Bildungsmaterialien für eine sozial-ökologische Transformation
  • Digitalisierung

    Digitalisierung verändert Arbeit — so oder so

    Eine Auseinandersetzung mit den Auswirkungen von Digitalisierung auf Arbeit

    80 min
    8-30

    Digitalisierung verändert Arbeit — so oder so

    Die Auswirkungen von Digitalisierung auf die Gestaltung von Arbeit werden betrachtet und diskutiert.

  • Digitalisierung verändert Arbeit — so oder so

    Format: Diskussion, Gruppenarbeit

    Barrieren: Hören, Komplexität, Lesen, Schreiben

    Material: Ausgedruckte oder kopierte Rollenkarten (Crowdworker bei Amazon Mechanical Turk, Produktionsarbeiterin in der Serienmontage der Automobilindustrie, Solo-Selbstständige bei der Plattform helpling, Sachbearbeiter bei einem Finanzdienstleister), ausgedruckte oder kopierte Aspektkarten, 3 – 6 kleinere Plakate und Stifte für die Einstiegspositionierung, 1 größeres Plakat (Flipchart o. ä.) pro Kleingruppe mit einer Skala beschriftet mit »positiv« und »negativ«

    Die Auswirkungen von Digitalisierung auf die Arbeitswelt gestalten sich höchst unterschiedlich. Ob Digitalisierung vornehmlich positive oder negative Effekte auf die Arbeitsanforderungen und -bedingungen hat, lässt sich nicht einfach beantworten. In dieser Methode lassen sich anhand vier verschiedener Arbeits- und Lebenssituationen die Auswirkungen von Digitalisierung auf die Gestaltung von Arbeit differenziert betrachten und diskutieren. In der Reflexion überlegen die Teilnehmenden gemeinsam, worauf es ankommt, um die positiven Auswirkungen der Digitalisierung zu stärken und die negativen Auswirkungen einzudämmen.

    Lernziele
    Die Teilnehmenden …
    – lernen Arbeitsverhältnisse kennen, die durch einen digitalisierten Kapitalismus überhaupt erst entstehen konnten oder sich dadurch verändert haben.
    – entwickeln einen mehrdimensionalen Blick auf die Vor- und Nachteile, die eine Digitalisierung der Arbeitsverhältnisse mit sich bringt.
    – verstehen die Einführung und Nutzung digitaler Technik in Arbeitsverhältnissen als dynamischen Prozess, der unterschiedlich gestaltbar ist und von Machtverhältnissen abhängt.

    Vorbereitung
    Für die Einführung werden 3 bis 6 Plakate mit Aussagen (siehe unten) beschrieben und einer Skala mit den Polen »stimme voll und ganz zu» und »stimme gar nicht zu«. Die Plakate werden im Raum verteilt und Stifte werden bereit gelegt.
    Die Rollen- und Aspektekarten sowie die Fragen an den Text werden ausgedruckt und bereit gelegt. Je Kleingruppe (max. 4 Personen) wird ein größeres Plakat mit einer Skala und den Polen »positiv« und »negativ« beschrieben.

    Durchführung
    1. Einführung: HomeSchooling – eigene Erfahrungen der Auswirkungen von Digitalisierung aktivieren (15 Min)
    Die Plakate mit den unten stehenden Aussagen zu Erfahrungen von HomeSchooling werden im Raum verteilt und die Teilnehmenden positionieren sich (anonym) zu den jeweiligen Aussagen, indem sie Kreuze auf der darunter stehenden Skala (»stimme voll und ganz zu« bis »stimme gar nicht zu«) hinterlassen. Dabei ist wichtig, dass es kein Richtig oder Falsch gibt und es in erster Linie um die persönlichen Erfahrungen der Teilnehmenden geht.

    »Es ist mir leicht gefallen, Schulzeit und Freizeit zu trennen.«
    »Die flexiblere Gestaltung meines Tages war positiv für mich.«
    »Ich bin mit den technischen Voraussetzungen für digitales Lernen gut klar gekommen.«
    »Ich konnte zuhause besser / konzentrierter / effektiver lernen als in der Schule.«
    »Durch HomeSchooling habe ich mich weniger kontrolliert gefühlt.« »HomeSchooling hat mir generell gut gefallen.«

    Sobald alle ihre Kreuze gesetzt haben, können exemplarisch Aussagen und die jeweilige Zustimmung bzw. Ablehnung gemeinsam angeschaut werden und die Teilnehmenden können ihre Position erläutern (wenn sie wollen). Je nach Gruppengröße können einzelne oder alle Teilnehmenden zu Wort kommen. Es sollte darauf geachtet werden, dass möglichst unterschiedliche Positionen angesprochen werden und das ganze Spektrum abgebildet wird. Da es sich um sehr persönliche Erfahrungen handelt, ist es wichtig, den Teilnehmenden zu versichern, dass sie eigene Erfahrungen teilen können, aber nicht müssen.

    Am Ende der Einführung sollte klar werden, dass jede Person die Veränderungen, die die digitale Durchführung des Schulalltags mit sich bringt, anders wahrnimmt. Je nach Wohnverhältnissen, technischen Voraussetzungen und individuellen Präferenzen werden die Anforderungen, die die Nutzung digitaler Technik an Schüler * innen stellt, unterschiedlich bewältigt und bewertet. Gleichzeitig ist es interessant zu sehen, wo viele ähnliche Erfahrungen machen.

    2. In Kleingruppen in eine andere Rolle versetzen (35 Min)
    Die Teilnehmenden werden in 4 Kleingruppen aufgeteilt, jede Kleingruppe erhält eine Rollenkarte. Die Teilnehmenden lesen den Text aufmerksam und überlegen gemeinsam, inwiefern verschiedene Aspekte von Digitalisierung auf die beschriebene Person wirken. Die folgenden Fragen können dabei helfen:
    – Wo begegnet der Person digitale Technik in ihrer Arbeit? Was bedeutet Digitalisierung für ihre Abreitsgestaltung?
    – Welche Gründe werden für die Einführung und Nutzung digitaler Technik genannt? Welche könnt ihr euch noch vorstellen?
    – Welchen Nutzen zieht die Person daraus? Welchen Nutzen könnt ihr euch noch vorstellen – für wen?
    – Wie geht es der Person mit den verschiedenen Aspekten von Digitalisierung?

    Nach etwa 15 – 20 Minuten werden die auseinander geschnittenen Aspektkarten samt Fragen und ein Plakat mit einer Skala mit den Polen »positiv« und »negativ« ausgeteilt. Die Teilnehmenden schauen sich die verschiedenen Aspekte an und diskutieren gemeinsam, inwiefern diese für ihre Rollenkarte relevant sind.

    – Ist dieser Aspekt relevant für die Person auf eurer Rollenkarte? Wenn nicht, könnt ihr ihn weglegen.
    – Welche Vorteile und welche Nachteile hat dieser Aspekt für die Person?
    – Inwiefern kann die Person diesen Aspekt selbst gestalten oder beeinflussen?
    – Kann die Person sich entscheiden, in welchem Umfang sie sich diesem Aspekt aussetzt?

    Die relevanten Aspektkarten werden von den Teilnehmenden auf einer Skala mit den Polen »positiv« und »negativ« angeordnet. Diese Verortung ist nicht immer eindeutig möglich und soll die Ambivalenz verschiedener Aspekte digitalen Arbeitens in die Diskussion einbringen. Hier ist es wichtig, den Teilnehmenden zu versichern, dass es keine »richtige« Lösung dieser Aufgabe gibt und es vor allem darum geht, ins Gespräch zu kommen und sich über verschiedene Aspekte miteinander auszutauschen.

    3. Im Plenum Perspektiven zusammentragen und vergleichen (25 — 45 Min)
    Die Kleingruppen stellen in der Großgruppe kurz ihre Rollenkarte und die dazu gehörige Skala vor und erläutern, wie die verschiedenen Aspekte auf die Person wirken. Die Anleitenden können im Anschluss Reflexionsfragen stellen:
    – Gestalten sich die Aspekte für die verschiedenen Personen ähnlich?
    – Wo gibt es Gemeinsamkeiten, wo gibt es Unterschiede?

    Durch die folgenden Fragen kann die Diskussion von der individuellen Perspektive der Arbeiter*innen um eine gesamtgesellschaftliche Dimension ergänzt werden. Die Fragen beziehen sich auf die Zielsetzung bei der Nutzung digitaler Technik, die Perspektive von Arbeitgeber*innen und Unternehmen und auf die Möglichkeiten und Grenzen einer anderen Gestaltung im Interesse der Arbeitenden.

    – Welche Gründe gibt es für die Einführung digitaler Technik in Arbeitsverhältnisse?
    – Welchen Nutzen haben die digitalen Erweiterungen? Welchen Nutzen könnten sie haben?
    – Wer entscheidet über die Einführung und Nutzung digitaler Technik am Arbeitsplatz?
    – Wie würden die Aspekte auf der Skala verortet, wenn ihr die andere Seite – also Arbeitgeber * innen oder Unternehmen – einnehmen würdet?
    – Welche Vorteile und Nachteile haben die Aspekte für Arbeitgeber * innen oder Unternehmen?
    – Wo stehen sich die Interessen der Arbeitgeber * innen und Arbeitnehmer * innen hier entgegen? Wo sind sie vereinbar?
    – Was braucht es, damit Digitalisierung stärker auch im Interesse der Arbeitnehmer * innen eingesetzt werden kann?
    – Was steht dem aktuell im Weg? Und was wären Schritte in diese Richtung?