, innerhalb der Spielzeit so viel Geld zu machen wie möglich.
Die Kleingruppen gehen zur Markt-Gruppe und versuchen, dort ihre „Ängste“ und „Produkte“ zu verkaufen. Der Markt darf bestimmen, wie viele Händler*innen er gleichzeitig zulässt. Der Markt darf kurze Pausen machen (z. B. für die Bestandsaufnahme). In der Zeit können die Kleingruppen nichts verkaufen. Sie dürfen aber weiterhin Ängste und Produkte entwickeln. Die Markt-Gruppe entscheidet über die Preise je nach Angebot und Nachfrage und je nachdem, ob sie eine „Angst“ oder ein „Produkt“ besonders gut oder interessant findet (z. B. weil es besonders originell klingt).
Der Markt kann jede Angst nur einmal kaufen. Wenn sehr ähnliche Ängste oder Produkte angeboten werden, haben sie weniger Wert und der Markt bietet weniger Geld dafür. Für eine „Angst“ können mehrere „Produkte“ als Heilmittel verkauft werden, weil es unterschiedliche Ansätze gibt, mit dieser Angst umzugehen (z. B. können gegen die Angst „Agoraphobie“ folgende Produkte verkauft werden: „Therapie“, „Medikamente“, „Selbsthilfebuch“ …). Der Markt platziert alle gekauften „Ängste“ und die entsprechenden „Produkte“ nebeneinander an der Pinnwand. So ist für alle deutlich, welche „Ängste“ und „Produkte“ bereits gekauft wurden. Die Rolle der TN des „Marktes“ beruht auf deren Einschätzung, weshalb es hilfreich sein kann, wenn ein/e Anleitende*r bei ihnen ist. Die andere anleitende Person achtet auf die Zeit und beantwortet alle Fragen der TN, möglichst ohne ihnen konkrete Ideen für „Ängste“ oder „Produkte“ zu geben. Die Anleitenden weisen kurz vor dem Ende auf die letzten fünf Minuten hin. Wenn die 30 Minuten vorbei sind, ist das Spiel zu Ende.

3. Auswertung (15 Minuten)
Für die Auswertung können folgende Fragen hilfreich sein:

Möglichkeiten zur Weiterarbeit
Es bietet sich an, im Anschluss an diese Methode zum Thema Wettbewerb mit der Methode „Wie viel Wettbewerb wollen wir?“ (Grundlagen) zu arbeiten und Rückbezüge zu Zukunfts- oder Abstiegsängsten herzustellen.

Es war einmal

Über ein Rollenspiel im Märchenformat lernen die Teilnehmenden spielerisch über die Entstehung des modernen Geldsystems.

Lernziele
Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Vorbereitung
Das Märchen wird ausgedruckt (min. sieben mal) und die Utensilien für das Theaterspiel (buntes Papier für Urkunden, Stifte, ggf. Stempel) vorbereitet. Es werden hintereinander zwei Stuhlhalbkreise mit jeweils sechs Stühlen geformt. Vor den Stuhlreihen muss genug Platz zum Spielen sein (Bühne).

Durchführung

1. (10 Minuten) Einführung
Die Anleitenden erklären kurz Ziel und Ablauf der Übung. Anschließend werden die verschiedenen Rollen vorgestellt und den TN zugeordnet. Folgende Rollen sind zu vergeben: Erzähler*in, König*in, Esel, Bauherr*in, Glasbrenner*in, Steinmetz/Ziegelmacher*in
(kann von einer Person gelesen werden). Die restlichen TN agieren als zuschauende Personen. Jede Rolle wird zweimal vergeben: einmal an eine*n Vorleser*in und einmal an eine*n Darsteller*in. Weitere TN bilden das Publikum.

2. (5 Minuten) In Stellung Bringen
Die TN nehmen ihre Plätze und Rollen ein. Auf die hintere Stuhlreihe setzen sich die vorlesenden TN. Auf die vordere Stuhlreihe setzen sich die darstellenden TN, jeweils vor die vorlesenden TN mit derselben Rolle. Die restlichen TN sitzen den spielenden und vorlesenden TN als Zuschauenden gegenüber.

3. ( 5 Minuten) Verteilen der Requisiten
Der Text wird an die vorlesende TN verteilt. Der*die Darsteller*in der König*in erhält blaues Papier und einen Stift, ggf. Stempel. Der*die Darsteller*in des Bauherrn erhält gelbes Papier und einen Stift, ggf. Stempel. Diese dienen als Requisiten für das Spiel.

4. (10 Minuten) Rollenspiel
Das Märchen beginnt. Das Märchen wird nun vorgelesen und synchron pantomimisch dargestellt. Möglichst alle Handlungen, die vorgelesen werden, werden still dargestellt. Dabei können die TN frei improvisieren. Wenn der Rollenname der TN genannt wird, stehen diese auf, treten vor und spielen das Gesagte nach.

5. (10 Minuten) Reflexion
Die 1. Reflexionsphase beginnt. Die TN werden zunächst gefragt, wie es ihnen in ihren Rollen
ergangen ist (Vortragende wie Spielende). Die TN berichten aus der Rollensituation heraus. (Bsp.: Ich als König*in habe mich gefreut, dass ich ein neues Schloss bauen konnte.) Ggf. erfolgt eine Nacherzählung der Geschichte durch die TN.

6. (10 Minuten) Meta Reflexion
Anschließend wird das Märchen auf der Metaebene reflektiert. Hier kann eine Pause eingebaut werden oder auch ein Wechseln des Settings, indem z. B. ein gemeinsamer Stuhlkreis gebildet wird. Die TN werden gebeten, nun aus ihren Rollen herauszugehen und aus ihrer eigenen Sicht über das Märchen zu sprechen. Hierzu können die folgenden Fragen verwendet werden:

Verstehen, was Geld ist und wie es funktioniert
>    Was ist Geld im Märchen?
>    Steckt im Märchen Zauberei? Wo passiert etwas Magisches/etwas Übernatürliches?

Verstehen, was Geld mit Vertrauen zu tun hat
>    Wieso kann der*die Bauherr*in beim Ziegelmacher mit der Urkunde bezahlen?
>    Was würde passieren, wenn die Leute erfahren würden, dass der Goldesel tot ist?

Übertragung auf das aktuelle Geldsystem
>    Stellt euch vor, ihr geht in den Supermarkt und möchtet Schokolade kaufen. Könntet ihr euch vorstellen, so zu bezahlen wie der*die Bauherr*in im Märchen? Was würde passieren, wenn ihr einfach mit einem Zettel bezahlen wolltet, auf den ihr schreibt, „Ich schulde dir drei Euro“?
>    Wie sieht es mit Banken aus? Können diese etwas mit „Schuld“ bezahlen?
>    Welche Akteure gibt es in unserem Geldsystem. Wo seht ihr Parallelen, wo Unterschiede zum Märchen?
>    Wie steht es heutzutage um den Goldesel? Können wir unser Geld in Gold eintauschen?
>    Was passiert, wenn wir alle unser Geld vom Konto abheben?
>    Was passiert, wenn wir das Vertrauen in unser Geld verlieren?

Diskussionsfragen
>    Habt ihr das Gefühl, dass das Geldsystem ein stabiles System ist?
>    Was denkt ihr, wieso versuchen Politiker*innen, das Vertrauen in die Stabilität der Finanzmärkte zu stützen?
>    Was haltet ihr davon, dass der Staat in Krisen Geld an Banken leiht bzw. Garantien ausspricht?

Varianten
Der Text kann auch als reiner Lesetext genutzt werden, ohne die Bewegungs- und Darstellungsrollen. Bei wenigen TN oder einem besonders kleinen Raum gibt es auch die Möglichkeit, Rollen zusammenzufassen oder eine Person alles lesen zu lassen. Die restlichen TN übernehmen dann die darstellenden Rollen. Die Diskussionsfragen können in der Gruppe oder einzeln beantwortet werden. Manche Fragen eignen sich auch für kreative Schreibprozesse bzw. für die Entwicklung einer gemeinsamen Gruppenerzählung – auf Märchenebene oder in Bezug auf das reale heutige Geldsystem. Je nach Kenntnisstand der TN könnten z. B. folgende Aufgaben gestellt werden: Verfasst eine Nachrichtenmeldung zum Tod des Goldesels! Erzählt die Geschichte der Insolvenz von Bank XY und der entsprechenden Folgen. Erzählt das Märchen weiter, nachdem der Goldesel stirbt.

Tipps und Hinweise für Anleitende
Ein langsames Vorlesen ist wichtig, damit die darstellenden TN genug Zeit zum „Spielen“ haben. Die Hinweise auf Pausen im Text helfen beim Wahrnehmen der Spielpausen. In der Reflexionsphase kann ein Flipchart zu Hilfe genommen werden. Diskussionen zum Geldsystem führen häufig zu einer negativen Bewertung der Berufsgruppe der Banker. Dem wird in der Methode entgegengewirkt, indem ggf. auf das Eingebundensein von Banken in ein historisch gewachsenes System hingewiesen wird. Auf viele Fragen/Szenarien der Weitererzählung (z. B. bei Tod des Goldesels) gibt es keine eindeutige Antwort. Es kommt darauf an, wie sich die Akteure im Märchen und in der Realität verhalten. Dies kann betont werden, um zu verdeutlichen, dass das Geldsystem sozialen Dynamiken unterliegt und Entwicklungen an den Finanzmärkten schwer vorhergesagt werden können. Bei Verständnisproblemen empfiehlt es sich, auf Ebene des Märchens zu argumentieren und Fragen zu vereinfachen. Um das Gefühl der Überforderung zu vermeiden, kann es empfehlenswert sein, möglichst nicht in der großen Gruppe auf detaillierte Hintergrundfragen einzugehen, sondern den Fokus auf die einfachen Grundprinzipien zu legen. Bei weiterführenden Fragen kann auf die Literatur (siehe Hintergrundtext) verwiesen werden.

Ich hab’ doch nichts zu verbergen

Kurzbeschreibung

Die Teilnehmenden setzen sich über einen Argumentationsaustausch mit den Vorteilen und Herausforderungen eines konsequenten Schutzes personenbezogener Daten auseinander.

Lernziele

Die Teilnehmenden …

Ablauf

(35 Minuten) Vorbereitung
Die Teilnehmenden werden in zwei Gruppen aufgeteilt (bei großen Gruppen Kleingruppen à ca. 5 Personen und mehrere Kleingruppen pro Position): Eine Gruppe vertritt eine starke Position für konsequenten Datenschutz, die andere Gruppe vertritt Bedenken und Argumente gegen einen starken und konsequenten Datenschutz. Hierbei ist es wichtig, dass die Teilnehmenden diese Position nicht persönlich vertreten müssen, sondern nur für die Dauer der Übung. Die Teilnehmenden schlüpfen quasi in eine Rolle hinein.
Zunächst sammeln beide Gruppen jeweils Argumente für ihre Position. Die Sammlung kann gemeinsam erfolgen und stichpunktartig auf Moderationskarten festgehalten werden. Nachdem die Teilnehmenden ca. 5 – 10 Minuten eigene Argumente gesammelt haben, erhalten sie von der anleitenden Person die ausgedruckten Argumentesammlungen für die jeweilige Position. Die
Argumente der anderen Gruppe kennen die Teilnehmenden nicht. Nach dem Lesen der Stichpunkte haben die Teilnehmenden Zeit, sich dazu in den Gruppen auszutauschen, ggf. Verständnisfragen zu klären sowie gemeinsam mögliche Argumentationsstrategien für den
Austausch mit den anderen zu überlegen.

Durchführung
1. ( 20 Minuten) Rollenspiel
In der Mitte eines Stuhlkreises stehen je zwei Stühle für die Positionen »Für einen konsequenten Datenschutz« und »Gegen einen konsequenten Datenschutz«. Die Stühle sind anfangs frei und können dann von beliebigen Personen der jeweiligen Gruppe(n) besetzt werden. Die Teilnehmenden können sich gegenseitig durch Klopfen auf die Schulter oder ein anderes vereinbartes Signal austauschen oder selbst entscheiden, wann sie den Stuhl wieder verlassen wollen. Die Teilnehmenden können eigene Argumente oder Argumente aus den mitgegebenen Argumentesammlungen einbringen. Die Herausforderung besteht darin, auf die Argumente der anderen Position zu reagieren. Dabei sollten die Teilnehmenden möglichst ihrer Rolle und Position treu bleiben. Das heißt nicht, dass in der Diskussion nicht auch an manchen Stellen Perspektiven entstehen können, in denen beide Seiten sich wieder finden.

2. (10 Minuten) Rollenausstieg
Für die abschließende Reflexion ist es wichtig, dass den Teilnehmenden die Gelegenheit gegeben wird, die Rolle zu verlassen. Der Rollenausstieg soll noch einmal deutlich machen, dass alle Teilnehmenden während der Argumentationsphase eine Rolle hatten, die von ihrer eigenen zu unterscheiden ist. Möglicherweise haben sich einzelne Teilnehmende unwohl gefühlt. Hier gibt der Rollenausstieg auch die Möglichkeit, angestaute Gefühle herauszulassen. Wenn möglich, können die Übungen im Freien gemacht werden.

Übung 1: Die Teilnehmenden stehen in einem Kreis und ziehen ihre Rolle wie einen Ganzkörperanzug aus. Dafür greifen sie einen imaginären Reißverschluss am Scheitel und ziehen ihn runter bis zu den Fußsohlen. Nun streifen sie den Rollenanzug erst vom Kopf, dann
von den Armen, dem Oberkörper und schließlich den Ich hab’ doch nichts zu verbergen
Beinen ab. Sie halten den Rollenanzug in der Hand und werfen ihn gemeinsam auf ein Signal mit voller Kraft in die Mitte des Kreises. Anschließend schütteln sich die
Teilnehmenden einmal kräftig.

Übung 2 (ergänzend): Alle Teilnehmenden stehen in einer Reihe. Auf ein Signal hin laufen und schreien alle Teilnehmenden los. Sie schreien so laut sie können, ohne zum Atmen abzusetzen, und laufen dabei so weit sie können. Wer nicht mehr schreien kann, bleibt stehen.

3. (20 Minuten) Auswertung
Gemeinsam mit den Teilnehmenden wird in der Großgruppe zu den folgenden Fragen reflektiert:

Eine Verkehrs-App für Smartstadt?

Die Teilnehmenden spielen Rollen, die konträre Einstellungen zu Plattformdiensten haben, entwickeln Kampagnenelemente, stimmen beim Bürgerbegehren ab und reflektieren danach darüber.

Lernziele

Die Teilnehmenden …

Ablauf

Vorbereitung
Der Zeitungsartikel wird ausgedruckt und für alle kopiert.

Durchführung
1. (15 Minuten) Das Szenario
Die Teilnehmenden lesen den Artikel aus dem »Smartstädter Tagblatt« und Verständnisfragen werden gemeinsam geklärt. Anschließend formulieren die Teilnehmenden in Partnerarbeit, um welchen politischen Konflikt es im Text geht, und sammeln die beteiligten Akteure.

2) (10 Minuten) Bildung von Interessengruppen
Die Lerngruppe teilt sich in sieben Interessengruppen auf:
– Umweltverband BUNT
– Gewerkschaft ÖFFI
– Arbeitskreis Datenschutz (AKD)
– Taxi-Dienst LOW-CAB
– Technologie-Firma DATA-TM
– Kartendienst KUGEL
– Fahrgastbeirat Smartstadt

Die Kleingruppen werden sich anhand von Rollenkarten über ihre Interessen und ihre Haltung zum Bürgerbegehren klar und bereiten sich darauf vor, sich an der Plakatkampagne und der Podiumsdiskussion zu beteiligen. Dabei können die folgenden Fragen helfen:
– Was sind unsere Ziele?
– Welche finanziellen Interessen haben wir?
– Wie stehen wir zum Klimaschutz?
– Wie stehen wir zum Datenschutz?
– Wie stehen wir zu guten Arbeitsbedingungen?
– Was denken wir über die Ziele der anderen Gruppen?
– Welche Argumente für unsere Positionen kommen in der Öffentlichkeit (nicht) gut an?
– Wo sehen wir mögliche Konflikte mit anderen Akteuren und wo Gemeinsamkeiten?

3. (20 Minuten) Pro- und Contra-Kampagnen
Alle Gruppen haben 10 Minuten Zeit, ein Plakat zu erstellen, mit dem sie für ihre Position in der Öffentlichkeit werben wollen. Anschließend werden die Plakate ausgehängt und alle Teilnehmenden bekommen vier oder fünf Post-Its, mit denen sie ( Dis-)Likes ( Daumen hoch [+], Daumen runter [-], Daumen quer [  / ]) oder kurze Kommentare auf den Plakaten hinterlassen können.

4. (15 Minuten) Podiumsdiskussion
Danach bestimmt jede Gruppe eine Person, die an der Podiumsdiskussion des »Smartstädter Tagblatts« teilnimmt. Für eine neutrale Moderation als Journalist* in wird ein*e Freiwillige*r für gesucht. Außerdem sollte es die Möglichkeit für Beiträge aus dem Publikum geben (z. B. freier Stuhl, der zeitweise besetzt werden kann).

5. (15 Minuten) Abstimmung
Abschließend wird in geheimer Abstimmung über das Bürgerbegehren abgestimmt und das Ergebnis verkündet.

Auswertung
Mögliche Fragen:
– Wie war das Spiel, welche Momente sind besonders in Erinnerung geblieben?
– Was war am Spiel realistisch und was nicht?
– Wie ging es euch damit, dass es so viele verschiedene Positionen gibt?
– Was ist anders, wenn eine Mobilitäts-App kommunal statt von Privatunternehmen betrieben wird?
– Welche ökologischen Auswirkungen hätte das?
– Welche Auswirkungen hätte es im Bezug auf den Zugang?
– Lässt sich der Unterschied zwischen öffentlichen und privaten Plattformen auf andere Bereiche übertragen?
– Was bräuchte es, damit mehr Bereiche kommunal organisiert werden könnten?
– Es gibt auch Apps wie z. B. Transportr, die weder vom Staat noch von Unternehmen entwickelt
werden, sondern von Freiwilligen. Kennt ihr so etwas und was könnten Vor- und Nachteile sein?
– Im Spiel kamen Bürgerinitiativen, ein Bürgerbegehren und ein ehrenamtlicher Beirat aus Bürger*innen vor.
– Kennt ihr sonst solche Beteiligungsverfahren, habt ihr Erfahrung damit und was haltet ihr davon?

Varianten

In sehr kleinen Gruppen können die der Bürgerinitiative auf der einen Seite und die Unternehmen auf der anderen zu zwei Gruppen zusammengefasst werden, die gemeinsam Kampagnenelemente entwicklen und danach eine Pro-Contra-Diskussion durchführen.

– Im Anschluss kann eine Recherche vor Ort angeregt werden: Welche Mobilitätsdienste gibt es, was wird in welchen Plattformen abgebildet, welche Verbesserungsmöglichkeiten gäbe es? Anstelle von Plakaten können auch Elemente einer Online-Kampagne entwickelt und auf Lernplattformen hochgeladen werden.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Im Zentrum steht der Konflikt zwischen öffentlichen und damit (potenziell) demokratisch regulierbaren Plattformen und privaten, profitorientierten Plattformen. Die Anleitenden sollten sich vorab (z. B. mit dem Erklärvideo in den Literaturangaben) vor Augen führen was dies im konkreten Fall heißt, und die Lernenden gegebenenfalls bei der Erfassung des Konfliktes unterstützen. Wenn sich die Teilnehmenden stark mit ihren Rollen identifizieren, können diese vor der Auswertungsphase »abgeschüttelt« werden.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Die Methode wirft die Frage einer demokratischen Nutzung von Daten auf. Das schließt an die Methoden »Let’s make money« und »Wem gehören die Daten?« an, in denen es um das kommerzielle Interesse von Tech-Konzernen an Daten und um den persönlichen Umgang mit den eigenen Daten geht. Weiterführend können Initiativen zum Datenschutz und zur gemeinschaftlichen, nicht-kommerziellen Nutzung von Daten (z. B. Transportr und Open-Street-Map) mit der Methode »Eine andere Welt im Bau« behandelt werden. Mit der Methode »Zukunft digitaler Technik« kann schließlich allgemein über die Gestaltung digitaler Infrastrukturen nachgedacht werden.

Literatur

Barthel, J. (2020): Eine Mobilitätsplattform für alle. Zu finden auf netzpolitik.org

Piétron, D. / Ruhaak, A. / Niebler, V. (2021): Öffentliche Mobilitätsplattformen — digitalpolitische Strategien für eine sozial-ökologische Mobilitätswende. Berlin. Zu finden auf attac.de

Cloud und Rüben

Die Teilnehmenden reflektieren die Zwiespältigkeit digitaler Technik bezüglich deren Nutzen und Gefahren durch ein Spiel und eine Textarbeit.

Lernziele

Die Teilnehmenden …

reflektieren die Zwiespältigkeit digitaler Technik bezüglich deren Nutzen und Gefahren.
lernen die kontroverse Debatte um digitale Technik in der globalisierten Landwirtschaft kennen.
lernen Forderungen / Ansätze für politische Maßnahmen kennen, um angesichts ökonomischer Machtverhältnisse die Interessen von Kleinbäuer*innen gegenüber großen Konzernen zu stärken.
erkennen, dass die Gestaltung der Rahmenbedingungen für den Einsatz digitaler Technik ein politischer Prozess ist und reflektieren, inwieweit dieser mit Interessen und Machtverhältnissen verbunden ist.

Ablauf

Vorbereitung
Flipchart bereitlegen, zwei Stühle nebeneinander positionieren für das Einstiegsspiel.
Infoblatt für alle Teilnehmenden einmal ausdrucken.
Material »Textbausteine zu Problemen und Forderungen« einmal ausdrucken und an den markierten Stellen auseinander schneiden, so dass 12 einzelne Textabschnitte entstehen. Ggf. aus den Problemen und Forderungen welche auswählen, falls es für die Zielgruppe sinnvoll ist, die Aspekte zu reduzieren. Schilder für die Stühle im Einführungsspiel vorbereiten (Aufschriften siehe »Durchführung«).

Durchführung
1. Ein Hin und Her mit dieser Technik – Einstiegsspiel zur Zwiespältigkeit digitaler Technik (30—40 Minuten)
Als erstes werden mit den Teilnehmenden zusammen Beispiele gesammelt, wo sie in ihrem Leben mit digitaler Technik zu tun haben, sie nutzen oder ihr begegnen. Die Anleitenden schreiben diese als Schlagwörter auf ein Flipchart oder eine Tafel. Dann wird das Spiel eingeleitet. Die Anleitenden haben dafür zwei Stühle nebeneinander im Raum aufgestellt, die alle sehen und zu denen alle sich leicht hinbewegen können. Ein Stuhl erhält ein Schild / ein DIN-A4-Papier mit der Aufschrift »das ist daran sinnvoll oder nützlich«, der zweite Stuhl eines mit der Aufschrift »das ist daran problematisch oder bedrohlich«. Die Anleitenden greifen aus den genannten und notierten Beispielen jetzt eines heraus und laden die Teilnehmenden ein, sich zu überlegen, wie digitale Technik in dem Beispiel sinnvoll oder nützlich eingesetzt ist (z. B. was dadurch einfacher, schneller geht oder überhaupt erst möglich ist) und was daran problematisch oder bedrohlich ist (z. B. wer davon ausgeschlossen ist, wer die Kontrolle über Daten hat). Wer dann einen Gedanken hat, kann aufstehen, sich auf den entsprechenden Stuhl setzen und diesen Gedanken laut sagen. Wenn der Stuhl, zu dem jemand etwas sagen möchte, besetzt ist, kann der Person auf dem Stuhl auf die Schulter getippt werden, um sie abzulösen. Dieser »Schlagabtausch« geht so lange weiter, bis keine weiteren Gedanken mehr dazu aufkommen. Dann können die Anleitenden (oder die Teilnehmenden) ein weiteres Beispiel auswählen und das Spiel noch zu weiteren Beispielen durchführen.
Wenn es in Gruppen schwer fällt, sich direkt auf einen Stuhl zu setzen und einen Gedanken zu äußern, kann zuerst kurz zu zweit zu dem Beispiel getuschelt werden. Die Anleitenden können auch unterstützen, indem sie sich selbst auf einen Stuhl setzen und Aspekte einbringen.

Im Anschluss wird das Spiel anhand folgender möglicher Fragen in der Gruppe reflektiert, um herauszuarbeiten, inwiefern der Einsatz digitaler Technik oft zwiespältig ist:
Wie einfach oder schwierig war es für euch, Punkte zu den beiden Stühlen zu finden? Was war einfacher?
Was könnten Gründe dafür sein?
Was fällt euch auf, wenn ihr die Gegenüberstellungen gehört habt? Wo seht ihr Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede?
Wem nützt der Einsatz digitaler Technik in den verschiedenen Beispielen vor allem?
Wer hat davon vor allem Nachteile? Wodurch entstehen diese Nachteile?
Sind das die gleichen Akteure, die Nutzen oder Nachteile gleichermaßen daraus ziehen, oder unterschiedliche?
Wer entscheidet darüber, wie oder ob in dem Bereich digitale Technik eingesetzt wird? Wer kann dabei mitgestalten? Wir wirkt sich das in euren Beispielen aus?

2. Textarbeit zur Rolle von Digitalisierung in der globalisierten Landwirtschaft (35 Minuten)
Um die Zwiespältigkeit digitaler Technik auf den Bereich der globalisierten Landwirtschaft zu übertragen, lesen die Teilnehmenden jetzt das Infoblatt. Danach werden im Plenum inhaltliche Fragen geklärt und es wird mündlich zusammengetragen, was im Text zur (zwiespältigen) Rolle von Digitalisierung in der Landwirtschaft gesagt wird. Bei Bedarf können die Anleitenden dazu auch Stichpunkte für alle sichtbar festhalten. Anschließend kann mit den Teilnehmenden noch auf die eigenen Beispiele aus dem Einstiegsspiel Bezug genommen werden und es können Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet werden.

3. Aussagenpuzzle zu Problemen und Forderungen im Kontext einer machtkritischen / gerechteren Gestaltung politischer Rahmenbedingungen von Digitalisierung in der Landwirtschaft (45 Minuten)
Im Anschluss können sich die Teilnehmenden jetzt noch intensiver damit beschäftigen, wie im Zusammenhang mit Digitalisierung in der globalisierten Landwirtschaft Nachteile oder Probleme für Produzierende auf kleineren Höfen entstehen und welche politischen Forderungen gestellt werden, um darauf zu reagieren. Die Textbausteine dazu im Material sind eine Zusammenfassung des Positionspapiers »Landwirtschaft 4.0. Politische Leitplanken für eine sozial gerechte und ökologisch verträgliche digitale Landwirtschaft«, das 2020 von verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen herausgegeben wurde. Alle Teilnehmenden ziehen (allein oder zu zweit, je nach Gruppengröße) verdeckt einen Textabschnitt. Sie lesen ihren Textabschnitt und versuchen dann, den passenden zweiten Teil zu ihrem Abschnitt zu finden (also die Forderung zu ihrem Problem oder umgekehrt). Dafür gehen alle Teilnehmenden umher und sprechen sich an, bis sie ihr Gegenstück gefunden haben. Wenn sich die Paare gefunden haben, besprechen sie kurz zusammen das Problem und die dazugehörigen Forderungen und schreiben Stichpunkte dazu auf Moderationskarten. Dann treffen sich alle wieder in der Großgruppe und die einzelnen Problembereiche / Lösungen werden nacheinander vorgestellt. Ggf. können dabei Rückfragen geklärt werden oder die Anleitenden unterstützen, falls die Zusammenhänge für Teilnehmende schwer zu verstehen waren.
Die Moderationskarten der Paare werden von den Anleitenden inhaltlich strukturiert an eine Pinnwand gehängt, so dass ein übersichtliches Bild entsteht, das für alle sichtbar ist.

Diese Übersicht wird anschließend anhand folgender möglicher Fragen noch kurz besprochen und ein Transfer zu anderen Bereichen hergestellt:

Welche der Forderungen / Ansätze sind für euch neu, von welchen habt ihr schon mal gehört?
Was würde sich durch Forderungen verändern – was für (Klein-)Bäuer*innen und was für große Agrar- oder Tech-Konzerne?
Wie versuchen politische Forderungen, verschiedene Interessen auszugleichen? Aus welchen Gründen wird das für nötig gehalten?
Wie steht ihr selbst zu diesen politischen Forderungen? Was haltet ihr für besonders wichtig?
Für wie realistisch haltet ihr es, dass diese politischen Forderungen umgesetzt werden? Was steht dem aktuell im Weg? Was bräuchte es, damit sie einfacher umgesetzt werden könnten?

Zum Transfer auf andere Bereiche:

Woher kennt ihr das noch, dass sich in der Gesellschaft oder Wirtschaft unterschiedliche Interessen gegenüberstehen?
Welche Interessen stehen sich eurer Einschätzung nach oft entgegen, wenn digitale Technik eingesetzt wird?
Wie wird gesellschaftlich damit umgegangen?
Welche Interessen setzen sich dabei oft durch oder haben mehr Gewicht?
Wovon hängt es ab, ob die einen oder die anderen Interessen mehr Einfluss haben?
Welche Rolle spielen dabei globale Machtverhältnisse?
Inwiefern spielen politische Entscheidungen, Gesetze etc. eine Rolle dabei, Interessen auszugleichen?

Varianten

Wenn weniger Zeit ist oder das Thema zu komplex für die betreffende Gruppe, können auch kürzere Varianten der Methode durchgeführt werden: a) Nur Teil 1 (Einstiegsspiel) und dann daran anschließend direkt die Diskussion zum Transferfragenblock aus Teil 3; dann behandelt die Methode die Zwiespältigkeit digitaler Technik ohne den Bezug zu Landwirtschaft (ca. 60 Min). b) Nur Teil 2 als Textarbeit mit dem Schwerpunkt auf Digitalisierung und Landwirtschaft. Dafür lesen die Teilnehmer*innen den Text inklusive der mit »für Variante« markierten Abschnitte (ca. 30 Min). Hier kann auch Teil 3 angehängt werden (dann ca. 80 Min). An Stelle des Stuhl-Spiels am Anfang können verschieden Perspektiven auf digitale Technik auch in Kleingruppen erarbeitet werden. In Kleingruppen à vier Personen werden die Teilnehmenden eingeladen, Beispiele zu den zwei folgenden Fragen zu sammeln und auf Karten aufzuschreiben (Beispiele zu a) auf eine Farbe, zu b) auf die andere Farbe) (ca. 10 Min).

a) Wann empfindet ihr den Einsatz digitaler Technik als hilfreich und nützlich?

b) Wann empfindet ihr den Einsatz digitaler Technik als bedrohlich oder problematisch?

Die Kleingruppen stellen ihre Karten nach und nach vor und hängen ihre Beispiele nach den zwei Fragen sortiert an eine Pinnwand. Dabei können Karten bereits thematisch zusammengehängt werden. Wenn alle Gruppen vorgestellt haben, fassen die Anleitenden Bereiche /Kategorien nochmals zusammen. Dann geht es weiter mit dem Austausch im Plenum zu den Leitfragen wie oben beschrieben.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Die Methode ist recht umfangreich und inhaltlich etwas komplexer. Wir empfehlen den Anleitenden, vorab die beiden Texte in der Literaturangabe selbst zu lesen (ca. acht Seiten gesamt)

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Die Methode »Wem gehören die Daten?« eignet sich, um sich vorab der Rolle von Daten in der digitalisierten Wirtschaft anzunähern. Mit der Methode »Wer bestimmt im Internet?« kann vorab ein Einstieg zu verschiedenen Akteuren und deren Interessen im Kontext Digitalisierung gemacht werden. In der Methode »Eine andere Welt im Bau – Portraits von Gegenbewegungen und Alternativen im digitalisierten Kapitalismus« werden noch mehr konkrete Beispiele für Gruppen / Initiativen vorgestellt, die sich für eine demokratischere und sozial wie ökologisch gerechtere Gestaltung von Digitalisierung einsetzen.

Quellen

INKOTA-netzwerk (2018): Inkota-Infoblätter Welternährung. Infoblatt 17: Digitalisierung. Zu finden auf webshop.inkota.de

INKOTA-netzwerk et al. (2020): Positionspapier Landwirtschaft 4.0. Politische Leitplanken für eine sozial gerechte und ökologisch verträgliche digitale Landwirtschaft. Zu finden auf www.bund.net

Weiterführend

Wiggerthale, M. (2018): Fusion von Bayer und Monsanto: Big Player der digitalen Landwirtschaft. Zu finden auf oxfam.de

Bündnis »Konzernmacht beschränken« (2018): Diskussionspapier »Konzernmacht in der digitalen Welt«. Zu finden auf agrarkoordination.de

Let’s make money!

Kurzbeschreibung

Alle Teilnehmenden (TN) bekommen eine Infokarte zu einem Unternehmen mit der Information womit das Unternehmen Geld verdient. Ein Quiz im Stil von Nobody’s perfekt folgt.

Lernziele

Die Teilnehmenden

Ablauf

Vorbereitung
Die Sets von vier Infokarten und die Beschreibung des Ratespiels (eine pro Kleingruppe) werden ausgedruckt, so dass alle Teilnehmenden eine Karte erhalten können. Stifte und vier gleiche (!) Zettel werden bereit gelegt.

Durchführung
1. (30-45 Minuten) Spiel

Es werden Kleingruppen à vier Personen gebildet, jede Gruppe erhält ein Set Infokarten und verteilt sie verdeckt so, dass jede Person in der Gruppe eine andere Karte hat.
Jetzt wird eine Person bestimmt, die beginnt. Sie stelle die Frage: »Womit macht eigentlich das Unternehmen XY (z. B. Amazon) am meisten Gewinn? – In einem Satz«.
Die anderen Teilnehmer*innen überlegen, was eine richtige Antwort sein könnte – entweder sie wissen/ schätzen es oder denken sich eine möglichst überzeugende Antwort aus – und schreiben diese in einem Satz verdeckt auf einen leeren Zettel. Die fragende Person schreibt die richtige Antwort ebenfalls auf einen leeren Zettel (die Zettel dürfen von außen nicht unterscheidbar sein). Sie sammelt die anderen drei Antwortzettel ein, fügt ihren eigenen dazu und mischt die Zettel.
Dann liest sie alle vier Antworten nacheinander vor. Die drei Ratenden geben jetzt eine Stimme ab, welche der vier vorgelesenen Antworten sie für die richtige halten. Dann wird aufgelöst und die tatsächlich richtige Antwort verraten.
Jetzt können optional unter den Ratenden Punkte vergeben werden: Zwei Punkte, wenn sie richtig geraten haben und je ein Punkt, wenn die eigene Antwort von jemand anderem für richtig gehalten wurde (d. h. zwei Personen glaubten, meine Antwort war richtig – zwei Punkte für mich).
Nach der Auflösung wird die entsprechende Karte des Unternehmens vorgelesen.
Dann stellt die nächste Person die Frage, womit das Unternehmen auf ihrer Karte eigentlich am meisten Gewinn macht, und es wird weiter so verfahren wie in der ersten Runde.
Nach vier Runden können ggf. die Punkte zusammengerechnet werden.
Wenn die Gruppen alle vier Runden gespielt haben, können sie in der Kleingruppe zuerst noch folgende Fragen besprechen (  je nach Gruppe können die Fragen auch direkt im Plenum gestellt werden):

2. (10 Minuten) Gemeinsamer Austausch

Für einen abschließenden gemeinsamen Austausch kommen wieder alle Kleingruppen zusammen. Es können noch folgende Fragen besprochen werden, um dabei die Grundprinzipien einer Wirtschaftsweise herauszuarbeiten, die auf Sammeln und Verarbeiten von Daten durch Plattformunternehmen basieren – des sogenannten »Plattformkapitalismus«:

Dabei gilt meist »the winner takes it all – die Gewinner*in bekommt alles«. Die Unternehmen streben in ihrem Bereich an, möglichst schnell die größten auf dem Markt zu werden, denn dann haben kleinere neben ihnen kaum mehr eine Chance – und das gelingt auch oft, es entstehen »Monopole«. Versucht anhand
der Beispiele oben nachzuvollziehen, wie das funktioniert:

Es gibt viele, die es problematisch finden, dass sich in der digitalisierten Wirtschaft zunehmend solche Monopole bei großen Plattformen bilden (die Unter­nehmen oben sind Beispiele dafür), da diese Unternehmen dann sehr mächtig sind. Was könnte damit gemeint sein? Inwiefern sind die Unternehmen mächtig und was kann daran problematisch sein – für wen?

3. (5-10 Minuten) Abschluss
Am Ende werden wichtige Aspekte aus der Diskussion von den Anleitenden (oder zusammen mit den Teilnehmenden) mündlich zusammengefasst. Bei Bedarf können Stichpunkte zu den Fragen auch schriftlich festgehalten werden.

Varianten

Falls die Einschätzung ist, dass es den Teilnehmenden zu schwer fällt, selbst aus den Informationen auf den Karten einen Satz für das Ratespiel aufzuschreiben, können die Anleitenden auch je einen Satz vorbereiten und als Unterstützung mit auf die ausgeteilten Infokarten schreiben.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Wir empfehlen vorab den Unterschied zwischen »Umsatz« und »Gewinn« zu klären, damit es nicht zu Verwirrungen kommt

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Um sich detaillierter damit zu beschäftigen, welche Rolle Daten als »Rohstoffe« spielen, kann die Methode »Wem gehören die Daten?« angeschlossen oder vorangestellt

werden. Zu Arbeitsverhältnissen und -bedingungen bei Plattform-Unternehmen kann mit der Methode »Digitalisierung verändert Arbeit – so oder so« weiter gearbeitet werden. Zu öffentlichen Plattformen als Alternative zu privatwirtschaftlichen lässt sich die Methode »Eine Verkehrs-App für Smartstadt?« anschließen.

Wer bestimmt im Internet?

Kurzbeschreibung

Die Teilnehmenden tauschen sich in einem moderierten und ergebnisoffenen Gespräch zu der Frage »Wer bestimmt eigentlich im Internet?« aus.

Lernziele

Die Teilnehmenden …

Ablauf

Im Raum wird ein Stuhlkreis aufgebaut.
Das Mindmap (siehe Material) ist eine Unterstützung, um die Bandbreite der Frage zu überblicken. Als Vorbereitung können Anleitende das Mindmap mit eigenen Ideen und Assoziationen ergänzen, um das Thema für sich zu durchleuchten. Es dient als Orientierung und ist nicht dazu gedacht, im Gespräch abgearbeitet zu werden. Das Gespräch kann sich in eine andere Richtung entwickeln und das Feld des Mindmaps verlassen. Wenn das Gespräch aber zu weit von der eigentlichen Fragestellung abschweift, hilft das Mindmap, wieder in das Feld zurückzukehren und eine neue Richtung einzuschlagen. Sicher werden Fragen auch offen bleiben, daraus ergeben sich ggf. Fragen für die Weiterarbeit.
Für die abschließende Zusammenfassung durch die Gesprächsleitung sollte im Mindmap während des Gesprächs der Verlauf und wichtige Aspekte grob in Stichworten festgehalten werden.

Durchführung
1. Erläuterung des Spiels (5 Minuten)

Die Teilnehmenden kommen im Stuhlkreis zusammen. Die visualisierte Frage »Wer bestimmt eigentlich im Internet?« wird in die Mitte gelegt.
Bei Teilnehmenden, die sich bei Gruppengesprächen sicher fühlen, beginnt das Gespräch direkt in der Gesamtgruppe, für damit unerfahrenere Gruppen siehe Variante.

Bevor das Gruppengespräch beginnt, werden die folgenden Gesprächsregeln kurz erklärt: Es gibt einen Ball – nur wer diesen in der Hand hält, spricht. Die anderen hören gut zu und lassen die Person ausreden. Die Gesprächsleitung wirft den Ball einer Person zu. Wenn diese fertig ist, wirft sie den Ball zurück an die Leitung. In Gruppen mit Gesprächserfahrung können die Teilnehmenden sich den Ball auch direkt gegenseitig zuwerfen.
Sie sollen dabei beachten, dass alle, die ein Zeichen geben, zu Wort kommen. Zusätzlich können gemeinsam weitere Gesprächsregeln vereinbart werden.

2. Zweite Runde (25-40 Minuten)

Das Gespräch beginnt jetzt damit, dass die anleitende Person die Ausgangsfrage noch einmal an die Gruppe stellt und der ersten Person, die sprechen möchte, den Ball zuwirft. Davon ausgehend nimmt dann das Gespräch seinen Lauf (zur Rolle der Anleitenden dabei siehe Tipps für Anleitende unten). Das Gespräch kann 25 bis 40 Minuten dauern, je nachdem, wie viel das Thema für die Gruppe hergibt. Das Ende des Gesprächs können die Anleitenden setzen, z. B. indem eine Sanduhr in die Mitte gestellt wird. Wenn der Sand durchgelaufen ist, wird das Gespräch beendet. Ggf. sind dann noch nicht alle Aspekte abschließend besprochen, das liegt in der Natur der Frage.

3. Auswertung (15 Minuten)
Am Ende fasst die anleitende Person das Gespräch kurz zusammen und bittet die Teilnehmenden um eine abschließende Blitzlichtrunde, in der die Teilnehmenden reihum folgende Frage beantworten (wer nichts mehr sagen möchte, kann den Ball auch weitergeben): »Was nimmst du für dich als eine wichtige Erkenntnis oder neu aufgekommene Frage aus dem Gespräch mit?«
Das Gespräch kann anschließend mit einer Daumenrunde ausgewertet werden. Hierfür schließen alle Teilnehmenden die Augen und strecken ihre Faust nach vorne. Wenn sie die folgenden Auswertungsfragen für sich mit »Ja« beantworten, strecken sie den Daumen nach oben (Daumen hoch), wenn sie sie mit »Nein« beantworten, halten sie den Daumen nach unten (Daumen runter). Sie können mit dem Daumen aber auch einen Mittelwert anzeigen. Nacheinander werden folgende Auswertungsfragen genannt:

Varianten

Bei Teilnehmenden, die Gruppengespräche nicht gewohnt sind, kann hier zunächst eine Kleingruppenarbeit anschließen. In Kleingruppen können sich die Teilnehmenden dann ca. 10 Minuten dazu austauschen, a) worüber sie selbst im Internet bestimmen und b) worüber andere bestimmen und wer das jeweils ist. Die Kleingruppen kommen dann wieder zusammen und das Gespräch beginnt damit, dass die Kleingruppen kurz davon erzählen, worüber sie gesprochen haben. Bei Gruppen, die im Gespräch gut aufeinander achten, kann das Gespräch auch ohne Ball geführt werden.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Die Rolle der Gesprächsleitung ist sehr wichtig. Die anleitende Person gibt den Einstieg und die Frage vor und achtet darauf, dass die vereinbarten Gesprächsregeln eingehalten werden. Bei dem Gespräch geht es nicht vorrangig um das Erreichen einer bestimmten Erkenntnis, sondern um das wirkliche Interesse an der Fragestellung. Die Gesprächsleitung liefert keine inhaltlichen Beiträge, um die Aussagen nicht bewusst oder unbewusst zu werten. Der Verlauf des Gesprächs wird so weit wie möglich den Teilnehmenden überlassen. Um den Erkenntnisgewinn der Gruppe zu unterstützen, fasst die Leitung immer wieder die verschiedenen Gedanken zusammen und stellt Bezüge unter den Beiträgen her, indem z. B. gefragt wird, wie zwei Aussagen zusammenhängen oder was die anderen dazu denken. Die Leitung kann auf Widersprüche aufmerksam machen und bei unverständlichen Aussagen nachhaken oder in die Gruppe fragen, ob jemand den Gedanken mit anderen Worten erklären kann. Die Leitung regt dazu an, Meinungen zu begründen, Beispiele zu nennen, Behauptungen zu hinterfragen und Aussagen zu differenzieren. Sie kann auch provokante Rückfragen einwerfen, jedoch ohne eigene Positionierung. Wenn das Gespräch stockt, kann die Leitung neue Impulsfragen einwerfen, achtet dabei jedoch darauf, dass das Gespräch nicht von Thema zu Thema springt, sondern der einzelne Punkt wirklich genau geklärt wird. Impulsfragen sollten nicht eindeutig zu beantworten sein, sie sollten den Kern einer Sache ergründen, nach Bedeutung und Sinn fragen und ergebnisoffen gestaltet sein.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Die Methode ist als Einstiegsübung in das Thema gedacht und bietet Anschlussmöglichkeiten zu allen weiteren Methoden. Sie kann es erleichtern, in folgenden Methoden den Zusammenhang zwischen dem jeweiligen Thema und (globalen) gesellschaftlichen Machtverhältnissen zu erkennen und zu besprechen.

Wenn ich an Digitalisierung denke …

Kurzbeschreibung

Mit der Methode können erste Gedanken der Gruppe zum Thema Digitalisierung gesammelt werden und es entsteht ein Eindruck davon, welche Zugänge die Teilnehmenden dazu im Kopf haben.

Lernziele

Die Teilnehmenden …

Ablauf

Für alle zugänglich werden drei Stühle nebeneinander im Raum aufgestellt (als »Assoziationssofa«).
Auf ein Flipchart wird die Überschrift »Digitalisierung« geschrieben.

Durchführung
1. Erklärung (5 Minuten)

Eine anleitende Person erklärt den Ablauf des Spiels wie unten beschrieben.


2. Spiel (20 Minuten)

Ein*e Teilnehmende*r wird dann gebeten, Startspieler*in zu sein und sich auf den mittleren der drei Stühle zu setzen. Sie nennt den Begriff »Digitalisierung«.
Dann können zwei weitere Teilnehmende direkt nach vorne kommen und sich wie oben beschrieben mit ihren eigenen Assoziationen auf die zwei äußeren Stühle setzen und diese nennen.
Die Person in der Mitte wählt einen der beiden Begriffe aus, mit dem weitergemacht wird. Die entsprechende Person rutscht in die Mitte und die anderen beiden gehen zurück auf ihre Plätze, dann sind die äußeren beiden Stühle wieder frei. Die Person in der Mitte nennt noch einmal ihren Begriff und es geht weiter wie in der ersten Runde.
Die Anleitenden schreiben in einem Baumdiagramm alle Assoziationen mit, die genannt werden, so dass der Verlauf des Spiels darin abgebildet wird.

Das Spiel wird etwa zehn Runden gespielt. Dann können ggf. noch weitere Spiele gespielt werden
ausgehend von einem anderen Begriff aus dem Themenfeld, z. B. Technik, Kapitalismus, Macht oder Zukunft.
Nach ca. 15 Minuten Spielzeit beenden die Anleitenden das Spiel.
Anschließend blicken sie zusammen mit den Teilnehmenden auf die Assoziationsbäume und nennen ggf. nochmals die Begriffe, die gefallen sind.

3. Auswertung (10 Minuten)
Dann können folgende Impulsfragen in der Gruppe besprochen werden:

Tipps und Hinweise für Anleitende

Das Spiel lebt davon, dass zügig und spontan Begriffe genannt werden. Es ist wichtig, den Teilnehmenden zu sagen, dass es dabei kein Richtig oder Falsch gibt. Wenn das den Teilnehmenden schwerfallen sollte, kann auch eine erste Runde zu irgendeinem Begriff gespielt werden, der von den Teilnehmenden kommt, sei es Ball, Baumhaus oder Butterbrot. Es darf auch skurril und lustig werden. Im Abschlussgespräch der Methode können die Anleitenden selbst noch Themen oder Aspekte einbringen, die bisher nicht gefallen sind oder zu denen auch weiter gearbeitet wird.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Die Methode ist als Einstiegsübung in das Thema gedacht und bietet Anschlussmöglichkeiten zu allen weiteren Methoden. Sie kann es erleichtern, sich in folgenden Methoden bewusst zu sein, welche gesellschaftlichen Fragen mit dem Thema Digitalisierung verbunden sind.

Eisberg in Sicht!

Die Teilnehmenden (TN) stellen assoziative Verknüpfungen zwischen Gegenständen und Arbeit her. Dies wird mit einer feministischen Auslegung des Eisberg-Modells komplementiert.

Lernziele

Die TN

Ablauf

Vorbereitung
Die Anleitenden machen sich mit dem Bielefelder Subsistenzansatz und dem Eisberg-Modell vertraut (siehe Lektüre für Anleitende). Außerdem sollten ausreichend Gegenstände (optional Bilder oder Postkarten) für das Assoziationsspiel gesammelt werden, die Assoziationen zu verschiedenen Arten von Arbeit ermöglichen. Das können beispielsweise eine Klobürste, ein Kittel, Putzhandschuhe, eine Sorte Gemüse, ein Kochlöffel, ein Matchbox-Auto, ein Computer/eine Computermaus, ein Werkzeug, ein Pinsel, ein Buch oder ähnliches sein. Es sollte mindestens so viele Beispiele wie TN geben. Die Gegenstände werden unter einer Decke versteckt (auf dem Boden oder auf einem Tisch). Die Anleitenden bereiten jeweils ein Flipchartbogen mit Fragen für das Assoziationsspiel und einen mit der Silhouette eines Eisbergs entsprechend des Modells vor.

Durchführung
1. (15 – 25 Minuten) Assoziationsspiel und Diskussion
Die TN stellen oder setzen sich rund um die Decke. Nun dürfen sich alle nacheinander einen Gegenstand nehmen. Anschließend haben die TN 5 Minuten Zeit, um sich diesen gut anzuschauen, zu erfühlen und um sich Notizen zu machen. Die Anleitenden zeigen Fragen auf einem Flipchartbogen. Die ersten vier allgemeinen Fragen zu Beginn. Später die restlichen Fragen für das Murmeln zu zweit oder zu dritt. Die Fragen sollen Anreiz für die Überlegungen geben.

Beispielfragen:

Nachdem die Zeit verstrichen ist, können sich die TN in einer Murmelrunde nochmals für ca. 5 Minuten austauschen. Nicht alle Fragen müssen beantwortet werden. Im Anschluss werden die Gegenstände und die Gedanken zu den Fragen kurz vorgestellt. Die TN können dabei ermutigt werden auf bestimmte Fragen einzugehen, z.B. auf die Fragen mit Bezug auf Arbeit, und auch gern aufeinander zu reagieren.

2. (15-20 Minuten) Eisberg-Modell vorstellen, Beispiele eintragen
Nun verweisen die Anleitenden darauf, dass die Gegenstände mit Arbeiten zu tun haben, die in der Gesellschaft sehr unterschiedlich gewertet werden. Dafür zeigen sie jetzt den vorbereiteten Flipchartbogen mit der Eisberg-Silhouette (optional mit Beamer oder Computer). Die TN werden gefragt, ob sie das gezeichnete erkennen. Die Anleitenden gehen nun in einen kurzen Vortrag über und weisen auf die zwei Ebenen des Eisbergs hin. Es gibt eine sichtbare über Wasser und eine ‚unsichtbare‘ viel größere unter Wasser. Anhand des Eisberg-Modells können dann grundlegende feministische Kritikpunkte an der Verteilung und Bewertung von Arbeit vorgestellt werden. Zur Verbindung des ersten und zweiten Parts werden die Beispiele des Assoziationsspiels bzw. die Arbeiten, für die diese stehen, nacheinander in die zwei Ebenen des Eisbergs eingetragen. Das passiert bestenfalls gemeinsam mit den TN. Sie können aber auch im Rahmen des Vortrags eingetragen und deren Position erklärt werden. Abschließend können noch Rückfragen gestellt werden.

3. (15 Minuten) Auswertung
Am Ende stellen die Anleitenden noch die abschließende Frage: „Was ist für euch jetzt sichtbarer oder klarer im Bezug auf das Thema Arbeit?“ Ggf. ergänzt durch: „Welche neuen Fragen sind für euch entstanden?“ Die TN haben noch einmal 5 Minuten Zeit, sich mit eine*r Partner*in dazu auszutauschen und pro Person eine neue Erkenntnis auf eine Moderationskarte zu schreiben. Das dürfen auch Fragen sein, wenn durch die Methode eher neue Fragen geweckt wurden. Die Karten werden nacheinander kurz vorgelesen und auf die Decke in der Mitte gelegt.

Varianten

Anstelle des kurzen Vortrags oder zur Ergänzung kann eines der folgenden Videos gezeigt und in Kleingruppen besprochen werden:

(1) Wirtschaft ist Care e.V.: „Wirtschaft ist Care“, in mehreren Sprachen verfügbar, 2019, www.economy-is-care.com

(2) Plan C: „Was zur Hölle ist Soziale Reproduktion?“, Sprache: Englisch, 2015, https//de.labournet.tv/was-zur-hoelle-ist-soziale-reproduktion

Durchführung digital

Die Anleitenden bereiten ein interaktives Online-Whiteboard vor. Darauf platzieren sie Bilder und Icons, die zur Assoziation dienen. Alle TN können auf dieses Whiteboard zugreifen und sich eines der Bilder aussuchen. Der Ablauf kann dann mit den Fragen fortgesetzt werden.

Hausaufgabe: Die TN schauen in ihrem Alltag nach noch weitere Arbeiten und Tätigkeiten. Sie können dann für sich überlegen, in welchen Teil des Eisbergs diese eingeordnet wären.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Das Eisberg-Modell nach dem Bielefelder Subsistenzansatz ist ein feministischer Zugang zum Thema Arbeit und Wirtschaftsweisen. Der Entstehungskontext sollte benannt werden, um die Vielfalt von Feminismen nicht zu verwischen

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Für eine Weiterarbeit zum Thema alternative Arbeits-Zeit-Konzepte eignet sich die Methode „Who cares?“. Für eine Vertiefung mit dem Fokus globaler Gerechtigkeit bietet sich die Methode „Un_sichtbar global!“ an.

Für den Wandel sorgen

Die TN wählen jeweils ein Portrait einer Initiative/eines Projektes aus. Anschließend tauschen sie sich in Kleingruppen über verschiedene Beispiele aus.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Vorbereitung
Die Anleitenden sollten sich im Vorfeld gut über die beschriebenen Projekte informieren, um Rückfragen beantworten zu können. Hierfür eignen sich die Webadressen auf der zweiten Seite der Portraitkarten.
Alle Portraitkarten werden ausgedruckt. Für mehrfache Verwendung bietet es sich an die Karten zu laminieren. Die Anleitenden hängen die Karten auf eine Wäscheleine oder legen sie auf einem Tisch aus, sodass sie für alle TN gut sichtbar sind.

Durchführung
1. (10 Minuten) Auswahl einer Karte
Im ersten Schritt werden die TN eingeladen, sich die verschiedenen Beispielkarten in Ruhe anzuschauen und eine auszuwählen, die sie anspricht. Es geht dabei noch nicht darum, die Karten ganz zu lesen, sondern eher ein spannendes Thema zu finden.

2. (20 Minuten) Vorstellen und Diskutieren der Alternativen und Projekte in Kleingruppen
In Gruppen von drei bis vier Personen stellen die TN sich gegenseitig ihre Karten vor. Sie tauschen
sich darüber aus, warum sie ihre Karte ausgewählt haben und diskutieren das Potenzial der  Alternativen oder des Projektes.


3. (15 Minuten) Auswertung

Anschließend kommen alle TN wieder im Plenum zusammen und berichten von ihren Eindrücken.
Habt ihr noch Verständnisfragen? Was fandet ihr besonders spannend?
Die Anleitenden können Nachfragen dazu stellen, ob sich die TN vorstellen könnten, manche der Alternativen selbst zu leben – und aus welchen Gründen (nicht).

Varianten

Die TN können nach der Gruppenphase auch gebeten werden, jede*r für sich eine eigene Bausteinkarte zu folgenden Leitfragen zu gestalten: Welche Alternativen lebst du? An welchen sozial-ökologischen Projekten bist du derzeit beteiligt? Was würdest du gerne ausprobieren?

Tipps und Hinweise für Anleitende

Diese Version der Bausteinkartenmethode erweitert und variiert die existierende Methode „Eine andere Welt im Bau“ (Methodenheft „Endlich Wachstum!“)

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Für die Weiterarbeit bieten sich die Methode „Who Cares?“ (Methodenheft „Endlich Wachstum! ZWEI) zum tieferen Verständnis und zur Anregung der Selbstreflexion in Bezug auf gesellschaftliche Veränderung im Care Bereich an.

Sinn fürs Geschäft

In Kleingruppen analysieren und bewerten die Teilnehmenden real existierende sozial-ökologische und demokratische Unternehmen. Sie stellen die Unternehmen im Rahmen eines fiktiven Messerundgangs vor.

Hintergrund
Es gibt viele Nischen in der Wirtschaftswelt. Diese produzieren und/oder verkaufen nach sozial-ökologischen Kriterien alles Mögliche, was es sonst auch gibt: Cola, Handys, Schreibwaren, Kleider, Lebensmittel, Bücher. Bei vielen Unternehmen entstand ein eigener Kodex, entwickelt aus Vorstellungen und Normen der Gründer_innen und über die Zeit den Gegebenheiten angepasst. Andere Unternehmen folgen Konzepten, die unabhängig von ihnen entstanden sind und einen Rahmen vorgeben. Beispiele für solche Konzepte sind z. B. die „Gemeinwohl-Bilanz“, die aus der Gemeinwohl-Ökonomie entstanden ist, oder die „Genossenschaft 2.0“.

Vorbereitung
Die Anleitenden bereiten sechs Tische vor, die gut im ganzen Raum verteilt sind. Dazu werden die Materialien und jeweils ein Arbeitsblatt für jedes Unternehmen in ausreichender Anzahl ausgedruckt sowie Marker und große Papierbögen bereitgelegt. Außerdem werden entweder genügend Computer mit Internetverbindung bereitgestellt oder mit den TN gemeinsam beraten, ob die Recherche mithilfe ihrer Smartphones erfolgen kann.

Durchführung
1. Gruppenarbeit (45 Minuten)
Die Anleitenden führen kurz in das Thema sozial-ökologische Unternehmen ein. Die Stationen werden vorgestellt, indem die Unternehmen kurz beschrieben werden. Anschließend teilen sich die TN diesen nach Interesse zu, wobei eine möglichst ausgeglichene Verteilung gewährleistet sein sollte. Nun haben die TN 45 Minuten. Zeit, die vier Leitfragen des jeweiligen Arbeitsblatts zu beantworten.
Hierfür recherchieren sie in den ausgedruckten Materialien und im Internet. Die Ergebnisse werden von der Gruppe auf einem Plakat für eine kurze mündliche Präsentation in Form eines Messestandes visualisiert. Ob die Visualisierung anhand einer Mindmap, einer Liste oder anhand einer Zeichnung erfolgt, ist den TN überlassen. Die TN können sich überlegen, wie sie ihren Tisch darüber hinaus als Messestand gestalten wollen. Es wirkt authentischer, wenn die TN versuchen, in die Rolle einer Mitarbeiterin/eines Mitarbeiters zu schlüpfen und ihr Unternehmen als Vertreter_in auf der Messe zu präsentieren. Sollten die TN nach 30 Minuten noch nichts visualisiert haben, ist evtl. eine Erinnerung hilfreich.

2. Messerundgang (30 Minuten)
Wenn alle TN eine Präsentation erstellt haben, beginnt der Messerundgang. Die Anleitenden versammeln die TN in einer Ecke und begrüßen sie feierlich zur Eröffnung der Messe „Sinn fürs Geschäft“, auf der sich sozial-ökologische und demokratische Unternehmen vorstellen und miteinander in Austausch kommen. Die TN werden eingeladen, die Messe mit einem gemeinsamen Rundgang von Tisch zu Tisch zu eröffnen. Jede Gruppe hat fünf Minuten Zeit, ihre Ergebnisse als Vertreter_innen des Unternehmens an ihrem Messestand zu präsentieren. Die anderen TN stellen das Publikum. Im Anschluss an jede Präsentation kann das Publikum kurz Fragen stellen.

3. Auswertung (25 Minuten)
Im Anschluss an den Rundgang findet ein Gespräch statt. Als Auswertungsfragen können dienen:

Gewinnt so viel ihr könnt!

In Gruppen wird das Experiment „Gewinnt so viel ihr könnt“ durchgeführt. Anschließend wird die Übung gemeinsam reflektiert und Bezüge zu ähnlichen Situationen im realen Leben hergestellt.

Vorbereitung
Für das Experiment werden jeweils eine rote und eine schwarze Spielkarte je Gruppe benötigt. Der Gewinnplan und eine Spieltabelle (s.u.) werden am Flipchart oder an der Tafel visualisiert.

Durchführung
Die Gruppe der TN wird in zwei Teams aufgeteilt. Dabei ist es ratsam, dass die jeweiligen Teams nicht größer sind als 6 Personen, um den Austausch innerhalb der Gruppen zu gewährleisten. Soll das Experiment mit einer größeren Gruppe und zwei Anleitenden durchgeführt werden, dann bieten sich zwei parallele Spiele an. Die beiden Teams ziehen sich in entfernte Ecken des Raumes zurück, damit sie sich innerhalb ihres Teams austauschen können, ohne dass sie vom anderen Team gehört werden.
Jedes Team bekommt eine schwarze und eine rote Karte. Dabei ist das Blatt (Pik, Karo, Herz, Kreuz bzw. Schell, Herz, Blatt, Eichel) sowie der Wert der Karte unerheblich. Die Spielleitung verkündet das Ziel des Spiels, möglichst viele Punkte zu sammeln: „Gewinnt so viel ihr könnt!“ Dabei soll die/der Anleitende sich zunächst nicht dazu äußern, ob die Teams nur im jeweils eigenen Team (Konkurrenz) oder gemeinsam in der Gesamtgruppe (Kooperation) so viele Punkte wie möglich sammeln sollen. Erst auf Nachfrage kann erwähnt werden, dass dies nicht festgelegt ist.
Der Gewinnplan wird für beide Teams sichtbar an der Tafel oder am Flipchart aufgehängt und es werden die Spielregeln erklärt:
> Beide Teams beraten sich und spielen dann eine Karte. Wichtig ist, dass die Entscheidung eines jeden Teams völlig unabhängig von der Entscheidung des jeweils anderen Teams getroffen wird.
> Spielen beide Teams eine rote Karte (Herz oder Karo), dann erhalten beide Teams jeweils 3 Pluspunkte (Rot = Kooperation).
> Spielen beide Teams eine schwarze Karte (Pik oder Kreuz), dann erhalten beide Teams jeweils 3 Minuspunkte (Schwarz = Konkurrenz).
> Spielt ein Team eine schwarze Karte und ein Team eine rote Karte, dann erhält das Team, das „Schwarz“ gespielt hat, 6 Pluspunkte. Das andere Team erhält 6 Minuspunkte.

Zusammenfassung: Gewinnplan


Eine Spieltabelle nach folgendem Vorbild wird an der Tafel oder am Flipchart visualisiert, um darin den Punktestand während des Spiels zu vermerken:


Folgende Verhaltensmuster könnten in den Gruppen auftreten:
> Wie du mir, so ich dir: Nachdem ein Kooperationsangebot ausgeschlagen wurde, schlägt die ausgenutzte Gruppe das nächste Kooperationsangebot der anderen Gruppe selbst aus.
> Nettigkeit: Ein Kooperationsangebot wird in der nächsten Runde erwidert.
> Versöhnungsbereitschaft: Eine Gruppe macht weitere Kooperationsangebote, obwohl sie zuvor ausgenutzt wurde.
> Klarheit/Unklarheit: Gruppen können versuchen, ihr Spiel für das andere Team verständlich oder unverständlich zu machen, um ihre jeweiligen Spielabsichten besser verfolgen zu können.

Auswertung
Nach einer vorher festgelegten Anzahl von Runden (ca. 5-10) wird das Experiment beendet:
> Welche Strategie habt ihr im Spiel verfolgt? Warum?
> War es euer Ziel, Punkte nur für das eigene Team zu sammeln oder auch für die Gesamtgruppe? Warum?
> Hat sich eure Strategie im Laufe des Spiels verändert? Warum?
> Wie habt ihr euch gefühlt, wenn ihr gewonnen bzw. verloren habt?
> Kennt ihr ähnliche Situationen aus dem realen Leben?
> Welche Voraussetzungen sind für Kooperation nötig?

Das Experiment haben wir aus diesem Buch übernommen und angepasst:
Annette Reiners: Praktische Erlebnispädagogik 2. Augsburg 2007, S. 180-183.

Open Localism

Nach einer gemeinsamen Begriffserfassung, übertragen die Teilnehmenden (TN) das Konzept im Rahmen eines Gruppen-Gedankenexperiments auf verschiedene Lebensbereiche.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Hintergrund

Viele sozial-ökologische Alternativvorschläge innerhalb der Postwachstumsdebatte zielen auf eine Regionalisierung von Wirtschaftskreisläufen in bestimmten Bereichen (wie z. B. der Lebensmittelproduktion), um einerseits die ökologische Belastung durch Transport- und Reisewege zu verringern und andererseits wieder einen direkteren Kontakt zwischen Produzierenden und Konsumierenden herzustellen. Dadurch wird eine größere Transparenz über die sozialen und ökologischen Auswirkungen der Produktion ermöglicht, die Externalisierung von Kosten erschwert und demokratische Kontrolle gestärkt. Gleichzeitig ist es in diesem Feld besonders wichtig, sich von nationalistisch, rassistisch oder chauvinistisch motivierten Regionalisierungsvorschlägen abzugrenzen, die eine Rückkehr zu regionalen Strukturen fordern, um den eigenen Wohlstand gegenüber anderen abzusichern oder um homogene Identitäten vor Zuwanderung abzuschotten.

Es ist aus einer Degrowth-Perspektive deshalb wichtig, regionale wirtschaftliche Strukturen explizit mit einer kosmopolitischen Haltung (also Offenheit gegenüber der Bewegungsfreiheit von Personen und kulturellem Austausch zwischen den Regionen) zu verbinden und darüber nachzudenken, wie das aussehen könnte.

Vorbereitung
Die Anleitenden erarbeiten sich ein grundlegendes Verständnis des Konzepts, um „Open Localism“ in groben Zügen erklären zu können (siehe dazu Skript zum Kurzinput, Schaubild und Hintergrundtext im Arbeitsmaterial). Die Visualisierung des Kurzinputs wird auf einem Flipchart vorbereitet. Tische oder Sitzgelegenheiten mit Flipchart-Papier und Markern für die Gruppenarbeit werden bereitgestellt.

Durchführung

  1. Einstiegsspiel in Anlehnung an „Nobody is perfect“ (15 Minuten)
    Die TN werden in Kleingruppen eingeteilt, die Gruppen erhalten jeweils ein weißes Blatt Papier und einen Marker. Auf die Tafel/das Flipchart wird der Begriff „Open Localism“ geschrieben. Der Begriff wird zunächst nicht näher inhaltlich erläutert, um eine möglichst große Offenheit von Assoziationen für das Spiel zu ermöglichen. Die Gruppen erhalten folgenden Arbeitsauftrag: „Was glaubt ihr: Was bedeutet Open Localism? Wenn ihr den Begriff nicht kennt, überlegt, was er bedeuten könnte, und schreibt eine möglichst glaubhafte Definition gut lesbar auf euer Blatt.“ Die Definition des Begriffs muss nicht „wahr“ und darf auch kreativ sein oder bewusst in die Irre  führen; sie sollte aber möglichst überzeugend formuliert sein und nicht mehr als eins bis zwei Sätze umfassen.

Wenn alle Gruppen eine Definition verfasst haben, werden die Definitionen eingesammelt, gemischt und nacheinander vorgelesen. Anschließend wird (z. B. per Handzeichen) abgestimmt, wer welche Definition für die „Plausibelste“ hält. Es darf nicht für die eigene Definition gestimmt werden.

2. Kurzinput zur Idee von „Open Localism“ (10 Minuten)
Anschließend wird das Rätsel aufgelöst. Alle Definitionen aus den Gruppen werden an eine Pinnwand geheftet, hinzu kommt nun eine weitere Definition, die von den Anleitenden eingeführt wird: „Open Localism bezeichnet die Idee einer lokalen Ökonomie der kurzen Wege für Güter und Dienstleistungen, die aber nicht mit einer Abschottung nach außen oder gegenüber ‚dem Fremden‘ einhergeht.“

Ausgehend von der vorgestellten Definition wird die Idee von „Open Localism“ im Plenum näher erklärt, wobei deutlich werden sollte, dass das Konzept noch im Entstehen und in der Diskussion ist, weshalb es kein fertiges Theoriegebäude darstellt. Für diesen Kurzinput stehen ein Skript, ein Schaubild sowie ein Hintergrundtext zur Verfügung (siehe Arbeitsmaterial). Danach gibt es die Gelegenheit für Rückfragen oder auch für Zweifel und Kritik am Konzept. Der Schwerpunkt liegt aber im Folgenden nicht auf der Diskussion des Konzepts (oder seiner Umsetzbarkeit), sondern auf der nun folgenden Ideensammlung, wie eine lokale, aber offene Gesellschaft konkret aussehen könnte.

3. Gruppenarbeit zu verschiedenen Lebensbereichen (20-25 Minuten)
Im Folgenden werden zunächst im Plenum Lebensbereiche definiert, die die TN interessieren und die sie im Hinblick auf „Open Localism“ untersuchen wollen. Denkbar sind z. B. Freizeit, Ernährung, Bildung, Handel, Sport, High-Tech-Geräte… Die Themenbereiche dürfen unterschiedlich konkret sein oder sich überschneiden. Alle genannten Themenbereiche werden durch die Anleitenden auf Moderationskarten gut lesbar festgehalten und an einer Pinnwand befestigt. Anschließend wird eine angemessene Anzahl an Karten ausgewählt, die die Gruppe weiter bearbeiten möchte. Es bietet sich an, nur so viele Karten auszuwählen, dass sich daraus im Schnitt Gruppen von mindestens vier Personen ergeben (also z. B. bei zwölf TN: drei Themen), größere Gruppen sind noch besser.

Die ausgewählten Karten werden dann auf die mit Flipchartpapier und Markern bestückten Arbeitstische im Raum verteilt. Die TN ordnen sich dem Thema zu, an dem sie am meisten interessiert sind. Es ist wichtig, dass die Gruppen etwa gleich groß sind. Anschließend wird die Fragestellung für die Gruppenarbeit genannt und für alle zur Erinnerung visualisiert: „Wie könnte ‚Open Localism‘ in eurem Bereich aussehen?“ Die TN sammeln und diskutieren Antworten und offene Fragen für ihren Bereich und halten ihre Überlegungen in einer Mindmap auf dem Flipchart fest. Nach der Gruppenarbeit werden die Flipcharts im Plenum vorgestellt und Rückfragen beantwortet.

4. Auswertung (10 Minuten)
Zum Abschluss der Methode bieten sich folgende Auswertungsfragen an:

Tipps und Hinweise für Anleitende

Wir empfehlen, mit dem englischen Begriff „Open Localism“ zu arbeiten, weil es derzeit keine wirklich gute oder etablierte deutsche Überset- zung dafür gibt. Falls nötig, kann aber z. B. von „Offener Regionalisierung“ oder „Kosmopolitischer Regionalisierung“ gesprochen werden. Bei Gruppen, denen ein ganz freies Brainstorming schwerfällt, können Hilfestellungen gegeben werden. Einerseits können Lebensbereiche,

die sich besonders eignen, vorgegeben werden, z. B. Landwirtschaft, Bildung, Freizeit, Handel, Gesetzgebung, Fußball, High-Tech-Geräte … Andererseits können weitere Fragen als Hilfestellung in die Kleingruppen gegeben werden: Wie könnte „Open Localism“ in eurem Bereich aussehen? Was wird mehr, was weniger? Was wird einfacher, was schwerer? Wovor hättet ihr Angst?

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Anschließend kann zur Frage nachdem „Wie“ gesellschaftlicher Transformation weitergearbeitet werden, z. B. mit der Methode „Wer macht den Wandel?“ Eine weitere Option ist die Weiterentwicklung persönlicher Utopien anhand von „Wie möchten wir gelebt haben?“ (Methodenheft „Endlich Wachstum“, Kapitel 5) oder „Nowtopia“ (Alternativen).