Bildungsmaterialien für eine sozial-ökologische Transformation
  • Wirtschaftswachstum

    (K)eine Lösung für die Klimakrise

    Eine Gruppenarbeit zu technischen Lösungen in der Klimakrise

    100 min
    6-30

    (K)eine Lösung für die Klimakrise

    Die TN setzen sich in einer Gruppenarbeit kritisch mit technischen Lösungen für die Klimakrise auseinander.

  • (K)eine Lösung für die Klimakrise

    Format: Diskussion, Gruppenarbeit

    Barrieren: Hören, Komplexität, Lesen

    Material: Präsentation und Beamer oder ausgedruckte Bilder, ausgedruckte Arbeitsblätter zu den 3 Themen, mindestens 1 digitales Endgerät pro Kleingruppe, ggf. Kopfhörer

    Zugänglichkeit: Die Methode erfordert ein Grundverständnis der TN über die Klimakrise, ihre Ursachen und Auswirkungen. Dafür kann im Vorhinein z.B. die Methode „Rebound-Comics“ durchgeführt werden. Es ist hilfreich, wenn die TN vorher bereits über den Zusammenhang von Klimakrise und globaler Gerechtigkeit reflektiert haben. Dafür können im Vorfeld z.B. die Methoden „1,2 oder 3 für Klimagerechtigkeit“, „Gutes Leben kann es nur für alle geben“ oder „Präsentation Klimagerechtigkeit“ durchgeführt werden.

    Lernziele

    Die TN

    • erweitern ihr Wissen über aktuelle Debatten über Lösungen in der Klimakrise
    • lernen konkrete Beispiele von technischen Lösungen (Wasserstoff, Elektromobilität und Geo-Engineering) kennen und setzen sich kritisch mit deren Potenzialen auseinander
    • verstehen den Zusammenhang zwischen technologischen Lösungen in der Klimakrise und globalen Gerechtigkeitsfragen
    • werden dazu angeregt, über Technikoptimismus und Fortschrittsglaube im Grünen Kapitalismus zu reflektieren und erkennen, dass es strukturelle Veränderungen braucht

    Ablauf

    Vorbereitung

    Die anleitende Person macht sich mit allen Arbeitsmaterialien vertraut und verschafft sich ein grundlegendes Verständnis von den verschiedenen technologischen Ansätzen, die in der Methode behandelt werden. Die Zitate werden in einer Präsentation bereitgestellt oder ausgedruckt. Die Arbeitsblätter werden in notwendiger Anzahl ausgedruckt.

    Durchführung

    1. Brainstorm (10 Minuten)

    Die anleitende Person zeigt ein Flipchart mit dem Titel „Lösungen für die Klimakrise“. Die TN werden aufgefordert, spontan Lösungsansätze zu nennen, von denen sie in ihrem Umfeld, in (sozialen) Medien und öffentlicher Debatte schon gehört haben. Dabei geht es im ersten Schritt nicht darum, wie „klein“ oder „groß“ und weitreichend die Lösungsansätze sind, oder ob und wie sinnvoll die TN sie finden. Die genannten Lösungsansätze werden alle auf dem Flipchart notiert.

    2. Einstieg (15 Minuten)

    Die anleitende Person zeigt nacheinander die drei Zitate (siehe Arbeitsmaterial). Bei jedem Bild/Meme/Zitat haben die TN kurz Zeit, sich zu zweit darüber auszutauschen. Folgende Fragen können dabei unterstützen:

    • Wer spricht?
    • Was wird gesagt? Was ist der Bezug zur Klimakrise?

    Danach fragt die anleitende Person, worum es bei all diesen Zitaten geht. Je nach Antworten, erklärt sie, dass es bei allen um technische Lösungsansätze für die Klimakrise geht, und dass diese von verschiedenen Akteuren aus Politik, Wissenschaft und Unternehmen als zentrale Lösungen vorgeschlagen werden. Neben dem Ausbau von erneuerbaren Energien, wie Wind- und Solarenergie, wird immer häufiger von neueren Technologien gesprochen, wie z.B. Wasserstoff als Treibstoff. Dabei wird häufig vor allem über deren Potenziale zur Reduktion von Treibhausgasemissionen gesprochen. Der hohe Ressourcenverbrauch, die entstehenden oder verstärkten sozialen und Umweltschäden durch den Ressourcenabbau, die ungleichen Machtverhältnisse zwischen Globalem Süden und Globalem Norden, sowie die Risiken der neuen Technologien werden dabei nur selten thematisiert. In der folgenden Gruppenarbeit soll es darum gehen, einen genaueren Blick auf einen von drei Ansätzen zu werfen, die als technologische Lösungen für die Klimakrise propagiert werden. Die drei technologischen Lösungen die zur Wahl stehen sind: Wasserstoff, E-Autos und Carbon Capture and Storage.

    3. Gruppenarbeit (40 Minuten)

    Die anleitende Person nennt die drei technologischen Ansätze und stellt kurz ihren potenziellen Beitrag zur Reduktion von Emissionen vor.

    Je nach Interesse wählen die TN je ein Thema aus und finden sich zu den jeweiligen Themen in Gruppen à 3-6 Personen zusammen zusammen. Große Gruppen können nochmal in zwei Gruppen geteilt werden. Wichtig ist, dass es zu jedem Thema mindestens eine Gruppe gibt und die Gruppen ähnlich groß sind.

    Sobald die Gruppen gebildet sind, erhalten sie jeweils 1 Arbeitsblatt zum gewählten Thema (siehe Arbeitsmaterial). Die TN haben 30-35 Minuten Zeit, den Einführungstext zu lesen, das im Arbeitsblatt enthaltene Material zu konsumieren, sowie die Auswertungsfragen zu besprechen und eine Reaktion auf eines der Zitate zu formulieren. Ggf. kann die Zeit für die Gruppenarbeit verlängert werden, wenn die Gruppen nach der gegebenen Zeit noch nicht soweit sind. Die anleitende Person steht für Fragen und mögliche Unterstützung zur Verfügung. Insbesondere am Beginn der Gruppenarbeit und gegen Ende, beim Formulieren der Reaktion, sollte Unterstützung aktiv angeboten werden.

    4. Reaktionen präsentieren (10-15 Minuten)

    Die TN kommen wieder zusammen und die Zitate vom Einstieg werden wieder visualisiert. Nacheinander tritt jede Gruppe nach vorne und reagiert auf eines der Zitate mit Wissen und Argumenten aus dem Material. Die Reaktionen der Gruppen sollen dabei so kurz, knackig und klar wie möglich gehalten werden und nicht länger als 2-3 Minuten pro Gruppe dauern.

    5. Auswertung (15-20 Minuten)

    – Wie ging es euch mit der Gruppenarbeit? Wie leicht/schwer fiel es euch, euch den Themen anzunähern mithilfe des Materials?

    – Was war neu? Was war interessant?

    – Wie ging es euch beim Formulieren einer Reaktion?

    – Wo seht ihr einen Zusammenhang zwischen technologischen Lösungen in der Klimakrise und Globaler (Un-)gerechtigkeit?

    – Warum fokussieren viele Akteure in der Klimakrise auf technologische Lösungen – trotz der Probleme, die damit einhergehen? Welche möglichen Gründe fallen euch ein?

    – Welchen Beitrag können technologische Lösungen für eine nachhaltigere, gerechtere Gesellschaft leisten? Was bräuchte es dafür?

    Durchführung digital

    Allgemein:

    Für die digitale Durchführung benötigen alle TN ein digitales Endgerät (bevorzugt PC) und den Link zur Videokonferenz. Das anschließende Sammeln von Lösungsansätzen kann entweder über den Chat im Videokonferenztool, oder mithilfe einer Wortwolke stattfinden.

    Ergänzungen für die digitale Durchführung:

    1. Einstieg (15 Minuten)

    Beim Einstieg teilt die anleitende Person die Zitate online als Präsentation. Statt einem Austausch zu zweit, können die TN in Form einer Popcornrunde auf die Frage eingehen, worum es bei all diesen Zitaten geht.

    2. Gruppenarbeit (40 Minuten)

    Für die Gruppenarbeit treten die TN Breakout-Räumen (mindestens 3, bei hoher TN-Zahl mehr) bei. Sie erhalten die Arbeitsblätter als digitale Dokumente. Die verlinkten Materialien können sie entweder jede*r für sich direkt auf ihrem digitalen Endgerät konsumieren und danach in der Gruppe darüber sprechen, oder eine Person aus der Gruppe teilt Bildschirm und Audio mit den anderen. Für die Gruppenarbeit ist es notwendig, dass die anleitende Person mindestens einmal in jeden Breakout-Raum geht und Unterstützung anbietet.

    4. Reaktionen präsentieren (10-15 Minuten)

    Die TN kommen wieder zusammen und die Zitate vom Einstieg werden wieder visualisiert. Nacheinander tritt jede Gruppe nach vorn und reagiert auf eines der Zitate mit Wissen und Argumenten aus dem Material. Die Reaktionen der Gruppen sollen dabei so kurz, knackig und klar wie möglich gehalten werden und nicht länger als 2-3 Minuten pro Gruppe dauern.

    5. Auswertung (15-20 Minuten)

    Welchen Beitrag können technologische Lösungen für eine nachhaltigere, gerechtere Gesellschaft leisten? Was bräuchte es dafür?

    Wie ging es euch mit der Gruppenarbeit? Wie leicht/schwer fiel es euch, euch den Themen anzunähern mithilfe des Materials?

    Was war neu? Was war interessant?

    Wie ging es euch beim Formulieren einer Reaktion?

    Wo seht ihr einen Zusammenhang zwischen technologischen Lösungen in der Klimakrise und globaler (Un-)Gerechtigkeit?

    Warum fokussieren viele Akteur*innen in der Klimakrise auf technologische Lösungen – trotz der Probleme, die damit einhergehen? Welche möglichen Gründe fallen euch ein?

    Findet wieder mit allen im Hauptraum statt.

    Tipps und Hinweise für Anleitende

    Die Methode erfordert ein gewisses Vorwissen und ein Einarbeiten ins Thema durch die anleitende Person. Dabei ist es nicht notwendig, alle chemischen und physikalischen Prozesse der Technologien im Detail zu verstehen, aber ein Grundverständnis der Funktionsweise der jeweiligen Technologie ist sinnvoll. Für Detailfragen können die TN an andere Quellen verwiesen werden.

    Für eine intensivere Beschäftigung mit dem Thema empfehlen wir folgende weiterführenden Quellen:

    Dossier Wasserstoff Konzeptwerk neue Ökonomie (https://konzeptwerk-neue-oekonomie.org/bausteine-fuer-klimagerechtigkeit/wasserstoff-und-klimagerechtigkeit/)

    Lithium-Abbau: Das solltest du darüber wissen. (https://utopia.de/ratgeber/lithium-abbau-das-solltest-du-darueber-wissen/)

    Videos aus dem Projekt Formando Rutas (https://formandorutas.tech/)

    – Allgemeines zu Scheinlösungen: https://www.freitag.de/autoren/kathrin-hartmann/solch-gruener-schein

    Klimascheinlösungen.de (https://www.klimascheinloesungen.de/)

    Je nach Zielgruppe ist es möglich, dass die TN hinsichtlich der Klimakrise bisher vor allem mit technologischen Lösungsansätzen in Berührung gekommen sind. Bei der kritischen Auseinandersetzung mit solchen Lösungsansätzen sind verschiedene Reaktionen möglich, z.B. Abwehrhaltung, Pessimismus, Hoffnungslosigkeit. Es empfiehlt sich eine besondere Aufmerksamkeit für Reaktionen dieser Art bei den TN. Im Umgang damit hilft eine wertschätzende Haltung gegenüber den unterschiedlichen Beiträgen der TN und generell Wertschätzung von Kontroversität und Diskussion. Wenn möglich folgt auf die Methode eine Methode der Kategorie „Alternativen“ oder die Methode „Gutes Leben kann es nur für alle Geben“ um den Fokus auf strukturelle Globale Ungleichheiten zu vertiefen. Um sich tiefer mit dem Wachstumsparadigma auseinander zu setzen, könnte mit der Methode „Die zwei Seiten der Medaille“ weitergearbeitet werden.