Bildungsmaterialien für eine sozial-ökologische Transformation

Queer durch die Welt

Durch ein Textpuzzle lernen die TN globale Zusammenhänge von Geschlechter- und Klimagerechtigkeit kennen.

Lernziele

Die TN …

Ablauf

Vorbereitung

Zur inhaltlichen Vorbereitung wird der folgende Blogbeitrag gelesen:

Neuffer, C. (8. November 2024). The sea levels are rising – so are we. Konzeptwerk Neue Ökonomie. Retrieved from https://konzeptwerk-neue-oekonomie.org/the-sea-levels-are-rising-so-are-we/

Die anleitende Person liest außerdem vor Beginn der Durchführung die Puzzle-Karten (Beispielkarten und Informationskarten) und das Glossar. Die anleitende Person sucht je nach gewünschtem Schwierigkeitsniveau aus, wie viele Puzzle-Karten sie benutzen möchte: Es empfiehlt sich, als Standard acht Kartenpaare zu benutzen. Es sollte beachtet werden, dass die Auswahl der Anzahl der Puzzle-Karten auch die Spielzeit beeinflussen kann. Bei mehr Kartenpaaren im Spiel wird mehr Zeit benötigt. Die Puzzle-Karten werden ausgedruckt und ausgeschnitten, das Glossar wird ausgedruckt. Pro Gruppe von 4 Personen wird ein Puzzle-Kartenset und ein Glossar benötigt.

Durchführung

1. Einführung (10 Minuten)

Die anleitende Person leitet das Thema ein, indem sie darauf aufmerksam macht, dass Klimagerechtigkeit mit den Rechten und der Stärkung von queeren Personen zusammenhängt, und erklärt den Ablauf der Methode und die Aufgabenstellung für die Gruppenarbeit.

2. Puzzle (20 Minuten)

Die TN teilen sich in Gruppen von je 4 Personen auf. Pro Gruppe von 4 Personen wird ein Puzzle-Kartenset und ein Glossar ausgeteilt. Innerhalb der Gruppen erhalten je 2 TN die Informationskarten, die anderen beiden die Beispielkarten. Abwechselnd liest eines der beiden Teams eine Karte vor, das jeweils andere Team ordnet dann eine der eigenen Karten der anderen zu, indem es die eigenen Karten liest und überlegt, welche Karte dazu passt. Danach wird gewechselt: Das Team, das gerade zugeordnet hat, liest eine neue Karte vor und das andere Team ordnet eine der eigenen Karten zu. Das Spiel geht weiter, bis alle Karten zugeordnet sind.

3. Gruppentausch (10 Minuten)

Alle TN gehen zu einem anderen Tisch, an dem zuvor eine andere Gruppe gearbeitet hat, sodass an jedem Tisch eine neu zusammengestellte Gruppe sitzt. Die Puzzles bleiben dabei auf den Tischen liegen. Die neuen Gruppen betrachten das Puzzle auf ihrem Tisch und gleichen es mit dem Puzzle ab, das ihre jeweiligen Gruppen gemacht haben. Falls es Abweichungen gibt, besprechen sie diese und ordnen ggf. einzelne Karten noch einmal neu zu.

4. Auswertung (20 Minuten)

Zurück in der Großgruppe werden die folgenden Fragen besprochen:

Tipps und Hinweise für Anleitende

Es gibt ein Glossar mit spezifischen Begriffen aus dem Feld. Es hilft der anleitenden Person, sich gut vorzubereiten, indem sie das Glossar und den Hintergrundtext gründlich durchliest.

Diskriminierungssensibilität und Machtverhältnisse:
Sei dir als anleitende Person der verschiedenen Positionierungen in der Gruppe bewusst und sprich das sensibel an. Achte auf mögliche Machtverhältnisse und stelle sicher, dass diskriminierende Aussagen oder Verhaltensweisen keinen Platz haben. Wenn FLINTA*-Personen (siehe Glossar) oder andere marginalisierte Gruppen weniger Redeanteil haben, sprich dies aktiv an, ohne dabei Geschlechtsidentitäten anzunehmen.

Content Note:
Die Methode thematisiert explizite Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen von LGBTQIA* Personen. Informiert die Teilnehmenden vorab über diese Inhalte und gebt ihnen die Möglichkeit, sich darauf vorzubereiten oder bei Bedarf den Raum zu verlassen. Weist auch darauf hin, dass es Raum für Solidarität und Unterstützung innerhalb der Gruppe geben soll. Es ist in der Auswertung wichtig, den emanzipatorischen Beispielen genug Raum zu geben, um nicht in einer Hilflosigkeit oder Ohnmacht zu verharren.

Intersektionalität (siehe Glossar) und Medienreflexion:
Zeigt auf, wie Queerfeindlichkeit Menschen trifft, die auch von anderen Diskriminierungsformen betroffen sind, und wie die Klimakrise diese Auswirkungen verstärkt. Bezieht aktuelle Debatten ein, insbesondere wenn Klima- und queere Aktivist*innen in den Medien zu Feindbildern gemacht werden.

Quellen und Weiterführendes

Tolles Bildungsmaterial für die weiterführende Arbeit mit dem Thema Klima- und Geschlechtergerechtigkeit hat das Kollektiv Bildung für utopischen Wandel http://buwa-kollektiv.de/ kreiert. Im Handbuch KlimaQUEERechtigkeit finden anleitende Personen eine ganze Reihe an Methoden und Hintergrundinformationen über die Bildungsarbeit in dem Bereich:

Bildung für utopischen Wandel e.V. (2023): KlimaQUEERechtigkeit: Queerfeminismus und Klimagerechtigkeit zusammengedacht – Materialien für die Bildungsarbeit. https://buwa-kollektiv.de/materialien/methoden/klimaqueerechtigkeit/

Andere Beispiele für queeren Aktivismus als Inspiration für weitere Bildungseinheiten können anleitende Personen u. a. in der Broschüre zu Klimakrise und Kolonialismus vom BUND finden:

BUNDjugend (Dezember 2021). Kolonialismus und Klimakrise: Über 500 Jahre Widerstand. https://www.bundjugend.de/wp-content/uploads/2024/09/kolonialismus_und_klimakrise-ueber_500_jahre_widerstand-2.pdf

Beziehungskrise?!

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN) …

Vorbereitung

Die anleitende Person liest die Hintergrundtexte und macht sich mit dem Thema vertraut. Der erste Text beinhaltet eine kritische Perspektive auf moderne Naturbeziehungen, auf die Trennung zwischen Mensch und „Natur“ sowie auf die Auswirkungen davon. Der zweite Text gibt Hintergrundinformationen zur Übung „Sitzplatz“, die aus der Wildnispädagogik kommt.

Durchführung

1. Einstieg in das Thema (10 Minuten)

Dieser Teil dient der Heranführung der TN an das Thema. Sie werden dafür sensibilisiert, dass der Blick auf und das Verständnis von „Natur“ immer gesellschaftlich geprägt ist.

Die TN gehen zu zweit zusammen. Die anleitende Person erklärt den Ablauf der Übung. Die anleitende Person liest folgende Satzanfänge vor, welche die TN vervollständigen sollen:

Die TN sollen dabei nicht zu viel nachdenken, sondern möglichst das sagen, was ihnen in dem Moment in den Sinn kommt. Pro Satzanfang haben sie eine Minute Zeit zu sprechen. Die jeweiligen Teams sprechen sich kurz ab, wer zuerst die Sätze vervollständigt und wer zuerst zuhört. Nach dem gesamten Durchlauf der Satzanfänge wird gewechselt. Die anleitende Person liest die Satzanfänge nochmal vor und lässt eine Minute Zeit zum Vervollständigen. Die Person, die vorher gesprochen hat, hört jetzt zu und die andere Person spricht und vervollständigt die Sätze.

2. Assoziationen Natur (10 Minuten)

Danach kommen alle in der Großgruppe zusammen. Die anleitende Person schreibt auf ein Flipchartpapier „Was ist Natur?“. Gemeinsam werden Gedanken und Assoziationen der TN zu „Natur“ gesammelt und von der anleitenden Person auf dem Flipchart festgehalten. Die TN können dabei Bezug auf ihre Gespräche zu zweit nehmen. Sie können aber auch weitere Gedanken teilen. Einzelne Aussagen werden an dieser Stelle nicht von der anleitenden Person oder von den anderen TN bewertet.

Wenn alle Assoziationen aufgeschrieben wurden, können die TN teilen, was ihnen auffällt, was sie interessant finden oder was sie gerade beschäftigt. Wenn nicht bereits von den TN gesagt, kann die anleitende Person noch einmal darauf hinweisen, dass der Blick auf und das Verständnis von „Natur“ gesellschaftlich geprägt ist, variieren kann und veränderbar ist.

3. Aufstellung zu Naturbeziehungen (15 Minuten)

Die anleitende Person schreibt zwei unterschiedliche Aussagen zu Naturbeziehungen auf jeweils ein DIN-A4-Blatt oder größer:

  1. Wir sind getrennt von der Natur und getrennt voneinander. Die Natur ist etwas, das wir erobern, kontrollieren, besiegen und zu unserem eigenen Wohlbefinden und Schutz ausbeuten können und müssen.
  2. Wir sind eng miteinander und mit allem Leben verbunden. Wenn der Ozean stirbt, sterben wir. Wenn die Natur stirbt, sterben auch wir. Um uns selbst zu lieben, müssen wir die Natur lieben. Um uns selbst zu schützen, müssen wir die Natur schützen.

Alternativ können die Aussagen auch schon vorher auf Papier ausgedruckt werden. Die zwei Aussagen werden nacheinander laut vorgelesen. Die TN werden dazu eingeladen, kurz innezuhalten und wahrzunehmen, wie diese beiden Aussagen bei ihnen ankommen. Gibt es bestimmte Körperwahrnehmungen, Gefühle oder Gedanken, die beim Hören der Aussagen aufkommen?

Anschließend werden die beiden Aussagen an gegenüberliegende Enden des Raumes gelegt. Dazwischen wird eine imaginäre Linie durch den Raum gezogen, die das breite Spektrum zwischen den beiden Aussagen abbildet. Die TN nehmen, je nach persönlicher Einschätzung, zu welcher der beiden Aussagen es sie (eher) hinzieht, ihre Position auf der Linie ein. Die Linie ist dabei als stufenloses Barometer zu verstehen: Es stehen also nicht nur die beiden Aussagen, sondern auch jede denkbare Position dazwischen zur Auswahl. Während der Übung sollten die TN nicht miteinander sprechen, sondern versuchen, bei sich zu bleiben und sich auf die eigene Position zu konzentrieren. Sobald sich alle hingestellt haben, können sich die TN kurz mit ihren Nachbar*innen darüber austauschen, warum sie stehen, wo sie stehen. Danach können einzelne Stimmen (am besten aus verschiedenen Bereichen der Linie) von allen gehört werden.

Die anleitende Person erklärt, dass die Aussagen zwei unterschiedliche Verständnisse von Naturbeziehungen darstellen, und erzählt ein bisschen mehr zu deren Hintergründen (siehe Hintergrundtext).

4. Erfahrungsübung „Sitzplatz“ (40 Minuten)

Für kürzere Alternativen (ab 15 Minuten) siehe Varianten.

Zunächst wird den TN erklärt, wie die Übung abläuft und worauf sie dabei achten können (siehe Arbeitsmaterial). Der Weg zum Sitzplatz wird bereits schweigend zurückgelegt.

Die anleitende Person fordert die TN auf, sich von einem gemeinsamen Ausgangspunkt im Wald/Park zu verteilen und sich einen eigenen Sitzplatz auszuwählen. Es ist wichtig, die TN darüber zu informieren, wie und auf welches Zeichen hin sich alle wieder am Ausgangspunkt einfinden. Vereinbart dafür einen Ruf für das Ende der Übung, den alle in die vier Himmelsrichtungen wiederholen, sobald sie ihn hören. Den Rückweg zum Seminarort gehen die TN zu zweit und tauschen sich über ihre Erfahrungen während der Übung aus. Folgende Fragen können dabei unterstützen:

5. Auswertung (15 Minuten)

Zurück am Seminarort kommen alle in der Großgruppe zusammen. Die TN werden eingeladen, ihre Erfahrungen aus der Übung zu teilen. Das kann im Popcorn-Prinzip erfolgen. Diejenigen TN, die möchten, teilen einen Aspekt ihrer Erfahrungen mit der Gruppe. Die anleitende Person kann das Gespräch mit Fragen leiten. Hier eine Auswahl an möglichen Fragen, an denen sich die anleitende Person orientieren kann:

Varianten

a) Biografiearbeit zur eigenen Naturbeziehung (25 Minuten)

Durchführung nach 1. statt 2. Das Thema Naturbeziehung kann nach den Einstiegsfragen zu zweit mit einer Biografiearbeit noch stärker eingebettet werden. In der Biografiearbeit reflektieren die TN, wie ihr Leben durch Beziehungen zur „Natur“ bestimmt war oder ist. Sie zeichnen Körperumrisse (Silhouetten) und befüllen diese mit Worten oder Bildern, indem sie sich mit einer Auswahl der folgenden Fragen beschäftigen: „Welches Verständnis von Natur wurde dir als Kind vermittelt? Hast du konkrete Erinnerungen daran? Wie hast du dich als Kind draußen gefühlt? Mit wem warst du draußen unterwegs? Welches Verständnis von Natur wurde dir in der Schule vermittelt?“ In Kleingruppen à 3-4 Personen stellen sich die TN gegenseitig ihre Silhouetten vor. Danach geht es weiter mit 3.

b) Varianten zur Sitzplatzübung

Falls wenig Zeit oder kein geeigneter Ort für die Sitzplatzübung vorhanden ist, können folgende alternative Wahrnehmungsübungen durchgeführt werden:

1. Gehmeditation (siehe Arbeitsmaterial zum Download) (15-30 Minuten)

2. Achtsamkeitsübung (siehe Methode „Mehr Sein als Haben“) (20-30 Minuten)

3. Meditation (siehe Methode „Ich fühl’s (nicht)“ – Arbeitsmaterial zum Download) (10-15 Minuten)

Tipps und Hinweise für Anleitende

Es ist wichtig, die TN für den Inhalt zu sensibilisieren. Bei Naturbeherrschung handelt es sich um eine gewaltsame Erzählung, die starke negative Auswirkung für viele Menschen hatte und immer noch hat – insbesondere für diejenigen, die direkt von Kolonialismus betroffen sind. Die anleitende Person sollte in dieser Methode darauf achten, dass alle Erfahrungen der TN geteilt werden können und dabei nicht als falsch, richtig, gut oder schlecht bewertet werden. Dafür braucht es einen vertrauensvollen und möglichst sicheren Raum, der sensibel für Diskriminierung und Vorurteile ist.

Es ist nicht Ziel der Sitzplatzübung, dass lediglich Trennung oder Verbundenheit zwischen Menschen und „Natur“ erfahren werden. Vielmehr sind alle Gedanken, Gefühle und Fragen, die auf dem Sitzplatz entstehen, legitim.

Quellen und Weiterführendes

Was kommt nach dem Wachstum?

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Vorbereitung

Die anleitende Person liest die Texte im Arbeitsmaterial zum Download ausführlich und bereitet sich auf die Rolle der Talkshow-Moderation vor.

Durchführung

1. Einleitung (5 Minuten)

Die anleitende Person kommuniziert, dass es nun um Ideen und Konzepte zu Wirtschaft jenseits von Wachstum geht. Sie erklärt den Ablauf der Methode und stellt kurz die drei Texte mit den Interviews vor.

2. Kleingruppenphase (30-40 Minuten)

Die TN werden nun in drei gleichgroße Gruppen eingeteilt. Dafür werden an drei unterschiedliche Plätze im Raum je eine Moderationskarte mit dem Thema „Degrowth“, „Klimagerechtigkeit“ und „Donut-Ökonomie“ und die jeweiligen Texte dazu gelegt. Eine Gruppe arbeitet mit dem Interview „Gemeinsam könnten Grüne und Sozialisten das Klima retten“ mit Kohei Saito zum Thema Degrowth. Die zweite Gruppe liest das Interview „Ich wünsche mir radikale demokratische Lösungen“ mit Imeh Ituen zum Thema Klimagerechtigkeit. Die dritte Gruppe erhält das Interview „Kein System wächst endlos“ mit Kate Raworth zum Thema Donut-Ökonomie.

Die TN können sich bei dem Thema platzieren, das sie am meisten interessiert. Wenn die Gruppen ungleich groß sind, fragt die anleitende Person, wer sich vorstellen kann, die Gruppe zu wechseln.

Sobald sich die drei Gruppen gefunden haben, haben sie nun Zeit, das Interview zu lesen und innerhalb der Gruppe zu besprechen. Nach dem Lesen klären die TN Verständnisfragen innerhalb der Kleingruppe. Die anleitende Person kann herumgehen und unterstützen, wenn nötig. Anschließend werden die Hauptargumente des jeweiligen Texts zusammen herausgearbeitet, die anschließend in das Gespräch eingebracht werden sollen. Das geschieht mithilfe der Methode „Ja, und …“.

Die Methode „Ja, und …“

Die TN in den Kleingruppen beginnen alle ihre Sätze mit „Ja, und …“. Eine Person startet mit einer Aussage/einem Argument aus dem Interview, z. B.: „Imeh Ituen sagt, dass …“. Danach ergänzt die nächste Person mit „Ja, und außerdem betont sie, dass …“. Dies hilft den TN dabei, die zentralen Aussagen der Interviews herauszuarbeiten und zu sammeln und sich (noch) nicht in Diskussionen zu verstricken. Zentrale Aussagen können mit Stichpunkten auf Moderationskarten notiert werden. Die TN können zusätzlich weitere eigene Argumente und Anliegen, welche die Argumente der Interviews ergänzen, für ihren Gesprächsbeitrag entwickeln. Jede Gruppe sollte die Position des*der Interviewpartner*in für ein prägnantes Eingangsstatement zusammenfassen, das dann als Auftakt für das darauffolgende Gespräch in der Talkshow dient.

3. Kurze Einführung in das Talkshow-Setting (5 Minuten)

Zur Talkshow wurden Vertreter*innen verschiedener Ansätze alternativer Wirtschaftsweisen eingeladen. Diese diskutieren dort die Frage „Was kommt nach dem Wachstum?“

Für jede Gruppe und für die Moderation ist jeweils ein Stuhl aufgestellt, die anderen TN sitzen gegenüber im Publikum. Angelehnt an die Fishbowl-Methode sollen möglichst viele TN in der Gesprächsphase zu Wort kommen. Daher bestimmt jede Gruppe zunächst eine Person, die in der Talkshow startet. Die Mitglieder der eigenen Gruppe können die Vertreter*innen durch ein Klatschsignal oder durch Aufstehen und In-Richtung-Stühle-Gehen auffordern, die Position zu tauschen, und somit das Gespräch selbst fortführen. Die Vertreter*innen können ebenfalls von sich aus aufstehen und den Stuhl freimachen für eine neue Person der Gruppe.

Die anleitende Person übernimmt die Rolle der Talkshow-Moderation. Sie weist darauf hin, dass es – anders als im klassischen Talkshow-Setting – nicht darum geht, möglichst viel zu Wort zu kommen und die eigene Position zu verteidigen, oder darum, mit den „besseren“ Argumenten zu gewinnen und die anderen zu übertrumpfen. Es geht vielmehr darum, dass die Vertreter*innen möglichst ihre Perspektive beitragen, die der anderen anhören und im besten Fall aufeinander eingehen und sich gegenseitig ergänzen können. Außerdem betont die anleitende Person, dass die TN zwar die inhaltlichen Positionen und zentralen Argumente aus den Interviews vertreten, sowie die weiteren in der Kleingruppe gesammelten Beiträge. Sie verkörpern jedoch nicht die interviewten Personen als solche und sprechen nicht aus deren Position und Erfahrung heraus.

4. Talkshow „Was kommt nach dem Wachstum?“ (15-20 Minuten)

Zur Einstimmung kann hier von der Moderation zunächst eine kleine Begrüßungsrede für die Zuschauer*innen gehalten werden, die die zentralen Themen und Fragen umreißt und einen leichten Einstieg für die Talkshow-Gäste bietet: „Vieles deutet darauf hin: Wir brauchen eine Wirtschaft und Gesellschaft, die nicht auf Wachstum ausgerichtet ist. Aber wie kann diese und der Weg dahin aussehen? Um diese Fragen zu besprechen, haben wir Gäste eingeladen, die uns verschiedene Perspektiven auf eine Wirtschaft jenseits von Wachstum näherbringen werden. Herzlich willkommen!“

Die Gesprächsparteien beginnen nun mit ihrem Einstiegsstatement und werden anschließend gebeten, auf das Statement der jeweils anderen einzugehen.

Mögliche Fragen für die Moderation:

Die Talkshow endet nach 15-20 Minuten mit einem knappen Abschlussstatement der Vertreter*innen und wird durch eine kurze Zusammenfassung und mit einem Dank an alle Beteiligten durch die Moderation geschlossen.

5. Auswertung (10-15 Minuten)

Anschließend an die Talkshow, in der die TN eine bestimmte Perspektive vertreten haben, die nicht unbedingt ihre eigene war, geht es nun um die eigene Haltung. Dazu kann mit folgenden Fragen gearbeitet werden:

Varianten

Statt einer Talkshow können niedrigschwelligere Formate für das Gespräch zu den unterschiedlichen Perspektiven auf alternative Wirtschaftsweisen gewählt werden. (ab 3.)

Tipps und Hinweise für Anleitende

Zur Vorbereitung auf die Methode und insbesondere die Talkshow hilft es, die Interviews im Vorfeld genau zu lesen und evtl. noch weitere inhaltliche Recherche zu betreiben (siehe Quellen und Weiterführendes). So kann die anleitende Person auf mögliche aufkommende Fragen der TN eingehen und ggf. auf weitere Quellen verweisen. Wichtig dabei ist, dass es nicht darum geht, dass die anleitende Person Antworten auf alle Fragen hat, aber sich im Thema sicher genug fühlt, um die Methode durchzuführen. Im Interview mit Kohei Saito wird von „Degrowth-Kommunismus“ gesprochen und der Begriff auch kritisch betrachtet. Es kann hilfreich sein, sich als anleitende Person mit Kommunismus als Gesellschaftskonzept und Kritik daran aus verschiedenen Perspektiven auseinanderzusetzen (siehe Quellen und Weiterführendes).

Gespräch statt Diskussion: Es ist hilfreich, immer wieder – und insbesondere vor der Talkshow – darauf hinzuweisen, dass es – anders als im klassischen Talkshow-Setting – nicht darum geht, möglichst viel zu Wort zu kommen und die eigene Position zu verteidigen, oder darum, mit den „besseren“ Argumenten zu gewinnen und die anderen zu übertrumpfen. Es geht vielmehr darum, dass die Vertreter*innen möglichst ihre Perspektive beitragen, die der anderen anhören und im besten Fall aufeinander eingehen und sich gegenseitig ergänzen können. Dadurch können die TN für eine (Gesprächs-)Kultur des Miteinanders sensibilisiert werden, in der Menschen einander zuhören und verschiedene Ideen für eine sozial und ökologisch gerechte Gesellschaft zusammenbringen können. Dabei kann die anleitende Person auch auf die Redeanteile der TN achten: Menschen treten unterschiedlich selbstbewusst auf; häufig hängt das mit der eigenen (geschlechtsspezifischen) Sozialisation zusammen. Auch Stille aushalten zu lernen, wenn gerade niemand einen Beitrag hat, kann Teil einer solchen Gesprächskultur sein.

Komplexität und Abstraktion: Die Interviews sind tatsächliche Interviews, die als solche veröffentlicht wurden. Zum Teil werden komplizierte Begriffe benutzt oder Konzepte erwähnt und nicht immer ausreichend erklärt. Darauf kann die anleitende Person die TN hinweisen, bevor sie die Texte zum Lesen austeilt, und Unterstützung bei Verständnisschwierigkeiten anbieten. Darüber hinaus bieten die Interviews Konzepte und Ideen einer alternativen Wirtschaftsweise an. Sie gehen dabei aber nicht in konkrete und ausdifferenzierte Details über Maßnahmen und Wege dahin. Sie erklären also nicht den „Masterplan“ für eine andere Wirtschaft. Es ist möglich, dass TN einen solchen „Masterplan“ erwarten oder erhoffen und enttäuscht darüber sind, wenn die Interviews nicht konkret genug sind. Die anleitende Person kann im Vorfeld oder dann im Gespräch darauf hinweisen, dass es nicht den einen „Masterplan“ gibt, sondern dass es viele Maßnahmen und Lösungen gibt, die einander ergänzen und bestärken können. Zur Weiterarbeit kann z.B. die Methode „Klimagerechtigkeit jetzt!“ durchgeführt werden, in der es um konkretere Maßnahmen in einzelnen gesellschaftlichen Bereichen geht.

Thematische Erweiterung: Bei Interesse oder Bedarf kann die anleitende Person die drei vorhandenen Perspektiven erweitern und weitere Materialien dazu suchen. Weitere alternative Wirtschaftskonzepte sind z.B. „Care economy“ oder „Commons-/Gemeingüterbasierte Wirtschaft“.

Quellen und Weiterführendes

Gutes Leben und Degrowth


Ein Reflexionsraum über globale soziale Ungleichheiten.

Arbeitsmaterialien zum Download

Lernziele
Die TN werden …

Ablauf

Hintergrund

Durch die Erläuterung der Begriffe „Buen Vivir“ und „Degrowth“ soll mit dieser Methode ein Reflexionsraum geschaffen werden, in dem die TN einige Aspekte der sozialen Ungleichheiten zwischen dem Globalen Süden und dem Globalen Norden aus einer dekolonialen Perspektive betrachten können.

Wir verstehen Degrowth als eine globale Strategie der Dekolonisierung, die besonders für den Globalen Norden relevant ist, aber auch globale Eliten und multinationale Unternehmen betrifft, unabhängig davon, in welchem Land sie ihren Sitz haben. Degrowth verbündet sich mit den Dekolonisierungsbewegungen (des Globalen Südens): Es ist eine Bewegung, die gegen imperialistischen Handel und imperialistische Lebensweisen aus den imperialistischen Zentren kämpft.

Degrowth richtet seine Kritik nicht auf das individuelle Konsumverhalten, sondern auf die in Wirtschaft, Politik und Kultur des Globalen Nordens (und weltweit) tief verankerten Systeme der Wachstumsabhängigkeit und Profitlogik. Die Reduktion der Energie- und Materialeffizienz der Ökonomien des Globalen Nordens und der multinationalen Konzerne ist ökologisch notwendig, weil die planetarischen Grenzen überschritten sind und der Planet für das menschliche Leben, insbesondere für den Lebensstil der Menschen im Globalen Norden, nicht mehr ausreicht.

In diesem Fall wurde in Zusammenarbeit mit der Vereinigung MIAPS (Mujeres Indígenas de AATICAM protectoras de la selva auf Deutsch Sprache Indigene Frauen aus AATICAM Beschützerin des Regenwaldes) in Mitú, Kolumbien, ein Video zum Konzept des „Buen Vivir“ produziert. Das Video mit dem Titel „La Cachivera (El Raudal)“ zeigt und erklärt den Herkunftsort des indigenen Volkes „Cubeo“. Dieser Ort, inmitten der Gewässer des Flusses Vaupés, wird in der Spiritualität und im kollektiven Gedächtnis dieses Volkes als heiliger Ort betrachtet und ist auch der Ort, an dem ein Teil der Quelle ihrer Ernährungssouveränität durch Bräuche wie die manuelle Fischerei entsteht.

Diese Annäherung an das Konzept des indigenen Territoriums wird es den TN ermöglichen, eines der Grundprinzipien des Konzepts des „Guten Lebens“ zu verstehen, das in der Harmonisierung der Beziehung zwischen Mensch und Natur und somit in der Dekommodifizierung der Natur als materielle Ressource besteht. Dies gilt auch für den Kampf gegen Praktiken wie den Extraktivismus.

Vorbereitung

Zur Vorbereitung der Themen dieser Methode empfehlen wir den anleitenden Personen die Lektüre des folgenden Artikels: „Das Potenzial von Degrowth und Buen Vivir bei der Bewältigung von Unterentwicklung und Konflikten im Globalen Süden“.

Der Text ist als Hintergrundtext in den Arbeitsmaterialien zum Download zu finden.

Durchführung

1. Einführung (10 Minuten)

Bevor das Video gezeigt wird, ist es wichtig, der Gruppe kurz die Begriffe „Gutes Leben“ und „Degrowth“ zu verdeutlichen – in diesem Fall bezieht sich jedes dieser Konzepte genau auf den Globalen Süden und Norden –und zu präzisieren, dass sie durch ihre Verknüpfung ein Handeln für globale Gerechtigkeit proklamieren.

Je nach Vorkenntnissen zum Thema kann überlegt werden, wie viele Informationen geklärt werden sollen oder nicht.

2. Videovorführung „Buen Vivir“ (15 Minuten)

Dieses Video dient als Beispiel für den Vorschlag und die Praxis des Konzepts des „Buen Vivir“ indigener Gemeinschaften, ihrer nachhaltigen, alternativen und solidarischen Lebensweise. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich um sozial und strukturell marginalisierte Gruppen handelt, die jedoch durch ihren Widerstand Autonomie und Selbstorganisation erlangt haben. Dies ermöglicht ihnen, ihre Partizipation und ihr Handeln gegenüber der Regierung und den strukturellen Systemen zu legitimieren.

Die Idee ist, dass die Gruppe den Bildern, dem Ton und dem Text bis zum Ende Aufmerksamkeit schenkt.

Im Diskussions- und Reflexionsteil gibt es Raum für Fragen und Überlegungen.

Link: https://www.youtube.com/watch?v=j2iTjIC8Yek

3. Kontextualisierung von Degrowth (20 Minuten)

Zeit zum Lesen der des Arbeitsmaterials:

Es wird vorgeschlagen, dass die Lesedynamik individuell oder in Kleingruppen durchgeführt wird.

4. „Globale Gerechtigkeit und soziale Ungleichheit“: Diskussion und Reflexion (30 Minuten)

Fragen: individuelle Fragen der TN

Diskussion und Reflexion: gemeinsamer Dialog

Dynamik: gemeinsame und gleichzeitige Rotation der Plätze

Vor der Diskussionsrunde wird vorgeschlagen, dass sich die TN einige Minuten Zeit nehmen, um individuell zu reflektieren und ihre Fragen in Bezug auf das Video und die gelesenen Texte zu notieren.

Für die Diskussion und Reflexion werden die Fragen der TN der Gruppe vorgestellt. Es ist wichtig, dass dieser Raum eine kollektive Reflexion und Diskussion hervorruft, d. h. dass jede Person die Möglichkeit hat, sich einzubringen oder ihre Ideen vorzustellen und dabei die Ideen der anderen zu berücksichtigen.

Für die Dynamik des kollektiven Dialogs wird eine große Gruppe vorgeschlagen, in einem Kreis.

Bevor die einzelnen Fragen vorgestellt werden, werden die TN gebeten, ihre Plätze zu wechseln und gleichzeitig ihre Positionen oder Sitze zu tauschen. Wenn alle einen neuen Platz gefunden haben, kann die nächste Frage gestellt werden.

Bei Bedarf kannst du die folgenden Fragen als Beispiele verwenden:

5. Auswertung (15 Minuten)

Am Ende der Methode werden fünf Gläser aufgestellt und jedes Glas erhält (mit einem schriftlichen Etikett) einen der folgenden Werte:

Die TN sollen jedem der Werte einen individuellen Wert mit einer bestimmten Anzahl von Gegenständen zuordnen und diese in die Gläser legen. Am Ende schaut die Gruppe, welcher Wert (Glas) die meisten oder die wenigsten Gegenstände erhalten hat.

Alternative
Je nach Vorkenntnissen der Gruppe oder dem pädagogischen Kontext, in dem die Methode eingesetzt wird, kann den TN auch der folgende Artikel zur Lektüre vorgeschlagen werden:
„Das Potenzial von Degrowth und Buen Vivir bei der Bewältigung von Unterentwicklung und Konflikten im Globalen Süden.“
Der Text ist als Hintergrundtext in den Arbeitsmaterialien zu finden.

Hinweise und Tipps für Anleitende
Hinweis zum Inhalt: Es ist wichtig, die TN für den Inhalt zu sensibilisieren, insbesondere diejenigen, die direkt vom Kolonialismus betroffen sind, um die sozialen Ungleichheiten und die emotionalen Auswirkungen zu erkennen, die dieser verursacht hat. Schaffe Raum für Solidarität mit ihren Emotionen und ermögliche sichere Räume, die sensibel für Diskriminierung und Vorurteile sind.

Quellen:

Lopez Furia, Gustavo de Jesus, (2022): Una visión ambiental sobre el mundo al que aspiramos los pueblos indigenas amazónicos. NUESTRA COSMOVISION TERRITORIAL. Mitú, Vaupes, Colombia, Asociación MIAAPS.

Santacruz, C. I. (2023): Proyecto: Mahsirib, Centro de pensamiento, transmisión y enseñanza de conocimientos ancestral desde la formación de Sabedoras y Sabedores tradicionales indigenas de AATICAM. Mitú, Vaupes, Colombia, Asociación MIAAPS.

Mendoza, J.; Jaramillo, R.; López, R.; Vargas, L.; Giraldo, D.; Ramírez, B.; Correa, F. (1997): Los Kuwaiwa : creadores del universo, la sociedad y la cultura. Quito, Ecuador, Ediciones ABYA-YALA.

Correa, F. (1996): POR EL CAMINO DE LA ANACONDA REMEDIO: Dinámica de la organización social entre los taiwano del Vaupés. Colombia, Tercer Mundo Editores.

Jiménez, D. A. (2007): Construyendo Agenda 21 para el Departamento de Vaupés: Una construcción colectiva para el Desarrollo Sostenible de la Amazonia Colombiana. Bogotá, Colombia, Instituto Amazónico de Investigaciones Científicas-Sinchi.

Navarro, A. G.(2021): La anaconda como serpiente-canoa: mito y chamanismo en la Amazonía Oriental, Brasil. Colombia, Universidad de Antioquia.

Demaria, F.; Kothari, A.; Salleh, A.; Escobar, A.; Acosta, A. (2019): Pluriverse: A Post-Development Dictionary. Tulika Books.

Gerber, J. (n.d.): Value incommensurability Environmental Justice: A research project to study and contribute to the global environmental justice movement. Retrieved from:www.envjustice.org/2012/12/value-incommensurability/

Kothari, A. (n.d.): Beyond Degrowth – Global South Perspectives. Explore Degrowth. Retrieved from: https://explore.degrowth.net/media/presentation-slides/

Magalhaes Teixeira, B. (2021): The potential of degrowth and buen vivir in addressing underdevelopment and conflict in the Global South. Degrowth Info. Retrieved from: https://degrowth.info/de/blog/the-potential-of-degrowth-and-buen-vivir-in-addressing-underdevelopment-and-conflict-in-the-global-south

Reparations and Degrowth Alliance(Oktober 2023): Repair, Degrow. Unpublished (unter Material zum Download finden)

(K)eine Lösung für die Klimakrise?

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Vorbereitung

Die anleitende Person macht sich mit allen Arbeitsmaterialien vertraut und verschafft sich ein grundlegendes Verständnis von den verschiedenen technologischen Ansätzen, die in der Methode behandelt werden. Die Zitate werden in einer Präsentation bereitgestellt oder ausgedruckt. Die Arbeitsblätter werden in notwendiger Anzahl ausgedruckt.

Durchführung

1. Brainstorm (10 Minuten)

Die anleitende Person zeigt ein Flipchart mit dem Titel „Lösungen für die Klimakrise“. Die TN werden aufgefordert, spontan Lösungsansätze zu nennen, von denen sie in ihrem Umfeld, in (sozialen) Medien und öffentlicher Debatte schon gehört haben. Dabei geht es im ersten Schritt nicht darum, wie „klein“ oder „groß“ und weitreichend die Lösungsansätze sind, oder ob und wie sinnvoll die TN sie finden. Die genannten Lösungsansätze werden alle auf dem Flipchart notiert.

2. Einstieg (15 Minuten)

Die anleitende Person zeigt nacheinander die drei Zitate (siehe Arbeitsmaterial). Bei jedem Bild/Meme/Zitat haben die TN kurz Zeit, sich zu zweit darüber auszutauschen. Folgende Fragen können dabei unterstützen:

Danach fragt die anleitende Person, worum es bei all diesen Zitaten geht. Je nach Antworten, erklärt sie, dass es bei allen um technische Lösungsansätze für die Klimakrise geht, und dass diese von verschiedenen Akteuren aus Politik, Wissenschaft und Unternehmen als zentrale Lösungen vorgeschlagen werden. Neben dem Ausbau von erneuerbaren Energien, wie Wind- und Solarenergie, wird immer häufiger von neueren Technologien gesprochen, wie z.B. Wasserstoff als Treibstoff. Dabei wird häufig vor allem über deren Potenziale zur Reduktion von Treibhausgasemissionen gesprochen. Der hohe Ressourcenverbrauch, die entstehenden oder verstärkten sozialen und Umweltschäden durch den Ressourcenabbau, die ungleichen Machtverhältnisse zwischen Globalem Süden und Globalem Norden, sowie die Risiken der neuen Technologien werden dabei nur selten thematisiert. In der folgenden Gruppenarbeit soll es darum gehen, einen genaueren Blick auf einen von drei Ansätzen zu werfen, die als technologische Lösungen für die Klimakrise propagiert werden. Die drei technologischen Lösungen die zur Wahl stehen sind: Wasserstoff, E-Autos und Carbon Capture and Storage.

3. Gruppenarbeit (40 Minuten)

Die anleitende Person nennt die drei technologischen Ansätze und stellt kurz ihren potenziellen Beitrag zur Reduktion von Emissionen vor.

Je nach Interesse wählen die TN je ein Thema aus und finden sich zu den jeweiligen Themen in Gruppen à 3-6 Personen zusammen zusammen. Große Gruppen können nochmal in zwei Gruppen geteilt werden. Wichtig ist, dass es zu jedem Thema mindestens eine Gruppe gibt und die Gruppen ähnlich groß sind.

Sobald die Gruppen gebildet sind, erhalten sie jeweils 1 Arbeitsblatt zum gewählten Thema (siehe Arbeitsmaterial). Die TN haben 30-35 Minuten Zeit, den Einführungstext zu lesen, das im Arbeitsblatt enthaltene Material zu konsumieren, sowie die Auswertungsfragen zu besprechen und eine Reaktion auf eines der Zitate zu formulieren. Ggf. kann die Zeit für die Gruppenarbeit verlängert werden, wenn die Gruppen nach der gegebenen Zeit noch nicht soweit sind. Die anleitende Person steht für Fragen und mögliche Unterstützung zur Verfügung. Insbesondere am Beginn der Gruppenarbeit und gegen Ende, beim Formulieren der Reaktion, sollte Unterstützung aktiv angeboten werden.

4. Reaktionen präsentieren (10-15 Minuten)

Die TN kommen wieder zusammen und die Zitate vom Einstieg werden wieder visualisiert. Nacheinander tritt jede Gruppe nach vorne und reagiert auf eines der Zitate mit Wissen und Argumenten aus dem Material. Die Reaktionen der Gruppen sollen dabei so kurz, knackig und klar wie möglich gehalten werden und nicht länger als 2-3 Minuten pro Gruppe dauern.

5. Auswertung (15-20 Minuten)

– Wie ging es euch mit der Gruppenarbeit? Wie leicht/schwer fiel es euch, euch den Themen anzunähern mithilfe des Materials?

– Was war neu? Was war interessant?

– Wie ging es euch beim Formulieren einer Reaktion?

– Wo seht ihr einen Zusammenhang zwischen technologischen Lösungen in der Klimakrise und Globaler (Un-)gerechtigkeit?

– Warum fokussieren viele Akteure in der Klimakrise auf technologische Lösungen – trotz der Probleme, die damit einhergehen? Welche möglichen Gründe fallen euch ein?

– Welchen Beitrag können technologische Lösungen für eine nachhaltigere, gerechtere Gesellschaft leisten? Was bräuchte es dafür?

Varianten


(1) Für einen kreativen Abschluss der Methode kreieren die TN in den jeweiligen Arbeitsgruppen ein eigenes Bild/Meme/Zitat. Dieses soll auf humorvolle Art auf die Inhalte der präsentieren Zitate vom Beginn kritisch Bezug nehmen und das neu erworbene Wissen aufgreifen.

(2) Kürzere Variante mit Video (70 Minuten)

Für Gruppen, die sich bisher noch nicht so stark mit dem Thema beschäftigt haben, oder für die selbstständiges Arbeiten eine Herausforderung darstellt, bietet sich das Video „Die Anstalt – Neues vom Klima – vom 16.7.2024“ an. https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/die-anstalt-vom-16-juli-2024-100.html Es dauert 46 Minuten und greift verschiedene technische Lösungen für die Klimakrise auf und betrachtet diese kritisch und humorvoll.

Im Ablauf der Methode wird dann direkt nach dem Brainstorm (1) das Video geschaut. Danach geht es direkt in die Auswertung:

Durchführung digital

Allgemein:

Für die digitale Durchführung benötigen alle TN ein digitales Endgerät (bevorzugt PC) und den Link zur Videokonferenz. Das anschließende Sammeln von Lösungsansätzen kann entweder über den Chat im Videokonferenztool, oder mithilfe einer Wortwolke stattfinden.

Ergänzungen für die digitale Durchführung:

1. Einstieg (15 Minuten)

Beim Einstieg teilt die anleitende Person die Zitate online als Präsentation. Statt einem Austausch zu zweit, können die TN in Form einer Popcornrunde auf die Frage eingehen, worum es bei all diesen Zitaten geht.

2. Gruppenarbeit (40 Minuten)

Für die Gruppenarbeit treten die TN Breakout-Räumen (mindestens 3, bei hoher TN-Zahl mehr) bei. Sie erhalten die Arbeitsblätter als digitale Dokumente. Die verlinkten Materialien können sie entweder jede*r für sich direkt auf ihrem digitalen Endgerät konsumieren und danach in der Gruppe darüber sprechen, oder eine Person aus der Gruppe teilt Bildschirm und Audio mit den anderen. Für die Gruppenarbeit ist es notwendig, dass die anleitende Person mindestens einmal in jeden Breakout-Raum geht und Unterstützung anbietet.

4. Reaktionen präsentieren (10-15 Minuten)

Die TN kommen wieder zusammen und die Zitate vom Einstieg werden wieder visualisiert. Nacheinander tritt jede Gruppe nach vorn und reagiert auf eines der Zitate mit Wissen und Argumenten aus dem Material. Die Reaktionen der Gruppen sollen dabei so kurz, knackig und klar wie möglich gehalten werden und nicht länger als 2-3 Minuten pro Gruppe dauern.

5. Auswertung (15-20 Minuten)

Welchen Beitrag können technologische Lösungen für eine nachhaltigere, gerechtere Gesellschaft leisten? Was bräuchte es dafür?

Wie ging es euch mit der Gruppenarbeit? Wie leicht/schwer fiel es euch, euch den Themen anzunähern mithilfe des Materials?

Was war neu? Was war interessant?

Wie ging es euch beim Formulieren einer Reaktion?

Wo seht ihr einen Zusammenhang zwischen technologischen Lösungen in der Klimakrise und globaler (Un-)Gerechtigkeit?

Warum fokussieren viele Akteur*innen in der Klimakrise auf technologische Lösungen – trotz der Probleme, die damit einhergehen? Welche möglichen Gründe fallen euch ein?

Findet wieder mit allen im Hauptraum statt.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Die Methode erfordert ein gewisses Vorwissen und ein Einarbeiten ins Thema durch die anleitende Person (siehe Quellen und Weiterführendes). Dabei ist es nicht notwendig, alle chemischen und physikalischen Prozesse der Technologien im Detail zu verstehen, aber ein Grundverständnis der Funktionsweise der jeweiligen Technologie ist sinnvoll. Für Detailfragen können die TN an andere Quellen verwiesen werden.

Je nach Zielgruppe ist es möglich, dass die TN hinsichtlich der Klimakrise bisher vor allem mit technologischen Lösungsansätzen in Berührung gekommen sind. Bei der kritischen Auseinandersetzung mit solchen Lösungsansätzen sind verschiedene Reaktionen möglich, z.B. Abwehrhaltung, Pessimismus, Hoffnungslosigkeit. Es empfiehlt sich eine besondere Aufmerksamkeit für Reaktionen dieser Art bei den TN. Im Umgang damit hilft eine wertschätzende Haltung gegenüber den unterschiedlichen Beiträgen der TN und generell Wertschätzung von Kontroversität und Diskussion. Wenn möglich folgt auf die Methode eine Methode der Kategorie „Alternativen“ oder die Methode „Gutes Leben kann es nur für alle Geben“ um den Fokus auf strukturelle Globale Ungleichheiten zu vertiefen. Um sich tiefer mit dem Wachstumsparadigma auseinander zu setzen, könnte mit der Methode „Die zwei Seiten der Medaille“ weitergearbeitet werden.

Quellen und Weiterführendes

Schritt für Schritt

Konkrete fiktive Ereignisse aus der Zukunft machen eine nachhaltig und gerecht gestaltete Digitalisierung vorstellbar.

Lernziele:

Die Teilnehmenden (TN) …

Ablauf

Hintergrund

Weltweit existieren zivilgesellschaftliche Akteur*innen, die sich für eine nachhaltigere und global gerechtere Gestaltung und Nutzung digitaler Technik einsetzen. Diese leisten Widerstand gegen die dominante Machtposition großer Techkonzerne aus dem Globalen Norden, bauen selbst Alternativen dazu auf und fordern politische Rahmenbedingungen dafür.

Die hier zusammengestellten „Ereignisse aus der Zukunft“ basieren auf den Ansätzen und Forderungen der Netzwerke „Whose Knowledge?, „African Women‘s Development and Communications Network“ sowie „Bits & Bäume“ (darin u. a. Forum Informatiker*innen für den Frieden, Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V., Open Knowledge Foundation, Germanwatch) (vgl. Quellen).

Vorbereitung

Das Arbeitsblatt „Ereignisse aus der Zukunft“ wird in der Anzahl der späteren Kleingruppen ausgedruckt, die Kärtchen werden auseinander geschnitten und diese gut gemischt in Stapeln bereit gelegt. Das Arbeitsblatt „Strategien“ wird in der Anzahl der späteren Kleingruppen ausgedruckt und bereitgelegt.

Durchführung

1. Einführung (5-10 Minuten)

Die anleitende Person erzählt den TN, dass es auf der ganzen Welt Menschen gibt, die sich für eine nachhaltige und faire Gestaltung und Nutzung digitaler Technik einsetzen.

Dafür gibt es verschiedene Zugänge oder Strategien. Sie lassen sich einteilen in einerseits „Widerstand leisten und Alternativen selbst aufbauen“ und andererseits „politische Rahmenbedingungen und Gesetze schaffen“. Alle diese verschiedenen Strategien sind wichtig.

Aktuell gibt es bereits konkrete Forderungen und erste kleinere Ansätze dazu. Wie wäre es aber, wenn diese wirklich im großen Stil umgesetzt würden? Was würde dann passieren? Was wären Schritte auf dem Weg in eine nachhaltige und global gerechte Gestaltung und Nutzung digitaler Technik?

Manchmal ist es nicht so einfach, sich auf utopisches Denken einzulassen. Die TN werden eingeladen, es zu probieren.

2. Kleingruppenphase zu Ereignissen aus der Zukunft (30 Minuten)

Die TN finden sich in Kleingruppen à 3-4 Personen zusammen. Am besten haben sie einen Tisch oder eine andere Ablagemöglichkeit zwischen sich.

Die anleitende Person teilt den Kleingruppen je einen Stapel mit Ereigniskarten und ein Arbeitsblatt „Strategien“ aus und erklärt den Ablauf.

Die TN haben jetzt 30 Minuten Zeit, sich mit den Ereignissen auseinanderzusetzen: Sie teilen die Ereigniskarten zu gleichen Teilen unter sich auf und legen ihre Stapel verdeckt vor sich. Das Arbeitsblatt „Strategien“ legen sie in die Mitte.

Eine erste Person beginnt damit, ihr Ereignis vorzulesen. Sie kann dann als Erste ihre Gedanken zu den Fragen auf dem Arbeitsblatt „Strategien“ teilen:

Danach können auch die anderen in der Kleingruppe ihre Gedanken dazu teilen.

Die Person legt ihre Ereigniskarte dann zu dem ausgewählten Bereich des Arbeitsblattes „Strategie“.

Dann folgen die nächsten Personen immer reihum, solange bis alle Karten besprochen oder 30 Minuten um sind.

3. Reflexion (20 Minuten)

Die TN kommen wieder in der Großgruppe zusammen. Hier können folgende Fragen besprochen werden:

Die Antworten zu den letzten drei Fragen können von der anleitenden Person auch für alle sichtbar mitgeschrieben werden.

Varianten

Als zusätzliche letzte Aufgabe können die TN auch eingeladen werden, für sich zu überlegen, was für sie selbst erste Schritte sein könnten, um digitale Technik nachhaltiger zu nutzen oder sich für eine Veränderung einzusetzen.

Dazu überlegen sie und schreiben auf, was ihnen dabei hilft, diese ersten Schritte umzusetzen.

Das können sie auf eine Moderationskarte als eigene „Ereigniskarte“ schreiben und mitnehmen. Optional werden die eigenen Ereigniskarten – sofern das vorab angekündigt wurde – in der Großgruppe oder in Kleingruppen vorgestellt.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Bei dieser Methode ist es wichtig, darauf zu achten, dass die TN nicht bei individuellen Handlungsmöglichkeiten stehen bleiben, sondern in der Auswertung auch besprochen wird, was auf politischer und gesellschaftlicher Ebene getan werden kann. Dabei spielen gesellschaftliche und wirtschaftliche Machtverhältnisse eine wichtige Rolle: Nicht für alle ist es gleichermaßen einfach oder möglich, sich gesellschaftlich zu engagieren. Große Techunternehmen sind real sehr mächtig und es ist schwierig, ihnen etwas entgegenzusetzen. Wir halten es für wichtig, diese beiden Aspekte zu berücksichtigen: Ohnmachtsgefühle ernst zu nehmen und dennoch Handlungsspielräume zu erkunden.

Wenn es den TN schwerfällt, die Fragen zu den Ereignissen in den Kleingruppen zu bearbeiten, kann die anleitende Person unterstützen. Oder es werden vor der Kleingruppenphase beispielhaft ein/zwei Ereignisse in der Großgruppe besprochen.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Mit der Methode „Eine andere Welt im Bau – Porträts von Gegenbewegungen und Alternativen im digitalisierten Kapitalismus“ können TN dazu weiterarbeiten, welche alternativen Anwendungen sie nutzen können und welche konkreten zivilgesellschaftlichen Akteur*innen es schon gibt, die sich für eine sozial-ökologische Gestaltung und Nutzung von digitaler Technik einsetzen.

Quellen und Weiterführendes

Klimagerechtigkeit jetzt!

Teilnehmende (TN) setzen sich mit politischen Maßnahmen für Klimagerechtigkeit in verschiedenen Bereichen auseinander.

Arbeitsmaterial zum Download

Lernziele

Die TN …

Ablauf

Hintergrund

Für eine klimagerechte Gesellschaft ist eine grundlegende Veränderung von Wirtschaft und Gesellschaft im Globalen Norden notwendig. Diese Methode bietet einen ganzheitlichen Ansatz zum Umgang mit der Klimakrise an. Sie versteht die Klimakrise als eine Folge vielschichtiger sozialer und ökologischer Schieflagen. Die TN lernen politische Maßnahmen kennen, die auf strukturelle Veränderungen im Sinne eines global gerechten sozial-ökologischen Wandels abzielen (siehe auch Tipps für Anleitende).

Die Maßnahmen …

… zielen auf strukturelle Veränderungen unseres wachstums-, profitorientierten und globalisierten Wirtschaftssystems ab. Denn nur Maßnahmen, die mit diesen Prinzipien und Ungleichheit brechen, machen unsere Gesellschaft wirklich gerechter, demokratischer, nachhaltiger und resilienter gegenüber Krisen.

… fokussieren gesellschaftliche statt technische Innovationen. Sie tragen dazu bei, die große Leerstelle im aktuellen politischen Kurs der ökologischen Modernisierung zu füllen, der Klimapolitik auf technische Lösungen verengt und keine Antworten auf soziale Fragen gibt – für eine sozial-ökologische Transformation jenseits von Preismechanismen und technischen Innovationen.

… stellen konkret machbare nächste Schritte dar, für die es eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz und damit eine realistische Umsetzungsperspektive gibt. Sie zeigen auf, welche verschiedenen gesellschaftlichen Kräfte sich bereits für die Maßnahmen einsetzen oder potenziell gewinnen lassen und formulieren Strategien für die gesellschaftliche Durchsetzung dieser im Rahmen zivilgesellschaftlicher Bündnisse.

Vorbereitung

Im Raum werden acht Flipcharts mit Gegenständen und Stiften ausgelegt. Folgende Gegenstände werden jeweils auf ein Flipchart platziert (alternativ können die Gegenstände auch gemalt werden):

Zusätzlich werden die einzelnen Bausteine vorbereitet. Dazu wird das Dokument mit den Infos zu den einzelnen Bausteinen gedruckt (siehe Arbeitsmaterial) und die entsprechenden Seiten aus dem Buch zur Verfügung gestellt.

Die Reflexionsfragen (siehe Schritt 5 unter „Durchführung“) werden auf einem Flipchart visualisiert.

Durchführung

1. Einleitung (5 Minuten)

Die anleitende Person erklärt den groben Ablauf der Methode und setzt die ausgelegten Flipcharts und Gegenstände in einen Klimagerechtigkeitskontext. Die einzelnen Bereiche (Wohnraum, autofreie Städte etc.) werden zu Anfang nicht genannt.

2. Assoziationsübung (10-15 Minuten)

Die TN laufen nun durch den Raum und schauen sich die Gegenstände auf den Flipcharts an. Sie können ihre Assoziationen im Bezug auf Klimagerechtigkeit auf den Flipcharts festhalten – in Schrift oder Bild. Hier ist es gut, zu betonen, dass es um freies Assoziieren geht und alle Assoziationen willkommen sind.

3. Zwischenauswertung (15-20 Minuten)

Nachdem die TN ihre Assoziationen auf den Flipcharts gesammelt haben, trifft sich die Gruppe im Kreis wieder, und der weitere Ablauf der Methode wird erläutert. Die anleitende Person stellt das Buch „Bausteine für Klimagerechtigkeit“ kurz vor und erklärt, dass die vorgestellten Themenbereiche in dem Buch als Bausteine/Stellschrauben für mehr Klimagerechtigkeit im Sinne der sozial-ökologischen Transformation zu verstehen sind. Sie betont, dass das Buch nicht alle Bausteine abbildet und es auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen wichtige Stellschrauben auf dem Weg zu mehr Klimagerechtigkeit gibt (siehe auch Tipps für Anleitende).

Vor diesem Hintergrund wird nun gemeinsam auf die Plakate mit den Assoziationen geschaut. Ein Baustein aus dem Buch wird jeweils genannt und zu dem entsprechenden Plakat gelegt. Im Anschluss können die TN offene Fragen oder Gedanken mit der Großgruppe teilen, bevor es dann mehr Raum zum Diskutieren in den Kleingruppen gibt.

4. Kleingruppeneinteilung (5 Minuten)

Die TN ordnen sich nun einem Baustein zu, mit dem sie sich näher beschäftigen wollen. Dabei entstehen Kleingruppen, die zwischen 2 und 5 Personen groß sein können. Es muss nicht zu jedem Baustein gearbeitet werden und es darf auch zu Bausteinen gearbeitet werden, die nicht in dem Buch vorkommen. Die anleitende Person erklärt, was in den Kleingruppen passiert und wann sich alle in der Großgruppe wiedertreffen (ca. 40-50 Minuten später), wobei ca. die ersten 20 Minuten zum Lesen eingeplant werden sollen. Das Flipchart mit den Reflexionsfragen wird sichtbar für alle aufgestellt.

5. Kleingruppenphase (45-50 Minuten)

Die TN treffen sich zunächst in den Kleingruppen, um den jeweiligen Text zu lesen. Die Seitenzahlen auf den einzelnen Bausteinen dienen lediglich als eine grobe Orientierungshilfe und es muss nicht alles gelesen werden. Je nach Bedarf der TN kann das Lesen kollektiv oder in Einzelarbeit passieren. Im Anschluss werden Verständnisfragen geklärt.

Die TN kommen in den Kleingruppen über folgende Fragen ins Gespräch:

Die Fragen sind im Raum gut sichtbar.

6. Auswertung (15-20 Minuten)

Nach dem Gespräch in den Kleingruppen treffen sich alle in der Großgruppe wieder. Nun haben die TN, Zeit zu teilen, worüber sie in den Kleingruppen geredet haben und was ihnen aus dem Gespräch oder aus den Bausteinen besonders hängen geblieben ist oder welche Fragen sich daraus ergeben haben.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Utopie und ich

Diese Methode eignet sich gut als Einstiegs-Methode in das Thema „Utopien“. Teilnehmende (TN) haben die Möglichkeit mit mehreren anderen TN über Utopien ins Gespräch zu kommen.

Lernziele

Die TN…

Ablauf

Hintergrund

Wir haben uns unterschiedlich viel oder noch nicht mit dem Thema Utopien auseinandergesetzt. Auch unsere Vorstellung von Utopie oder Zukunftsvisionen können sehr unterschiedlich sein. Bei dieser Methode geht es darum, dass TN ihre ersten Gedanken zu Utopien miteinander teilen. Es geht dabei nicht um richtig oder falsch. Vielmehr geht es um einen ersten Austausch zum Thema.

Vorbereitung

Für die Methode braucht es vor allem Raum zum Laufen. Dafür können gegebenenfalls Stühle beiseite gestellt werden, oder die Gruppe trifft sich draußen. Folgende Fragen (+ Auswertungsfragen) können auf einem Flipchart visualisiert werden und nach und nach aufgedeckt werden:

Durchführung

1. Einführung (2 Minuten)

Die anleitende Person stellt den Hintergrund der Methode vor und ergänzt, dass es okay ist, wenn Menschen sich noch nicht oder kaum mit Utopien beschäftigt haben. Durch einen Austausch untereinander können TN neue Eindrücke gewinnen und voneinander neue Perspektiven kennenlernen. Auch die Erkenntnis, dass andere genau so wenig Ahnung von Utopien haben, ist eine Erkenntnis.

2. Raumlauf (2 Minuten)

Die TN gehen kreuz und quer durch den Raum. Die anleitende Person kann während des Umherlaufens unterschiedliche Impulse geben, um den TN ein Ankommen im eigenen Körper, im Raum und in der Gruppe zu erleichtern:

3. Erster Austausch (2 Minuten)

Die anleitende Person gibt ein Signal und die TN finden sich zu zweit zusammen. Dabei sollen die TN darauf achten, mit einer Person ins Gespräch zu kommen, mit der sie bisher wenig Kontakt hatten. Die TN haben nun insgesamt zwei Minuten Zeit, um sich über die erste Frage „Inwiefern hast du dich bereits mit Utopien beschäftigt?“ auszutauschen.

4. Weiterer Austausch (15-20 Minuten)

Ein erneutes Signal weist auf das Ende der zwei Minuten hin. Die TN bedanken sich für den kurzen Austausch und gehen weiter durch den Raum. Die Schritte 2. und 3. wiederholen sich, bis alle Fragen gestellt wurden.

5. Körper-Check-Out (2 Minuten)

Nach der letzten Frage haben TN erneut Zeit, um umher zu laufen. In dieser Phase kann Die anleitende Person den Impuls geben, auf die eigenen Gedanken zu achten und wahrzunehmen, ob bzw. was sich im Körper nach den Gesprächen verändert hat.

6. Auswertung (5-15 Minuten)

Popcorn im Plenum: Die Gruppe trifft sich in einem Kreis wieder. Die untenstehenden Fragen können als Reflexionsfragen dienen. Es geht dabei nicht darum, dass alle Fragen von den TN beantwortet werden. Vielmehr gibt der Raum die Möglichkeit, abschließende Gedanken mit der Gruppe zu teilen. Wer dazu etwas sagen möchte, sagt etwas – alles kann, nichts muss!

Varianten

Das Umherlaufen zwischen den Zweiergesprächen kann weggelassen werden. Stattdessen kann die Gruppe zu Anfang in zwei geteilt werden. Die eine Hälfte bildet einen engen Kreis, bei dem die Gesichter nach außen gerichtet sind. Die andere Hälfte bildet einen größeren Kreis und richtet ihre Gesichter nach innen, sodass sich jeweils eine Person aus dem inneren und äußeren Kreis gegenüber steht. Die erste Frage wird gestellt und die TN kommen miteinander ins Gespräch. Beim Signal bewegt sich der äußere Kreis um eine Person weiter, sodass alle ein neues Gegenüber für die nächste Frage haben.

Bei dieser Variante geht es nur um einen inhaltlichen Austausch. Das Ankommen im Körper, im Raum und mit anderen TN fällt dabei weg. Diese Variante ist zeitsparend.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Anleitende sollten darauf achten, dass es eine gerade Anzahl an TN gibt, bevor sich die TN zu zweit zusammen finden sollen. Als einzelne Person übrig zu bleiben, kann ein unangenehmes Gefühl sein. Bei einer ungeraden Anzahl an TN, kann eine Person aus dem Team teilnehmen. Alternativ wird den TN mitgeteilt, dass es eine Dreiergruppe geben wird und alle mit darauf achten, dass alle ein Gesprächsgegenüber haben.

Methode erstellt von:

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Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors bzw. der Autoren und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wider. Weder die Europäische Union noch die EACEA können dafür verantwortlich gemacht werden.

Der*die perfekte Aktivist*in

Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Hintergrund

Die Übung „Der*die perfekte Aktivist*in“ kommt aus den Themen Nachhaltiger Aktivismus und individuelle/kollektive Resilienz (Widerstands- und Erholungsfähigkeit in Krisen). Menschen, die sich für einen sozial-ökologischen Wandel und globale Gerechtigkeit einsetzen, sind konstant mit den multiplen Krisen dieser Welt in Kontakt und tragen oft hohe Ansprüche an sich selbst und andere mit sich.

Vorbereitung

Es wird ein Flipchart mit einem Strichmenschen darauf in der Mitte der TN platziert.

Durchführung

1. Einleitung (3 Minuten)

Die anleitende Person formuliert einleitende Worte, z.B.:

„Wir machen jetzt eine Übung, um uns damit zu beschäftigen, welche Erwartungen ihr eigentlich an euch selbst und andere im Kontext des eigenen Engagements habt. Ihr kennt vielleicht das Gefühl, dass es in eurem Umfeld Aktive gibt, die einfach alles richtig machen, oder jedenfalls „besser als ich“. Das wollen wir hier spielerisch offenlegen und aussprechen.

2. Reflexion (2 Minuten)

Die TN sitzen im Kreis und das Flipchart mit dem aufgemalten Strichmenschen liegt in der Mitte. Die anleitende Person stellt einleitende Fragen und lädt die TN dazu ein, diese 2 Minuten alleine auf sich wirken zu lassen.

Beispielfragen:

Diese Fragen können je nach Tätigkeitsbereich/Engagement angepasst und erweitert werden.

3. Assoziationsübung (10 Minuen)

Die TN können frei assoziieren und ihre Gedanken in die Runde werfen, was alles Ansprüche eine*r perfekte*n Aktivist*in sind. Die anleitende Person schreibt die Begriffe um den Strichmenschen herum auf das Flipchart. Einander widersprechende Assoziationen werden dabei ebenfalls aufgeschrieben.

Je nach Entwicklung der Assoziationen können die anleitenden Personen auch bewusst auf Widersprüche zwischen den einzelnen Assoziationen hinweisen, bzw. weitere solche einladen, Fragen zu noch ungenannten Bereichen stellen, etc.

4. Auswertung (10 Minuten)

Zur Auswertung in der Großgruppe eignen sich folgende Fragen:

Varianten

Nach dem gemeinsamen Sammeln der Begriffe auf dem Flipchart gehen die TN in eine Einzelarbeit, in der sie entweder 10 Minuten freewriten (in einem Schreibfluss bleiben) oder malen. Folgende Fragen werden den TN mitgegeben:

Nach den 10 Minuten Einzelarbeit gehen die TN in einen 10-15 minütigen Kleingruppen-Austausch über ihre Erfahrungen. Diese werden nicht mehr in der Großgruppe geteilt.

Durchführung Digital

Es braucht ein Online Tool, indem auf einer Präsentationsfolie ein aufgemalter Strichmensch oder ein Kopf einer Person dargestellt ist. Die assoziierten Begriffe der TN werden in den Chat geschrieben und von der anleitenden Person laut vorgelesen.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Bei mehreren anleitenden Personen: Es hat sich bewährt, das ein*e Anleitende moderiert, während der*die andere Anleitende die genannten Assoziationen der TN mitschreibt.

Die Methode ermöglicht eine Reflexion darüber, wie unerreichbar, stressauslösend und oft widersprüchlich die Ansprüche sein können. Sie ermöglicht den TN einen Zugang zum Thema Resilienz und lädt TN zum Sprechen ein. Darüber hinaus stößt sie ein „Verlernen“ von eigenen Ansprüchen an, sowohl individuell als auch auf Gruppen- bzw. kollektiver Ebene.

Die Methode ist in diversen Tätigkeitsfeldern anwendbar, z.B. Freiwilligendienste, Bildungsarbeit, Rollenfragen in Gruppen, etc.

Gebt den TN Zeit, sich in die jeweiligen Ansprüche hinein zu fühlen. Dazu können je nach Kontext noch weitere Fragen zum*zur perfekte*n Aktivist*in in den Raum gegeben werden.
z.B.: „Was für Kleidung trägt die Person? Wie ernährt sie sich? Woher kommt ihr Wissen? Wie verhält die Person sich gegenüber anderen?“
Die Fragen und Antworten können überspitzt sein. Wichtig ist es, die aufgekommenen Ansprüche danach zu entmystifizieren und in einem Realitätscheck zu merken, dass sie gar nicht unser gemeinsames Ziel sind, dass sie auch ohnehin unerfüllbar und wahrscheinlich in sich widersprüchlich sind. Oft kann es etwas dauern, bis TN realisieren, dass es darum geht, die genannten Ansprüche in Frage zu stellen. Wenn dadurch z.B. ein merklicher Moment der Erleichterung in der Gruppe passiert, kann es sinnvoll sein, das in der Reflexion auch zu benennen und zu thematisieren.

Methode erstellt von:

Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors bzw. der Autoren und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wider. Weder die Europäische Union noch die EACEA können dafür verantwortlich gemacht werden.

Wertebarometer

In dieser Übung, setzen sich Teilnehmende (TN) mit gesellschaftlichen Werten auseinander und kommen ins Gespräch dazu.

Lernziele

Die TN…

Ablauf

Hintergrund

Wir alle haben eine Vorstellung davon, was uns für ein Zusammenleben in einer Gesellschaft wichtig ist. Dies ist basiert auf unseren ganz persönlichen Wertevorstellungen, also unseren Überzeugungen, nach denen wir leben und handeln (wollen). Die TN kommen ins Gespräch darüber, wie eine Welt aussehen könnte, wenn einzelne Werte mehr ins Zentrum der Gesellschaft rücken würden.

Vorbereitung

Im Raum werden die Karten mit den Werten & Kurzerklärung des jeweiligen Wertes verteilt. Zusätzlich werden 3-6 weitere leere DINA4-Blätter & Eddings im Raum verteilt. Auf jedes Blatt wird ein Glas gestellt. Die Gläser sollten alle dieselbe Form und Größe haben. Die Frage „Was ist uns wichtig für eine utopische Gesellschaft?“ kann im Raum aufgehängt werden.

Durchführung

1. Einführung (10-15 Minuten)

Nachdem die anleitende Person den Ablauf und den Hintergrund der Methode vorgestellt hat, können die TN durch den Raum laufen und sich die einzelnen Wertekarten anschauen. Wenn TN noch für sie wichtige Werte vermissen, können sie eigene Werte mit den Eddings auf die leeren Papiere schreiben. Bei Bedarf kann die anleitende Person noch weiteres Papier dazulegen.

2. Werte gewichten (5-10 Minuten)

Die anleitende Person stellt die Frage in den Raum: „Was ist uns wichtig für eine utopische Gesellschaft?“ Jede*r TN bekommt eine Handvoll Maiskörner. Je nachdem, welche Werte sie wie wichtig finden, verteilen sie ihre Maiskörner auf die entsprechenden Gläser. Sobald ein*e TN alle Maiskörner verteilt hat, setzt sich die Person wieder auf ihren Platz.

3. Blick auf das Ergebnis (5-10 Minuten)

Nachdem alle TN ihre Maiskörner verteilt haben, wird gemeinsam ein Blick auf die gefüllten Gläser geworfen. Dazu liest die anleitende Person nacheinander alle Werte vor und hält das entsprechende Glas für alle sichtbar in die Höhe. Die Gläser unterschiedlicher Fülle lassen erkennen, dass wir sowohl individuell als auch als Gruppe, einzelne Werte unterschiedlich gewichten. Wie diese Gewichtung ausfällt, kann von Mensch zu Mensch, von Gruppe zu Gruppe und von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich sein. Was die entsprechende Gewichtung innerhalb der Gruppe bedeutet, kann gemeinsam in der Auswertung reflektiert werden.

4. Gruppenfindung (5-10 Minuten)

Die Auswertung findet in Kleingruppen (KGs) statt. Dazu überlegt sich jede*r TN, zu welchem Wert die Person gerne weiterarbeiten möchte und stellt sich entsprechend zu der Wertkarte. So sollen KGs von etwa vier Personen entstehen. Ggf. kann die anleitende Person nochmal eine große Gruppe zu einem Wert unterteilen. Es ist nicht schlimm, wenn nicht zu jedem Wert eine KG entsteht.

5. Kleingruppenphase (20-30 Minuten)

Die Kleingruppen suchen sich einen Platz und kommen zu folgenden Fragen ins Gespräch (als Download):

6. Auswertung im Plenum (5-10 Minuten)

Zum Ende, kommen alle in der großen Gruppe für abschließende Gedanken oder offene Fragen zusammen.

Varianten

Falls nicht genug Gläser der gleichen Form und Größe zur Hand sind, können die Körner alternativ auf ein separates leeres Blatt gelegt werden.

Statt Maiskörnern, kann auch etwas Ähnliches verwendet werden, z.B. Linsen, Reis oder auch Wasser.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Bei dieser Methode, ist es wichtig darauf zu achten, einen Raum zu schaffen, in dem unterschiedliche Perspektiven auf einzelne Werte nebeneinander da sein dürfen. Es geht nicht darum, einzelne Werte über andere zu stellen. Vielmehr geht es darum, sich der eigenen Wertevorstellungen bewusst zu werden, diese in einen größeren Kontext einzuordnen und darüber ins Gespräch zu kommen, was dies gesellschaftlich bedeutet.

Quellen und Weiterführendes:

Methode erstellt von:

Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors bzw. der Autoren und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wider. Weder die Europäische Union noch die EACEA können dafür verantwortlich gemacht werden.

3 Strategien für den Wandel

Die Teilnehmenden (TN) ordnen konkrete Handlungsmöglichkeiten drei verschiedenen Strategien des Wandels zu und tauschen sich darüber aus.

Lernziele

Die TN …

Ablauf

Vorbereitung

Die anleitende Person liest den Hintergrundtext und die Definitionen der drei Strategien für den Wandel.

Die Definitionen der Strategien sowie die Handlungskärtchen (siehe Material zum Download) werden ausgedruckt. Für jede Kleingruppe braucht es einen vollständigen Satz der Handlungskärtchen.

Durchführung

1. Einführung (10 Minuten)

Die anleitende Person leitet in das Thema der Methode ein. Folgender Einführungstext kann dafür genutzt werden und ggf. mit Informationen aus dem Hintergrundtext ergänzt werden.

„Nun beschäftigen wir uns mit verschiedenen Möglichkeiten, wie der Wandel hin zu einer nachhaltigen, gerechten Gesellschaft vorangetrieben werden kann. Viele Menschen und Organisationen machen sich schon lange Gedanken darüber, welche Strategien sie verfolgen können, um sich für ein Gutes Leben für alle einzusetzen. Dabei gibt es nicht selten Diskussionen darüber, welche „die beste“ oder „die wirksamste“ Strategie ist. Gleichzeitig gibt es viele Menschen, die sich angesichts der Klimakrise und globaler Ungerechtigkeit überfordert und orientierungslos fühlen und nicht wissen, was sie selbst tun können. In dieser Methode werden wir eine bunte Palette an bestehenden Handlungsmöglichkeiten kennenlernen und strategisch einordnen.

Auch zur Einordnung von Handlungsmöglichkeiten und Strategien haben Menschen unterschiedliche Meinungen. In dieser Methode unterscheiden wir drei wichtige Strategien für den Wandel (beim Vorstellen werden die jeweiligen Kärtchen an eine Pinnwand gepinnt – siehe Arbeitsmaterial zum Download):

2. Kleingruppenphase (25 Minuten)

Der Ablauf der Gruppenarbeit wird erläutert und die Gruppe wird in Kleingruppen à 4-5 Personen unterteilt.

Die Gruppen werden jeweils einer der Strategien, Nowtopias, radikale Reformen, Widerstand leisten und Gegenmacht aufbauen, zugeordnet. (Alternativ können sich die TN auch nach eigenem Interesse selbst einer der Strategien zuordnen. Bei mehr als 15 TN können die Strategien auch von mehreren Gruppen bearbeitet werden.) Jede Gruppe erhält einen Briefumschlag, in dem sich eine Kopie der Definition der jeweiligen Strategie sowie die ausgedruckten Handlungskärtchen befinden (siehe Arbeitsmaterial zum Download).

Die TN lesen zunächst die Definition der jeweiligen Strategie und klären anschließend Verständnisfragen. Dann schaut sich die Gruppe die Handlungskärtchen an. Auf der Vorderseite ist die Aktion mit einem kleinen Bild abgebildet. Auf der Rückseite finden die TN eine Kurzbeschreibung der Aktion sowie einen Link mit weiterführenden Informationen. Die TN diskutieren die Aktionen und versuchen, gemeinsam auszuwählen, welche Kärtchen zu ihrer jeweiligen Strategie gehören. Bei Interesse können sie über den Link weiterführende Informationen einholen.

4. Vorstellung Ergebnisse (15 Minuten)

Zurück in der Großgruppe stellt jede Kleingruppe ihre Strategie und ihre Zuordnung der Handlungskärtchen vor. Die anderen können Rückfragen stellen und die Großgruppe kann gemeinsam beratschlagen, ob die Kärtchen richtig zugeordnet sind.

5. Auswertung (15 Minuten)

Anschließend wird eine Auswahl aus folgenden Fragen diskutiert:

Varianten

Tipps und Hinweise für Anleitende

Die Methode eignet sich insbesondere für Zielgruppen, die sich bereits mit Grundlagen sozialer und ökologischer Probleme beschäftigt haben und die auch selbst Interesse an einem sozial-ökologischen Wandel zeigen.

Es ist wichtig, immer wieder zu betonen, dass es nicht den einen Lösungsweg oder die eine „richtige“ Strategie für einen sozial-ökologischen Wandel gibt, sondern dass Transformationsprozesse sehr komplex sind und eine Vielzahl von verschiedenen Strategien, Ansätzen und Handlungen notwendig ist. Auch die Zuordnung der Handlungskärtchen zu den 3 Strategien ist nicht immer eindeutig und von den TN unterschiedlich interpretierbar. Sie kann durchaus vom Vorschlag zur Zuordnung (im Hintergrundtext für Anleitende) abweichen. Es ist möglich, dass ein Handlungskärtchen zu mehreren Strategien zugeordnet wird, oder gar keine Zuordnung findet.

Quellen und Weiterführendes

Cloud und Rüben

Die Teilnehmenden reflektieren die Zwiespältigkeit digitaler Technik bezüglich deren Nutzen und Gefahren durch ein Spiel und eine Textarbeit.

Lernziele

Die Teilnehmenden …

reflektieren die Zwiespältigkeit digitaler Technik bezüglich deren Nutzen und Gefahren.
lernen die kontroverse Debatte um digitale Technik in der globalisierten Landwirtschaft kennen.
lernen Forderungen / Ansätze für politische Maßnahmen kennen, um angesichts ökonomischer Machtverhältnisse die Interessen von Kleinbäuer*innen gegenüber großen Konzernen zu stärken.
erkennen, dass die Gestaltung der Rahmenbedingungen für den Einsatz digitaler Technik ein politischer Prozess ist und reflektieren, inwieweit dieser mit Interessen und Machtverhältnissen verbunden ist.

Ablauf

Vorbereitung
Flipchart bereitlegen, zwei Stühle nebeneinander positionieren für das Einstiegsspiel.
Infoblatt für alle Teilnehmenden einmal ausdrucken.
Material »Textbausteine zu Problemen und Forderungen« einmal ausdrucken und an den markierten Stellen auseinander schneiden, so dass 12 einzelne Textabschnitte entstehen. Ggf. aus den Problemen und Forderungen welche auswählen, falls es für die Zielgruppe sinnvoll ist, die Aspekte zu reduzieren. Schilder für die Stühle im Einführungsspiel vorbereiten (Aufschriften siehe »Durchführung«).

Durchführung
1. Ein Hin und Her mit dieser Technik – Einstiegsspiel zur Zwiespältigkeit digitaler Technik (30—40 Minuten)
Als erstes werden mit den Teilnehmenden zusammen Beispiele gesammelt, wo sie in ihrem Leben mit digitaler Technik zu tun haben, sie nutzen oder ihr begegnen. Die Anleitenden schreiben diese als Schlagwörter auf ein Flipchart oder eine Tafel. Dann wird das Spiel eingeleitet. Die Anleitenden haben dafür zwei Stühle nebeneinander im Raum aufgestellt, die alle sehen und zu denen alle sich leicht hinbewegen können. Ein Stuhl erhält ein Schild / ein DIN-A4-Papier mit der Aufschrift »das ist daran sinnvoll oder nützlich«, der zweite Stuhl eines mit der Aufschrift »das ist daran problematisch oder bedrohlich«. Die Anleitenden greifen aus den genannten und notierten Beispielen jetzt eines heraus und laden die Teilnehmenden ein, sich zu überlegen, wie digitale Technik in dem Beispiel sinnvoll oder nützlich eingesetzt ist (z. B. was dadurch einfacher, schneller geht oder überhaupt erst möglich ist) und was daran problematisch oder bedrohlich ist (z. B. wer davon ausgeschlossen ist, wer die Kontrolle über Daten hat). Wer dann einen Gedanken hat, kann aufstehen, sich auf den entsprechenden Stuhl setzen und diesen Gedanken laut sagen. Wenn der Stuhl, zu dem jemand etwas sagen möchte, besetzt ist, kann der Person auf dem Stuhl auf die Schulter getippt werden, um sie abzulösen. Dieser »Schlagabtausch« geht so lange weiter, bis keine weiteren Gedanken mehr dazu aufkommen. Dann können die Anleitenden (oder die Teilnehmenden) ein weiteres Beispiel auswählen und das Spiel noch zu weiteren Beispielen durchführen.
Wenn es in Gruppen schwer fällt, sich direkt auf einen Stuhl zu setzen und einen Gedanken zu äußern, kann zuerst kurz zu zweit zu dem Beispiel getuschelt werden. Die Anleitenden können auch unterstützen, indem sie sich selbst auf einen Stuhl setzen und Aspekte einbringen.

Im Anschluss wird das Spiel anhand folgender möglicher Fragen in der Gruppe reflektiert, um herauszuarbeiten, inwiefern der Einsatz digitaler Technik oft zwiespältig ist:
Wie einfach oder schwierig war es für euch, Punkte zu den beiden Stühlen zu finden? Was war einfacher?
Was könnten Gründe dafür sein?
Was fällt euch auf, wenn ihr die Gegenüberstellungen gehört habt? Wo seht ihr Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede?
Wem nützt der Einsatz digitaler Technik in den verschiedenen Beispielen vor allem?
Wer hat davon vor allem Nachteile? Wodurch entstehen diese Nachteile?
Sind das die gleichen Akteure, die Nutzen oder Nachteile gleichermaßen daraus ziehen, oder unterschiedliche?
Wer entscheidet darüber, wie oder ob in dem Bereich digitale Technik eingesetzt wird? Wer kann dabei mitgestalten? Wir wirkt sich das in euren Beispielen aus?

2. Textarbeit zur Rolle von Digitalisierung in der globalisierten Landwirtschaft (35 Minuten)
Um die Zwiespältigkeit digitaler Technik auf den Bereich der globalisierten Landwirtschaft zu übertragen, lesen die Teilnehmenden jetzt das Infoblatt. Danach werden im Plenum inhaltliche Fragen geklärt und es wird mündlich zusammengetragen, was im Text zur (zwiespältigen) Rolle von Digitalisierung in der Landwirtschaft gesagt wird. Bei Bedarf können die Anleitenden dazu auch Stichpunkte für alle sichtbar festhalten. Anschließend kann mit den Teilnehmenden noch auf die eigenen Beispiele aus dem Einstiegsspiel Bezug genommen werden und es können Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet werden.

3. Aussagenpuzzle zu Problemen und Forderungen im Kontext einer machtkritischen / gerechteren Gestaltung politischer Rahmenbedingungen von Digitalisierung in der Landwirtschaft (45 Minuten)
Im Anschluss können sich die Teilnehmenden jetzt noch intensiver damit beschäftigen, wie im Zusammenhang mit Digitalisierung in der globalisierten Landwirtschaft Nachteile oder Probleme für Produzierende auf kleineren Höfen entstehen und welche politischen Forderungen gestellt werden, um darauf zu reagieren. Die Textbausteine dazu im Material sind eine Zusammenfassung des Positionspapiers »Landwirtschaft 4.0. Politische Leitplanken für eine sozial gerechte und ökologisch verträgliche digitale Landwirtschaft«, das 2020 von verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen herausgegeben wurde. Alle Teilnehmenden ziehen (allein oder zu zweit, je nach Gruppengröße) verdeckt einen Textabschnitt. Sie lesen ihren Textabschnitt und versuchen dann, den passenden zweiten Teil zu ihrem Abschnitt zu finden (also die Forderung zu ihrem Problem oder umgekehrt). Dafür gehen alle Teilnehmenden umher und sprechen sich an, bis sie ihr Gegenstück gefunden haben. Wenn sich die Paare gefunden haben, besprechen sie kurz zusammen das Problem und die dazugehörigen Forderungen und schreiben Stichpunkte dazu auf Moderationskarten. Dann treffen sich alle wieder in der Großgruppe und die einzelnen Problembereiche / Lösungen werden nacheinander vorgestellt. Ggf. können dabei Rückfragen geklärt werden oder die Anleitenden unterstützen, falls die Zusammenhänge für Teilnehmende schwer zu verstehen waren.
Die Moderationskarten der Paare werden von den Anleitenden inhaltlich strukturiert an eine Pinnwand gehängt, so dass ein übersichtliches Bild entsteht, das für alle sichtbar ist.

Diese Übersicht wird anschließend anhand folgender möglicher Fragen noch kurz besprochen und ein Transfer zu anderen Bereichen hergestellt:

Welche der Forderungen / Ansätze sind für euch neu, von welchen habt ihr schon mal gehört?
Was würde sich durch Forderungen verändern – was für (Klein-)Bäuer*innen und was für große Agrar- oder Tech-Konzerne?
Wie versuchen politische Forderungen, verschiedene Interessen auszugleichen? Aus welchen Gründen wird das für nötig gehalten?
Wie steht ihr selbst zu diesen politischen Forderungen? Was haltet ihr für besonders wichtig?
Für wie realistisch haltet ihr es, dass diese politischen Forderungen umgesetzt werden? Was steht dem aktuell im Weg? Was bräuchte es, damit sie einfacher umgesetzt werden könnten?

Zum Transfer auf andere Bereiche:

Woher kennt ihr das noch, dass sich in der Gesellschaft oder Wirtschaft unterschiedliche Interessen gegenüberstehen?
Welche Interessen stehen sich eurer Einschätzung nach oft entgegen, wenn digitale Technik eingesetzt wird?
Wie wird gesellschaftlich damit umgegangen?
Welche Interessen setzen sich dabei oft durch oder haben mehr Gewicht?
Wovon hängt es ab, ob die einen oder die anderen Interessen mehr Einfluss haben?
Welche Rolle spielen dabei globale Machtverhältnisse?
Inwiefern spielen politische Entscheidungen, Gesetze etc. eine Rolle dabei, Interessen auszugleichen?

Varianten

Wenn weniger Zeit ist oder das Thema zu komplex für die betreffende Gruppe, können auch kürzere Varianten der Methode durchgeführt werden: a) Nur Teil 1 (Einstiegsspiel) und dann daran anschließend direkt die Diskussion zum Transferfragenblock aus Teil 3; dann behandelt die Methode die Zwiespältigkeit digitaler Technik ohne den Bezug zu Landwirtschaft (ca. 60 Min). b) Nur Teil 2 als Textarbeit mit dem Schwerpunkt auf Digitalisierung und Landwirtschaft. Dafür lesen die Teilnehmer*innen den Text inklusive der mit »für Variante« markierten Abschnitte (ca. 30 Min). Hier kann auch Teil 3 angehängt werden (dann ca. 80 Min). An Stelle des Stuhl-Spiels am Anfang können verschieden Perspektiven auf digitale Technik auch in Kleingruppen erarbeitet werden. In Kleingruppen à vier Personen werden die Teilnehmenden eingeladen, Beispiele zu den zwei folgenden Fragen zu sammeln und auf Karten aufzuschreiben (Beispiele zu a) auf eine Farbe, zu b) auf die andere Farbe) (ca. 10 Min).

a) Wann empfindet ihr den Einsatz digitaler Technik als hilfreich und nützlich?

b) Wann empfindet ihr den Einsatz digitaler Technik als bedrohlich oder problematisch?

Die Kleingruppen stellen ihre Karten nach und nach vor und hängen ihre Beispiele nach den zwei Fragen sortiert an eine Pinnwand. Dabei können Karten bereits thematisch zusammengehängt werden. Wenn alle Gruppen vorgestellt haben, fassen die Anleitenden Bereiche /Kategorien nochmals zusammen. Dann geht es weiter mit dem Austausch im Plenum zu den Leitfragen wie oben beschrieben.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Die Methode ist recht umfangreich und inhaltlich etwas komplexer. Wir empfehlen den Anleitenden, vorab die beiden Texte in der Literaturangabe selbst zu lesen (ca. acht Seiten gesamt)

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Die Methode »Wem gehören die Daten?« eignet sich, um sich vorab der Rolle von Daten in der digitalisierten Wirtschaft anzunähern. Mit der Methode »Wer bestimmt im Internet?« kann vorab ein Einstieg zu verschiedenen Akteuren und deren Interessen im Kontext Digitalisierung gemacht werden. In der Methode »Eine andere Welt im Bau – Portraits von Gegenbewegungen und Alternativen im digitalisierten Kapitalismus« werden noch mehr konkrete Beispiele für Gruppen / Initiativen vorgestellt, die sich für eine demokratischere und sozial wie ökologisch gerechtere Gestaltung von Digitalisierung einsetzen.

Quellen

INKOTA-netzwerk (2018): Inkota-Infoblätter Welternährung. Infoblatt 17: Digitalisierung. Zu finden auf webshop.inkota.de

INKOTA-netzwerk et al. (2020): Positionspapier Landwirtschaft 4.0. Politische Leitplanken für eine sozial gerechte und ökologisch verträgliche digitale Landwirtschaft. Zu finden auf www.bund.net

Weiterführend

Wiggerthale, M. (2018): Fusion von Bayer und Monsanto: Big Player der digitalen Landwirtschaft. Zu finden auf oxfam.de

Bündnis »Konzernmacht beschränken« (2018): Diskussionspapier »Konzernmacht in der digitalen Welt«. Zu finden auf agrarkoordination.de

Digitalisierung verändert Arbeit — so oder so

Die Auswirkungen von Digitalisierung auf die Arbeitswelt gestalten sich höchst unterschiedlich. Ob Digitalisierung vornehmlich positive oder negative Effekte auf die Arbeitsanforderungen und -bedingungen hat, lässt sich nicht einfach beantworten. In dieser Methode lassen sich anhand vier verschiedener Arbeits- und Lebenssituationen die Auswirkungen von Digitalisierung auf die Gestaltung von Arbeit differenziert betrachten und diskutieren. In der Reflexion überlegen die Teilnehmenden gemeinsam, worauf es ankommt, um die positiven Auswirkungen der Digitalisierung zu stärken und die negativen Auswirkungen einzudämmen.

Lernziele
Die Teilnehmenden …
– lernen Arbeitsverhältnisse kennen, die durch einen digitalisierten Kapitalismus überhaupt erst entstehen konnten oder sich dadurch verändert haben.
– entwickeln einen mehrdimensionalen Blick auf die Vor- und Nachteile, die eine Digitalisierung der Arbeitsverhältnisse mit sich bringt.
– verstehen die Einführung und Nutzung digitaler Technik in Arbeitsverhältnissen als dynamischen Prozess, der unterschiedlich gestaltbar ist und von Machtverhältnissen abhängt.

Vorbereitung
Für die Einführung werden 3 bis 6 Plakate mit Aussagen (siehe unten) beschrieben und einer Skala mit den Polen »stimme voll und ganz zu» und »stimme gar nicht zu«. Die Plakate werden im Raum verteilt und Stifte werden bereit gelegt.
Die Rollen- und Aspektekarten sowie die Fragen an den Text werden ausgedruckt und bereit gelegt. Je Kleingruppe (max. 4 Personen) wird ein größeres Plakat mit einer Skala und den Polen »positiv« und »negativ« beschrieben.

Durchführung
1. Einführung: HomeSchooling – eigene Erfahrungen der Auswirkungen von Digitalisierung aktivieren (15 Min)
Die Plakate mit den unten stehenden Aussagen zu Erfahrungen von HomeSchooling werden im Raum verteilt und die Teilnehmenden positionieren sich (anonym) zu den jeweiligen Aussagen, indem sie Kreuze auf der darunter stehenden Skala (»stimme voll und ganz zu« bis »stimme gar nicht zu«) hinterlassen. Dabei ist wichtig, dass es kein Richtig oder Falsch gibt und es in erster Linie um die persönlichen Erfahrungen der Teilnehmenden geht.

»Es ist mir leicht gefallen, Schulzeit und Freizeit zu trennen.«
»Die flexiblere Gestaltung meines Tages war positiv für mich.«
»Ich bin mit den technischen Voraussetzungen für digitales Lernen gut klar gekommen.«
»Ich konnte zuhause besser / konzentrierter / effektiver lernen als in der Schule.«
»Durch HomeSchooling habe ich mich weniger kontrolliert gefühlt.« »HomeSchooling hat mir generell gut gefallen.«

Sobald alle ihre Kreuze gesetzt haben, können exemplarisch Aussagen und die jeweilige Zustimmung bzw. Ablehnung gemeinsam angeschaut werden und die Teilnehmenden können ihre Position erläutern (wenn sie wollen). Je nach Gruppengröße können einzelne oder alle Teilnehmenden zu Wort kommen. Es sollte darauf geachtet werden, dass möglichst unterschiedliche Positionen angesprochen werden und das ganze Spektrum abgebildet wird. Da es sich um sehr persönliche Erfahrungen handelt, ist es wichtig, den Teilnehmenden zu versichern, dass sie eigene Erfahrungen teilen können, aber nicht müssen.

Am Ende der Einführung sollte klar werden, dass jede Person die Veränderungen, die die digitale Durchführung des Schulalltags mit sich bringt, anders wahrnimmt. Je nach Wohnverhältnissen, technischen Voraussetzungen und individuellen Präferenzen werden die Anforderungen, die die Nutzung digitaler Technik an Schüler * innen stellt, unterschiedlich bewältigt und bewertet. Gleichzeitig ist es interessant zu sehen, wo viele ähnliche Erfahrungen machen.

2. In Kleingruppen in eine andere Rolle versetzen (35 Min)
Die Teilnehmenden werden in 4 Kleingruppen aufgeteilt, jede Kleingruppe erhält eine Rollenkarte. Die Teilnehmenden lesen den Text aufmerksam und überlegen gemeinsam, inwiefern verschiedene Aspekte von Digitalisierung auf die beschriebene Person wirken. Die folgenden Fragen können dabei helfen:
– Wo begegnet der Person digitale Technik in ihrer Arbeit? Was bedeutet Digitalisierung für ihre Abreitsgestaltung?
– Welche Gründe werden für die Einführung und Nutzung digitaler Technik genannt? Welche könnt ihr euch noch vorstellen?
– Welchen Nutzen zieht die Person daraus? Welchen Nutzen könnt ihr euch noch vorstellen – für wen?
– Wie geht es der Person mit den verschiedenen Aspekten von Digitalisierung?

Nach etwa 15 – 20 Minuten werden die auseinander geschnittenen Aspektkarten samt Fragen und ein Plakat mit einer Skala mit den Polen »positiv« und »negativ« ausgeteilt. Die Teilnehmenden schauen sich die verschiedenen Aspekte an und diskutieren gemeinsam, inwiefern diese für ihre Rollenkarte relevant sind.

– Ist dieser Aspekt relevant für die Person auf eurer Rollenkarte? Wenn nicht, könnt ihr ihn weglegen.
– Welche Vorteile und welche Nachteile hat dieser Aspekt für die Person?
– Inwiefern kann die Person diesen Aspekt selbst gestalten oder beeinflussen?
– Kann die Person sich entscheiden, in welchem Umfang sie sich diesem Aspekt aussetzt?

Die relevanten Aspektkarten werden von den Teilnehmenden auf einer Skala mit den Polen »positiv« und »negativ« angeordnet. Diese Verortung ist nicht immer eindeutig möglich und soll die Ambivalenz verschiedener Aspekte digitalen Arbeitens in die Diskussion einbringen. Hier ist es wichtig, den Teilnehmenden zu versichern, dass es keine »richtige« Lösung dieser Aufgabe gibt und es vor allem darum geht, ins Gespräch zu kommen und sich über verschiedene Aspekte miteinander auszutauschen.

3. Im Plenum Perspektiven zusammentragen und vergleichen (25 — 45 Min)
Die Kleingruppen stellen in der Großgruppe kurz ihre Rollenkarte und die dazu gehörige Skala vor und erläutern, wie die verschiedenen Aspekte auf die Person wirken. Die Anleitenden können im Anschluss Reflexionsfragen stellen:
– Gestalten sich die Aspekte für die verschiedenen Personen ähnlich?
– Wo gibt es Gemeinsamkeiten, wo gibt es Unterschiede?

Durch die folgenden Fragen kann die Diskussion von der individuellen Perspektive der Arbeiter*innen um eine gesamtgesellschaftliche Dimension ergänzt werden. Die Fragen beziehen sich auf die Zielsetzung bei der Nutzung digitaler Technik, die Perspektive von Arbeitgeber*innen und Unternehmen und auf die Möglichkeiten und Grenzen einer anderen Gestaltung im Interesse der Arbeitenden.

– Welche Gründe gibt es für die Einführung digitaler Technik in Arbeitsverhältnisse?
– Welchen Nutzen haben die digitalen Erweiterungen? Welchen Nutzen könnten sie haben?
– Wer entscheidet über die Einführung und Nutzung digitaler Technik am Arbeitsplatz?
– Wie würden die Aspekte auf der Skala verortet, wenn ihr die andere Seite – also Arbeitgeber * innen oder Unternehmen – einnehmen würdet?
– Welche Vorteile und Nachteile haben die Aspekte für Arbeitgeber * innen oder Unternehmen?
– Wo stehen sich die Interessen der Arbeitgeber * innen und Arbeitnehmer * innen hier entgegen? Wo sind sie vereinbar?
– Was braucht es, damit Digitalisierung stärker auch im Interesse der Arbeitnehmer * innen eingesetzt werden kann?
– Was steht dem aktuell im Weg? Und was wären Schritte in diese Richtung?

Die Perspektive umCaren

In einem interaktiven Vortrag werden die Basics von Sorge-Ketten und migrantischen Positionen erklärt. Begriffe und Konzepte wie Gender Care Gap, Sorge-Kette, migrantische Selbstorganisation werden vorgestellt und besprochen.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Hintergrund

„Die Perspektive umCaren“ ist inspiriert von May Ayim (afrodeutsche Poetin, Logopädin und Aktivistin der Schwarzen Community in Deutschland). Sie verwendete die postkolonialen Perspektivumkehr, um die kolonial-rassistischen Kontinuitäten zu bennen und den Schwarzen Widerstand dagegen aufzuzeigen.


Sorgearbeit (Care-Work) und die Migration von Menschen um Arbeit zu finden, sind verbunden. So werden z.B. mit steigendem Anteil Arbeiten im Haushalt oder in der Pflege von migrantischen Arbeitskräften erledigt. Menschen migrieren aus unterschiedlichen Gründen. Die Suche nach einem sicheren Einkommen für sich und Angehörige ist oft eine zentrale Motivation. Viel häufiger aber sind sie negativ von der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Abwertung von Sorgearbeit und deren Umverteilung ‚nach unten‘ betroffen. Ein unsicherer bzw. illegalisierter Aufenthalts- oder Arbeitsstatus ist in vielen Fällen Teil der schwierigen Bedingungen für die Lebens- und Arbeitssituation. Die Betroffenen entwickeln widerständige und kreative Umgangsweisen, um all diesen Bedingungen zu begegnen. Ihre Perspektiven und konkreten Forderungen nach Veränderung der Gesellschaft und den Care-Verhältnissen sollten stärker Beachtung finden bzw. Politiken von ihnen selbst und mit ihnen umgesetzt werden.

Vorbereitung
Die Anleitenden bereiten Moderationskarten mit zentralen Begriffen der Thematik darauf vor (siehe Arbeitsmaterial). Es sollten ausreichend Kopien der Texte, Abspielgeräte und Kopfhörer vorhanden sein, damit sich die TN mit den Fallbeispielen befassen können. Andernfalls müssen die TN eigene Geräte mitbringen und verwenden. Vorab werden die Arbeitsmaterialien an verschiedenen Ecken im Raum ausgelegt. Das kann an eingerichteten Arbeitsplätzen, an Tischen oder auch auf Decken sein. An diesen Plätzen wird ebenfalls Moderationsmaterial platziert – für eigene und gemeinsame Notizen aus der Gruppenarbeit. Die Leitfragen für die Einzel- und Fokusarbeit werden auf einem Flipchart vorbereitet.

Durchführung
1. Interaktiver Einstieg (15 Minuten)
Die Anleitenden teilen zuerst die Moderationskarten mit den Begriffen an die TN aus. Je nach Gruppengröße können auch mehrere den selben Begriff bekommen. Im Anschluss haben die TN 2 – 4 Minuten Zeit für ein kurzes Speed-Dating zu zweit. Sie stellen sich einander vor und teilen erste Gedanken zu ihren Karten. Danach beginnen die Anleitenden mit dem Vortrag und widmen sich dem ersten Begriff (Definition, Beispiele, etc nennen). Die Gruppe soll nun raten, zu welchem Begriff das passen könnte. Die Anleitenden lösen spätestens nach 5 Sekunden auf. Dieser Modus wird fortgesetzt bis die wichtigsten Begriffe geklärt sind. Nun fragen die Anleitenden nach, ob es noch Begriffe gibt, für die sich die TN Erklärung wünschen. Für diesen Einstieg ist es wichtig auf die Situation in Deutschland als Ausgangslage hinzuweisen und sowohl Care als auch die globalen
Arbeitsverhältnisse damit in Verbindung zu stellen.

2. Gruppenarbeit (35-45 Minuten)
Die Anleitenden nennen die Beispiele aus den unterschiedlichen Ländern. Die TN suchen sich eines aus. Die entstandenen Gruppen sollten ungefähr gleich große sein. Die Anleitenden weisen auf die kurzen Präsentationen im Anschluss an die Gruppenphase hin. Nun decken sie noch ein Flipchart mit Leitfragen auf und lesen diese vor. Sie sollen als Hilfestellung für die Bearbeitung dienen.

Leitfragen:

3. Präsentation und Diskussion (15-20 Minuten)
Die Gruppen präsentieren in 5 Minuten ihr Beispiel und beantworten ggf. ein bis zwei Rückfragen. Nach den Präsentationen bringen die Anleitenden den Fokus zurück auf Deutschland und die Verhältnisse vor Ort. Sie schlagen die Brücke zu den globalen Missständen um Care.

4. Statement schreiben (10 Minuten)
Zum Schluss werden die TN ermutigt für den deutschen Kontext (oder ihren Lebensort) eigene Positionen und Forderungen der Veränderung zu formulieren. Das kann z.B. in Form eines Slogans
oder Schaubilds auf einem Demo-Plakat oder als Online-Post sein.

5. Auswertung (15 Minuten)
In einer Abschlussrunde teilen die TN, welche neuen Erkenntnisse und auch Fragen sie im Bezug
zu Care-Arbeit und globaler Gerechtigkeit aus der gemeinsamen Arbeit mitnehmen.

Varianten

Anstelle des interaktiven Einstiegs kann auch ein reiner Kurzvortrag gehalten werden.

Durchführung digital

Die Anleitenden bereiten Break-Out Räume vor. Es wird ebenfalls ein Online-Whiteboard mit den Leitfragen für die Gruppenarbeit erstellt. Pro Fallbeispiel wird ein Dokument mit dem jeweiligen Arbeitsmaterial für die Gruppen bereitgestellt. Der Einstieg kann alternativ in den Break-Out Räumen in Kleingruppen mit jeweils einem Begriff gemacht werden. Ab dann kann der Ablauf wie beschrieben weiterlaufen.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Care-bezogene Missstände und allgemein die globale Ungleichheit sind weder auf Einzellfälle zu reduzieren, noch als „besonders schlimm“ in anderen globalen Kontexten hervorzuheben. Sie sind sozial, politisch und ökonomisch weltweit miteinander verknüpft und haben überwiegend in reichen Ländern wie z.B. Deutschland ihren Ausgangspunkt.

Alle(s) verbunden

Unterschiedliche trans-/nationale Sorgeketten werden von den Teilnehmenden (TN) in Gruppenarbeit erarbeitet und dann präsentiert und an einer Weltkarte visualisiert.

Lernziele

Die TN

Ablauf

Hintergrund
Sorgearbeit (Care-Work) und die Migration von Menschen um Arbeit zu finden, sind verbunden. Mit steigendem Anteil werden Arbeiten im Haushalt oder in der Pflege von migrantischen Arbeitskräften erledigt. Dies ist ein Symptom der gesellschaftlichen Abwertung dieser Arbeiten. Einerseits soll es die Bedingung erfüllen Sorge möglichst kostengünstig oder kostenlos zu organisieren. Andererseits führt es auch zu immer prekäreren Arbeits- und Lebenssituationen für die, die migrieren müssen, d.h. einen unsicheren bzw. illegalisierten Aufenthalts- oder Arbeitsstatus mit schlechtem oder gar keinem Einkommen. Es entstehen Ausbeutungsverhältnisse als auch widerständige und kreative Umgangsweisen um diesen zu begegnen. Das Konzept der (Global) Care Chain beruht auf ein diverses, feministisches Forschungsfeld, was die verbundenen Phänomene und Politiken kritisch untersucht.

Vorbereitung
Für die Gruppenarbeit werden die Texte (siehe Arbeitsmaterial) ausgedruckt und vervielfältigt. Als Darstellungshilfe trans-/nationaler bzw. globaler Verkettungen von Arbeitsverhältnissen wird eine größere Weltkarte empfohlen. Diese sollte vorher gut im Raum sichtbar ausgelegt oder aufgehängt werden.

Durchführung
1. Gruppenarbeit mit Texten (60 Minuten)
Die Teilnehmenden (TN) teilen sich in Gruppen zu je vier bis fünf Personen auf. Jede Gruppe erhält einen Text (siehe Arbeitsmaterial). Die Gruppen lesen den Text und tauschen sich über die zentralen Punkte des Textes aus (ca. 30‘).
Leitfragen können sein:

2. Präsentation der Gruppenarbeit (20-30 Minuten)
In dieser Phase kommen alle Gruppen im Plenum zusammen und sammeln sich um die Weltkarte. Die Gruppen stellen nacheinander die zentralen Punkte ihres Textes und der eigenen Diskussionen vor. Falls noch nicht geschehen, werden nun Klebepunkte zur Markierung auf der Karte platziert.

3. Kurzinput: Das Konzept Global Care Chain und feministische Forschung (10-15 Minuten)
Anschließend halten die Anleitende einen kurzen Input zum Konzept der (Global) Care Chain, klären dabei Begriffe und weisen auf damit verbundene feministische Forschung und naheliegende politische Forderungen hin (siehe Hinweise Arbeitsmaterial). An dieser Stelle sollten die TN noch einmal die Möglichkeit haben Klärungsfragen zu stellen und das Wissen aus der Phase der Gruppenarbeit anzuschließen.

4. Auswertung (15 Minuten)
Die Auswertung erfolgt im Gesamtplenum. Sie kann sich an folgenden Fragen orientieren:

Varianten

Bei der Präsentation der Gruppen können auch Stecknadeln und Faden (z.B. Signalfarbe) verwendet werden, um Migrationswege der Arbeiter*innen darzustellen. Der Kurzinput zu (Global) Care Chains kann je nach Wissensstand der TN gehalten oder weggelassen werden. In letzterem Falle bietet sich aber eine kurze theoretische Einbettung durch die Anleitenden an. Falls der Kurzinput gehalten wird, kann dieser auch an einer anderen Stelle im Ablauf stattfinden. Zur Vorbereitung siehe die Hinweise im Arbeitsmaterial.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Das Thema bietet durch seine Vielfalt an sozialen Dimensionen auch Fallstricke. Migrantische Arbeiter*innen sollten weder zu individualisierten Objekten, noch zu passiven Opfern stilisiert werden. Sie sind selbstständig agierende (widerständige) Akteur*innen. Die Anleitenden sollten durch eine verständliche Kontextualisierung auf den strukturellen Charakter der Verbindung von Migration und Arbeit, im bes. Sorge / Care hinweisen. Eine Weltkarte kann aus dem Materialbestand von Engagement Global kostenlos bezogen werden (Vorteil: nicht-eurozentrische Proportionen der Länder und Kontinente).

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Als ein filmischer Einstieg ins Thema Migration und Care eignet sich die Methode „Un_Sichtbar Global – Film und Gruppenarbeit“, zu finden auch auf www.care-revolution.org

Vorsorgendes Wirtschaften

Die Teilnehmenden (TN) erarbeiten inwiefern sich Care und Degrowth als transformative Ansätze inerhalb einer sozial ökologischen Transformation zusammen denken lassen.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Hintergrund
Die Diskurse rund um Wachstumskritik nehmen bisher vorwiegend den Zusammenhang zwischen Wachstum und Ökologie (Klima, Ressourcen etc.) in den Blick. Im Sinne einer umfassenden gesellschaftlichen Transformation gilt es jedoch, das Soziale und das Ökologische zusammen zu denken.

Vorbereitung
Die Anleitenden haben Grundlagenwissen zu beiden Themenfeldern und haben die online zur Verfügung gestellten Texte gelesen. Diese werden ausgedruckt und vervielfältigt, so dass alle TN einen Text lesen können. Bei Bedarf können auch weitere Texte recherchiert werden.
Ein Flipchart mit den Satzanfängen: “Wir gehören zusammen, weil…” und “Wir sind verbunden,  weil…” muss vorbereitet werden.

Durchführung
1. Textarbeit zu den Themen Care und Degrowth (30 Minuten)
Aus der Gesamtgruppe der TN werden zwei Gruppen gebildet. Eine beschäftigt sich mit dem Thema Degrowth, die andere mit dem Thema Care. Dazu bekommen beide Gruppen Texte zum jeweiligen Thema. Alle TN suchen sich einen Text aus und liest ihn für sich allein.

Texte:


Nach 30 Minuten tauschen sich die TN innerhalb ihrer Gruppe in Kleingruppen von zwei bis vier Personen aus. Leitfragen sind hierfür:

2. Austausch in Paaren (15 Minuten)
Nun kommen alle wieder im großen Kreis zusammen. Alle TN nehmen ihre A4 Blätter mit Notizen mit. Die TN laufen durcheinander und halten sich dabei das A4 Blatt vor den Bauch.
Sobald die Anleitenden „Stop“ sagen, bleiben alle stehen. Nun suchen sich alle TN jeweils eine in der Nähe stehende Person, aus der anderen Themengruppe. Erkennbar sind die Gruppen an den Farben ihrer Notizen. Sie gehen nun in Paaren zusammen und suchen sich einen Platz im Raum, an dem sie in Ruhe arbeiten können. Mit Hilfe ihrer Notizen stellen sie sich gegenseitig das Gelesene vor. Sie können dafür auch die drei Leitfragen aus Schritt eins benutzen.

3. Zusammenführung von Care und Degrowth Diskursen (20 Minuten)
Im Anschluss an diesen Austausch diskutieren sie in den Paaren folgende Leitfragen:
Welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Problemlagen werden sowohl im Konzept Degrowth als auch in Care-Analysen benannt?
Welche Ideen und Visionen zu einem sozial-ökologischen Wandel überschneiden sich in den Texten zu Care und Degrowth?
Nach der Klärung dieser Fragen verteilen die Anleitenden A3 Bögen Papier. Sie präsentieren außerdem ein Flipchart mit der Aufschrift: “Wir gehören zusammen, weil…” und “Wir sind verbunden, weil…”.
Die Aufgabe für die TN besteht nun darin zwei bis drei Slogans zu verfassen, warum Degrowth und Care zusammen gedacht werden sollten. Diese formulieren sie auf den A3 Bögen mit dem vorgegeben Satzanfang. Die Slogans sollten auf Flyer oder Transparente passen.
Nach der Bearbeitungszeit kommen alle wieder zurück ins Plenum und stellen ihre Plakate vor. Sie begründen ihre Aussagen kurz. Jedes Paar klebt ihr Plakat an eine dafür geeignete Wand. Alternativ kann es auch auf den Boden gelegt werden.

4. Auswertung (15 Minuten)
Die Auswertung erfolgt im Gesamtplenum. Sie kann sich an folgenden Fragen orientieren:

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Um aufzuzeigen, wie neue Ideen aus Debatten um Degrowth und Care ganz praktisch umgesetzt werden könnten, eignet sich die Methode „Who cares?“. Im Anschluss können auch konkrete Projekte für eine sozial-ökologische Transformation entwickelt werden. Dafür eignet sich die Methode „Nowtopia“ .

Von Arabica bis Robusta

Die TN erarbeiten die Geschichte des Kaffeehandels anhand von ausgewählten Ereignissen auf einem Zeitstrahl von 1140 bis heute. In Kleingruppen werden verschiedene vorgegebene Ereignisse zeitlich eingeordnet. Anschließend stellen die TN Bezüge zum heutigen Kaffeehandel her und entwickeln Handlungsoptionen.

Vorbereitung
Die Vorbereitung richtet sich nach der Anzahl der TN. Für jede Kleingruppe (sechs bis acht Personen pro Gruppe sind ideal) werden folgende Vorbereitungen vorgenommen:
Die Anleitenden visualisieren pro Gruppe eine Zeitleiste mit dem Zeitraum 1140 bis heute auf dem Boden, z. B. mit Moderationskarten und Kreppband. Dabei muss zwischen dem ersten und dem letzten Datum genügend Platz bleiben, um neun Briefumschläge zu platzieren.
Die Anleitenden bereiten pro Kleingruppe neun Umschläge vor: In jedem Umschlag wird ein geschichtliches Ereignis (siehe Arbeitsmaterial „Ereigniskarten“) versiegelt. Die Umschläge werden zudem außen mit der passenden Überschrift versehen (siehe Arbeitsmaterial „Überschriften“).

Durchführung
1. Gruppenarbeit: zeitliche Einordnung der Ereignisse (25 Minuten)
Die Gruppe wird in Kleingruppen à sechs bis acht Personen aufgeteilt. Jeder Gruppe wird ein Zeitstrahl zugewiesen und sie erhält die neun beschrifteten Umschläge mit den Ereigniskarten. Die TN diskutieren, wann welches Ereignis vermutlich stattgefunden hat und platzieren die Umschläge entsprechend auf dem Zeitstrahl. Anschließend öffnen sie die Umschläge, prüfen ihre Zuordnung und korrigieren sie gegebenenfalls. Danach kommen die Gruppen wieder zusammen. Es werden Verständnisfragen geklärt und bei Bedarf der „Dreieckshandel“ in Form eines kurzen Vortrags eingeführt. Dieser kann je nach Zeitkontingent auch mit einem Videoausschnitt historisch untermauert werden (siehe Tipps für Anleitende).

2. Gruppenarbeit (20 Minuten)
Es werden neue Kleingruppen mit jeweils etwa vier Personen gebildet. In diesen Gruppen diskutieren die TN folgende Fragen. Die wichtigsten Ergebnisse werden auf Moderationskarten visualisiert:

3. Vorstellung der Ergebnisse (15 Minuten)
Die Gruppen präsentieren ihre wichtigsten Ergebnisse in der Gesamtgruppe. Die beschriebenen Moderationskarten der Gruppen werden an einer Pinnwand geclustert, sodass Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Diskussionen sichtbar werden.

4. Auswertung (10 Minuten)
Folgende Impulsfragen können die Einheit abrunden:

10 Vorschläge

In Kleingruppen setzen sich die Teilnehmenden zunächst mit einer politischen Maßnahme zugunsten einer Postwachstumsgesellschaft auseinander und stellen diese anschließend mit ihrem Für und Wider vor. Daraufhin wird gemeinsam ein Schaubild aller Maßnahmen erstellt und die Zusammenhänge zwischen ihnen diskutiert.

Hintergrund
In Diskussionen rund um das Thema Degrowth wird häufig angemerkt, dass die Vorstellungen dazu vage bleiben und der Bezug zur realpolitischen Schritten fehlt. Als Reaktion darauf hat das Forscher_innenkollektiv „Research & Degrowth“ (www.degrowth.org) aus Barcelona 10 Vorschläge für politische Maßnahmen entwickelt und diese in die politische Diskussion in Spanien eingebracht. Die Autor_innen betonen dabei, dass die Umsetzung eines einzelnen Vorschlags allein vermutlich keinen Zugewinn, sondern eine Verschlechterung der derzeitigen Situation bewirken würde. Laut den Autor_innen würde zum Beispiel die Einführung von ökologischen Grenzen (Vorschlag 9, siehe Arbeitsmaterial zum Download) für sich genommen vermutlich zu einer schrumpfenden Produktion und gegebenenfalls zu mehr Arbeitslosigkeit führen. In Kombination mit einer Aufteilung der Arbeit (Vorschlag 2) und einem Grundeinkommen (Vorschlag 3) könnten diese Effekte ausgeglichen werden und die soziale Sicherheit vom Wirtschaftswachstum entkoppelt werden. Deshalb müssen die Vorschläge als Gesamtpaket betrachtet werden, um die negativen Aspekte eines Vorschlags durch positive Auswirkungen eines anderen aufzufangen.

Vorbereitung
Die Anleitenden machen sich mit den 10 Vorschlägen vertraut (siehe Arbeitsblatt). Für eine weitergehende Beschäftigung mit einigen der Forderungen bietet sich das Buch „Degrowth. Handbuch für eine neue Ära“ (von D’Alisa et al. 2016) an.
Das Arbeitsblatt wird in ausreichender Anzahl ausgedruckt und die 10 Vorschläge werden ausgeschnitten.

Durchführung
1. Einführung (5 min)
Die Anleitenden stellen das Thema der Methode vor. Sie erläutern, wer die Autor_innen der 10 Vorschläge sind und wie es zu ihrer Formulierung kam (siehe Hintergrund). Sie weisen dabei darauf hin, dass sie für den Kontext von Spanien und Katalonien geschrieben wurden, sich aber (mit leichten Änderungen) auch auf andere Länder in Europa übertragen lassen.

2. Beschäftigung mit einer politischen Maßnahme in Kleingruppen (15 min)
Die TN werden in insgesamt neun Kleingruppen à zwei bis vier Personen aufgeteilt. Jede Gruppe erhält eine der politischen Maßnahmen. Die 10. Maßnahme (Abschaffung des BIP als Indikator) behalten die Anleitenden zunächst bei sich.

Die TN diskutieren folgende Leitfragen:

Falls die TN zunächst keine eigenen Ideen haben, worauf sich die politischen Maßnahmen auswirken könnten, können die Anleitenden Anregungen geben, indem sie fragen, welche Auswirkungen die jeweilige Maßnahme auf z. B. die Erfüllung der Grundbedürfnisse, den Verbrauch natürlicher Ressourcen oder die soziale Ungleichheit haben.

3. Kurzpräsentationen (10 min)
Nach der intensiven Auseinandersetzung mit einem der 10 Vorschläge erstellt jede Kleingruppe ein Symbol für ihre Maßnahme auf einer Moderationskarte. Die Kleingruppen stellen nacheinander die Grundzüge ihrer politischen Maßnahme vor – dabei soll es ganz bewusst noch nicht um die positiven und negativen Folgen dieses Vorschlags gehen – und pinnen ihr Symbol an die Tafel/das Brownpaper, sodass alle Symbole zusammen einen Kreis bilden.

4. Interaktion der Maßnahmen (20 min)
Im nächsten Schritt soll es darum gehen, wie die verschiedenen Vorschläge zusammenhängen. Dazu wird in die Runde gefragt, welche Kleingruppe beginnen möchte, eine der Auswirkungen zu benennen, die sie als besonders wichtig oder problematisch erachtet. Die Anleitenden schreiben die Auswirkung als Stichwort auf eine Moderationskarte und platzieren diese im Schaubild innerhalb des Kreises der Vorschläge/Symbole (siehe Arbeitsmaterial Schaubild).
Anschließend zeichnen sie eine Linie zwischen der Maßnahme und der Auswirkung: in Rot, wenn die Auswirkung als negativ eingeschätzt wurde; in Grün, wenn die Auswirkung als positiv eingeschätzt wurde. Daraufhin wird in die Runde gefragt, ob andere die gleiche Auswirkung durch ihre eigenen Maßnahmen identifiziert haben. Die jeweiligen Verbindungen werden ergänzt. So entsteht das Schaubild, bis alle wichtigen Auswirkungen integriert und alle Verbindungslinien gezogen wurden. Falls das Schaubild ab einem bestimmten Punkt unübersichtlich wird, kann auch abgebrochen oder weitere, weniger wichtige Auswirkungen können außerhalb des Schaubilds festgehalten werden.

5. 10. Vorschlag – Überleitung zur Auswertung (5 min)
Von den Anleitenden wird nun der 10. Vorschlag „Schafft das BIP als Indikator für wirtschaftlichen Fortschritt ab“ vorgelesen, mit der anschließenden Frage: „Warum ist es wichtig, die Einführung der genannten Vorschläge mit der Abschaffung des BIP als derzeit wichtigstem Indikator für unseren Wohlstand zu kombinieren?“

Auswertung
Für die Auswertung sollte das Schaubild für alle weiterhin gut sichtbar sein. Dabei können folgende Fragen diskutiert werden:

Quellen:
D’Alisa, Giacomo/Demaria, Federico/Kallis, Giorgos: Degrowth. Handbuch für eine neue Ära. München 2016.
Kallis, Giorgos (mit Research & Degrowth): 10 Policy Proposals for the New Left. www.degrowth.org/2015/05/15/yes-we-can-prosper-without-growth
Wir bedanken uns bei Research & Degrowth für die Erlaubnis zur Nutzung der 10 Vorschläge für diese Methode.

Von Steuern, die steuern

Die Teilnehmenden nähern sich der Bedeutung von Steuern für eine sozial-ökologische Transformation an. In Kleingruppen beschäftigen sie sich mit den besteuerten Faktoren Arbeit, Umweltbelastung, Kapital. Zuerst diskutieren die Kleingruppen, welche Auswirkungen es hat, wenn ein Faktor gering oder hoch besteuert wird. Darauf aufbauend überlegen die TN in den Kleingruppen, wie sie im Sinne einer sozial-ökologischen Steuerreform die Besteuerung ihres Faktors verändern würden. Im dritten Schritt stellen sich die TN in einem Gruppenpuzzle ihre Ergebnisse vor und diskutieren sie.

Video zum Einstieg

Vorbereitung
Wir empfehlen den Anleitenden zur Vorbereitung die Lektüre der Hintergrundtexte. Im Raum werden drei Gruppentische benötigt, mit ausreichend Stühlen für die TN.
Die Anleitenden visualisieren in Anlehnung an das Arbeitsblatt für TN (siehe Arbeitsmaterial) die derzeitige Verteilung der Steuer- und Abgabenbelastung auf die drei Faktoren Arbeit (ca. 63%), Kapital (ca. 12%), Umweltbelastung (ca. 5%) und Sonstige (20%).
Für die Gruppenarbeit wird Flipchartpapier bereitgelegt.

Durchführung
1. (10 Minuten) Einstieg
Die Anleitenden geben eine kurze Einführung, in der sie die Debatte um die sozial-ökologische Steuerreform vorstellen (Notwendigkeit, Wirkungsweise). Dafür kann z. B. das kurze Einstiegsvideo mit Damian Ludewig (ehemaliger Geschäftsführer bei der Organisation Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft) im Material genutzt werden. Andernfalls gibt es Hintergrundtexte für Anleitende im Material zum Download.

2. (50 Minuten) Kleingruppenphase
Die Gruppe teilt sich in drei Kleingruppen, die sich dann in drei Schritten mit je einem Steuerfaktor (Arbeit, Kapital oder Umweltbelastung) näher beschäftigen. Wir empfehlen, je nach Gruppe lieber von „Bereich“ zu sprechen, anstatt den sehr technischen Ausdruck „Faktor“ zu verwenden.
a) Im ersten Schritt geht es darum, zu verstehen, was der jeweilige Faktor oder Bereich eigentlich umfasst. Dazu lesen die TN den kurzen Arbeitstext zu ihrem Gruppenthema. Die Anleitenden sollten dabei präsent sein, um ggf. Rückfragen klären zu können. Anschließend wird die Gruppenarbeit kurz unterbrochen und die Anleitenden stellen den TN die aktuelle Verteilung der Steuerlast auf die Bereiche anhand des vorbereiteten Schaubilds vor.
b) Im zweiten Schritt haben die Kleingruppen jetzt die Aufgabe, zu überlegen, welche Auswirkungen die aktuell niedrige oder hohe Besteuerung ihres Bereichs hat: Was wird dadurch billiger oder teurer? Welches Handeln wird dadurch attraktiver oder weniger attraktiv? Die Gruppe notiert ihre Antworten, sodass sie später für das Gruppenpuzzle genutzt werden können.
c) Im dritten Schritt erhalten die Kleingruppen je ein Arbeitsblatt pro TN zur Neuverteilung der Steuerlast. Sie überlegen nun gemeinsam, welche Höhe der Steuerlast im eigenen Faktor/Bereich sie im Sinne einer sozial-ökologischen Steuerreform (im Vergleich zur aktuellen Situation) für sinnvoll halten. Diesen Anteil markieren sie auf ihren Arbeitsblättern in der jeweiligen Farbe ihres Faktors/Bereichs.

3. (20 Minuten) Diskussion: Gruppenpuzzle
Jetzt folgt der Austausch mit Vertreter*innen der anderen Kleingruppen. Dafür werden vier neue Gruppen gebildet. In jeder neuen Gruppe sollte mindestens eine Expertin oder ein Experte für jeden Bereich vertreten sein. Die Expert*innen stellen sich ihre Vorschläge nacheinander vor, erklären, warum sie den gewählten Anteil für sinnvoll halten, und diskutieren sie. Am Ende soll sich jede Expert*innenrunde auf einen Vorschlag einigen, wie sie ihre Faktoren zusammensetzen würden. Diesen visualisieren sie auf dem vorbereiteten Flipchartpapier.

Auswertung
Die Gruppe kommt jetzt wieder im Stuhlkreis zusammen. Die Vorschläge der Kleingruppen aus dem Puzzle werden vorgestellt und miteinander verglichen. Anschließend wird der Prozess mit der Gruppe reflektiert:

Im Hinterzimmer

Kurzbeschreibung

Die TN beschäftigen sich durch ein Fallbeispiel mit dem Thema Lobbyismus. Spielerisch werden die Durchsetzungsmöglichkeiten verschiedener Interessengruppen gegeneinander abgewogen.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Hintergrund

Im Sommer 2010 veröffentlichte eine Gruppe von zunächst 22 europäischen Parlamentsabgeordneten einen Aufruf zur zivilgesellschaftlichen Überwachung der Finanzmärkte. Dieser Aufruf stellte sowohl einen Hilferuf als auch eine Warnung dar: Diese Abgeordneten waren seit der Finanzkrise mit immer mehr technischen Gesetzen zur Regulierung der Finanzmärkte beschäftigt und wurden in dieser Funktion mit Kontaktanfragen von Vertreter*innen der Finanzindustrie geradezu überschwemmt. Auf der anderen Seite fehlte eine gut informierte zivilgesellschaftliche Kraft, die ein Gegengewicht zur Position der Finanzindustrie hätte einnehmen können. Innerhalb dieser parteiübergreifenden Gruppe von Abgeordneten wuchs deshalb die Besorgnis, dass eine Unausgewogenheit der Lobbys auf dem Gebiet der Finanzmärkte zu undemokratischen Ergebnissen führen könnte. Der Aufruf fand hohen Anklang und

Unterstützung in Brüssel und darüber hinaus. In den darauffolgenden fünf Monaten unterzeichneten ihn mehr als 160 Abgeordnete und gewählte Repräsentant*innen aus einer Vielzahl verschiedener Parteien und EU-Mitgliedstaaten. Im April 2011 wurde als weitere Konsequenz die unabhängige Organisation „Finance Watch“ gegründet, die nun die Stimme der Gesellschaft bei Reformen des Finanzmarktes vertreten soll (vgl. www.finance-watch.org/ueber-uns/warum-finance-watch). Dieser Aufruf ist der Ausgangspunkt, von dem aus die Rolle von Lobbyismus, also der Vertretung mächtiger Interessengruppen analysiert und verständlich gemacht werden soll. Am Ende stehen die Fragen, welche Rolle Lobbyismus für das Voranbringen oder Verhindern gesellschaftlichen Wandels spielt und welche Möglichkeiten der Einflussnahme wir als Zivilgesellschaft haben.

Vorbereitung

Der Aufruf und der Arbeitstext sollen in ausreichender Anzahl ausgedruckt zur Verfügung stehen. Der Beamer wird aufgebaut. Im Raum wird ein Kleiderbügel mit einer Krawatte oder einer Fliege angebracht. An beiden Seiten des Bügels werden Schnüre befestigt, an denen später mit Wäscheklammern die beschrifteten Moderationskarten aufgehängt werden (siehe Visualisierung).

Ablauf

1. (5 Minuten) Aufruf vorlesen

Zunächst wird der „Aufruf europäischer Abgeordneter zur zivilgesellschaftlichen Überwachung der Finanzmärkte“ für alle vorgelesen. Das Vorlesen kann ein wenig in Szene gesetzt werden, um die Brisanz des Textes hervorzuheben. Anschließend werden Verständnisfragen geklärt.

2. (5 Minuten) Begriffserklärung

Dann wird anhand des Schemas zu Lobbyismus (Arbeitsmaterial) der Begriff „Lobbyismus“ geklärt. Die Powerpoint-Folie ist für die Präsentation so animiert, dass das Schema nach und nach entwickelt werden kann: Es werden zunächst die Funktionen von Lobbyismus für den Austausch zwischen Politik und Interessenverbänden beleuchtet. Dann werden anhand der Mittel, die Interessengruppen zur Erreichung ihrer Ziele einsetzen, zwischen Lobbyismus im „engen“ und „weiten“ Sinn unterschieden. Lobbyismus im „engen“ Sinn umfasst die Einflussnahme über bezahlte Lobbyisten, die in den „Vorhallen der Parlamente“ (= Lobby) Einfluss auf Entscheidungs-träger*innen nehmen. Zu Lobbyismus im „weiten“ Sinn zählt dagegen auch Interessenpolitik über die Öffentlichkeit, insbesondere über die Medien.

3. (15 Minuten) Funktionen von Lobbyismus

In einer anschließenden kurzen Diskussionsrunde tragen die TN erste positive und negative Aspekte von Lobbyismus zusammen. Auf der einen Hälfte des Flipcharts werden zunächst noch einmal die definierten Funktionen von Lobbyismus in Erinnerung gerufen und ggf. ausdifferenziert, auf der anderen Hälfte werden kritische Punkte gesammelt:

>Warum gibt es Lobbyismus? Welche Funktion erfüllt er für politische Entscheidungsträger*innen > Welche Probleme sind damit für eine demokratische Gesellschaft verbunden?

4. (15-20 Minuten) Textarbeit in Gruppen

Im nächsten Schritt werden anhand eines konkreten Beispiels – der Automobilindustrie – die Möglichkeiten von Konzernen untersucht, Einfluss auf Politikentscheidungen zu nehmen. Zunächst werden die TN in drei Gruppen eingeteilt – in die „Autolobbyisten“, die „Umweltlobbyisten“ und die „Regierung“. Alle Mitglieder der drei Gruppen erhalten und lesen anschließend den Arbeitstext „Die Autoindustrie und die Regelung der Pkw-Effizienzlabel“ (siehe Arbeitsmaterial). Dann filtern die „Autolobbyisten“ heraus, wie „die Autoindustrie“ im Fallbeispiel vorgegangen ist, um ihre Interessen durchzusetzen. Die „Umweltlobbyisten“ tun das Gleiche für die Aktivitäten der Umweltverbände. Die „Regierung“ sammelt im Text alle Informationen über das Verhalten der Regierung bzw. der öffentlichen Institutionen. Die Gruppen fassen ihre Ergebnisse zusammen und halten sie auf Moderationskarten fest.

5. (25 Minuten) Zusammentragen an der „Waage“

Dann werden die Ergebnisse im Plenum zusammengetragen. Dafür wird die vorbereitete Kleiderbügel-Waage (siehe Visualisierung im Arbeitsmaterial) in die Mitte gehängt. Jetzt befestigen zunächst die „Autolobbyisten“ und dann die „Umweltlobbyisten“ ihre Moderationskarten mit Wäscheklammern an der Waage. Zuletzt werden die Karten der „Regierung“ neben die Waage an die Wand gehängt oder auf den Boden gelegt. Anschließend können weitere Formen von Lobbyismus, die den TN bekannt sind, ergänzt werden.

6. (10 Minuten) Diskussion

Dann wird das Fallbeispiel anhand folgender Fragen diskutiert:

> Wie unterscheiden sich die Mittel, die den beiden gegenüberstehenden Akteuren zur Verfügung stehen?

> Welche Mittel haltet ihr für besonders wichtig für eine erfolgreiche Interessenvertretung?

> Welche Rolle spielen finanzielle Mittel? Welche Rolle spielt die Öffentlichkeit?

> Wie könnte man Ungleichgewichte stärker ausbalancieren, bei denen „mächtige“ Akteure z. B. aus der Wirtschaft begünstigt sind? Wie könnten benachteiligte Gruppen einen besseren Zugang erlangen?

7. (15 Minuten) Auswertung

Die Auswertung soll dazu anregen, dass die TN einen persönlichen Bezug zwischen sich und dem Thema herstellen und Handlungsperspektiven erkennen. Die Auswertung kann anhand folgender Fragen erfolgen:

> Was hat euch überrascht? Was war für euch neu im Hinblick auf die Funktionsweisen von Lobbyismus?

> Durch welche Interessengruppen fühlt ihr euch repräsentiert? Warum (nicht)?

> Welche Möglichkeiten haben wir selbst, unsere Interessen durchzusetzen?

> Welche Rolle spielt Lobbyismus für gesellschaftlichen Wandel bzw. dessen Verhinderung

Varianten

Bei fortgeschrittenen Gruppen kann die Lobbyismus-Definition auch über ein Zurufgespräch gemeinsam erarbeitet werden.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Bei jüngeren Gruppen ist es möglich, dass die TN bei der Auswertung Schwierigkeiten haben, vom konkreten Fallbeispiel zu abstrahieren und die Vielfalt der eingesetzten Mittel zu verstehen. Deshalb kann es hilfreich sein, bekannte Mittel von Lobbyist*innen vorher zu benennen oder von den TN über Zuruf zu sammeln, z. B. Materielle Unterstützung/Geld, persönliche Beziehungen, Bereitstellung von Informationen, Beratungsangebote, Drohen mit negativen Konsequenzen, Öffentlichkeitsarbeit … Für eine allgemeine Einführung in das Thema Lobbyismus zur Vorbereitung für Anleitende eignet sich: Bundeszentrale für politische Bildung (2006): Verbände und Lobbyismus, online verfügbar unter: www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/29791/verbaende-und-lobbyismus. Eine klar Wirtschaftslobby-kritische Perspektive findet sich in Veröffentlichungen von LobbyControl, z. B. Der Lobbyreport 2013, online verfügbar unter: www.lobbycontrol.de/wp-content/uploads/Lobbyreport2013.pdf

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Zur Weiterarbeit zum Thema Lobbyismus eignen sich die Forderungen von Transparency International – Deutschland (Hg.): Lobbying in Deutschland erkennen. Berlin 2014, S. 5. Online verfügbar unter: www.lobbycontrol.de/wp-content/uploads/Lobbying_in_Deutschland_2014.pdf Wenn weitere eigene Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden sollen, eignet sich die Methode „Eine andere Welt im Bau 2.0“ (Grundlagen). Zur Weiterarbeit zu verschiedenen Ebenen und Akteuren gesellschaftlichen Wandels empfehlen wir die Methode „Wer macht den Wandel?“ (Methodenheft „Endlich Wachstum!“, Kapitel 5).

Die TN beschäftigen sich anhand eines Begriffsschemas und eines konkreten Fallbeispiels mit dem Thema Lobbyismus. Mithilfe einer symbolischen Waage werden die Möglichkeiten unterschiedlicher Interessengruppen, ihre jeweiligen Interessen durchzusetzen, gegeneinander abgewogen.