Gutes Leben und Degrowth
Ein Reflexionsraum über globale soziale Ungleichheiten.
Arbeitsmaterialien zum Download
- „Die Cachivera“ Video Link: https://www.youtube.com/watch?v=j2iTjIC8Yek
- Arbeitsmaterial „Degrowth“
- Artikel „Das Potenzial von Degrowth und Buen Vivir bei der Bewältigung von Unterentwicklung und Konflikten im Globalen Süden“
- Text der Videogeschichte: „La Cachivera“ (Wir stellen dieses Material zur Verfügung, um das Verständnis der narrativen und konzeptionellen Inhalte zu erleichtern.)
Lernziele
Die TN werden …
- ein „Gutes Leben“ als ein weites und komplexes Thema mit vielen zusammenhängenden Aspekten und Fragen erkennen.
- den Zusammenhang zwischen Fragen des Degrowth und globaler Gerechtigkeit erkennen und ihre eigenen Bedürfnisse und Gerechtigkeitsvorstellungen in diesem Zusammenhang reflektieren.
- Handlungsmöglichkeiten und Ansätze zur Demokratisierung von Gesellschaft und Wirtschaft erkennen.
Ablauf
Hintergrund
Durch die Erläuterung der Begriffe „Buen Vivir“ und „Degrowth“ soll mit dieser Methode ein Reflexionsraum geschaffen werden, in dem die TN einige Aspekte der sozialen Ungleichheiten zwischen dem Globalen Süden und dem Globalen Norden aus einer dekolonialen Perspektive betrachten können.
Wir verstehen Degrowth als eine globale Strategie der Dekolonisierung, die besonders für den Globalen Norden relevant ist, aber auch globale Eliten und multinationale Unternehmen betrifft, unabhängig davon, in welchem Land sie ihren Sitz haben. Degrowth verbündet sich mit den Dekolonisierungsbewegungen (des Globalen Südens): Es ist eine Bewegung, die gegen imperialistischen Handel und imperialistische Lebensweisen aus den imperialistischen Zentren kämpft.
Degrowth richtet seine Kritik nicht auf das individuelle Konsumverhalten, sondern auf die in Wirtschaft, Politik und Kultur des Globalen Nordens (und weltweit) tief verankerten Systeme der Wachstumsabhängigkeit und Profitlogik. Die Reduktion der Energie- und Materialeffizienz der Ökonomien des Globalen Nordens und der multinationalen Konzerne ist ökologisch notwendig, weil die planetarischen Grenzen überschritten sind und der Planet für das menschliche Leben, insbesondere für den Lebensstil der Menschen im Globalen Norden, nicht mehr ausreicht.
In diesem Fall wurde in Zusammenarbeit mit der Vereinigung MIAPS (Mujeres Indígenas de AATICAM protectoras de la selva auf Deutsch Sprache Indigene Frauen aus AATICAM Beschützerin des Regenwaldes) in Mitú, Kolumbien, ein Video zum Konzept des „Buen Vivir“ produziert. Das Video mit dem Titel „La Cachivera (El Raudal)“ zeigt und erklärt den Herkunftsort des indigenen Volkes „Cubeo“. Dieser Ort, inmitten der Gewässer des Flusses Vaupés, wird in der Spiritualität und im kollektiven Gedächtnis dieses Volkes als heiliger Ort betrachtet und ist auch der Ort, an dem ein Teil der Quelle ihrer Ernährungssouveränität durch Bräuche wie die manuelle Fischerei entsteht.
Diese Annäherung an das Konzept des indigenen Territoriums wird es den TN ermöglichen, eines der Grundprinzipien des Konzepts des „Guten Lebens“ zu verstehen, das in der Harmonisierung der Beziehung zwischen Mensch und Natur und somit in der Dekommodifizierung der Natur als materielle Ressource besteht. Dies gilt auch für den Kampf gegen Praktiken wie den Extraktivismus.
Vorbereitung
Zur Vorbereitung der Themen dieser Methode empfehlen wir den anleitenden Personen die Lektüre des folgenden Artikels: „Das Potenzial von Degrowth und Buen Vivir bei der Bewältigung von Unterentwicklung und Konflikten im Globalen Süden“.
Der Text ist als Hintergrundtext in den Arbeitsmaterialien zum Download zu finden.
Durchführung
1. Einführung (10 Minuten)
Bevor das Video gezeigt wird, ist es wichtig, der Gruppe kurz die Begriffe „Gutes Leben“ und „Degrowth“ zu verdeutlichen – in diesem Fall bezieht sich jedes dieser Konzepte genau auf den Globalen Süden und Norden –und zu präzisieren, dass sie durch ihre Verknüpfung ein Handeln für globale Gerechtigkeit proklamieren.
Je nach Vorkenntnissen zum Thema kann überlegt werden, wie viele Informationen geklärt werden sollen oder nicht.
2. Videovorführung „Buen Vivir“ (15 Minuten)
Dieses Video dient als Beispiel für den Vorschlag und die Praxis des Konzepts des „Buen Vivir“ indigener Gemeinschaften, ihrer nachhaltigen, alternativen und solidarischen Lebensweise. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich um sozial und strukturell marginalisierte Gruppen handelt, die jedoch durch ihren Widerstand Autonomie und Selbstorganisation erlangt haben. Dies ermöglicht ihnen, ihre Partizipation und ihr Handeln gegenüber der Regierung und den strukturellen Systemen zu legitimieren.
Die Idee ist, dass die Gruppe den Bildern, dem Ton und dem Text bis zum Ende Aufmerksamkeit schenkt.
Im Diskussions- und Reflexionsteil gibt es Raum für Fragen und Überlegungen.
Link: https://www.youtube.com/watch?v=j2iTjIC8Yek
3. Kontextualisierung von Degrowth (20 Minuten)
Zeit zum Lesen der des Arbeitsmaterials:
- „ Degrowth“
- „Pluriversum statt Universum“
- „Umweltgerechtigkeit: Inkommensurabilität der Werte“
Es wird vorgeschlagen, dass die Lesedynamik individuell oder in Kleingruppen durchgeführt wird.
4. „Globale Gerechtigkeit und soziale Ungleichheit“: Diskussion und Reflexion (30 Minuten)
Fragen: individuelle Fragen der TN
Diskussion und Reflexion: gemeinsamer Dialog
Dynamik: gemeinsame und gleichzeitige Rotation der Plätze
Vor der Diskussionsrunde wird vorgeschlagen, dass sich die TN einige Minuten Zeit nehmen, um individuell zu reflektieren und ihre Fragen in Bezug auf das Video und die gelesenen Texte zu notieren.
Für die Diskussion und Reflexion werden die Fragen der TN der Gruppe vorgestellt. Es ist wichtig, dass dieser Raum eine kollektive Reflexion und Diskussion hervorruft, d. h. dass jede Person die Möglichkeit hat, sich einzubringen oder ihre Ideen vorzustellen und dabei die Ideen der anderen zu berücksichtigen.
Für die Dynamik des kollektiven Dialogs wird eine große Gruppe vorgeschlagen, in einem Kreis.
Bevor die einzelnen Fragen vorgestellt werden, werden die TN gebeten, ihre Plätze zu wechseln und gleichzeitig ihre Positionen oder Sitze zu tauschen. Wenn alle einen neuen Platz gefunden haben, kann die nächste Frage gestellt werden.
Bei Bedarf kannst du die folgenden Fragen als Beispiele verwenden:
- Welche Rolle kann Degrowth in deiner Lebenswirklichkeit im globalen Kontext spielen?
- Wie kann ein Gutes Leben für alle gewährleistet werden?
- Kann die Umsetzung von Degrowth soziale Ungleichheiten abbauen?
5. Auswertung (15 Minuten)
Am Ende der Methode werden fünf Gläser aufgestellt und jedes Glas erhält (mit einem schriftlichen Etikett) einen der folgenden Werte:
- Bewusstsein und Sensibilität
- Solidarität
- Freiheit
- Souveränität
- Existenzsicherung
Die TN sollen jedem der Werte einen individuellen Wert mit einer bestimmten Anzahl von Gegenständen zuordnen und diese in die Gläser legen. Am Ende schaut die Gruppe, welcher Wert (Glas) die meisten oder die wenigsten Gegenstände erhalten hat.
Alternative
Je nach Vorkenntnissen der Gruppe oder dem pädagogischen Kontext, in dem die Methode eingesetzt wird, kann den TN auch der folgende Artikel zur Lektüre vorgeschlagen werden:
„Das Potenzial von Degrowth und Buen Vivir bei der Bewältigung von Unterentwicklung und Konflikten im Globalen Süden.“
Der Text ist als Hintergrundtext in den Arbeitsmaterialien zu finden.
Hinweise und Tipps für Anleitende
Hinweis zum Inhalt: Es ist wichtig, die TN für den Inhalt zu sensibilisieren, insbesondere diejenigen, die direkt vom Kolonialismus betroffen sind, um die sozialen Ungleichheiten und die emotionalen Auswirkungen zu erkennen, die dieser verursacht hat. Schaffe Raum für Solidarität mit ihren Emotionen und ermögliche sichere Räume, die sensibel für Diskriminierung und Vorurteile sind.
Quellen:
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