Bildungsmaterialien für eine sozial-ökologische Transformation
  • Digitalisierung

    Eine Verkehrs-App für Smartstadt?

    Ein Rollenspiel zum Thema öffentliche versus private Plattformdienste

    120 min
    14-30

    Eine Verkehrs-App für Smartstadt?

    Die Teilnehmenden spielen Rollen, die konträre Einstellungen zu Plattformdiensten haben und reflektieren danach darüber.

  • Eine Verkehrs-App für Smartstadt?

    Format: Bewegung, Spiel

    Barrieren: Bewegung, Hören, Komplexität, Lesen, Sehen

    Material: Zeitungsartikel »Smartstädter Tagblatt« kopiert, Plakate und Stifte, Post-Its, Rollenkarten

    Zugänglichkeit: niedrigschwellig

    Die Teilnehmenden spielen Rollen, die konträre Einstellungen zu Plattformdiensten haben, entwickeln Kampagnenelemente, stimmen beim Bürgerbegehren ab und reflektieren danach darüber.

    Lernziele

    Die Teilnehmenden …

    • erkennen den Zusammenhang von Plattformdiensten mit sozialen Aspekten sowie Fragen des Umwelt- und Datenschutzes.
    • kennen Unterschiede zwischen öffentlichen und privaten Plattformen und bewerten diese.
    • lernen Bürgerinitiativen und Bürgerbegehren als politische Gestaltungsmöglichkeiten kennen.

    Ablauf

    Vorbereitung
    Der Zeitungsartikel wird ausgedruckt und für alle kopiert.

    Durchführung
    1. (15 Minuten) Das Szenario
    Die Teilnehmenden lesen den Artikel aus dem »Smartstädter Tagblatt« und Verständnisfragen werden gemeinsam geklärt. Anschließend formulieren die Teilnehmenden in Partnerarbeit, um welchen politischen Konflikt es im Text geht, und sammeln die beteiligten Akteure.

    2) (10 Minuten) Bildung von Interessengruppen
    Die Lerngruppe teilt sich in sieben Interessengruppen auf:
    – Umweltverband BUNT
    – Gewerkschaft ÖFFI
    – Arbeitskreis Datenschutz (AKD)
    – Taxi-Dienst LOW-CAB
    – Technologie-Firma DATA-TM
    – Kartendienst KUGEL
    – Fahrgastbeirat Smartstadt

    Die Kleingruppen werden sich anhand von Rollenkarten über ihre Interessen und ihre Haltung zum Bürgerbegehren klar und bereiten sich darauf vor, sich an der Plakatkampagne und der Podiumsdiskussion zu beteiligen. Dabei können die folgenden Fragen helfen:
    – Was sind unsere Ziele?
    – Welche finanziellen Interessen haben wir?
    – Wie stehen wir zum Klimaschutz?
    – Wie stehen wir zum Datenschutz?
    – Wie stehen wir zu guten Arbeitsbedingungen?
    – Was denken wir über die Ziele der anderen Gruppen?
    – Welche Argumente für unsere Positionen kommen in der Öffentlichkeit (nicht) gut an?
    – Wo sehen wir mögliche Konflikte mit anderen Akteuren und wo Gemeinsamkeiten?

    3. (20 Minuten) Pro- und Contra-Kampagnen
    Alle Gruppen haben 10 Minuten Zeit, ein Plakat zu erstellen, mit dem sie für ihre Position in der Öffentlichkeit werben wollen. Anschließend werden die Plakate ausgehängt und alle Teilnehmenden bekommen vier oder fünf Post-Its, mit denen sie ( Dis-)Likes ( Daumen hoch [+], Daumen runter [-], Daumen quer [  / ]) oder kurze Kommentare auf den Plakaten hinterlassen können.

    4. (15 Minuten) Podiumsdiskussion
    Danach bestimmt jede Gruppe eine Person, die an der Podiumsdiskussion des »Smartstädter Tagblatts« teilnimmt. Für eine neutrale Moderation als Journalist* in wird ein*e Freiwillige*r für gesucht. Außerdem sollte es die Möglichkeit für Beiträge aus dem Publikum geben (z. B. freier Stuhl, der zeitweise besetzt werden kann).

    5. (15 Minuten) Abstimmung
    Abschließend wird in geheimer Abstimmung über das Bürgerbegehren abgestimmt und das Ergebnis verkündet.

    Auswertung
    Mögliche Fragen:
    – Wie war das Spiel, welche Momente sind besonders in Erinnerung geblieben?
    – Was war am Spiel realistisch und was nicht?
    – Wie ging es euch damit, dass es so viele verschiedene Positionen gibt?
    – Was ist anders, wenn eine Mobilitäts-App kommunal statt von Privatunternehmen betrieben wird?
    – Welche ökologischen Auswirkungen hätte das?
    – Welche Auswirkungen hätte es im Bezug auf den Zugang?
    – Lässt sich der Unterschied zwischen öffentlichen und privaten Plattformen auf andere Bereiche übertragen?
    – Was bräuchte es, damit mehr Bereiche kommunal organisiert werden könnten?
    – Es gibt auch Apps wie z. B. Transportr, die weder vom Staat noch von Unternehmen entwickelt
    werden, sondern von Freiwilligen. Kennt ihr so etwas und was könnten Vor- und Nachteile sein?
    – Im Spiel kamen Bürgerinitiativen, ein Bürgerbegehren und ein ehrenamtlicher Beirat aus Bürger*innen vor.
    – Kennt ihr sonst solche Beteiligungsverfahren, habt ihr Erfahrung damit und was haltet ihr davon?

    Varianten

    In sehr kleinen Gruppen können die der Bürgerinitiative auf der einen Seite und die Unternehmen auf der anderen zu zwei Gruppen zusammengefasst werden, die gemeinsam Kampagnenelemente entwicklen und danach eine Pro-Contra-Diskussion durchführen.

    – Im Anschluss kann eine Recherche vor Ort angeregt werden: Welche Mobilitätsdienste gibt es, was wird in welchen Plattformen abgebildet, welche Verbesserungsmöglichkeiten gäbe es? Anstelle von Plakaten können auch Elemente einer Online-Kampagne entwickelt und auf Lernplattformen hochgeladen werden.

    Tipps und Hinweise für Anleitende

    Im Zentrum steht der Konflikt zwischen öffentlichen und damit (potenziell) demokratisch regulierbaren Plattformen und privaten, profitorientierten Plattformen. Die Anleitenden sollten sich vorab (z. B. mit dem Erklärvideo in den Literaturangaben) vor Augen führen was dies im konkreten Fall heißt, und die Lernenden gegebenenfalls bei der Erfassung des Konfliktes unterstützen. Wenn sich die Teilnehmenden stark mit ihren Rollen identifizieren, können diese vor der Auswertungsphase »abgeschüttelt« werden.

    Möglichkeiten zur Weiterarbeit

    Die Methode wirft die Frage einer demokratischen Nutzung von Daten auf. Das schließt an die Methoden »Let’s make money« und »Wem gehören die Daten?« an, in denen es um das kommerzielle Interesse von Tech-Konzernen an Daten und um den persönlichen Umgang mit den eigenen Daten geht. Weiterführend können Initiativen zum Datenschutz und zur gemeinschaftlichen, nicht-kommerziellen Nutzung von Daten (z. B. Transportr und Open-Street-Map) mit der Methode »Eine andere Welt im Bau« behandelt werden. Mit der Methode »Zukunft digitaler Technik« kann schließlich allgemein über die Gestaltung digitaler Infrastrukturen nachgedacht werden.

    Literatur

    Barthel, J. (2020): Eine Mobilitätsplattform für alle. Zu finden auf netzpolitik.org

    Piétron, D. / Ruhaak, A. / Niebler, V. (2021): Öffentliche Mobilitätsplattformen — digitalpolitische Strategien für eine sozial-ökologische Mobilitätswende. Berlin. Zu finden auf attac.de