Alternativen
Wer macht den Wandel?
Über Handlungs- und Einflussmöglichkeiten auf unterschiedlichen Ebenen
Wer macht den Wandel?
Die Teilnehmenden lernen, wie Wandel gestaltet werden kann, wer wie Einfluss nimmt und wo Potenziale und Hindernisse liegen.
Wer macht den Wandel?
Format: Gruppenarbeit
Barrieren: Hören, Komplexität, Lesen, Sehen
Material: Marker, farbige Moderationskarten, Papier für Pfeile, Schaubild zum Download
In dieser Methode versuchen die Teilnehmenden nachzuvollziehen, wie Wandel gestaltet werden kann, welche Akteur*innen wie Einfluss nehmen und wo Potenziale und Hindernisse liegen. Dies soll die Komplexität von Transformation verdeutlichen, aber auch zu aktiver Teilnahme daran motivieren.
Die TN bilden dafür eine Akteur*innen-Landschaft im Seminarraum ab. Sie nehmen die Perspektiven wichtiger Akteur*innen der Gegenwart ein, die zu gesellschaftlicher Veränderung im nationalstaatlichen Rahmen beitragen. Sie erarbeiten Handlungs- und Einflussmöglichkeiten auf und zwischen diesen Ebenen und diskutieren bestehende Machtverhältnisse.
Vorbereitung
Die Anleitenden markieren auf dem Boden mit Kreppband vier Kreise entsprechend dem Schaubild (siehe: Material) und ordnen diese den gesellschaftlichen Ebenen „Individuum“ (größerer Kreis in der Mitte), „Politik“, „Unternehmen“ und „Zivilgesellschaft“ (kleinere Kreise darum) zu.
Moderationskarten und vorbereitete Papierpfeile werden bereitgelegt.
Ablauf
- Einstieg (10 Minuten)
Die TN sitzen im Stuhlkreis um das vorbereitete Schaubild.
Nun wird den Teilnehmenden die Methode erklärt. Wichtig dafür ist der Hinweis, dass es vorerst nur um das Hier (z.B. Deutschland, Europa) und Jetzt geht.
2. Start (10 Minuten)
Je nach Raumgröße stellen sich alle TN in den großen, mit „Individuum“ bezeichneten Kreis.
Die Anleitenden erklären, dass die Methode vom Individuum, d. h. von uns allen ausgeht: Wir leben zusammen in einer Gesellschaft, in der wir verschiedenste Rollen einnehmen können, die wir gemeinsam ausgestalten können. So können wir einerseits als Privatperson (Arbeitnehmer*in, Konsument*in, Wähler*in, …), andererseits aber auch als Unternehmer*in, als Politiker*in oder als Aktive in der Zivilgesellschaft zu Veränderung beitragen.
Von hier aus werden die TN eingeladen, sich je eine der vier Akteur*innen-Ebenen auszusuchen, mit deren Veränderungspotenzial sie sich weiter beschäftigen möchten. Dafür gehen sie in den entsprechenden Außenkreis oder bleiben im Innenkreis, wenn sie sich mit dem individuellen Ansatz beschäftigen möchten. Ähnlich große Gruppen sind von Vorteil.
3. Kleingruppen (10 Minuten)
In Kleingruppen beschäftigen sich die TN nun mit der ersten Frage, die an der Wand visualisiert wird: „Was könnt ihr bzw. Menschen, die in diesem Bereich tätig sind, tun, um etwas zu verändern?“
Diese Frage kann folgende Aspekte umfassen: Was ist der Ansatz der jeweiligen Akteur*innen? Was machen sie als Politiker*in, Unternehmer*in, um in ihrem Feld etwas im Großen oder Kleinen zu verändern? Je nach Abstraktionsfähigkeit der Gruppe kann diese Frage gespalten werden in a) grundsätzliche Handlungsweisen und b) konkrete Beispiele.
Die TN bekommen dafür Moderationskarten und schreiben ihre Antworten in Stichworten auf.
3. Zweite Frage (15 Minuten)
Dann beschäftigen sich die Teilnehmenden mit der zweiten Frage, die ebenfalls visualisiert wird: „Wie könnt ihr von eurem Bereich aus Einfluss auf die anderen Akteur*innen nehmen?“
Dafür verteilen die Teamenden die vorbereiteten Papierpfeile. Die TN überlegen sich ausgehend vom eigenen für alle anderen Akteur*innen-Felder, wie sie auf dieses wirken können, um gesellschaftliche Veränderungen voranzubringen. Die Antworten werden in Stichpunkten auf die Pfeile geschrieben.
3. Schaubild ausfüllen (10 Minuten)
Die TN setzen sich wieder in den Stuhlkreis. Jetzt wird das Schaubild am Boden in zwei Phasen gefüllt. Zuerst stellt die Gruppe aus dem individuellen Bereich ihre Handlungsmöglichkeiten auf den Moderationskarten dar und legt sie in ihren Kreis, dann die weiteren Gruppen. Nach jeder Gruppe können Verständnisfragen gestellt werden. Sind alle Karten ausgelegt, haben alle nochmal die Möglichkeit, Handlungsmöglichkeiten zu ergänzen. In der zweiten Phase stellen die Gruppen analog ihre Einflusspfeile vor und legen sie in das Schaubild (→ Schaubild im Material).
4. Auswertung (10 Minuten)
Folgende Fragen könnten in der Auswertung thematisiert werden:
- Fehlen Akteur*innen? Wie steht es um Kirchen, Wissenschaft, Medien, Gewerkschaften etc.? Können diese einer der vier Ebenen zugeordnet werden?
- Für wie stark haltet ihr das Veränderungspotenzial der verschiedenen Akteur*innen? Wer ist entscheidend für den Wandel?
- Wie einfach oder schwierig ist es, in die unterschiedlichen Bereiche hineinzukommen, d. h. Politiker*in, Unternehmer*in, zivilgesellschaftlich aktiv zu werden? Wie könnte das erleichtert werden?
- Wie einfach oder schwierig schätzt ihr es ein, innerhalb der verschiedenen Bereichen selbst etwas zu verändern? Wer hat die Entscheidungsmacht in den jeweiligen Feldern? Wo seht ihr Hindernisse oder Interessen, die Veränderungen erschweren?
- Was müsste sich ändern, damit in den Bereichen Veränderung einfacher umgesetzt werden kann? Welche Einflüsse sollten eurer Meinung nach gestärkt, welche abgebaut werden?
- Wo seht ihr Möglichkeiten, wirkmächtige Bündnisse zwischen den Akteur*innen aufzubauen? Wo kennt ihr solche heute bereits?
- (Wo) werden hierbei die „Interessen“ der Natur/Umwelt vertreten und berücksichtigt? Welche Kraft haben diese? (Wo) werden hierbei die Interessen der Menschen im Globalen Süden vertreten und berücksichtigt? Welche Kraft haben diese?
Varianten
Alternativ lässt sich die Akteur*innen-Landschaft statt auf dem Boden auch auf einer Metaplanwand oder an der Tafel als Schaubild darstellen. Die TN erarbeiten dann die verschiedenen Aspekte dazu in Kleingruppen und fügen ihre Ergebnisse auf Moderationskarten in das Schaubild ein.
Je nach Gruppe kann die Methode auch auf regionale oder globale Systeme angewandt werden.
Tipps und Hinweise für Anleitende
Es ist wichtig zu betonen, dass die TN während der Gruppenphase aus der Perspektive der jeweiligen Akteur*innen denken. Die Gefahr besteht, dass die TN Schwierigkeiten haben, von ihrer eigenen Situation zu abstrahieren.
Zur Vorbereitung für die Anleitenden eignet sich gut das Video: The story of Change (http://storyofstuff.org/movies/story-of-change/. (Das Video ist derzeit noch nicht auf Deutsch verfügbar). Bei englischsprachigen Gruppen kann das Video auch zum Einstieg oder Abschluss der Methode mit den TN geschaut werden.
Zur Vorbereitung empfehlen wir folgenden Artikel von Ulrich Brand: „Gesucht: Ein neues globales Wohlstandsmodell – Sozial-ökologische Transformation braucht progressive Strategien und breite Bündnisse“ ( http://www.ipg-journal.de/rubriken/nachhaltigkeit-energie-und-klimapolitik/artikel/gesucht-ein-neues-globales-wohlstandsmodell-359/