Digitalisierung
Wer bestimmt im Internet?
Ein Gespräch zu Machtverhältnissen in einer digitalisierten Welt
Wer bestimmt im Internet?
Die Teilnehmenden tauschen sich in einem moderierten und ergebnisoffenen Gespräch zu der Frage »Wer bestimmt eigentlich im Internet?« aus.
Wer bestimmt im Internet?
Format: Spiel
Barrieren: Hören, Komplexität, Sehen
Material: Mindmap »Wer bestimmt eigentlich im Internet?« als Moderationshilfe für die Anleitenden und ein kleiner Ball
Zugänglichkeit: niedrigschwellig
Kurzbeschreibung
Die Teilnehmenden tauschen sich in einem moderierten und ergebnisoffenen Gespräch zu der Frage »Wer bestimmt eigentlich im Internet?« aus.
Lernziele
Die Teilnehmenden …
- machen sich das Thema Machtverhältnisse und Digitalisierung / Digitalisierter Kapitalismus über eigene Gedanken und Erfahrungen zugänglich.
- betrachten die Rolle verschiedener Akteure und deren Verhältnisse zueinander und erkennen Zusammenhänge.
- reflektieren das Internet als Raum von Machtverhältnissen und Demokratie und ihre eigene Rolle darin.
Ablauf
Im Raum wird ein Stuhlkreis aufgebaut.
Das Mindmap (siehe Material) ist eine Unterstützung, um die Bandbreite der Frage zu überblicken. Als Vorbereitung können Anleitende das Mindmap mit eigenen Ideen und Assoziationen ergänzen, um das Thema für sich zu durchleuchten. Es dient als Orientierung und ist nicht dazu gedacht, im Gespräch abgearbeitet zu werden. Das Gespräch kann sich in eine andere Richtung entwickeln und das Feld des Mindmaps verlassen. Wenn das Gespräch aber zu weit von der eigentlichen Fragestellung abschweift, hilft das Mindmap, wieder in das Feld zurückzukehren und eine neue Richtung einzuschlagen. Sicher werden Fragen auch offen bleiben, daraus ergeben sich ggf. Fragen für die Weiterarbeit.
Für die abschließende Zusammenfassung durch die Gesprächsleitung sollte im Mindmap während des Gesprächs der Verlauf und wichtige Aspekte grob in Stichworten festgehalten werden.
Durchführung
1. Erläuterung des Spiels (5 Minuten)
Die Teilnehmenden kommen im Stuhlkreis zusammen. Die visualisierte Frage »Wer bestimmt eigentlich im Internet?« wird in die Mitte gelegt.
Bei Teilnehmenden, die sich bei Gruppengesprächen sicher fühlen, beginnt das Gespräch direkt in der Gesamtgruppe, für damit unerfahrenere Gruppen siehe Variante.
Bevor das Gruppengespräch beginnt, werden die folgenden Gesprächsregeln kurz erklärt: Es gibt einen Ball – nur wer diesen in der Hand hält, spricht. Die anderen hören gut zu und lassen die Person ausreden. Die Gesprächsleitung wirft den Ball einer Person zu. Wenn diese fertig ist, wirft sie den Ball zurück an die Leitung. In Gruppen mit Gesprächserfahrung können die Teilnehmenden sich den Ball auch direkt gegenseitig zuwerfen.
Sie sollen dabei beachten, dass alle, die ein Zeichen geben, zu Wort kommen. Zusätzlich können gemeinsam weitere Gesprächsregeln vereinbart werden.
2. Zweite Runde (25-40 Minuten)
Das Gespräch beginnt jetzt damit, dass die anleitende Person die Ausgangsfrage noch einmal an die Gruppe stellt und der ersten Person, die sprechen möchte, den Ball zuwirft. Davon ausgehend nimmt dann das Gespräch seinen Lauf (zur Rolle der Anleitenden dabei siehe Tipps für Anleitende unten). Das Gespräch kann 25 bis 40 Minuten dauern, je nachdem, wie viel das Thema für die Gruppe hergibt. Das Ende des Gesprächs können die Anleitenden setzen, z. B. indem eine Sanduhr in die Mitte gestellt wird. Wenn der Sand durchgelaufen ist, wird das Gespräch beendet. Ggf. sind dann noch nicht alle Aspekte abschließend besprochen, das liegt in der Natur der Frage.
3. Auswertung (15 Minuten)
Am Ende fasst die anleitende Person das Gespräch kurz zusammen und bittet die Teilnehmenden um eine abschließende Blitzlichtrunde, in der die Teilnehmenden reihum folgende Frage beantworten (wer nichts mehr sagen möchte, kann den Ball auch weitergeben): »Was nimmst du für dich als eine wichtige Erkenntnis oder neu aufgekommene Frage aus dem Gespräch mit?«
Das Gespräch kann anschließend mit einer Daumenrunde ausgewertet werden. Hierfür schließen alle Teilnehmenden die Augen und strecken ihre Faust nach vorne. Wenn sie die folgenden Auswertungsfragen für sich mit »Ja« beantworten, strecken sie den Daumen nach oben (Daumen hoch), wenn sie sie mit »Nein« beantworten, halten sie den Daumen nach unten (Daumen runter). Sie können mit dem Daumen aber auch einen Mittelwert anzeigen. Nacheinander werden folgende Auswertungsfragen genannt:
- Konntest du gut zuhören?
- Hast du das Gefühl, dir wurde zugehört?
- Konntest du dich auf deine Art und Weise beteiligen?
- Hast du dich in der Gruppe wohl gefühlt?
- Hast du Neues gehört oder gedacht?
- War es für dich interessant?
Varianten
Bei Teilnehmenden, die Gruppengespräche nicht gewohnt sind, kann hier zunächst eine Kleingruppenarbeit anschließen. In Kleingruppen können sich die Teilnehmenden dann ca. 10 Minuten dazu austauschen, a) worüber sie selbst im Internet bestimmen und b) worüber andere bestimmen und wer das jeweils ist. Die Kleingruppen kommen dann wieder zusammen und das Gespräch beginnt damit, dass die Kleingruppen kurz davon erzählen, worüber sie gesprochen haben. Bei Gruppen, die im Gespräch gut aufeinander achten, kann das Gespräch auch ohne Ball geführt werden.
Tipps und Hinweise für Anleitende
Die Rolle der Gesprächsleitung ist sehr wichtig. Die anleitende Person gibt den Einstieg und die Frage vor und achtet darauf, dass die vereinbarten Gesprächsregeln eingehalten werden. Bei dem Gespräch geht es nicht vorrangig um das Erreichen einer bestimmten Erkenntnis, sondern um das wirkliche Interesse an der Fragestellung. Die Gesprächsleitung liefert keine inhaltlichen Beiträge, um die Aussagen nicht bewusst oder unbewusst zu werten. Der Verlauf des Gesprächs wird so weit wie möglich den Teilnehmenden überlassen. Um den Erkenntnisgewinn der Gruppe zu unterstützen, fasst die Leitung immer wieder die verschiedenen Gedanken zusammen und stellt Bezüge unter den Beiträgen her, indem z. B. gefragt wird, wie zwei Aussagen zusammenhängen oder was die anderen dazu denken. Die Leitung kann auf Widersprüche aufmerksam machen und bei unverständlichen Aussagen nachhaken oder in die Gruppe fragen, ob jemand den Gedanken mit anderen Worten erklären kann. Die Leitung regt dazu an, Meinungen zu begründen, Beispiele zu nennen, Behauptungen zu hinterfragen und Aussagen zu differenzieren. Sie kann auch provokante Rückfragen einwerfen, jedoch ohne eigene Positionierung. Wenn das Gespräch stockt, kann die Leitung neue Impulsfragen einwerfen, achtet dabei jedoch darauf, dass das Gespräch nicht von Thema zu Thema springt, sondern der einzelne Punkt wirklich genau geklärt wird. Impulsfragen sollten nicht eindeutig zu beantworten sein, sie sollten den Kern einer Sache ergründen, nach Bedeutung und Sinn fragen und ergebnisoffen gestaltet sein.
Möglichkeiten zur Weiterarbeit
Die Methode ist als Einstiegsübung in das Thema gedacht und bietet Anschlussmöglichkeiten zu allen weiteren Methoden. Sie kann es erleichtern, in folgenden Methoden den Zusammenhang zwischen dem jeweiligen Thema und (globalen) gesellschaftlichen Machtverhältnissen zu erkennen und zu besprechen.