Alternativen
Thinking beyond the box
Spielerischer Einstieg in das Thema „Alternativen“
Thinking beyond the box
Dieses kurzes Spiel verdeutlicht, dass unser Blickwinkel durch kulturelle Rahmen begrenzt ist.
Thinking beyond the box
Format: Spiel
Barrieren: Bewegung, Sehen
Die Übung eignet sich als spielerischer Einstieg in das Thema „Alternativen“. Ein kurzes Spiel verdeutlicht, dass unser Blickwinkel durch kulturelle Rahmen begrenzt ist. In der Auswertung tauschen sich die Teilnehmenden zu Alternativlosigkeit und Alternativen in Bezug auf unser Wirtschaftssystem aus.
Hintergrund
Gesellschaften haben Filter, durch die sie die Welt sehen, Probleme definieren und nach Lösungen suchen. Dazu gehören u.a. wissenschaftliche Theorien und Annahmen, politische Ideologien und mentale Infrastrukturen. Diese Filter lenken unseren Blick auf bestimmte Ausschnitte der Wirklichkeit und lassen andere im Dunkeln. In Bezug auf unser Wirtschaftssystem ist daraus ein gesellschaftlicher Tunnelblick geworden, durch den Möglichkeiten jenseits eines wachstumsbasierten Kapitalismus kaum noch wahrgenommen werden. Bekannt ist die von der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher (Regierungszeit 1979-1990) geprägten Sicht „TINA – There Is No Alternative“ („TINA – es gibt keine Alternative“), die sich auf den Neoliberalismus bezog. Auch heute ist oft die Rede von Alternativlosigkeit.
Doch neue Überlebensbedingungen in Anbetracht von Klimawandel, dem Verlust der Biodiversität, globaler Ungleichheit und weiteren Krisen erfordern neue Strategien.
Jared Diamond beschreibt in seinem Buch „Kollaps“, woran Gesellschaften wie die Mayas oder die grönländischen Wikinger historisch gescheitert sind. Ein Merkmal ihres Scheiterns war, dass sie, wenn ihre Überlebensbedingungen gefährdet waren, alle Strategien verstärkt haben, die bisher erfolgreich gewesen waren. Wenn z. B. die Böden schlechter wurden, baute man intensiver an und verstärkte die Erosion. Dasselbe passiert heute in unserer Gesellschaft. Wenn die Fischbestände knapp werden, wird intensiver mit dichteren und größeren Netzen gefischt. Wenn Erdöl schwieriger zu fördern und peak oil überschritten ist, bohrt man tiefer trotz größerer Umweltrisiken.
Hohe Verschuldung soll durch noch höhere Verschuldung gelöst werden. Für eine sozial-ökologische Transformation unseres Wirtschaftens brauchen wir Alternativen. Das heißt, wir sollten den Tunnelblick verlassen, nach Notausgängen, schmalen Ritzen, Löchern und Durchblicken in dem Tunnel suchen, um alternative Ökonomien zu entdecken und auszubauen. Der Theatermacher Martin Schick spricht als Antwort auf „TINA“ von „TAMARA – There Are Many Awesome Realistic Alternatives“ („TAMARA – es gibt viele großartige realistische Alternativen“). Mit dieser Einstiegsübung sollen die TN ermutigt werden, ihren Bezugsrahmen und Blickwinkel wider die Alternativlosigkeit zu erweitern.
Durchführung
Die TN werden gebeten, einen Arm gerade vor dem Körper auszustrecken und mit dem Daumen und Zeigefinger ein Gucklock zu formen, indem sich beide Finger an den Fingerspitzen berühren. Die_der Anleitende macht es vor und schaut, ob alle TN einen solchen Rahmen geformt haben.
Die TN werden in zwei Gruppen eingeteilt entlang einer Mittellinie durch die Gruppe. Alle TN halten ihren Rahmen mit gestrecktem Arm vor sich. Die_der Anleitende steht vor der Gruppe und hält ihre_seine eigenen Arme seitlich ausgestreckt, die Hände zu Fäusten. Die TN links von der anleitenden Person werden gebeten, durch ihren Rahmen zu schauen und dabei die linke Hand in den Blick zu nehmen. Die TN auf der rechten Seite schauen durch ihren Rahmen auf die rechte Hand der_des Anleitenden. Wenn alle TN durch ihren Rahmen auf die ausgewiesene Hand schauen, streckt die_der Anleitende ihren linken Daumen nach oben und den rechten Daumen nach unten.
Die Anleitende fragt: „ Alle die denken, dass mein Daumen nach oben zeigt, heben bitte eine Hand.“ Sie_er wartet 5-10 Sekunden, damit die TN Zeit zum Reagieren haben. Üblicherweise heben die TN auf der linken Seite ihre Hand. Dann: „Alle die denken, dass mein Daumen nach unten zeigt, heben bitte eine Hand.“ Normalerweise stimmen die TN auf der rechten Seite zu.
Nun werden die TN gebeten, ihren Rahmen so nah wie möglich an das Auge zu bringen, wobei sie weiterhin die jeweilige Hand der Anleitenden in der Mitte des Blickfeldes behalten. Wieder werden die TN gefragt: „ Alle die denken, dass mein Daumen nach oben zeigt, heben bitte eine Hand.“ und kurz darauf „Alle die denken, dass mein Daumen nach unten zeigt, heben bitte eine Hand.“ Nun werden die TN ihre Hand normalerweise bei beiden Fragen heben. Wenn der Rahmen näher am Auge ist, sehen sie beide Daumen.
Auswertung
Hier sind einige empfehlenswerte Auswertungsfragen:
- In der ersten Runde dachten einige von euch, mein Daumen wäre oben, andere dachten, mein Daumen wäre unten. Wie können schlaue Menschen wie ihr sich in einer so einfachen Fragen uneinig sein?
- Welche Ausschnitte unseres Wirtschaftens sehen wir üblicherweise? Welche sehen wir möglicherweise nicht?
- Worin bestehen die Rahmen, durch die wir diese Teile der Wirtschaft sehen? Was oder wer beeinflusst, welche Informationen wir wahrnehmen und welche nicht?
- Was engt unseren Blick ein? Was weitet unseren Blick?
- In welchem Bezug steht die Übung zum Thema „Alternativen für eine nachhaltige Wirtschaft“?
- In Bezug auf den neoliberalen Kapitalismus heißt es oft: „There is no Alternative!“ (= TINA-Prinzip nach Margaret Thatcher). Woher wissen wir, ob wir alles andere gesehen haben?
- Als Antwort auf „TINA“ gibt es „TAMARA“: „There Are Many Awesome Realistic Alternatives!“. Welche bereits gelebten Alternativen kennt ihr, die Bausteine einer Postwachstumsgesellschaft/ nachhaltigen Wirtschaft sind?
Tipps und Hinweise für Anleitende
Die Teilnehmenden sollten so sitzen, dass sie die anleitende Person aus einer Entfernung von mindestens zwei Metern sehen. Die Methode kann sowohl in einem geöffneten Stuhlkreis als auch vor Stuhlreihen durchgeführt werden.