Bildungsmaterialien für eine sozial-ökologische Transformation

Globale Gerechtigkeit!

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Hintergrund

Zuerst wird der kurze Animationsfilm „Globale Gerechtigkeit!” gezeigt. Darauf folgt ein Raum für Diskussion und Reflexion, um Machtgefälle zwischen dem Globalen Süden und dem Globalen Norden anzuerkennen. Dies passiert durch die Analyse verschiedener Szenen des Animation Kurzfilm.

Die anleitende Person sollte sich in die Themen Definitionen von Globalem Süden und Globalem Norden, Kolonialismus und Extraktivismus einlesen. Globale Gerechtigkeit und soziale Ungleichheit sind Schlüsselwörter für diese Methode. Die anleitende Person sollte daher die Hintergrunddokumente gut durchlesen und sie als Leitfaden für die Durchführung der Methode benutzen. Die Hintergrunddokumente beinhalten einen Hintergrundtext für den Animation Kurzfilm und das Glossar „Wörter des Globales Lernens“.

Kritisches Denken in der Bildungsarbeit lädt die TN ein, eigene Analysekriterien zu entwickeln. Es ist wichtig, den TN zuzuhören, was sie zu den Themen sagen, und den TN einen Raum zu eröffnen, ihre eigenen Ideen, Vorschläge oder Lösungen zu entwickeln.

Alle vorgestellten Konzepte haben einen theoretischen und bewegungstheoretischen Hintergrund. Die Methode soll einen Raum für die Entwicklung von Lösungen eröffnen. Für die Rolle der anleitenden Person ist es wichtig, den TN zuzuhören, um herauszufinden, ob sie die Bedeutung der Konzepte verstehen und ob sie ihr eigenes Wissen oder ihre eigenen Erfahrungen nachvollziehen können.

Vorbereitung

Der Raum muss ausreichend groß sein, um das Video gemeinsam als Gruppe mit Projektor und Lautsprechern anzusehen.

Für die Arbeit in Kleingruppen ist es hilfreich, die Bildschirmfotos Szenen auszudrucken. Jedes Bild repräsentiert ein Konzept:
• „Globaler Norden und Globaler Süden“
• „Imperiale Lebensweise“
• „Solidarische Lebensweise“
• „Rassismus“
• „Globale Gerechtigkeit“
Zu jedem Bildschirmfotos Szenen kann der Konzepttitel hinzugefügt werden.

Durchführung

  1. Video „Globale Gerechtigkeit!“ (5 Minuten)
    Das Video wird gemeinsam angeschaut. Bevor die Projektion beginnt, kann die anleitende Person einige Ratschläge zum Inhalt geben.
    https://www.youtube.com/watch?v=OfWCnURCzDw
  2. Visuelle Analyse (15 Minuten)
    Die gesamte Gruppe wird in 5 Kleingruppen aufgeteilt. Jede Gruppe erhält ein Bildschirmfotos Szenen und den Titel der Szene, die es beschreibt:
    • Szene 1, Titel: „Globaler Norden und Globaler Süden“
    • Szene 2, Titel: „Imperiale Lebensweise“
    • Szene 3, Titel: „Solidarische Lebensweise“
    • Szene 4, Titel: „Rassismus“
    • Szene 5, Titel: „Globale Gerechtigkeit“
    Jede Gruppe sollte die folgenden Fragen basierend auf dem, was die TN auf dem Bild sehen, beantworten:
    • Welche Emotionen löst die Kombination aller Elemente der Szene in dir aus?
    • Welche Charaktere sind an der Szene beteiligt?
    • Beschreibe kurz die Funktion der verschiedenen Charaktere in der Szene.
    • Wie ist die allgemeine Stimmung in der Szene?
  3. Gruppendiskussion und Bewertung (15 Minuten)
    Die TN kommen wieder in der großen Gruppe zusammen und bekommen nun die Chance, über ihren Austausch in den Kleingruppen zu sprechen.
    Anschließend besteht die Möglichkeit, folgende Fragen in die Gruppendiskussion einzubringen:
    • Welche Maßnahmen wären notwendig, um globale Gerechtigkeit zu erreichen?
    • Was wäre ein Beispiel für ein Gutes Leben für alle?
  4. Abschluss (5 Minuten)
    Zum Abschluss fordert die anleitende Person alle auf, aufzustehen, gemeinsam aufzuspringen und die Körper und Gliedmaßen auszuschütteln, alles zu schütteln!

Tipps und Hinweise für Anleitende

Die anleitende Person sollte für Themen der sozialen Ungerechtigkeit sensibilisiert sein, sodass sie Hintergrundinformationen und Kontext für die behandelten Konzepte liefern und auch Beispiele nennen kann. Es ist wichtig, einen diskriminierungsfreien Raum zu schaffen.

Durchführung digital

Das Animation Kurzfilm wird online mit allen TN angeschaut. Die Bildschirmfotos Szenen werden digital geteilt. Es braucht eine Online-Plattform, in der es möglich ist, die Gruppe in Breakout-Räume aufzuteilen.

Arbeitsmaterial zum Download

• Bildschirmfotos Szenen um Ausdrucken
• Hintergrundtext für anleitende Personen
• PDF-Glossar (28 Seiten): Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V. (Hrsg.) (2022): Wörter des Globalen Lernens.
https://konzeptwerk-neue-oekonomie.org/materialien/publikationen/

Quellenangaben

Autobahn im Kopf

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Hintergrund

Im Zentrum dieser Methode stehen Glaubenssätze und Dualismen. Es empfiehlt sich, sich vorher die Definition von Glaubenssätzen und den Hintergrundtext zu Dualismen (siehe Arbeitsmaterial zum Download) anzuschauen und ggf. weitere Quellen und Weiterführendes (siehe weiter unten oder im jeweiligen Dokument). In der Methode „Beziehungskrise?! Eine Erfahrungsübung zu Mensch-Natur-Beziehungen“ gibt es weitere relevante Hintergründe.

Vorbereitung

Die anleitende Person druckt die Begriffspaare aus und verteilt sie im Raum. Dabei ist es wichtig, zu beachten, nur so viele Begriffe, wie es TN gibt, und nur vollständige Begriffspaare auszudrucken. Je nach TN-Anzahl können Begriffe auch zwei- oder mehrfach ausgedruckt werden. Zudem ist es hilfreich, die Reflexionsfragen zu visualisieren. Siehe auch „Tipps und Hinweise für Anleitende“.

Durchführung

1. Einführung in die Methode (5 Minuten)

Die anleitende Person erklärt grob den Verlauf der Methode. Die TN suchen sich jeweils einen Begriff aus.

2. Assoziationsübung zu einem Begriff (5-10 Minuten)

Nun legen die TN ihren Begriff jeweils in die Mitte eines DIN-A3-Blattes und füllen das Blatt mit Assoziationen rund um den Begriff. Die anleitende Person betont, dass hier alles festgehalten werden soll (in Schrift oder Bild), was den Menschen jeweils in den Sinn kommt. Dazu gehören Worte, Gefühle, Farben oder Bilder. Die TN sollen versuchen, den Stift möglichst nicht abzusetzen.

3. Erster Austausch zu zweit oder in Kleingruppen (20-25 Minuten)

Die anleitende Person erklärt grob den Ablauf der Kleingruppenphase. Bevor die TN sich in Kleingruppen zusammenfinden, werden die Reflexionsfragen (siehe unten) laut vorgelesen und sichtbar gemacht.

Nun suchen sich die TN jeweils die Person, die den anderen Teil des Begriffspaars hat, und kommen zu den Reflexionsfragen ins Gespräch. So bilden sich Kleingruppen von zwei oder mehr Personen, je nachdem, wie oft jeder Begriff ausgedruckt wurde. Dabei sollten die Kleingruppen jeweils maximal aus 4 TN bestehen und bei Bedarf unterteilt werden.

Folgende Fragen dienen als Leitfragen für den Austausch in der Kleingruppe:

Nach ca. 10 Minuten tauschen die Personen ihre Begriffe innerhalb eines Begriffspaars aus und legen den jeweils anderen Begriff anstelle ihres Begriffs auf ihr DIN-A3-Blatt mit den Assoziationen.

5. Zweiter Austausch zu zweit/in Kleingruppen zu Glaubenssätzen (20 Minuten)

Die anleitende Person erklärt den Begriff „Glaubenssätze“ (siehe Material zum Download). Gerne kann die Definition auch gut sichtbar im Raum aufgehängt werden.

In die Gruppen werden die Fragen gegeben: Gibt es Glaubenssätze, die ihr in der Assoziationsübung wiedererkennt? Fallen euch Beispiele oder Erinnerungen dazu aus eurem Leben ein?

Die TN können dazu in der Kleingruppe zwei Glaubenssätze aufschreiben. Anschließend kommen sie ins Gespräch darüber. Folgende Fragen können dabei als Leitfragen dienen:

5. Kurzer Input zu Dualismen (5-10 Minuten)

Alle treffen sich wieder in der Großgruppe. Die anleitende Person erläutert, dass den Begriffspaaren, die innerhalb der Gruppe gebildet wurden, die Denkweise der Dualismen zugrunde liegt, und gibt einen kurzen Input dazu (siehe Hintergrundtext zu Dualismen zum Download).

6. Auswertung in der Großgruppe (15-20 Minuten)

Abschließend können in der Großgruppe Einblicke aus den Gesprächen in den Kleingruppen oder offene Fragen geteilt werden. Weitere Reflexionsfragen für die Diskussion:

Tipps und Hinweise für Anleitende

Quellen und Weiterführendes

Klimagerechtigkeit jetzt!

Teilnehmende (TN) setzen sich mit politischen Maßnahmen für Klimagerechtigkeit in verschiedenen Bereichen auseinander.

Arbeitsmaterial zum Download

Lernziele

Die TN …

Ablauf

Hintergrund

Für eine klimagerechte Gesellschaft ist eine grundlegende Veränderung von Wirtschaft und Gesellschaft im Globalen Norden notwendig. Diese Methode bietet einen ganzheitlichen Ansatz zum Umgang mit der Klimakrise an. Sie versteht die Klimakrise als eine Folge vielschichtiger sozialer und ökologischer Schieflagen. Die TN lernen politische Maßnahmen kennen, die auf strukturelle Veränderungen im Sinne eines global gerechten sozial-ökologischen Wandels abzielen (siehe auch Tipps für Anleitende).

Die Maßnahmen …

… zielen auf strukturelle Veränderungen unseres wachstums-, profitorientierten und globalisierten Wirtschaftssystems ab. Denn nur Maßnahmen, die mit diesen Prinzipien und Ungleichheit brechen, machen unsere Gesellschaft wirklich gerechter, demokratischer, nachhaltiger und resilienter gegenüber Krisen.

… fokussieren gesellschaftliche statt technische Innovationen. Sie tragen dazu bei, die große Leerstelle im aktuellen politischen Kurs der ökologischen Modernisierung zu füllen, der Klimapolitik auf technische Lösungen verengt und keine Antworten auf soziale Fragen gibt – für eine sozial-ökologische Transformation jenseits von Preismechanismen und technischen Innovationen.

… stellen konkret machbare nächste Schritte dar, für die es eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz und damit eine realistische Umsetzungsperspektive gibt. Sie zeigen auf, welche verschiedenen gesellschaftlichen Kräfte sich bereits für die Maßnahmen einsetzen oder potenziell gewinnen lassen und formulieren Strategien für die gesellschaftliche Durchsetzung dieser im Rahmen zivilgesellschaftlicher Bündnisse.

Vorbereitung

Im Raum werden acht Flipcharts mit Gegenständen und Stiften ausgelegt. Folgende Gegenstände werden jeweils auf ein Flipchart platziert (alternativ können die Gegenstände auch gemalt werden):

Zusätzlich werden die einzelnen Bausteine vorbereitet. Dazu wird das Dokument mit den Infos zu den einzelnen Bausteinen gedruckt (siehe Arbeitsmaterial) und die entsprechenden Seiten aus dem Buch zur Verfügung gestellt.

Die Reflexionsfragen (siehe Schritt 5 unter „Durchführung“) werden auf einem Flipchart visualisiert.

Durchführung

1. Einleitung (5 Minuten)

Die anleitende Person erklärt den groben Ablauf der Methode und setzt die ausgelegten Flipcharts und Gegenstände in einen Klimagerechtigkeitskontext. Die einzelnen Bereiche (Wohnraum, autofreie Städte etc.) werden zu Anfang nicht genannt.

2. Assoziationsübung (10-15 Minuten)

Die TN laufen nun durch den Raum und schauen sich die Gegenstände auf den Flipcharts an. Sie können ihre Assoziationen im Bezug auf Klimagerechtigkeit auf den Flipcharts festhalten – in Schrift oder Bild. Hier ist es gut, zu betonen, dass es um freies Assoziieren geht und alle Assoziationen willkommen sind.

3. Zwischenauswertung (15-20 Minuten)

Nachdem die TN ihre Assoziationen auf den Flipcharts gesammelt haben, trifft sich die Gruppe im Kreis wieder, und der weitere Ablauf der Methode wird erläutert. Die anleitende Person stellt das Buch „Bausteine für Klimagerechtigkeit“ kurz vor und erklärt, dass die vorgestellten Themenbereiche in dem Buch als Bausteine/Stellschrauben für mehr Klimagerechtigkeit im Sinne der sozial-ökologischen Transformation zu verstehen sind. Sie betont, dass das Buch nicht alle Bausteine abbildet und es auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen wichtige Stellschrauben auf dem Weg zu mehr Klimagerechtigkeit gibt (siehe auch Tipps für Anleitende).

Vor diesem Hintergrund wird nun gemeinsam auf die Plakate mit den Assoziationen geschaut. Ein Baustein aus dem Buch wird jeweils genannt und zu dem entsprechenden Plakat gelegt. Im Anschluss können die TN offene Fragen oder Gedanken mit der Großgruppe teilen, bevor es dann mehr Raum zum Diskutieren in den Kleingruppen gibt.

4. Kleingruppeneinteilung (5 Minuten)

Die TN ordnen sich nun einem Baustein zu, mit dem sie sich näher beschäftigen wollen. Dabei entstehen Kleingruppen, die zwischen 2 und 5 Personen groß sein können. Es muss nicht zu jedem Baustein gearbeitet werden und es darf auch zu Bausteinen gearbeitet werden, die nicht in dem Buch vorkommen. Die anleitende Person erklärt, was in den Kleingruppen passiert und wann sich alle in der Großgruppe wiedertreffen (ca. 40-50 Minuten später), wobei ca. die ersten 20 Minuten zum Lesen eingeplant werden sollen. Das Flipchart mit den Reflexionsfragen wird sichtbar für alle aufgestellt.

5. Kleingruppenphase (45-50 Minuten)

Die TN treffen sich zunächst in den Kleingruppen, um den jeweiligen Text zu lesen. Die Seitenzahlen auf den einzelnen Bausteinen dienen lediglich als eine grobe Orientierungshilfe und es muss nicht alles gelesen werden. Je nach Bedarf der TN kann das Lesen kollektiv oder in Einzelarbeit passieren. Im Anschluss werden Verständnisfragen geklärt.

Die TN kommen in den Kleingruppen über folgende Fragen ins Gespräch:

Die Fragen sind im Raum gut sichtbar.

6. Auswertung (15-20 Minuten)

Nach dem Gespräch in den Kleingruppen treffen sich alle in der Großgruppe wieder. Nun haben die TN, Zeit zu teilen, worüber sie in den Kleingruppen geredet haben und was ihnen aus dem Gespräch oder aus den Bausteinen besonders hängen geblieben ist oder welche Fragen sich daraus ergeben haben.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Klimakrise und Kolonialismus


Die Teilnehmenden (TN) reflektieren den Zusammenhang zwischen Klimakrise und Kolonialismus gemeinsam in einem stillen Gespräch.

Lernziele

Die TN …

Ablauf

Hintergrund

Für ein besseres Verständnis der in dem Video angesprochenen Inhalte siehe Arbeitsmaterial. Siehe auch „Tipps für Anleitende“ für die Durchführung der Methode.

Vorbereitung

Die anleitende Person bereitet den Raum so vor, dass das Video mit Bild und Ton für alle TN hör- und sichtbar abgespielt werden kann. Für die anschließende stille Diskussion werden Flipcharts mit jeweils einer der Reflexionsfragen (siehe Schritt 3 unter Durchführung, „stille Diskussion“) vorbereitet.

Durchführung

1. Einführung (5 Minuten)

Die anleitende Person leitet die Methode ein, indem sie grob den Verlauf der Methode erklärt, sagt, worum es in dem Video geht, und die „Tipps und Hinweise für Anleitende“ berücksichtigt.

Informationen zum Video:

Das Video ist eine Produktion der Tageszeitung TAZ aus dem Jahr 2020.

An dem Video waren folgende Personen beteiligt:

Video: Céline Weimar-Dittmar, Juliane Fiegler und Leonie Sontheimer

Grafiken: Wibke Reckzeh

Musik: Adam Wittke und Motaku

Sprecher*innen: Imeh Ituen (Sozialwissenschaftlerin und Aktivistin), Angela Asomah (Klimaaktivist*in und Referent*in BUNDjugend), Tonny Nowshin (Klima- und Degrowth-Aktivistin) und Kevin Okonkwo (Klimaaktivist)

2. Video (5-10 Minuten)

Das Video wird abgespielt. Anschließend werden ausschließlich Verständnisfra­gen geklärt, die sich auf Sprache beziehen.

3. Stille Diskussion (15-20 Minuten)

Die Reflexionsfragen werden vorgelesen und auf Flipcharts zusammen mit Stiften im Raum verteilt.

Die TN können sich zu den Plakaten mit den Fragen stellen, die sie spannend finden, und ihre Gedanken jeweils aufschreiben. Sie müssen nicht zu allen Fragen etwas schreiben. Sie können auf die Kommentare von anderen reagieren.

4. Auswertung (20-30 Minuten)

Die TN haben ca. 5 Minuten Zeit, um sich das Geschriebene auf allen Flipcharts durchzulesen oder sich zumindest ein grobes Bild zu machen. Im Anschluss gruppieren sie sich um ein Flipchart ihrer Wahl und kommen in der jeweiligen Gruppe nochmal für ca. 15 Minuten in ein offenes Gespräch über Themen oder Teilaspekte, die auf dem jeweiligen Flipchart notiert wurden.

Zurück in der Großgruppe können abschließende Gedanken aus den jeweiligen Gruppen miteinander geteilt werden.

Durchführung digital

Bei digitaler Durchführung über eine Videokonferenz kann der Link zu dem Video im Chat mit allen TN geteilt werden, sodass sie es sich jeweils auf ihrem eigenen Endgerät anschauen können. Statt auf Flipcharts werden die Reflexionsfragen untereinander in einem Pad/in einem gemeinsamen Online-Dokument gesammelt und bearbeitet. Die vertiefenden Kleingruppendiskussionen finden in Breakout-Räumen statt.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Arbeitsmaterial

Quellen und Weiterführendes:

Großer Fuß auf kleiner Erde

Die Teilnehmenden (TN) lernen den Ökologischen Fußabdruck und Kritik an der individuellen Berechnung kennen und beschäftigen sich mit globaler Ungleichheit im Kontext der Klimakrise.

Lernziele

Die TN…

Ablauf

Vorbereitung

Die anleitende Person macht sich mit dem Konzept des ökologischen Fußabdrucks vertraut. Dafür liest sie den Hintergrundtext für Anleitende, macht selbst den Fußabdruck-Test und schaut sich das Video an. Das Video ist auf Englisch. Es können Untertitel auf Deutsch hinzugefügt werden und ggf. die Geschwindigkeit angepasst werden (siehe Tipps und Tricks für Anleitende).

Für 3. wählt die anleitende Person auf der Website des Global Footprint Network(https://data.footprintnetwork.org/#/) vier bis sechs Länder aus und notiert jeweils deren Pro-Kopf-Fußabdruck. Es bietet sich an, Länder mit sehr unterschiedlich hohem Fußabdruck zu wählen.

Durchführung

1. Einstieg (5 Minuten)

Die anleitende Person stellt in einem kurzen Input zunächst den ökologischen Fußabdruck als Messmethode für den menschlichen Verbrauch natürlicher Ressourcen vor. Grundlage dafür bildet der Hintergrundtext für Anleitende (siehe Material zum Download). Dabei ist es sinnvoll, zu Beginn nicht zu tief in die Messmethode des Fußabdrucks einzusteigen, sondern lediglich die Grundlagen zu klären. Für den folgenden Part ist es wichtig, dass die TN den durchschnittlichen globalen Fußabdruck (2022: 2,7 gha), den durchschnittlichen Fußabdruck in Deutschland (2022: 4,5 gha) und die durchschnittlich verfügbare Biokapazität (2024: 1,6 gha) kennen. Diese drei Zahlen sollten an der Pinnwand visualisiert werden, um sie für die Weiterarbeit präsent zu halten. Verständnisfragen sollten sofort geklärt werden.

2. Individueller Fußabdruk (35 Minuten)

Die TN berechnen ihren persönlichen ökologischen Fußabdruck und setzen sich kritisch mit dem Konzept des ökologischen Fußabdrucks auseinander. Sie nutzen dafür den Fußabdruck-Test von Brot für die Welt. Dafür scannen sie mit ihren mobilen Endgeräten den ausgedruckten QR-Code (siehe Material zum Download) und klicken sich selbstständig durch die Bereiche Ernährung, Wohnen, Mobilität und Konsum. Nach den jeweiligen Zwischenergebnissen erhalten sie ein Endergebnis, in dem der persönliche ökologische Fußabdruck im Vergleich zum durchschnittlichen in Deutschland sowie im Vergleich zur globalen Biokapazität gezeigt wird. Außerdem gibt es einen Hinweis auf den kollektiven Fußabdruck, also jenen ökologischen Verbrauch, der durch die Infrastruktur in Deutschland gegeben ist, ganz unabhängig vom persönlichen Verbrauch.

Direkt im Anschluss erklärt die anleitende Person, dass es auch Kritik am Konzept des ökologischen Fußabdrucks gibt und zeigt ein kurzes Video (Ausschnitt aus: DW „Why Big Oil loves to talk about your carbon footprint“, https://www.youtube.com/watch?v=vqZVCEnY-Us, Minute 0:00-03:14). Das Video ist auf Englisch mit deutschen Untertiteln.

Danach werden die Ergebnisse aus dem Fußabdruck-Test und die Informationen aus dem Video zusammen ausgewertet. Folgende Fragen können dazu genutzt werden:

3. Ländervergleich (10-15 Minuten)

Im nächsten Schritt setzen sich die TN mit dem globalen Vergleich von ökologischen Fußabdrücken verschiedener Länder auseinander.

Hierzu wird zunächst auf dem Boden mit Klebeband oder Kreide eine Linie markiert, die genügend Platz dafür bietet, dass sich alle TN problemlos darauf positionieren können. Ausgehend vom durchschnittlichen globalen Fußabdruck (2022: 2,7 gha) sollen die TN nun die Größe der Fußabdrücke verschiedener Länder schätzen. Ein Ende der Linie steht für „sehr viel größer als der durchschnittliche globale Fußabdruck“, das andere Ende für „sehr viel kleiner als der durchschnittliche globale Fußabdruck“. Das Spektrum kann von Land zu Land variieren. (Bei den USA bietet es sich eher an, die Pole auf „mehr als viermal so groß“ und „so groß wie der durchschnittliche globale Fußabdruck“ festzusetzen.)

Die anleitende Person nennt ein Land und die TN stellen sich auf der markierten Linie gemäß ihrer Einschätzung auf. Nachdem sich die TN positioniert haben, können sie ihre Einschätzung begründen, bevor dann die tatsächliche Größe der Länder-Fußabdrücke aufgelöst wird. Es bietet sich an, Aufstellungen zu maximal sechs Ländern zu machen.

4. Auswertung (10-15 Minuten)

Für die Auswertung können folgende Fragen verwendet werden:


5. Abschluss (20-30 Minuten)

Zum Abschluss dieser Einheit können die TN eigene Ideen und Empfehlungen sammeln, die zur Senkung des ökologischen Fußabdrucks in Deutschland beitragen würden. Dabei soll es vorrangig nicht um individuelle Konsumentscheidungen gehen, sondern um (zivil-)gesellschaftliche Ideen und politische Maßnahmen, die dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck der gesamten Bevölkerung zu verringern. Dazu bilden sich Kleingruppen, die auf Plakaten stichpunktartig ihre Empfehlungen notieren und sie dann in der Großgruppe präsentieren.

Varianten

Die Methode ist sehr umfangreich und dauert in ihrer Gänze sehr lange. Wenn im Rahmen einer Bildungsveranstaltung nicht so viel Zeit ist, kann die Methode gekürzt werden, indem einzelne Teile davon weggelassen werden.

So kann z. B. der Fokus auf entweder den persönlichen Fußabdruck und die Kritik daran (1. und 2.) oder auf den Ländervergleich und die großen Unterschiede zwischen Ländern des Globalen Nordens und Ländern des Globalen Südens (1. und 3.) gelegt werden. Falls alle TN erst kürzlich den Fußabdruck-Test gemacht haben, kann 2. übersprungen werden. Die Sammlung von Ideen zur Reduktion des Fußabdrucks (4.) kann bei dieser Methode weggelassen werden, wenn mit einer anderen lösungs- oder handlungsorientierten Methode weitergearbeitet wird, z. B. „Eine andere Welt im Bau“, „Wer macht den Wandel?“.

Durchführung digital

Die Methode kann mit folgenden Anpassungen auch im digitalen Raum durchgeführt werden:

Tipps und Hinweise für Anleitende

Anleitung Video:

Das Video ist auf Englisch. Um Untertitel auf Deutsch hinzuzufügen, auf das Symbol für „Einstellungen“ klicken → Untertitel → automatisch übersetzen → Deutsch. Auf das Symbol „Untertitel“ klicken, um die Untertitel einzublenden. Der für die Methode relevante Ausschnitt ist von Minute 0:00 bis Minute 3:14.

Das Video ist außerdem sehr schnell. Je nach Zielgruppe bietet es sich an, die Wiedergabegeschwindigkeit auf 0,75 zu reduzieren. Dafür auf das Symbol für „Einstellungen“ klicken → Wiedergabegeschwindigkeit → 0,75.

Der Fußabdruck ist eine gute Möglichkeit, den Verbrauch ökologischer Ressourcen zu visualisieren und damit für die Bildungsarbeit fruchtbar zu machen. Gleichzeitig ist der Fußabdruck eine sehr komplexe Messmethode. Daher ist es sinnvoll, sich als anleitende Person ausführlicher mit dem Thema zu beschäftigen und den Hintergrundtext (siehe Material zum Download) für Anleitende eingehend zu lesen.

Bei der Methode ist es besonders wichtig darauf zu achten, dass die TN sich auch kritisch mit dem persönlichen Fußabdruck und seiner Geschichte auseinandersetzen. Bei der Berechnung des persönlichen Fußabdrucks soll darauf geachtet werden, dass es nicht zu extremen Vergleichssituationen zwischen TN kommt oder einzelne TN zur Schau gestellt werden. Die Methode fordert ein Bewusstsein dafür, dass individuell nachhaltiges Verhalten häufig nur mit Privilegien möglich ist. So ist z. B. Bahnfahren meist teurer als Fliegen. Biologisches und regionales Essen aus Direktvermarktung ist oft teurer als konventionelles aus dem Supermarkt. Genauso ist die Frage nach der Reduktion von Flugreisen eine ganz andere für Menschen, deren Familie auf einem anderen Kontinent wohnt. Gleichzeitig wird durch die Methode nur teilweise sichtbar, dass die Bevölkerungsgruppe, die am stärksten für Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, reiche Menschen sind. Arme und strukturell diskriminierte Personen tragen weit weniger zum durchschnittlichen ökologischen Fußabdruck eines Landes bei. Der Fokus auf individuelles Konsumverhalten in der Nachhaltigkeitsdebatte kann daher klassistische Diskriminierung (= die Abwertung und Ausgrenzung aufgrund der sozialen Herkunft oder Klassenzugehörigkeit) reproduzieren. Daher gilt es, insbesondere während der Auswertung Bewusstsein für die Dimension sozialer Ungleichheit bei den TN zu schaffen.

Ein stärkeres individuelles Bewusstsein für nachhaltiges Konsumieren ist zwar sinnvoll, aber bei weitem nicht ausreichend, um wirklich großflächig Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Die größten Verursacher von Treibhausgasemissionen in Deutschland sind Energiewirtschaft, Industrie und Verkehr. Individuen können nur sehr begrenzt Einfluss auf diese Sektoren nehmen. Wenn es um Möglichkeiten zur Reduktion des Fußabdrucks geht, ist es daher wichtig, dass die TN nicht allein bei individuellen Handlungsmöglichkeiten in Form von „nachhaltigem Konsum“ bleiben, sondern auch darüber gesprochen wird, was auf politischer und gesellschaftlicher Ebene getan werden muss, um Emissionen zu senken und der Klimakrise und globaler Ungleichheit zu begegnen.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Mutig, motzig, mütterlich

Durch ein Rollenspiel werden innere Prozesse, die sowohl für einen gesellschaftlichen als auch für einen persönlichen Wandel relevant sind, deutlich gemacht und reflektiert.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Möglichst präziser Ablauf der Methode, unterteilt in Vorbereitung – Durchführung. Bitte versuchen genau auf den Punkt zu kommen. Je kürzer, desto besser, trotzdem klar und alles Wesentliche beschreibend, damit für Multiplikator*innen klar wird, was genau zu tun ist. Bitte nicht mehrere Möglichkeiten für einen Ablauf, sondern für einen Ablauf entscheiden und dann Varianten unten angeben. Wenn nötig kann auch ein kurzer Abschnitt „Hintergrund“ vorangestellt werden.

Hintergrund
Jede*r von uns hat alle möglichen Charaktereigenschaften und innere Anteile in sich, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Je nachdem, welche Anteile in unserer bisherigen Biografie in welcher Form gefüttert/bestärkt wurden, sind einige Anteile dominanter als andere. Um einen gesellschaftlichen Wandel zu unterstützen, ist es wichtig, alle emotionalen Anteile, die in uns und in der Gesellschaft vorhanden sind, zu berücksichtigen und einzubeziehen. Gesellschaftlicher Wandel vollzieht sich nicht (nur) im Kopf, denn das Wissen zur Veränderung besteht schon bei vielen. Es gibt aber eine Lücke zwischen dem Wissen und dem sich daraus ableitenden Handeln. Die Übung hilft, diese Lücke zu erfahren und zu reflektieren.

Vorbereitung
Im Raum wird an einer geeigneten Stelle eine Bühne vorbereitet, die z. B. mit Kreppband klar abgegrenzt ist.

Durchführung

1. (5 Minuten) Einleitung
Die Anleitenden machen deutlich, dass es sich um eine spielerische Annäherung an psychodynamische Prozesse handelt, also um innere Veränderungsprozesse. Wichtig dabei ist, dass die Möglichkeiten und Schwierigkeiten dieser Prozesse erlebbar werden und nicht nur darüber gesprochen wird. Deshalb wird in diesem Abschnitt Körperarbeit in Form von
theaterpädagogischen Methoden eingesetzt. Es gibt kein Richtig oder Falsch, sondern es geht um das Erspüren von unterschiedlichen inneren Anteilen, die in unserer Gesellschaft und in den einzelnen Menschen vertreten sind. Alle TN werden eingeladen, sich auch auf herausfordernde Momente einzulassen und gleichzeitig eigene Grenzen zu wahren.

2. (30 Minuten) Aufwärmübungen
Die Anleitenden bereiten die Gruppe mit theaterpädagogischen Aufwärmübungen etwa 30 Minuten lang auf eine spätere Improvisation vor. Der Fokus liegt auf Fehlerfreundlichkeit und einem vertrauensvollen Miteinander, das anregt, mehr zu spielen und zu improvisieren. Aufwärmübungen können hier gefunden werden: http://improwiki.com/de/wiki/improtheater/special/category/28/ubungen.

3. (15 Minuten) Einzelarbeit
Zunächst werden alle TN aufgefordert, in Einzelarbeit acht bis zehn Personen des öffentlichen Lebens auszuwählen, die sie mit starken Charaktereigenschaften assoziieren. Dabei ist es wichtig, dass diese Personen möglichst allen in der Runde bekannt sind. Dabei soll auf eine Ausgewogenheit von beliebten und unbeliebten Eigenschaften geachtet werden. Die Charaktereigenschaften können gesellschaftlichen Normen widersprechen. Zusätzlich zu den Adjektiven erfolgt eine Bewertung der Adjektive (positiv/negativ). Anhand eines Beispiels wird die Aufgabe durch die Anleitenden demonstriert (z. B. Angela Merkel, mütterlich, positiv oder Angela Merkel, mütterlich, negativ oder Angela Merkel, aggressiv, negativ oder Angela Merkel, durchsetzungsfähig, positiv).
Alle TN schreiben nach diesem Schema ihre Liste (Name, Eigenschaft, Bewertung) für sich auf ein Blatt Papier. Es wird später nicht veröffentlicht.

4. (20 Minuten) Rollenspiel
Nach der Einzelarbeit kommen die TN in einem Kreis zusammen. Dort wird die vorbereitete Bühne vorgestellt und das „Bühnensetting“ für das folgende Spiel erläutert: Verschiedene Charaktere lernen sich auf einer Cocktailparty kennen, während diese Dynamik von den Nicht-Spieler*innen beobachtet wird. Eine freiwillige Person liest ihre Liste vor und sucht
sich sechs Charaktereigenschaften aus, die sie gerne auf der Bühne in Interaktion sehen möchte, wobei auf ein Gleichgewicht zwischen positiv und negativ bewerteten Eigenschaften geachtet wird. Es werden Freiwillige aus der Gruppe erfragt, die jeweils eine Charaktereigenschaft (z. B. mütterlich) auf der Bühne spielen möchten.

Die zukünftigen Spieler*innen nutzen die Personen (z. B. Angela Merkel), um besser in ihre Rolle und in die Improvisation zu finden, beispielsweise durch deren Körperhaltung oder Sprachduktus. Die Spieler*innen können vor der Übernahme der Rollen Rückfragen an die Person stellen, deren Liste als Grundlage dient. Dies ist besonders dann von Vorteil, wenn die Spieler*innen die Personen nicht gut kennen. Falls vorhanden, können noch kleine Requisiten hinzugezogen werden. Die Spieler*innen kleben sich einen Zettel mit den von ihnen gespielten Charaktereigenschaften auf die Brust, um diese für die Beobachter*innen sichtbar zu machen.

Die Anleitenden erklären den Spielverlauf: Das Publikum eröffnet mit dem gemeinsamen Zuruf: „Drei, zwei, eins, los“ das Spiel. Die Spieler*innen kommen daraufhin nach und nach auf die Bühne und werden damit zu ihren Charakteren. Es entsteht eine Begegnung von Personen auf einer Party, auf der sie sich gegenseitig kennenlernen. Nach einigen Minuten gibt es ein akustisches Signal („Stopp“-Ruf und Klatschen), woraufhin alle Spieler*innen bewegungslos in ihrer Position verharren. In der Theaterpädagogik wird das Freeze genannt, also ein sofortiges
Einfrieren.

Das Spiel beginnt, das Publikum verfolgt die Interaktionen. Entsteht für die Zuschauer*innen aufgrund von parallelen Gesprächen ein unübersichtlicher Spielverlauf, können die Anleitenden mit „Stopp“-Rufen die Szene unterbrechen und die Anweisung einbringen, dass einzelne Parteien vorübergehend in ihren Positionen verharren. Gespräche können somit nacheinander geführt werden. Die Spieler*innen führen die Szene mit der Aufforderung „Und weiter!“ fort.

Nach etwa drei bis fünf Minuten des Spiels, je nach Aktivität der Spieler*innen und Spannungsverlauf, werden alle Spieler*innen durch einen „Stopp“-Ruf aufgefordert, innezuhalten. Es wird ein neuer Auftrag erteilt: „Tauscht euch nun darüber aus, ob bzw. unter welchen Umständen ihr – aus der Sicht eurer Charakterrolle – einen gesellschaftlichen Wandel hin zu einer Postwachstumsgesellschaft umsetzen möchtet. Wenn ihr eure Stellungnahme oder eure Gespräche danach beendet habt, geht von der Bühne. Das Spiel ist beendet, wenn die Bühne leer ist oder ihr ein Signal bekommt.“ Nach einem weiteren akustischen Signal (Klatschen und „Und weiter!“) wird das Spiel fortgesetzt.

Nach spätestens fünf Minuten wird das Spiel von der Moderation mit Unterstützung des Publikums mit einem Signal beendet. Die Spieler*innen verlassen daraufhin die Bühne und verteilen sich im Raum. Die Personen des Publikums verteilen sich auf die Spieler*innen und klopfen deren Körper ab, um sie aus ihren Rollen zu entlassen. Nun sind die Spieler*innen wieder sie selbst. Zur Auswertung kommen alle in einen Stuhlkreis zusammen.

5. (15-20 Minuten) Auswertung
Zunächst werden die Spieler*innen nach ihren Eindrücken gefragt:

Auswertung mit allen:

Das Geschäft mit der Angst

Die Methode ermöglicht eine spielerische Auseinandersetzung mit „der Ware Angst“ in der kapitalistischen Marktwirtschaft indem die TN „Ängste und „Gegenmittel vermarkten“ .

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Vorbereitung
Die Arbeitsplätze für die Kleingruppen werden vorbereitet. Für die Kleingruppe „der Markt“ wird ein Tisch mit einer Wand dahinter vorbereitet, der zentral und für alle gut zu erreichen ist. Wenn der Raum groß genug ist, kann eine Hälfte für das Spiel „Das Geschäft mit der Angst“ genutzt werden und die andere Hälfte für die Assoziationsübung und die Auswertung.

Durchführung
1. Assoziationsübung (10 Minuten)
Um den Einstieg in das Thema zu erleichtern, findet ein kurzes Brainstorming statt. Die Anleitenden werfen den Ball einer/m TN zu und bittet sie/ihn, ihre/seine erste Assoziation zum Wort „Angst“ zu nennen. Danach wird der Ball einer anderen Person zugeworfen. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Es geht darum, herauszufinden, was die TN mit Angst assoziieren. Die Anleitenden schreiben alle Wörter auf einem Flipchart mit. So bleiben sie im Raum und können später bei der Auswertung aufgegriffen werden.

2. Spiel (40 Minuten)
Die Anleitenden erklären den gesamten Spielablauf. Währenddessen kann es hilfreich sein, die Aufgaben der Kleingruppen sowie grundlegende Regeln auf einem Flipchart zu notieren.
Die Gruppe wird in Kleingruppen mit je drei oder mehr TN aufgeteilt. Zwischen vier und zehn Kleingruppen sind empfehlenswert. Eine Gruppe ist „der Markt“ (max. fünf TN). Die anderen Gruppen sind „die Hersteller*innen“. Jede Kleingruppe (außer „der Markt“) bekommt Papier, Scheren und Filzstifte. „Der Markt“ bekommt die Geldscheine und Kreppband. Eine/r der zwei Anleitenden bleibt bei der Markt-Gruppe, um sie bei ihrer herausfordernden Aufgabe zu unterstützen.
Die Hersteller*innen-Gruppen sollen nun entweder Ängste (z. B. Agoraphobie, Zukunftsangst usw.) oder Produkte entwickeln, um die Ängste zu überwinden (Therapie, Medikamente, Bedingungsloses Grundeinkommen usw.). Dazu können die Kleingruppen die vorhandenen Bastelmaterialien nutzen. Es genügt, etwas auf ein Blatt Papier zu schreiben, die TN können jedoch auch kreativ werden. Jede Kleingruppe organisiert sich selbst.
Es gibt keine vorgegebenen Zeiten zum Produzieren oder Verkaufen. Die Hersteller*innen dürfen jederzeit zu der Kleingruppe „Markt“ gehen. Auf dem Markt werden die produzierten Ängste und Produkte gehandelt. Abgesehen vom Markt zielen alle Kleingruppen darauf ab, innerhalb der Spielzeit so viel Geld zu machen wie möglich.
Die Kleingruppen gehen zur Markt-Gruppe und versuchen, dort ihre „Ängste“ und „Produkte“ zu verkaufen. Der Markt darf bestimmen, wie viele Händler*innen er gleichzeitig zulässt. Der Markt darf kurze Pausen machen (z. B. für die Bestandsaufnahme). In der Zeit können die Kleingruppen nichts verkaufen. Sie dürfen aber weiterhin Ängste und Produkte entwickeln. Die Markt-Gruppe entscheidet über die Preise je nach Angebot und Nachfrage und je nachdem, ob sie eine „Angst“ oder ein „Produkt“ besonders gut oder interessant findet (z. B. weil es besonders originell klingt).
Der Markt kann jede Angst nur einmal kaufen. Wenn sehr ähnliche Ängste oder Produkte angeboten werden, haben sie weniger Wert und der Markt bietet weniger Geld dafür. Für eine „Angst“ können mehrere „Produkte“ als Heilmittel verkauft werden, weil es unterschiedliche Ansätze gibt, mit dieser Angst umzugehen (z. B. können gegen die Angst „Agoraphobie“ folgende Produkte verkauft werden: „Therapie“, „Medikamente“, „Selbsthilfebuch“ …). Der Markt platziert alle gekauften „Ängste“ und die entsprechenden „Produkte“ nebeneinander an der Pinnwand. So ist für alle deutlich, welche „Ängste“ und „Produkte“ bereits gekauft wurden. Die Rolle der TN des „Marktes“ beruht auf deren Einschätzung, weshalb es hilfreich sein kann, wenn ein/e Anleitende*r bei ihnen ist. Die andere anleitende Person achtet auf die Zeit und beantwortet alle Fragen der TN, möglichst ohne ihnen konkrete Ideen für „Ängste“ oder „Produkte“ zu geben. Die Anleitenden weisen kurz vor dem Ende auf die letzten fünf Minuten hin. Wenn die 30 Minuten vorbei sind, ist das Spiel zu Ende.

3. Auswertung (15 Minuten)
Für die Auswertung können folgende Fragen hilfreich sein:

Möglichkeiten zur Weiterarbeit
Es bietet sich an, im Anschluss an diese Methode zum Thema Wettbewerb mit der Methode „Wie viel Wettbewerb wollen wir?“ (Grundlagen) zu arbeiten und Rückbezüge zu Zukunfts- oder Abstiegsängsten herzustellen.

Es war einmal

Über ein Rollenspiel im Märchenformat lernen die Teilnehmenden spielerisch über die Entstehung des modernen Geldsystems.

Lernziele
Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Vorbereitung
Das Märchen wird ausgedruckt (min. sieben mal) und die Utensilien für das Theaterspiel (buntes Papier für Urkunden, Stifte, ggf. Stempel) vorbereitet. Es werden hintereinander zwei Stuhlhalbkreise mit jeweils sechs Stühlen geformt. Vor den Stuhlreihen muss genug Platz zum Spielen sein (Bühne).

Durchführung

1. (10 Minuten) Einführung
Die Anleitenden erklären kurz Ziel und Ablauf der Übung. Anschließend werden die verschiedenen Rollen vorgestellt und den TN zugeordnet. Folgende Rollen sind zu vergeben: Erzähler*in, König*in, Esel, Bauherr*in, Glasbrenner*in, Steinmetz/Ziegelmacher*in
(kann von einer Person gelesen werden). Die restlichen TN agieren als zuschauende Personen. Jede Rolle wird zweimal vergeben: einmal an eine*n Vorleser*in und einmal an eine*n Darsteller*in. Weitere TN bilden das Publikum.

2. (5 Minuten) In Stellung Bringen
Die TN nehmen ihre Plätze und Rollen ein. Auf die hintere Stuhlreihe setzen sich die vorlesenden TN. Auf die vordere Stuhlreihe setzen sich die darstellenden TN, jeweils vor die vorlesenden TN mit derselben Rolle. Die restlichen TN sitzen den spielenden und vorlesenden TN als Zuschauenden gegenüber.

3. ( 5 Minuten) Verteilen der Requisiten
Der Text wird an die vorlesende TN verteilt. Der*die Darsteller*in der König*in erhält blaues Papier und einen Stift, ggf. Stempel. Der*die Darsteller*in des Bauherrn erhält gelbes Papier und einen Stift, ggf. Stempel. Diese dienen als Requisiten für das Spiel.

4. (10 Minuten) Rollenspiel
Das Märchen beginnt. Das Märchen wird nun vorgelesen und synchron pantomimisch dargestellt. Möglichst alle Handlungen, die vorgelesen werden, werden still dargestellt. Dabei können die TN frei improvisieren. Wenn der Rollenname der TN genannt wird, stehen diese auf, treten vor und spielen das Gesagte nach.

5. (10 Minuten) Reflexion
Die 1. Reflexionsphase beginnt. Die TN werden zunächst gefragt, wie es ihnen in ihren Rollen
ergangen ist (Vortragende wie Spielende). Die TN berichten aus der Rollensituation heraus. (Bsp.: Ich als König*in habe mich gefreut, dass ich ein neues Schloss bauen konnte.) Ggf. erfolgt eine Nacherzählung der Geschichte durch die TN.

6. (10 Minuten) Meta Reflexion
Anschließend wird das Märchen auf der Metaebene reflektiert. Hier kann eine Pause eingebaut werden oder auch ein Wechseln des Settings, indem z. B. ein gemeinsamer Stuhlkreis gebildet wird. Die TN werden gebeten, nun aus ihren Rollen herauszugehen und aus ihrer eigenen Sicht über das Märchen zu sprechen. Hierzu können die folgenden Fragen verwendet werden:

Verstehen, was Geld ist und wie es funktioniert
>    Was ist Geld im Märchen?
>    Steckt im Märchen Zauberei? Wo passiert etwas Magisches/etwas Übernatürliches?

Verstehen, was Geld mit Vertrauen zu tun hat
>    Wieso kann der*die Bauherr*in beim Ziegelmacher mit der Urkunde bezahlen?
>    Was würde passieren, wenn die Leute erfahren würden, dass der Goldesel tot ist?

Übertragung auf das aktuelle Geldsystem
>    Stellt euch vor, ihr geht in den Supermarkt und möchtet Schokolade kaufen. Könntet ihr euch vorstellen, so zu bezahlen wie der*die Bauherr*in im Märchen? Was würde passieren, wenn ihr einfach mit einem Zettel bezahlen wolltet, auf den ihr schreibt, „Ich schulde dir drei Euro“?
>    Wie sieht es mit Banken aus? Können diese etwas mit „Schuld“ bezahlen?
>    Welche Akteure gibt es in unserem Geldsystem. Wo seht ihr Parallelen, wo Unterschiede zum Märchen?
>    Wie steht es heutzutage um den Goldesel? Können wir unser Geld in Gold eintauschen?
>    Was passiert, wenn wir alle unser Geld vom Konto abheben?
>    Was passiert, wenn wir das Vertrauen in unser Geld verlieren?

Diskussionsfragen
>    Habt ihr das Gefühl, dass das Geldsystem ein stabiles System ist?
>    Was denkt ihr, wieso versuchen Politiker*innen, das Vertrauen in die Stabilität der Finanzmärkte zu stützen?
>    Was haltet ihr davon, dass der Staat in Krisen Geld an Banken leiht bzw. Garantien ausspricht?

Varianten
Der Text kann auch als reiner Lesetext genutzt werden, ohne die Bewegungs- und Darstellungsrollen. Bei wenigen TN oder einem besonders kleinen Raum gibt es auch die Möglichkeit, Rollen zusammenzufassen oder eine Person alles lesen zu lassen. Die restlichen TN übernehmen dann die darstellenden Rollen. Die Diskussionsfragen können in der Gruppe oder einzeln beantwortet werden. Manche Fragen eignen sich auch für kreative Schreibprozesse bzw. für die Entwicklung einer gemeinsamen Gruppenerzählung – auf Märchenebene oder in Bezug auf das reale heutige Geldsystem. Je nach Kenntnisstand der TN könnten z. B. folgende Aufgaben gestellt werden: Verfasst eine Nachrichtenmeldung zum Tod des Goldesels! Erzählt die Geschichte der Insolvenz von Bank XY und der entsprechenden Folgen. Erzählt das Märchen weiter, nachdem der Goldesel stirbt.

Tipps und Hinweise für Anleitende
Ein langsames Vorlesen ist wichtig, damit die darstellenden TN genug Zeit zum „Spielen“ haben. Die Hinweise auf Pausen im Text helfen beim Wahrnehmen der Spielpausen. In der Reflexionsphase kann ein Flipchart zu Hilfe genommen werden. Diskussionen zum Geldsystem führen häufig zu einer negativen Bewertung der Berufsgruppe der Banker. Dem wird in der Methode entgegengewirkt, indem ggf. auf das Eingebundensein von Banken in ein historisch gewachsenes System hingewiesen wird. Auf viele Fragen/Szenarien der Weitererzählung (z. B. bei Tod des Goldesels) gibt es keine eindeutige Antwort. Es kommt darauf an, wie sich die Akteure im Märchen und in der Realität verhalten. Dies kann betont werden, um zu verdeutlichen, dass das Geldsystem sozialen Dynamiken unterliegt und Entwicklungen an den Finanzmärkten schwer vorhergesagt werden können. Bei Verständnisproblemen empfiehlt es sich, auf Ebene des Märchens zu argumentieren und Fragen zu vereinfachen. Um das Gefühl der Überforderung zu vermeiden, kann es empfehlenswert sein, möglichst nicht in der großen Gruppe auf detaillierte Hintergrundfragen einzugehen, sondern den Fokus auf die einfachen Grundprinzipien zu legen. Bei weiterführenden Fragen kann auf die Literatur (siehe Hintergrundtext) verwiesen werden.

Ich hab’ doch nichts zu verbergen

Kurzbeschreibung

Die Teilnehmenden setzen sich über einen Argumentationsaustausch mit den Vorteilen und Herausforderungen eines konsequenten Schutzes personenbezogener Daten auseinander.

Lernziele

Die Teilnehmenden …

Ablauf

(35 Minuten) Vorbereitung
Die Teilnehmenden werden in zwei Gruppen aufgeteilt (bei großen Gruppen Kleingruppen à ca. 5 Personen und mehrere Kleingruppen pro Position): Eine Gruppe vertritt eine starke Position für konsequenten Datenschutz, die andere Gruppe vertritt Bedenken und Argumente gegen einen starken und konsequenten Datenschutz. Hierbei ist es wichtig, dass die Teilnehmenden diese Position nicht persönlich vertreten müssen, sondern nur für die Dauer der Übung. Die Teilnehmenden schlüpfen quasi in eine Rolle hinein.
Zunächst sammeln beide Gruppen jeweils Argumente für ihre Position. Die Sammlung kann gemeinsam erfolgen und stichpunktartig auf Moderationskarten festgehalten werden. Nachdem die Teilnehmenden ca. 5 – 10 Minuten eigene Argumente gesammelt haben, erhalten sie von der anleitenden Person die ausgedruckten Argumentesammlungen für die jeweilige Position. Die
Argumente der anderen Gruppe kennen die Teilnehmenden nicht. Nach dem Lesen der Stichpunkte haben die Teilnehmenden Zeit, sich dazu in den Gruppen auszutauschen, ggf. Verständnisfragen zu klären sowie gemeinsam mögliche Argumentationsstrategien für den
Austausch mit den anderen zu überlegen.

Durchführung
1. ( 20 Minuten) Rollenspiel
In der Mitte eines Stuhlkreises stehen je zwei Stühle für die Positionen »Für einen konsequenten Datenschutz« und »Gegen einen konsequenten Datenschutz«. Die Stühle sind anfangs frei und können dann von beliebigen Personen der jeweiligen Gruppe(n) besetzt werden. Die Teilnehmenden können sich gegenseitig durch Klopfen auf die Schulter oder ein anderes vereinbartes Signal austauschen oder selbst entscheiden, wann sie den Stuhl wieder verlassen wollen. Die Teilnehmenden können eigene Argumente oder Argumente aus den mitgegebenen Argumentesammlungen einbringen. Die Herausforderung besteht darin, auf die Argumente der anderen Position zu reagieren. Dabei sollten die Teilnehmenden möglichst ihrer Rolle und Position treu bleiben. Das heißt nicht, dass in der Diskussion nicht auch an manchen Stellen Perspektiven entstehen können, in denen beide Seiten sich wieder finden.

2. (10 Minuten) Rollenausstieg
Für die abschließende Reflexion ist es wichtig, dass den Teilnehmenden die Gelegenheit gegeben wird, die Rolle zu verlassen. Der Rollenausstieg soll noch einmal deutlich machen, dass alle Teilnehmenden während der Argumentationsphase eine Rolle hatten, die von ihrer eigenen zu unterscheiden ist. Möglicherweise haben sich einzelne Teilnehmende unwohl gefühlt. Hier gibt der Rollenausstieg auch die Möglichkeit, angestaute Gefühle herauszulassen. Wenn möglich, können die Übungen im Freien gemacht werden.

Übung 1: Die Teilnehmenden stehen in einem Kreis und ziehen ihre Rolle wie einen Ganzkörperanzug aus. Dafür greifen sie einen imaginären Reißverschluss am Scheitel und ziehen ihn runter bis zu den Fußsohlen. Nun streifen sie den Rollenanzug erst vom Kopf, dann
von den Armen, dem Oberkörper und schließlich den Ich hab’ doch nichts zu verbergen
Beinen ab. Sie halten den Rollenanzug in der Hand und werfen ihn gemeinsam auf ein Signal mit voller Kraft in die Mitte des Kreises. Anschließend schütteln sich die
Teilnehmenden einmal kräftig.

Übung 2 (ergänzend): Alle Teilnehmenden stehen in einer Reihe. Auf ein Signal hin laufen und schreien alle Teilnehmenden los. Sie schreien so laut sie können, ohne zum Atmen abzusetzen, und laufen dabei so weit sie können. Wer nicht mehr schreien kann, bleibt stehen.

3. (20 Minuten) Auswertung
Gemeinsam mit den Teilnehmenden wird in der Großgruppe zu den folgenden Fragen reflektiert:

Eine andere Welt im Bau – Digitale Technik

Teilnehmende tauschen sie sich in Gruppen über Initiativen/Alternativen aus die sich mit Digitalisierung in unserem Wirtschaftssystem auseinandersetzen/dem etwas entgegenstellen.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Vorbereitung
Wenn möglich, sollten die Anleitenden sich im Vorfeld über die angegebenen Links auf den Bausteinkarten grob über die beschriebenen Initiativen / Alternativen informieren, um ggf. auf Rückfragen reagieren zu können.
Alle Karten werden ausgedruckt. Für mehrfache Verwendung können die Karten laminiert werden. Die Anleitenden hängen die Karten auf eine Wäscheleine, an die Tafel oder legen sie auf einem Tisch oder auf dem Boden aus, sodass sie für alle Teilnehmenden gut sichtbar
und zugänglich sind.

Durchführung
1. (10 Minuten) Auswahl einer Karte
Im ersten Schritt werden die Teilnehmenden eingeladen, sich die verschiedenen Beispielkarten in Ruhe anzuschauen und eine auszuwählen, die sie anspricht. Es geht dabei noch nicht darum, die Karten ganz zu lesen, sondern eher darum, ein spannendes Thema zu finden.
Wenn mehrere Teilnehmende die gleiche Karte auswählen möchten (vor allem auch bei größeren Gruppen relevant), dann können sie sich die Karte entweder mit ihrem Smartphone abfotografieren oder sie gehen zusammen in eine Kleingruppe.

2. (20 Minuten) Vorstellen und Diskutieren der Initiativen und Alternativen in Kleingruppen
In Gruppen von drei bis vier Personen stellen die Teilnehmenden sich gegenseitig ihre Karten vor. Sie tauschen sich darüber aus, warum sie ihre Karte ausgewählt haben und diskutieren das Potenzial der Initiativen oder des Projektes.
Folgende Leitfragen können dafür mit in die Kleingruppen gegeben werden:

3. (20 Minuten) Auswertung
Anschließend kommen alle Teilnehmenden wieder im Plenum zusammen und berichten von ihren Eindrücken.
Folgende Fragen können bei der Besprechung und Einordnung der Bausteinkarten helfen:

Varianten

Die Methode kann auch nur zu Möglichkeiten des kollektiven Engagements durchgeführt werden (»aktiv werden«-Karten) oder nur zu datensicheren und nicht- kommerziellen Tools im Sinne einer »digitalen Notwehr« (alle anderen Karten: »Kommunizieren, »Navigieren«, »Zugriff verhindern«, »Sich informieren«). Wenn die Anleitenden sich das zutrauen, können auch direkt mit den Teilnehmenden diese Tools ausprobiert oder installiert werden. Um die auf den Karten vorgestellten Initiativen besser kennen zu lernen, könnten einzelne davon auch direkt kontaktiert werden für ein (Online-)Gespräch oder für einen Besuch vor Ort. Das kann die Hürde senken, sich einzubringen, und macht solche Gegenbewegungen und Alternativen greifbarer.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Im Material gibt es Karten zu kollektiven Handlungsmöglichkeiten in Initiativen und Projekten (»aktiv werden«) und es gibt Karten zu konkreten datensicheren Anwendungen jenseits kommerzieller Angebote. Letztere können die Teilnehmenden selbst nutzen, wenn sie große Tech-Konzerne nicht weiter mit ihren Daten füttern wollen. Je nach Gruppengröße und Vorkenntnissen kann es sinnvoll sein, eine gewissen Anzahl von Karten auszuwählen. Mit dieser Methode und den Bausteinkarten soll auch das Engagement in Initiativen und Projekten als Möglichkeit der gemeinsamen politischen Einflussnahme aufgezeigt werden. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Abschlussdiskussion sich nicht allein auf individuelle technische Handlungsmöglichkeiten konzentriert. Ist dies der Fall, können auch Karten zum »aktiv Werden« in die Diskussion gebracht werden.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Um die Teilnehmenden vorab für Probleme im Zusammenhang mit digitalen Kapitalismus zu sensibilisieren, eignen sich unter anderem die Methoden »Let’s make money«, »Wem gehören die Daten?«. In den Methoden a) »Endlich im Netz« und b) »Eine

Verkehrs-App für Smartstadt« werden Probleme bzw. Herausforderungen angesprochen, auf die Karten in dieser Methode direkt bezogen werden können (z. B. Zu a) Global Voices oder Safe the Internet India und zu b) Transportr, Open Street Map oder Bündnis digitale Stadt Berlin).

Endlich im Netz?

Kurzbeschreibung

Die Teilnehmenden diskutieren die Aussage »Jede*r hat das Recht auf freies Internet« und beschäftigen sich dann in Gruppen mit Zitaten zur Facebook-App »Free Basics«.

Lernziele

Die Teilnehmenden …

Ablauf

Vorbereitung
Die Zitate werden ausgewählt und in entsprechender Anzahl ausgedruckt (in Kleingruppen à vier Personen erhalten immer drei Personen ein Zitat aus der Auswahl an Zitaten »kritisch gegenüber Free Basics« und eine Person ein Zitat von Facebook selbst). Flipchart und Stifte werden bereit gelegt.
Für die Anleitenden empfehlen wir, als Hintergrund das Infoblatt zu lesen und bereit zu halten.

Durchführung

1. (20 Minuten) Positionierung: »Jede*r hat das Recht auf freies Internet«

Wie in der Methode »Jede*r hat das Recht auf ein Smartphone?« werden die Teilnehmenden im ersten Schritt eingeladen, sich zu der Aussage auf einer Skala im Raum zu positionieren. Ein Pol ist beschrieben mit der Aussage: »Ich stimme vollkommen zu«, der andere Pol mit: »Ich stimme gar nicht zu«. Die Teilnehmenden stellen sich auf dieser Skala auf und werden eingeladen, etwas dazu zu sagen, weshalb sie sich wo positioniert haben. Es geht dabei nicht um Richtig oder Falsch, sondern darum, sich den Dimensionen und Fragen anzunähern, die eigentlich in dieser Aussage stecken.

Unterstützende Fragen durch die Anleitenden können dabei sein:

2. (20 Minuten) Zitatearbeit zum konkreten Beispiel von Facebooks »Free Basics«-App

Die Anleitenden leiten über, dass heute ein Zugang zum Internet oft Grundvoraussetzung dafür ist, überhaupt am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und ganz entscheidend z. B. für das Recht auf freie Meinungsäußerung oder freien Informationszugang. Gleichzeitig waren im Jahr 2020 etwa 40% der Gesamtbevölkerung nicht an das Internet angeschlossen, das betrifft vor allem den afrikanischen Kontinent und Südostasien. Geschlechter sind davon auch unterschiedlich betroffen: Frauen* und weiblich gelesene Personen haben öfter keinen Zugang zum Internet. Große Tech-Konzerne machen in dieser Situation und in diesen Regionen Angebote für kostenfreies Internet. »Zero rating« wird das genannt, was soviel heißt wie »keine Kosten«. Facebook bietet seit 2015 die kostenlose App »Free Basics« an, die einen kostenlosen Zugang zum Internet ermöglicht – allerdings nur zu einigen von Facebook ausgewählten Anwendungen und Websites. Heute wird die App in über 60 Ländern genutzt vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika. Facebook ist heute eine der wichtigsten Plattformen für soziale Medien weltweit mit über 2,9 Milliarden aktiven Nutzer * innen im Monat. Diese Angebote sind umstritten. Es gibt Perspektiven, die solche Angebote sinnvoll finden, um Internetzugang überhaupt zu ermöglichen, andere halten sie für nicht legitim, weil damit globale Machtverhältnisse wiederholt und verstärkt werden (vgl. Infoblatt).

Die Teilnehmenden bilden nach der Einleitung Kleingruppen à vier Personen. Die Gruppen erhalten verdeckt vier der Zitate aus dem Material (je das »Pro«-Zitat und drei der »Kritik«-Zitate). Jede*r zieht sich eines der vier Zitate, liest es sich durch und macht sich zu folgenden Fragen Gedanken:

In den Kleingruppen können sich die Teilnehmenden jetzt noch zu folgenden Fragen austauschen:

3. (20 Minuten) Zusammentragen und Reflexion in der Großgruppe

Im Plenum können jetzt die wichtigsten Argumente von beiden Seiten zusammengetragen und optional auf zwei Flipcharts (1. Flipchart: »Was sagt Facebook?«, 2. Flipchart: »Was sagen Kritiker*innen?«) visualisiert werden. Ggf. können die Anleitenden hier anhand des Infoblatts noch Argumente klären oder ergänzen.
Diese Gegenüberstellung wird dann über ein Gespräch im Plenum reflektiert und die Verbindung zu globalen Machtverhältnissen hergestellt.

Dafür können folgende Leitfragen in der Gruppe besprochen werden:

Bei Bedarf können Aspekte aus dem Gespräch am Ende noch zusammengefasst und / oder schriftlich festgehalten werden.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Die Begriffe Globaler Norden und Globaler Süden sollten vorab eingeführt werden. Für eine ausführlichere Erklärung siehe Literatur (Glokal e. V.). Für eine kurze Erklärung: Globaler Norden bezeichnet Regionen und Gruppen, die früher wie heute gesellschaftlich, politisch und ökonomisch von Kolonialismus und Ausbeutung profitieren (z. B. Europa, Nordamerika) und Globaler Süden solche, die früher wie heute davon benachteiligt werden (z. B. große Teile Afrikas, Teile Asiens) Wir empfehlen, sich vorab mit der Gruppe zumindest grundlegend damit zu beschäftigen, was Kolonialismus ist und bedeutet. Wir verwenden hier den Begriff »digitaler Kolonialismus«, da er vor allem von Menschen / Aktivist*innen aus dem Globalen Süden so benutzt und geprägt wird. Post-koloniale Verhältnisse drücken sich heute anders aus als zu Zeiten formeller kolonialer Herrschaft, bestehen aber fort. Kolonialismus ist grundsätzlich ein Wissens-, Herrschafts- und Gewaltverhältnis. In dem Beispiel hier tritt der Gewalt-Aspekt weniger in den Vordergrund. Wenn wir weiter mit einbeziehen, wer für wen z. B. die Rohstoffe für digitale Geräte abbaut, kommt dieser durchaus stärker zum Tragen. Dass mit immer mehr Internetnutzung auch die ökologischen Auswirkungen (durch Produktion, Nutzung und Entsorgung von Geräten und digitalen Dienstleistungen) steigen, ist die andere Seite der Medaille der Forderung nach Internetzugang für alle. Gleichzeitig sind globale Verhältnisse so gelagert, dass im Globalen Norden wesentlich mehr zu Klima- und Umweltschäden beigetragen wurde und wird und die ökologischen Kosten privater Internetnutzung wesentlich geringer sind als beispielsweise die Kosten von digitalisierter Produktion, von Smart Cities etc. im großen Stil. Die bestehenden ökologischen Herausforderungen im Kontext von Digitalisierung dürfen nicht auf Kosten einer selbstbestimmten Gestaltung von Digitalisierung im Globalen Süden verhandelt werden. Die Methode arbeitet am konkreten Beispiel der App »Free Basics« von Facebook. Andere große Firmen haben ähnliche Angebote.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Mit der Methode »Eine andere Welt im Bau – Porträts von Gegenbewegungen und Alternativen im digitalisierten Kapitalismus«, können im Anschluss Initiativen kennen gelernt werden, die sich weltweit gegen Machtkonzentration im digitalisierten Kapitalismus einsetzen. Die Methode »Die Zukunft digitaler Technik« greift Zukunftsvorstellungen für eine global gerechte und sozial-ökologische Gestaltung von Digitalisierung auf.

LITERATUR

Cloud und Rüben

Die Teilnehmenden reflektieren die Zwiespältigkeit digitaler Technik bezüglich deren Nutzen und Gefahren durch ein Spiel und eine Textarbeit.

Lernziele

Die Teilnehmenden …

reflektieren die Zwiespältigkeit digitaler Technik bezüglich deren Nutzen und Gefahren.
lernen die kontroverse Debatte um digitale Technik in der globalisierten Landwirtschaft kennen.
lernen Forderungen / Ansätze für politische Maßnahmen kennen, um angesichts ökonomischer Machtverhältnisse die Interessen von Kleinbäuer*innen gegenüber großen Konzernen zu stärken.
erkennen, dass die Gestaltung der Rahmenbedingungen für den Einsatz digitaler Technik ein politischer Prozess ist und reflektieren, inwieweit dieser mit Interessen und Machtverhältnissen verbunden ist.

Ablauf

Vorbereitung
Flipchart bereitlegen, zwei Stühle nebeneinander positionieren für das Einstiegsspiel.
Infoblatt für alle Teilnehmenden einmal ausdrucken.
Material »Textbausteine zu Problemen und Forderungen« einmal ausdrucken und an den markierten Stellen auseinander schneiden, so dass 12 einzelne Textabschnitte entstehen. Ggf. aus den Problemen und Forderungen welche auswählen, falls es für die Zielgruppe sinnvoll ist, die Aspekte zu reduzieren. Schilder für die Stühle im Einführungsspiel vorbereiten (Aufschriften siehe »Durchführung«).

Durchführung
1. Ein Hin und Her mit dieser Technik – Einstiegsspiel zur Zwiespältigkeit digitaler Technik (30—40 Minuten)
Als erstes werden mit den Teilnehmenden zusammen Beispiele gesammelt, wo sie in ihrem Leben mit digitaler Technik zu tun haben, sie nutzen oder ihr begegnen. Die Anleitenden schreiben diese als Schlagwörter auf ein Flipchart oder eine Tafel. Dann wird das Spiel eingeleitet. Die Anleitenden haben dafür zwei Stühle nebeneinander im Raum aufgestellt, die alle sehen und zu denen alle sich leicht hinbewegen können. Ein Stuhl erhält ein Schild / ein DIN-A4-Papier mit der Aufschrift »das ist daran sinnvoll oder nützlich«, der zweite Stuhl eines mit der Aufschrift »das ist daran problematisch oder bedrohlich«. Die Anleitenden greifen aus den genannten und notierten Beispielen jetzt eines heraus und laden die Teilnehmenden ein, sich zu überlegen, wie digitale Technik in dem Beispiel sinnvoll oder nützlich eingesetzt ist (z. B. was dadurch einfacher, schneller geht oder überhaupt erst möglich ist) und was daran problematisch oder bedrohlich ist (z. B. wer davon ausgeschlossen ist, wer die Kontrolle über Daten hat). Wer dann einen Gedanken hat, kann aufstehen, sich auf den entsprechenden Stuhl setzen und diesen Gedanken laut sagen. Wenn der Stuhl, zu dem jemand etwas sagen möchte, besetzt ist, kann der Person auf dem Stuhl auf die Schulter getippt werden, um sie abzulösen. Dieser »Schlagabtausch« geht so lange weiter, bis keine weiteren Gedanken mehr dazu aufkommen. Dann können die Anleitenden (oder die Teilnehmenden) ein weiteres Beispiel auswählen und das Spiel noch zu weiteren Beispielen durchführen.
Wenn es in Gruppen schwer fällt, sich direkt auf einen Stuhl zu setzen und einen Gedanken zu äußern, kann zuerst kurz zu zweit zu dem Beispiel getuschelt werden. Die Anleitenden können auch unterstützen, indem sie sich selbst auf einen Stuhl setzen und Aspekte einbringen.

Im Anschluss wird das Spiel anhand folgender möglicher Fragen in der Gruppe reflektiert, um herauszuarbeiten, inwiefern der Einsatz digitaler Technik oft zwiespältig ist:
Wie einfach oder schwierig war es für euch, Punkte zu den beiden Stühlen zu finden? Was war einfacher?
Was könnten Gründe dafür sein?
Was fällt euch auf, wenn ihr die Gegenüberstellungen gehört habt? Wo seht ihr Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede?
Wem nützt der Einsatz digitaler Technik in den verschiedenen Beispielen vor allem?
Wer hat davon vor allem Nachteile? Wodurch entstehen diese Nachteile?
Sind das die gleichen Akteure, die Nutzen oder Nachteile gleichermaßen daraus ziehen, oder unterschiedliche?
Wer entscheidet darüber, wie oder ob in dem Bereich digitale Technik eingesetzt wird? Wer kann dabei mitgestalten? Wir wirkt sich das in euren Beispielen aus?

2. Textarbeit zur Rolle von Digitalisierung in der globalisierten Landwirtschaft (35 Minuten)
Um die Zwiespältigkeit digitaler Technik auf den Bereich der globalisierten Landwirtschaft zu übertragen, lesen die Teilnehmenden jetzt das Infoblatt. Danach werden im Plenum inhaltliche Fragen geklärt und es wird mündlich zusammengetragen, was im Text zur (zwiespältigen) Rolle von Digitalisierung in der Landwirtschaft gesagt wird. Bei Bedarf können die Anleitenden dazu auch Stichpunkte für alle sichtbar festhalten. Anschließend kann mit den Teilnehmenden noch auf die eigenen Beispiele aus dem Einstiegsspiel Bezug genommen werden und es können Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet werden.

3. Aussagenpuzzle zu Problemen und Forderungen im Kontext einer machtkritischen / gerechteren Gestaltung politischer Rahmenbedingungen von Digitalisierung in der Landwirtschaft (45 Minuten)
Im Anschluss können sich die Teilnehmenden jetzt noch intensiver damit beschäftigen, wie im Zusammenhang mit Digitalisierung in der globalisierten Landwirtschaft Nachteile oder Probleme für Produzierende auf kleineren Höfen entstehen und welche politischen Forderungen gestellt werden, um darauf zu reagieren. Die Textbausteine dazu im Material sind eine Zusammenfassung des Positionspapiers »Landwirtschaft 4.0. Politische Leitplanken für eine sozial gerechte und ökologisch verträgliche digitale Landwirtschaft«, das 2020 von verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen herausgegeben wurde. Alle Teilnehmenden ziehen (allein oder zu zweit, je nach Gruppengröße) verdeckt einen Textabschnitt. Sie lesen ihren Textabschnitt und versuchen dann, den passenden zweiten Teil zu ihrem Abschnitt zu finden (also die Forderung zu ihrem Problem oder umgekehrt). Dafür gehen alle Teilnehmenden umher und sprechen sich an, bis sie ihr Gegenstück gefunden haben. Wenn sich die Paare gefunden haben, besprechen sie kurz zusammen das Problem und die dazugehörigen Forderungen und schreiben Stichpunkte dazu auf Moderationskarten. Dann treffen sich alle wieder in der Großgruppe und die einzelnen Problembereiche / Lösungen werden nacheinander vorgestellt. Ggf. können dabei Rückfragen geklärt werden oder die Anleitenden unterstützen, falls die Zusammenhänge für Teilnehmende schwer zu verstehen waren.
Die Moderationskarten der Paare werden von den Anleitenden inhaltlich strukturiert an eine Pinnwand gehängt, so dass ein übersichtliches Bild entsteht, das für alle sichtbar ist.

Diese Übersicht wird anschließend anhand folgender möglicher Fragen noch kurz besprochen und ein Transfer zu anderen Bereichen hergestellt:

Welche der Forderungen / Ansätze sind für euch neu, von welchen habt ihr schon mal gehört?
Was würde sich durch Forderungen verändern – was für (Klein-)Bäuer*innen und was für große Agrar- oder Tech-Konzerne?
Wie versuchen politische Forderungen, verschiedene Interessen auszugleichen? Aus welchen Gründen wird das für nötig gehalten?
Wie steht ihr selbst zu diesen politischen Forderungen? Was haltet ihr für besonders wichtig?
Für wie realistisch haltet ihr es, dass diese politischen Forderungen umgesetzt werden? Was steht dem aktuell im Weg? Was bräuchte es, damit sie einfacher umgesetzt werden könnten?

Zum Transfer auf andere Bereiche:

Woher kennt ihr das noch, dass sich in der Gesellschaft oder Wirtschaft unterschiedliche Interessen gegenüberstehen?
Welche Interessen stehen sich eurer Einschätzung nach oft entgegen, wenn digitale Technik eingesetzt wird?
Wie wird gesellschaftlich damit umgegangen?
Welche Interessen setzen sich dabei oft durch oder haben mehr Gewicht?
Wovon hängt es ab, ob die einen oder die anderen Interessen mehr Einfluss haben?
Welche Rolle spielen dabei globale Machtverhältnisse?
Inwiefern spielen politische Entscheidungen, Gesetze etc. eine Rolle dabei, Interessen auszugleichen?

Varianten

Wenn weniger Zeit ist oder das Thema zu komplex für die betreffende Gruppe, können auch kürzere Varianten der Methode durchgeführt werden: a) Nur Teil 1 (Einstiegsspiel) und dann daran anschließend direkt die Diskussion zum Transferfragenblock aus Teil 3; dann behandelt die Methode die Zwiespältigkeit digitaler Technik ohne den Bezug zu Landwirtschaft (ca. 60 Min). b) Nur Teil 2 als Textarbeit mit dem Schwerpunkt auf Digitalisierung und Landwirtschaft. Dafür lesen die Teilnehmer*innen den Text inklusive der mit »für Variante« markierten Abschnitte (ca. 30 Min). Hier kann auch Teil 3 angehängt werden (dann ca. 80 Min). An Stelle des Stuhl-Spiels am Anfang können verschieden Perspektiven auf digitale Technik auch in Kleingruppen erarbeitet werden. In Kleingruppen à vier Personen werden die Teilnehmenden eingeladen, Beispiele zu den zwei folgenden Fragen zu sammeln und auf Karten aufzuschreiben (Beispiele zu a) auf eine Farbe, zu b) auf die andere Farbe) (ca. 10 Min).

a) Wann empfindet ihr den Einsatz digitaler Technik als hilfreich und nützlich?

b) Wann empfindet ihr den Einsatz digitaler Technik als bedrohlich oder problematisch?

Die Kleingruppen stellen ihre Karten nach und nach vor und hängen ihre Beispiele nach den zwei Fragen sortiert an eine Pinnwand. Dabei können Karten bereits thematisch zusammengehängt werden. Wenn alle Gruppen vorgestellt haben, fassen die Anleitenden Bereiche /Kategorien nochmals zusammen. Dann geht es weiter mit dem Austausch im Plenum zu den Leitfragen wie oben beschrieben.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Die Methode ist recht umfangreich und inhaltlich etwas komplexer. Wir empfehlen den Anleitenden, vorab die beiden Texte in der Literaturangabe selbst zu lesen (ca. acht Seiten gesamt)

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Die Methode »Wem gehören die Daten?« eignet sich, um sich vorab der Rolle von Daten in der digitalisierten Wirtschaft anzunähern. Mit der Methode »Wer bestimmt im Internet?« kann vorab ein Einstieg zu verschiedenen Akteuren und deren Interessen im Kontext Digitalisierung gemacht werden. In der Methode »Eine andere Welt im Bau – Portraits von Gegenbewegungen und Alternativen im digitalisierten Kapitalismus« werden noch mehr konkrete Beispiele für Gruppen / Initiativen vorgestellt, die sich für eine demokratischere und sozial wie ökologisch gerechtere Gestaltung von Digitalisierung einsetzen.

Quellen

INKOTA-netzwerk (2018): Inkota-Infoblätter Welternährung. Infoblatt 17: Digitalisierung. Zu finden auf webshop.inkota.de

INKOTA-netzwerk et al. (2020): Positionspapier Landwirtschaft 4.0. Politische Leitplanken für eine sozial gerechte und ökologisch verträgliche digitale Landwirtschaft. Zu finden auf www.bund.net

Weiterführend

Wiggerthale, M. (2018): Fusion von Bayer und Monsanto: Big Player der digitalen Landwirtschaft. Zu finden auf oxfam.de

Bündnis »Konzernmacht beschränken« (2018): Diskussionspapier »Konzernmacht in der digitalen Welt«. Zu finden auf agrarkoordination.de

Rebound-Comics digitale Technik

Kurzbeschreibung

Die Teilnehmenden (TN) setzen sie sich anhand von Comics mit der Wirkungsweise von Rebound-Effekten in digitaler Technik auseinander.

Lernziele

Die TN …

Ablauf

Vorbereitung
Die Rebound-Comics werden auf A4-Größe ausgedruckt oder kopiert.

Durchführung
1. Comic-Analyse (15 Minuten)
Die Teilnehmenden bilden Dreier- oder Vierergruppen. Jede Gruppe bekommt einen Comic und hat Zeit, diesen unter folgenden Gesichtspunkten zu analysieren:

Hinweis: In einem Comic sind keine Menschen zu sehen. Hier könnten folgende Fragen in die Kleingruppe mitgegeben werden:

2. Vorstellung der Comics und Begriffsklärung (20 Minuten)
Im Anschluss daran stellen die Kleingruppen ihre Comics in der großen Runde vor. Dafür können die Comics mit der Präsentation für alle sichtbar über den Beamer an die Wand geworfen werden. Gemeinsam wird geklärt, was unter Rebound-Effekten zu verstehen ist und wie sie wirken. Die Anleitenden können dabei mit Hintergrundinformationen aus dem Material unterstützen.

3. Auswertung (15 Minuten)
Mögliche Fragen:

Varianten
Wenn weniger Zeit zur Verfügung steht, kann die Comic-Analyse auch im Plenum erfolgen. Dafür werden die Comics (oder eine Auswahl daraus) nacheinander per Beamer (Material: Präsentation) gezeigt und die Teilnehmenden erhalten die Aufgabe, sich in Murmelgruppen zu zweit mit der Person neben sich zu den oben stehenden Fragen auszutauschen. Danach werden die wichtigsten Ergebnisse der Gespräche per Zurufabfrage zusammengetragen. Bei kleineren Gruppen können mehrere Comics pro Gruppe besprochen werden.

Tipps und Hinweise für Anleitende
Es ist sinnvoll, sich als anleitende Person zuvor mit den Wirkungsweisen des Rebound Effektes auseinanderzusetzen (siehe Infoblatt für Anleitende im Material). Weitere Informationen finden sich zum Beispiel in der Studie »Herausforderungen für eine technisch-ökonomische Entkopplung von Naturverbrauch und Wirtschaftswachstum« des Deutschen Bundestags, im Blog Postwachstumsgesellschaft unter dem Schlagwort Rebound-Effekt oder im Buch »Was Bits und Bäume verbindet«.

Lizenzhinweis
Die Comics stammen von Uschi Schneider. Sie unterliegen derCreative-Commons-Lizenz CC BY-NC-SA.

Quellen
Madlener, R. / Alcott, B. (2011): Herausforderungen für eine technisch-ökonomische Entkoppelung von Natur-Verbrauch und Wirtschaftswachstum unter besonderer Berücksichtigung der Systematisierung von Rebound-Effekten und Problemverschiebungen, im Auftrag der Enquete-Kommission »Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität« des Deutschen Bundestags. Zu finden unter: webarchiv.bundestag.de

Höfner, A. / Frick, V. (Hrsg.) (2019): Was Bits und Bäume verbindet. Digitalisierung nachhaltig gestalten. München. Zu finden unter: oekom.de

Blog Postwachstum: Schlagwort Rebound-Effekt. Zu finden unter: postwachstum.de

Digitalisierung verändert Arbeit — so oder so

Die Auswirkungen von Digitalisierung auf die Arbeitswelt gestalten sich höchst unterschiedlich. Ob Digitalisierung vornehmlich positive oder negative Effekte auf die Arbeitsanforderungen und -bedingungen hat, lässt sich nicht einfach beantworten. In dieser Methode lassen sich anhand vier verschiedener Arbeits- und Lebenssituationen die Auswirkungen von Digitalisierung auf die Gestaltung von Arbeit differenziert betrachten und diskutieren. In der Reflexion überlegen die Teilnehmenden gemeinsam, worauf es ankommt, um die positiven Auswirkungen der Digitalisierung zu stärken und die negativen Auswirkungen einzudämmen.

Lernziele
Die Teilnehmenden …
– lernen Arbeitsverhältnisse kennen, die durch einen digitalisierten Kapitalismus überhaupt erst entstehen konnten oder sich dadurch verändert haben.
– entwickeln einen mehrdimensionalen Blick auf die Vor- und Nachteile, die eine Digitalisierung der Arbeitsverhältnisse mit sich bringt.
– verstehen die Einführung und Nutzung digitaler Technik in Arbeitsverhältnissen als dynamischen Prozess, der unterschiedlich gestaltbar ist und von Machtverhältnissen abhängt.

Vorbereitung
Für die Einführung werden 3 bis 6 Plakate mit Aussagen (siehe unten) beschrieben und einer Skala mit den Polen »stimme voll und ganz zu» und »stimme gar nicht zu«. Die Plakate werden im Raum verteilt und Stifte werden bereit gelegt.
Die Rollen- und Aspektekarten sowie die Fragen an den Text werden ausgedruckt und bereit gelegt. Je Kleingruppe (max. 4 Personen) wird ein größeres Plakat mit einer Skala und den Polen »positiv« und »negativ« beschrieben.

Durchführung
1. Einführung: HomeSchooling – eigene Erfahrungen der Auswirkungen von Digitalisierung aktivieren (15 Min)
Die Plakate mit den unten stehenden Aussagen zu Erfahrungen von HomeSchooling werden im Raum verteilt und die Teilnehmenden positionieren sich (anonym) zu den jeweiligen Aussagen, indem sie Kreuze auf der darunter stehenden Skala (»stimme voll und ganz zu« bis »stimme gar nicht zu«) hinterlassen. Dabei ist wichtig, dass es kein Richtig oder Falsch gibt und es in erster Linie um die persönlichen Erfahrungen der Teilnehmenden geht.

»Es ist mir leicht gefallen, Schulzeit und Freizeit zu trennen.«
»Die flexiblere Gestaltung meines Tages war positiv für mich.«
»Ich bin mit den technischen Voraussetzungen für digitales Lernen gut klar gekommen.«
»Ich konnte zuhause besser / konzentrierter / effektiver lernen als in der Schule.«
»Durch HomeSchooling habe ich mich weniger kontrolliert gefühlt.« »HomeSchooling hat mir generell gut gefallen.«

Sobald alle ihre Kreuze gesetzt haben, können exemplarisch Aussagen und die jeweilige Zustimmung bzw. Ablehnung gemeinsam angeschaut werden und die Teilnehmenden können ihre Position erläutern (wenn sie wollen). Je nach Gruppengröße können einzelne oder alle Teilnehmenden zu Wort kommen. Es sollte darauf geachtet werden, dass möglichst unterschiedliche Positionen angesprochen werden und das ganze Spektrum abgebildet wird. Da es sich um sehr persönliche Erfahrungen handelt, ist es wichtig, den Teilnehmenden zu versichern, dass sie eigene Erfahrungen teilen können, aber nicht müssen.

Am Ende der Einführung sollte klar werden, dass jede Person die Veränderungen, die die digitale Durchführung des Schulalltags mit sich bringt, anders wahrnimmt. Je nach Wohnverhältnissen, technischen Voraussetzungen und individuellen Präferenzen werden die Anforderungen, die die Nutzung digitaler Technik an Schüler * innen stellt, unterschiedlich bewältigt und bewertet. Gleichzeitig ist es interessant zu sehen, wo viele ähnliche Erfahrungen machen.

2. In Kleingruppen in eine andere Rolle versetzen (35 Min)
Die Teilnehmenden werden in 4 Kleingruppen aufgeteilt, jede Kleingruppe erhält eine Rollenkarte. Die Teilnehmenden lesen den Text aufmerksam und überlegen gemeinsam, inwiefern verschiedene Aspekte von Digitalisierung auf die beschriebene Person wirken. Die folgenden Fragen können dabei helfen:
– Wo begegnet der Person digitale Technik in ihrer Arbeit? Was bedeutet Digitalisierung für ihre Abreitsgestaltung?
– Welche Gründe werden für die Einführung und Nutzung digitaler Technik genannt? Welche könnt ihr euch noch vorstellen?
– Welchen Nutzen zieht die Person daraus? Welchen Nutzen könnt ihr euch noch vorstellen – für wen?
– Wie geht es der Person mit den verschiedenen Aspekten von Digitalisierung?

Nach etwa 15 – 20 Minuten werden die auseinander geschnittenen Aspektkarten samt Fragen und ein Plakat mit einer Skala mit den Polen »positiv« und »negativ« ausgeteilt. Die Teilnehmenden schauen sich die verschiedenen Aspekte an und diskutieren gemeinsam, inwiefern diese für ihre Rollenkarte relevant sind.

– Ist dieser Aspekt relevant für die Person auf eurer Rollenkarte? Wenn nicht, könnt ihr ihn weglegen.
– Welche Vorteile und welche Nachteile hat dieser Aspekt für die Person?
– Inwiefern kann die Person diesen Aspekt selbst gestalten oder beeinflussen?
– Kann die Person sich entscheiden, in welchem Umfang sie sich diesem Aspekt aussetzt?

Die relevanten Aspektkarten werden von den Teilnehmenden auf einer Skala mit den Polen »positiv« und »negativ« angeordnet. Diese Verortung ist nicht immer eindeutig möglich und soll die Ambivalenz verschiedener Aspekte digitalen Arbeitens in die Diskussion einbringen. Hier ist es wichtig, den Teilnehmenden zu versichern, dass es keine »richtige« Lösung dieser Aufgabe gibt und es vor allem darum geht, ins Gespräch zu kommen und sich über verschiedene Aspekte miteinander auszutauschen.

3. Im Plenum Perspektiven zusammentragen und vergleichen (25 — 45 Min)
Die Kleingruppen stellen in der Großgruppe kurz ihre Rollenkarte und die dazu gehörige Skala vor und erläutern, wie die verschiedenen Aspekte auf die Person wirken. Die Anleitenden können im Anschluss Reflexionsfragen stellen:
– Gestalten sich die Aspekte für die verschiedenen Personen ähnlich?
– Wo gibt es Gemeinsamkeiten, wo gibt es Unterschiede?

Durch die folgenden Fragen kann die Diskussion von der individuellen Perspektive der Arbeiter*innen um eine gesamtgesellschaftliche Dimension ergänzt werden. Die Fragen beziehen sich auf die Zielsetzung bei der Nutzung digitaler Technik, die Perspektive von Arbeitgeber*innen und Unternehmen und auf die Möglichkeiten und Grenzen einer anderen Gestaltung im Interesse der Arbeitenden.

– Welche Gründe gibt es für die Einführung digitaler Technik in Arbeitsverhältnisse?
– Welchen Nutzen haben die digitalen Erweiterungen? Welchen Nutzen könnten sie haben?
– Wer entscheidet über die Einführung und Nutzung digitaler Technik am Arbeitsplatz?
– Wie würden die Aspekte auf der Skala verortet, wenn ihr die andere Seite – also Arbeitgeber * innen oder Unternehmen – einnehmen würdet?
– Welche Vorteile und Nachteile haben die Aspekte für Arbeitgeber * innen oder Unternehmen?
– Wo stehen sich die Interessen der Arbeitgeber * innen und Arbeitnehmer * innen hier entgegen? Wo sind sie vereinbar?
– Was braucht es, damit Digitalisierung stärker auch im Interesse der Arbeitnehmer * innen eingesetzt werden kann?
– Was steht dem aktuell im Weg? Und was wären Schritte in diese Richtung?

Let’s make money!

Kurzbeschreibung

Alle Teilnehmenden (TN) bekommen eine Infokarte zu einem Unternehmen mit der Information womit das Unternehmen Geld verdient. Ein Quiz im Stil von Nobody’s perfekt folgt.

Lernziele

Die Teilnehmenden

Ablauf

Vorbereitung
Die Sets von vier Infokarten und die Beschreibung des Ratespiels (eine pro Kleingruppe) werden ausgedruckt, so dass alle Teilnehmenden eine Karte erhalten können. Stifte und vier gleiche (!) Zettel werden bereit gelegt.

Durchführung
1. (30-45 Minuten) Spiel

Es werden Kleingruppen à vier Personen gebildet, jede Gruppe erhält ein Set Infokarten und verteilt sie verdeckt so, dass jede Person in der Gruppe eine andere Karte hat.
Jetzt wird eine Person bestimmt, die beginnt. Sie stelle die Frage: »Womit macht eigentlich das Unternehmen XY (z. B. Amazon) am meisten Gewinn? – In einem Satz«.
Die anderen Teilnehmer*innen überlegen, was eine richtige Antwort sein könnte – entweder sie wissen/ schätzen es oder denken sich eine möglichst überzeugende Antwort aus – und schreiben diese in einem Satz verdeckt auf einen leeren Zettel. Die fragende Person schreibt die richtige Antwort ebenfalls auf einen leeren Zettel (die Zettel dürfen von außen nicht unterscheidbar sein). Sie sammelt die anderen drei Antwortzettel ein, fügt ihren eigenen dazu und mischt die Zettel.
Dann liest sie alle vier Antworten nacheinander vor. Die drei Ratenden geben jetzt eine Stimme ab, welche der vier vorgelesenen Antworten sie für die richtige halten. Dann wird aufgelöst und die tatsächlich richtige Antwort verraten.
Jetzt können optional unter den Ratenden Punkte vergeben werden: Zwei Punkte, wenn sie richtig geraten haben und je ein Punkt, wenn die eigene Antwort von jemand anderem für richtig gehalten wurde (d. h. zwei Personen glaubten, meine Antwort war richtig – zwei Punkte für mich).
Nach der Auflösung wird die entsprechende Karte des Unternehmens vorgelesen.
Dann stellt die nächste Person die Frage, womit das Unternehmen auf ihrer Karte eigentlich am meisten Gewinn macht, und es wird weiter so verfahren wie in der ersten Runde.
Nach vier Runden können ggf. die Punkte zusammengerechnet werden.
Wenn die Gruppen alle vier Runden gespielt haben, können sie in der Kleingruppe zuerst noch folgende Fragen besprechen (  je nach Gruppe können die Fragen auch direkt im Plenum gestellt werden):

2. (10 Minuten) Gemeinsamer Austausch

Für einen abschließenden gemeinsamen Austausch kommen wieder alle Kleingruppen zusammen. Es können noch folgende Fragen besprochen werden, um dabei die Grundprinzipien einer Wirtschaftsweise herauszuarbeiten, die auf Sammeln und Verarbeiten von Daten durch Plattformunternehmen basieren – des sogenannten »Plattformkapitalismus«:

Dabei gilt meist »the winner takes it all – die Gewinner*in bekommt alles«. Die Unternehmen streben in ihrem Bereich an, möglichst schnell die größten auf dem Markt zu werden, denn dann haben kleinere neben ihnen kaum mehr eine Chance – und das gelingt auch oft, es entstehen »Monopole«. Versucht anhand
der Beispiele oben nachzuvollziehen, wie das funktioniert:

Es gibt viele, die es problematisch finden, dass sich in der digitalisierten Wirtschaft zunehmend solche Monopole bei großen Plattformen bilden (die Unter­nehmen oben sind Beispiele dafür), da diese Unternehmen dann sehr mächtig sind. Was könnte damit gemeint sein? Inwiefern sind die Unternehmen mächtig und was kann daran problematisch sein – für wen?

3. (5-10 Minuten) Abschluss
Am Ende werden wichtige Aspekte aus der Diskussion von den Anleitenden (oder zusammen mit den Teilnehmenden) mündlich zusammengefasst. Bei Bedarf können Stichpunkte zu den Fragen auch schriftlich festgehalten werden.

Varianten

Falls die Einschätzung ist, dass es den Teilnehmenden zu schwer fällt, selbst aus den Informationen auf den Karten einen Satz für das Ratespiel aufzuschreiben, können die Anleitenden auch je einen Satz vorbereiten und als Unterstützung mit auf die ausgeteilten Infokarten schreiben.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Wir empfehlen vorab den Unterschied zwischen »Umsatz« und »Gewinn« zu klären, damit es nicht zu Verwirrungen kommt

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Um sich detaillierter damit zu beschäftigen, welche Rolle Daten als »Rohstoffe« spielen, kann die Methode »Wem gehören die Daten?« angeschlossen oder vorangestellt

werden. Zu Arbeitsverhältnissen und -bedingungen bei Plattform-Unternehmen kann mit der Methode »Digitalisierung verändert Arbeit – so oder so« weiter gearbeitet werden. Zu öffentlichen Plattformen als Alternative zu privatwirtschaftlichen lässt sich die Methode »Eine Verkehrs-App für Smartstadt?« anschließen.

Die Welt verändern

Die Teilnehmenden (TN) wählen eine Bewegung für soziale und ökologische Gerechtigkeit aus und befassen sich mit ihr bevor die Gruppen thematisch gemischt werden.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Hintergrund
Wie können jetzige und zukünftige Generationen mit sozialen Konflikten umgehen? Keine*r soll das Rad immer wieder neu erfinden müssen. Ein Lernen aus den Kämpfen der Vergangenheit und von vorherigen Generationen ist dafür wichtig. Was für unsere Generation selbstverständlich ist, war es für vorherige nicht (z.B. Frauenwahlrecht). Es gilt zu verstehen, dass die damit verbundenen Konflikte historisch gewachsen sind. Sie sind von Macht- und Herrschaftsverhältnissen durchzogen. Der anti-koloniale Widerstand im sogenannten „globalen Süden“ und von BIPoC, die Bewegungen von Feminist*innen, Frauen, Queers und ärmeren Bevölkerungsteilen lösen häufig gesellschaftlichen Wandel aus. (für Begriffs-Erklärungen siehe Online-Glossar des IDA e.V.) Sie gestalten alternative Lebens- und Wirtschaftsweisen und geben zentrale Impulse.

Vorbereitung
Die Anleitenden bereiten im Vorhinein die Materialien zur Auslage und zum Anhören und Anschauen vor (siehe Arbeitsmaterial). Es sollten genügend Kopien der Texte und ausreichend Abspielgeräte und Kopfhörer vorhanden sein, damit sich die TN einzeln und in Gruppen mit den Beispielen befassen können. Andernfalls müssten sie eigenen Geräte mitbringen und verwenden. Im Raum werden die Materialien für die thematischen Beispiele an verschiedenen Ecken ausgelegt. Das kann an eingerichteten Arbeitsplätzen, an Tischen oder auch auf Decken sein. An diesen Plätzen wird ebenfalls Moderationsmaterial platziert – für eigene und gemeinsame Notizen aus der Gruppenarbeit. Die Leitfragen für die Einzel- und Fokusarbeit werden auf einem Flipchart vorbereitet.

Durchführung
Die Anleitenden geben zu Beginn einen kurzen Einblick in jedes Bewegungs-Beispiel und erklären die Aufteilung im Raum. Die TN wählen eines der Beispiele aus. Die entstandenen Gruppen sollten relativ gleich groß sein. Im Anschluss decken die Anleitenden noch Fragen auf einem Flipchart auf. Diese können für die Phasen der Einzel- und Fokusarbeit als Hilfestellung dienen.

Beispielfragen:

1. Einzelarbeit (15 -20 Minuten)
Zuerst befassen sich die TN in Einzelarbeit mit dem Beispiel.

2. Gruppen Phase 1: Fokus-Gruppe (15-25 Minuten)
Im Anschluss kommen die TN mit anderen, die das gleiche Beispiel gewählt haben, zusammen. In dieser Fokus-Gruppe sollen sie sich anhand des Gelesenen, der Leitfragen und der eigenen Eindrücke austauschen. Ziel soll es sein, alle gehört zu haben und dass jede*r Einzelne das Bewegungs-Beispiel gut vorstellen könnte.

3. Gruppen Phase 2: Wissenspuzzle (20-30 Minuten)
In der zweiten Phase werden die Fokus-Gruppen untereinander gemischt. Im neu entstandenen Wissenpuzzle sollte jedes Thema durch mindestens eine Person vertreten sein. Jede*r TN stellt nun das eigene Beispiel vor und die Gruppe tauscht sich dazu aus.

4. Auswertung (15 Minuten)
Zum Abschluss kommen alle TN noch einmal zusammen. In einer gemeinsamen Reflexion können Erkenntnisse und Wünsche geäußert werden. Fragen dafür können sein: „Was habe ich an neuen Erkenntnissen gewonnen? Wie stehen die Beispiele im Verhältnis zur heutigen Zeit?“ Die TN können ebenfalls ermutigt werden, eigene Erfahrungen in Bewegung zu teilen oder zu sagen, an welche sie sich gern anschließen würden.

Durchführung digital

Für die zwei Phasen der Gruppenarbeit können auch Break-Out Räume verwendet werden. Falls möglich, sollten die TN sich selbst den Räumen zuordnen können. Lediglich für die zweite Phase müssten sie zugewiesen werden, sodass thematisch gemischte Gruppen entstehen.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Es ist wichtig auf die gesellschaftliche Einbettung der Einzelbeispiele zu achten. Es bestehen Verbindungslinien der porträtierten sozialen Kämpfe zu Kapitalismus, Kolonialismus, zu weiteren Macht- und Diskriminierungsverhältnissen und zum Klimawandel. Sie sollten weder als Einzelfall relativiert, noch als individuelle Empfindsamkeit der Akteur*innen missverstanden werden.

Die Perspektive umCaren

In einem interaktiven Vortrag werden die Basics von Sorge-Ketten und migrantischen Positionen erklärt. Begriffe und Konzepte wie Gender Care Gap, Sorge-Kette, migrantische Selbstorganisation werden vorgestellt und besprochen.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Hintergrund

„Die Perspektive umCaren“ ist inspiriert von May Ayim (afrodeutsche Poetin, Logopädin und Aktivistin der Schwarzen Community in Deutschland). Sie verwendete die postkolonialen Perspektivumkehr, um die kolonial-rassistischen Kontinuitäten zu bennen und den Schwarzen Widerstand dagegen aufzuzeigen.


Sorgearbeit (Care-Work) und die Migration von Menschen um Arbeit zu finden, sind verbunden. So werden z.B. mit steigendem Anteil Arbeiten im Haushalt oder in der Pflege von migrantischen Arbeitskräften erledigt. Menschen migrieren aus unterschiedlichen Gründen. Die Suche nach einem sicheren Einkommen für sich und Angehörige ist oft eine zentrale Motivation. Viel häufiger aber sind sie negativ von der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Abwertung von Sorgearbeit und deren Umverteilung ‚nach unten‘ betroffen. Ein unsicherer bzw. illegalisierter Aufenthalts- oder Arbeitsstatus ist in vielen Fällen Teil der schwierigen Bedingungen für die Lebens- und Arbeitssituation. Die Betroffenen entwickeln widerständige und kreative Umgangsweisen, um all diesen Bedingungen zu begegnen. Ihre Perspektiven und konkreten Forderungen nach Veränderung der Gesellschaft und den Care-Verhältnissen sollten stärker Beachtung finden bzw. Politiken von ihnen selbst und mit ihnen umgesetzt werden.

Vorbereitung
Die Anleitenden bereiten Moderationskarten mit zentralen Begriffen der Thematik darauf vor (siehe Arbeitsmaterial). Es sollten ausreichend Kopien der Texte, Abspielgeräte und Kopfhörer vorhanden sein, damit sich die TN mit den Fallbeispielen befassen können. Andernfalls müssen die TN eigene Geräte mitbringen und verwenden. Vorab werden die Arbeitsmaterialien an verschiedenen Ecken im Raum ausgelegt. Das kann an eingerichteten Arbeitsplätzen, an Tischen oder auch auf Decken sein. An diesen Plätzen wird ebenfalls Moderationsmaterial platziert – für eigene und gemeinsame Notizen aus der Gruppenarbeit. Die Leitfragen für die Einzel- und Fokusarbeit werden auf einem Flipchart vorbereitet.

Durchführung
1. Interaktiver Einstieg (15 Minuten)
Die Anleitenden teilen zuerst die Moderationskarten mit den Begriffen an die TN aus. Je nach Gruppengröße können auch mehrere den selben Begriff bekommen. Im Anschluss haben die TN 2 – 4 Minuten Zeit für ein kurzes Speed-Dating zu zweit. Sie stellen sich einander vor und teilen erste Gedanken zu ihren Karten. Danach beginnen die Anleitenden mit dem Vortrag und widmen sich dem ersten Begriff (Definition, Beispiele, etc nennen). Die Gruppe soll nun raten, zu welchem Begriff das passen könnte. Die Anleitenden lösen spätestens nach 5 Sekunden auf. Dieser Modus wird fortgesetzt bis die wichtigsten Begriffe geklärt sind. Nun fragen die Anleitenden nach, ob es noch Begriffe gibt, für die sich die TN Erklärung wünschen. Für diesen Einstieg ist es wichtig auf die Situation in Deutschland als Ausgangslage hinzuweisen und sowohl Care als auch die globalen
Arbeitsverhältnisse damit in Verbindung zu stellen.

2. Gruppenarbeit (35-45 Minuten)
Die Anleitenden nennen die Beispiele aus den unterschiedlichen Ländern. Die TN suchen sich eines aus. Die entstandenen Gruppen sollten ungefähr gleich große sein. Die Anleitenden weisen auf die kurzen Präsentationen im Anschluss an die Gruppenphase hin. Nun decken sie noch ein Flipchart mit Leitfragen auf und lesen diese vor. Sie sollen als Hilfestellung für die Bearbeitung dienen.

Leitfragen:

3. Präsentation und Diskussion (15-20 Minuten)
Die Gruppen präsentieren in 5 Minuten ihr Beispiel und beantworten ggf. ein bis zwei Rückfragen. Nach den Präsentationen bringen die Anleitenden den Fokus zurück auf Deutschland und die Verhältnisse vor Ort. Sie schlagen die Brücke zu den globalen Missständen um Care.

4. Statement schreiben (10 Minuten)
Zum Schluss werden die TN ermutigt für den deutschen Kontext (oder ihren Lebensort) eigene Positionen und Forderungen der Veränderung zu formulieren. Das kann z.B. in Form eines Slogans
oder Schaubilds auf einem Demo-Plakat oder als Online-Post sein.

5. Auswertung (15 Minuten)
In einer Abschlussrunde teilen die TN, welche neuen Erkenntnisse und auch Fragen sie im Bezug
zu Care-Arbeit und globaler Gerechtigkeit aus der gemeinsamen Arbeit mitnehmen.

Varianten

Anstelle des interaktiven Einstiegs kann auch ein reiner Kurzvortrag gehalten werden.

Durchführung digital

Die Anleitenden bereiten Break-Out Räume vor. Es wird ebenfalls ein Online-Whiteboard mit den Leitfragen für die Gruppenarbeit erstellt. Pro Fallbeispiel wird ein Dokument mit dem jeweiligen Arbeitsmaterial für die Gruppen bereitgestellt. Der Einstieg kann alternativ in den Break-Out Räumen in Kleingruppen mit jeweils einem Begriff gemacht werden. Ab dann kann der Ablauf wie beschrieben weiterlaufen.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Care-bezogene Missstände und allgemein die globale Ungleichheit sind weder auf Einzellfälle zu reduzieren, noch als „besonders schlimm“ in anderen globalen Kontexten hervorzuheben. Sie sind sozial, politisch und ökonomisch weltweit miteinander verknüpft und haben überwiegend in reichen Ländern wie z.B. Deutschland ihren Ausgangspunkt.

Vorsorgendes Wirtschaften

Die Teilnehmenden (TN) erarbeiten inwiefern sich Care und Degrowth als transformative Ansätze inerhalb einer sozial ökologischen Transformation zusammen denken lassen.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Hintergrund
Die Diskurse rund um Wachstumskritik nehmen bisher vorwiegend den Zusammenhang zwischen Wachstum und Ökologie (Klima, Ressourcen etc.) in den Blick. Im Sinne einer umfassenden gesellschaftlichen Transformation gilt es jedoch, das Soziale und das Ökologische zusammen zu denken.

Vorbereitung
Die Anleitenden haben Grundlagenwissen zu beiden Themenfeldern und haben die online zur Verfügung gestellten Texte gelesen. Diese werden ausgedruckt und vervielfältigt, so dass alle TN einen Text lesen können. Bei Bedarf können auch weitere Texte recherchiert werden.
Ein Flipchart mit den Satzanfängen: “Wir gehören zusammen, weil…” und “Wir sind verbunden,  weil…” muss vorbereitet werden.

Durchführung
1. Textarbeit zu den Themen Care und Degrowth (30 Minuten)
Aus der Gesamtgruppe der TN werden zwei Gruppen gebildet. Eine beschäftigt sich mit dem Thema Degrowth, die andere mit dem Thema Care. Dazu bekommen beide Gruppen Texte zum jeweiligen Thema. Alle TN suchen sich einen Text aus und liest ihn für sich allein.

Texte:


Nach 30 Minuten tauschen sich die TN innerhalb ihrer Gruppe in Kleingruppen von zwei bis vier Personen aus. Leitfragen sind hierfür:

2. Austausch in Paaren (15 Minuten)
Nun kommen alle wieder im großen Kreis zusammen. Alle TN nehmen ihre A4 Blätter mit Notizen mit. Die TN laufen durcheinander und halten sich dabei das A4 Blatt vor den Bauch.
Sobald die Anleitenden „Stop“ sagen, bleiben alle stehen. Nun suchen sich alle TN jeweils eine in der Nähe stehende Person, aus der anderen Themengruppe. Erkennbar sind die Gruppen an den Farben ihrer Notizen. Sie gehen nun in Paaren zusammen und suchen sich einen Platz im Raum, an dem sie in Ruhe arbeiten können. Mit Hilfe ihrer Notizen stellen sie sich gegenseitig das Gelesene vor. Sie können dafür auch die drei Leitfragen aus Schritt eins benutzen.

3. Zusammenführung von Care und Degrowth Diskursen (20 Minuten)
Im Anschluss an diesen Austausch diskutieren sie in den Paaren folgende Leitfragen:
Welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Problemlagen werden sowohl im Konzept Degrowth als auch in Care-Analysen benannt?
Welche Ideen und Visionen zu einem sozial-ökologischen Wandel überschneiden sich in den Texten zu Care und Degrowth?
Nach der Klärung dieser Fragen verteilen die Anleitenden A3 Bögen Papier. Sie präsentieren außerdem ein Flipchart mit der Aufschrift: “Wir gehören zusammen, weil…” und “Wir sind verbunden, weil…”.
Die Aufgabe für die TN besteht nun darin zwei bis drei Slogans zu verfassen, warum Degrowth und Care zusammen gedacht werden sollten. Diese formulieren sie auf den A3 Bögen mit dem vorgegeben Satzanfang. Die Slogans sollten auf Flyer oder Transparente passen.
Nach der Bearbeitungszeit kommen alle wieder zurück ins Plenum und stellen ihre Plakate vor. Sie begründen ihre Aussagen kurz. Jedes Paar klebt ihr Plakat an eine dafür geeignete Wand. Alternativ kann es auch auf den Boden gelegt werden.

4. Auswertung (15 Minuten)
Die Auswertung erfolgt im Gesamtplenum. Sie kann sich an folgenden Fragen orientieren:

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Um aufzuzeigen, wie neue Ideen aus Debatten um Degrowth und Care ganz praktisch umgesetzt werden könnten, eignet sich die Methode „Who cares?“. Im Anschluss können auch konkrete Projekte für eine sozial-ökologische Transformation entwickelt werden. Dafür eignet sich die Methode „Nowtopia“ .

Wem steht die Welt offen?

Es werden Beweggründe für grenzübergreifende Mobilität diskutiert. Die TN setzten sich mit Privilegien, globaler sozialer Ungleichheit, Flucht und Bewegungsfreiheit auseinander.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Hintergrund

Die Methode wurde im Rahmen des rassismuskritischen Stadtrundgangs in Frankfurt am Main konzipiert und von uns leicht verändert übernommen. Wir danken dem Bildungskollektiv Bleiberecht für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung.

In der globalisierten Welt bestehen starke Wechselwirkungen zwischen den Wirtschaftstätigkeiten im Globalen Norden und den Lebensumständen im Globalen Süden. Es besteht global eine hohe soziale Ungleichheit, die mit unterschiedlichen Lebenschancen und Privilegien einhergeht. Dies betrifft in besonderem Maß den Bereich Mobilität. Für viele
Menschen in Deutschland ist es völlig normal, durch die Welt zu reisen und sich auch mal für längere Zeit an einem Ort der Wahl niederzulassen. Menschen aus anderen Weltregionen haben häufig nicht die ökonomischen Mittel, und darüber hinaus nur in wenigen Fällen überhaupt das Recht, ihren Lebensort ins Ausland, z. B. nach Europa zu verlagern. Das betrifft auch einen Großteil der über 60 Millionen Menschen, die derzeit weltweit auf der Flucht sind.
Die Produktions- und Lebensweisen des globalen Nordens tragen teils direkt, teils indirekt zu Flucht und Migration bei, indem z. B. durch ökologische Schäden Lebensräume zerstört oder Armut und Perspektivlosigkeit mit verursacht werden.
Wir erleben also eine Situation, in der eine Minderheit einen Lebensstil führen kann, der aus ökologischen Gründen global nicht verallgemeinerbar ist, während großen Teilen der Weltbevölkerung die Chance verwehrt wird, sich einen sichereren Ort zum Leben auszusuchen.
Menschen begeben sich aus den unterschiedlichsten Gründen auf den Weg in andere Länder. Die Grenzen zwischen Flucht (erzwungene Migration) und freiwilligen Formen der Migration sind dabei fließend. In jedem Fall werden Widersprüche der Globalisierung offensichtlich: Waren, Rohstoffe und Finanzströme sowie Geschäftsleute und Touristen reisen ungehindert durch die Welt, doch für Menschen in Not werden die Grenzen immer unpassierbarer. Die Märkte sind bereits globalisiert, das Recht auf Schutz und ein gutes Leben dagegen an den jeweiligen Pass gebunden.
Die Methode setzt an diesen Widersprüchlichkeiten an und dient so als Einstieg zur Auseinandersetzung mit Privilegien und „imperialen Lebensweisen“ sowie mit globaler Gerechtigkeit. Es geht dabei nicht darum, die Diskussion über Flucht und Migration auf ökonomische Fluchtursachen zu verengen.
Es soll nicht der Eindruck entstehen, alle Fluchtbewegungen seien auf unseren Lebensstil zurückzuführen. Aber der Blick wird auf diesen häufig abgewerteten Fluchtgrund gelenkt und die Frage aufgeworfen, ob Armut und Perspektivlosigkeit vor dem Hintergrund globaler sozialer Ungleichheit nicht nachvollziehbare und legitime Motivationen für grenzüberschreitende Migration sind.

Vorbereitung
Die Anleitenden machen sich mit einigen wesentlichen Aspekten des deutschen Asylrechts vertraut (siehe Hintergrundtext). Moderationskarten und Stifte werden bereitgelegt. Folgende Fragen werden auf Moderationskarten geschrieben oder auf eine andere Art und Weise visualisiert:
> Wer von euch kann sich vorstellen, einmal für eine längere Zeit im Ausland zu leben?
> Was wären für euch persönlich Gründe, um für eine längere Zeit in einem anderen Land zu leben?
> Was denkt ihr, warum Menschen aus ihren Ländern fliehen?
> Welche der von uns gesammelten Gründe für eine Flucht oder einen längeren Aufenthalt in einem anderen Land werden in Deutschland nicht als Asylgrund anerkannt?
Die fünf Kategorien von Fluchtursachen werden visualisiert.
> Krieg und Gewalt
> Perspektivlosigkeit und Armut
> Diskriminierung und Verfolgung
> Rohstoffhandel und Landraub
> Umweltzerstörung und Klimawandel

Durchführung

1. Austausch über persönliche Reisemotivationen (10 Minuten)

Die TN stellen sich in einem Kreis auf. Die Anleitenden legen die Moderationskarte mit der ersten Frage in die Mitte und stellen die Frage an die TN: „Wer von euch kann sich vorstellen, einmal für eine längere Zeit im Ausland zu leben?“ Die TN werden aufgefordert, einen Schritt nach vorne zu machen, wenn sie die Frage für sich mit „ja“ beantworten. Anschließend wird die zweite Frage gestellt und in die Mitte gelegt: „Was wären für euch persönlich Gründe, für eine längere Zeit in einem anderen Land zu leben?“ Die Antworten der TN werden auf Moderationskarten gesammelt und ebenfalls in die Mitte gelegt.

2. Einordnung der eigenen Privilegien im globalen Kontext (5 Minuten)

Anschließend wird folgende Schätzfrage gestellt: „Schätzt bitte einmal, in wie viele Länder können deutsche Staatsbürger*innen visafrei einreisen?“ Die TN positionieren sich dazu auf einer Skala von 0-200 Länder. Antwort: Deutsche Staatsangehörige dürfen in 177 Länder visafrei einreisen und genießen damit die weltweit größte Reisefreiheit. Afghanische Staatsbürger stellen dagegen mit 25 visumsfreien Ländern das Schlusslicht dieser Statistik. (Der zweite Teil der Antwort kann auch mit einer weiteren Schätzfrage erfragt werden: „Nun schätzt bitte mal, in wie viele Länder können afghanische Staatsbürger*innen visafrei einreisen?“)

3. Sammeln von unterschiedlichen Fluchtgründen (10 Minuten)

Neben die bereits liegenden Karten mit den Antworten aus der ersten Runde wird wieder für alle sichtbar eine Karte mit der dritten Frage gelegt: „Was denkt ihr, warum Menschen aus ihren Ländern fliehen?“ Die TN sammeln mögliche Gründe, die Anleitenden sammeln die Antworten auf Moderationskarten.
Anschließend werden die fünf Kategorien von Fluchtursachen vorgestellt (vgl. dazu die Broschüre: „Warum Menschen fliehen“) und die TN ordnen die von Ihnen genannten Fluchtgründe den Kategorien zu:
> Krieg und Gewalt
> Perspektivlosigkeit und Armut
> Diskriminierung und Verfolgung
> Rohstoffhandel und Landraub
> Umweltzerstörung und Klimawandel

4. (10 Minuten)

Abgleich mit dem Asylgesetz: Nun wird die letzte Frage gestellt und in der Mitte visualisiert: „Welche der von uns gesammelten Gründe für eine Flucht oder einen längeren Aufenthalt in einem anderen Land werden in Deutschland nicht als Asylgrund anerkannt?“ Die TN legen die Fluchtgründe bzw. Kategorien von Fluchtgründen zur Seite, die nicht als Asylgrund anerkannt sind. Ggf. kann eine Kategorie gebildet werden für Fluchtgründe, bei denen die Gruppe uneinig ist. Die Anleitenden ergänzen. Übrig bleibt nur eine einzige Kategorie: Diskriminierung und Verfolgung. Diese kann noch um die gesetzlich ausformulierten Unterkategorien (siehe Hintergrundtext) ergänzt werden. Die Anleitenden machen noch einmal deutlich, dass für alle anderen Fälle das Asylrecht (nach Genfer Flüchtlingskonvention) nicht greift. Als Beleg wird ein Zitat aus dem Asylverfahrensgesetz vorgelesen und/oder visualisiert: „Ein Asylantrag ist insbesondere offensichtlich unbegründet, wenn nach den Umständen des Einzelfalles offensichtlich ist, dass sich der Ausländer nur aus wirtschaftlichen Gründen oder um einer allgemeinen Notsituation zu entgehen, im Bundesgebiet aufhält.“ (Asylgesetz, § 30 Abs. 2)

5. Auswertung (15 Minuten)
Abschließend erfolgt eine gemeinsame Auswertung anhand folgender Fragen:
> Wie bewertet ihr das Ergebnis dieser Sammlung? Was war neu für euch/hat euch überrascht?
> Gibt es von euch genannte Fluchtgründe, die eurer Meinung nach als Asylgründe anerkannt werden sollten?
> Wie erklärt ihr euch, dass die Möglichkeiten, in andere Länder zu reisen, für verschiedene Menschen so stark voneinander abweichen? Was denkt ihr darüber?

Tipps und Hinweise für Anleitende

Da mit der Methode ein Einstieg zum kontroversen Thema Flucht hergestellt wird, muss damit gerechnet werden, dass unterschiedliche Meinungen und Einstellungen aufeinander prallen. Die Konfrontation mit eigenen Privilegien kann zu Abwehrreaktionen führen. Es ist daher Sensibilität bei der Anleitung nötig. Vorab sollten sich die Anleitenden dazu Gedanken machen, wie sie mit aufkommenden Vorurteilen und Stereotypen umgehen können. Gegebenenfalls kann es im Laufe der Übung sinnvoll sein, den Unterschied zwischen freiwilligen Formen der Migration (zwanglose Umsiedlung) und Flucht (erzwungene Umsiedlung) zu erläutern.

Open Localism

Nach einer gemeinsamen Begriffserfassung, übertragen die Teilnehmenden (TN) das Konzept im Rahmen eines Gruppen-Gedankenexperiments auf verschiedene Lebensbereiche.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Hintergrund

Viele sozial-ökologische Alternativvorschläge innerhalb der Postwachstumsdebatte zielen auf eine Regionalisierung von Wirtschaftskreisläufen in bestimmten Bereichen (wie z. B. der Lebensmittelproduktion), um einerseits die ökologische Belastung durch Transport- und Reisewege zu verringern und andererseits wieder einen direkteren Kontakt zwischen Produzierenden und Konsumierenden herzustellen. Dadurch wird eine größere Transparenz über die sozialen und ökologischen Auswirkungen der Produktion ermöglicht, die Externalisierung von Kosten erschwert und demokratische Kontrolle gestärkt. Gleichzeitig ist es in diesem Feld besonders wichtig, sich von nationalistisch, rassistisch oder chauvinistisch motivierten Regionalisierungsvorschlägen abzugrenzen, die eine Rückkehr zu regionalen Strukturen fordern, um den eigenen Wohlstand gegenüber anderen abzusichern oder um homogene Identitäten vor Zuwanderung abzuschotten.

Es ist aus einer Degrowth-Perspektive deshalb wichtig, regionale wirtschaftliche Strukturen explizit mit einer kosmopolitischen Haltung (also Offenheit gegenüber der Bewegungsfreiheit von Personen und kulturellem Austausch zwischen den Regionen) zu verbinden und darüber nachzudenken, wie das aussehen könnte.

Vorbereitung
Die Anleitenden erarbeiten sich ein grundlegendes Verständnis des Konzepts, um „Open Localism“ in groben Zügen erklären zu können (siehe dazu Skript zum Kurzinput, Schaubild und Hintergrundtext im Arbeitsmaterial). Die Visualisierung des Kurzinputs wird auf einem Flipchart vorbereitet. Tische oder Sitzgelegenheiten mit Flipchart-Papier und Markern für die Gruppenarbeit werden bereitgestellt.

Durchführung

  1. Einstiegsspiel in Anlehnung an „Nobody is perfect“ (15 Minuten)
    Die TN werden in Kleingruppen eingeteilt, die Gruppen erhalten jeweils ein weißes Blatt Papier und einen Marker. Auf die Tafel/das Flipchart wird der Begriff „Open Localism“ geschrieben. Der Begriff wird zunächst nicht näher inhaltlich erläutert, um eine möglichst große Offenheit von Assoziationen für das Spiel zu ermöglichen. Die Gruppen erhalten folgenden Arbeitsauftrag: „Was glaubt ihr: Was bedeutet Open Localism? Wenn ihr den Begriff nicht kennt, überlegt, was er bedeuten könnte, und schreibt eine möglichst glaubhafte Definition gut lesbar auf euer Blatt.“ Die Definition des Begriffs muss nicht „wahr“ und darf auch kreativ sein oder bewusst in die Irre  führen; sie sollte aber möglichst überzeugend formuliert sein und nicht mehr als eins bis zwei Sätze umfassen.

Wenn alle Gruppen eine Definition verfasst haben, werden die Definitionen eingesammelt, gemischt und nacheinander vorgelesen. Anschließend wird (z. B. per Handzeichen) abgestimmt, wer welche Definition für die „Plausibelste“ hält. Es darf nicht für die eigene Definition gestimmt werden.

2. Kurzinput zur Idee von „Open Localism“ (10 Minuten)
Anschließend wird das Rätsel aufgelöst. Alle Definitionen aus den Gruppen werden an eine Pinnwand geheftet, hinzu kommt nun eine weitere Definition, die von den Anleitenden eingeführt wird: „Open Localism bezeichnet die Idee einer lokalen Ökonomie der kurzen Wege für Güter und Dienstleistungen, die aber nicht mit einer Abschottung nach außen oder gegenüber ‚dem Fremden‘ einhergeht.“

Ausgehend von der vorgestellten Definition wird die Idee von „Open Localism“ im Plenum näher erklärt, wobei deutlich werden sollte, dass das Konzept noch im Entstehen und in der Diskussion ist, weshalb es kein fertiges Theoriegebäude darstellt. Für diesen Kurzinput stehen ein Skript, ein Schaubild sowie ein Hintergrundtext zur Verfügung (siehe Arbeitsmaterial). Danach gibt es die Gelegenheit für Rückfragen oder auch für Zweifel und Kritik am Konzept. Der Schwerpunkt liegt aber im Folgenden nicht auf der Diskussion des Konzepts (oder seiner Umsetzbarkeit), sondern auf der nun folgenden Ideensammlung, wie eine lokale, aber offene Gesellschaft konkret aussehen könnte.

3. Gruppenarbeit zu verschiedenen Lebensbereichen (20-25 Minuten)
Im Folgenden werden zunächst im Plenum Lebensbereiche definiert, die die TN interessieren und die sie im Hinblick auf „Open Localism“ untersuchen wollen. Denkbar sind z. B. Freizeit, Ernährung, Bildung, Handel, Sport, High-Tech-Geräte… Die Themenbereiche dürfen unterschiedlich konkret sein oder sich überschneiden. Alle genannten Themenbereiche werden durch die Anleitenden auf Moderationskarten gut lesbar festgehalten und an einer Pinnwand befestigt. Anschließend wird eine angemessene Anzahl an Karten ausgewählt, die die Gruppe weiter bearbeiten möchte. Es bietet sich an, nur so viele Karten auszuwählen, dass sich daraus im Schnitt Gruppen von mindestens vier Personen ergeben (also z. B. bei zwölf TN: drei Themen), größere Gruppen sind noch besser.

Die ausgewählten Karten werden dann auf die mit Flipchartpapier und Markern bestückten Arbeitstische im Raum verteilt. Die TN ordnen sich dem Thema zu, an dem sie am meisten interessiert sind. Es ist wichtig, dass die Gruppen etwa gleich groß sind. Anschließend wird die Fragestellung für die Gruppenarbeit genannt und für alle zur Erinnerung visualisiert: „Wie könnte ‚Open Localism‘ in eurem Bereich aussehen?“ Die TN sammeln und diskutieren Antworten und offene Fragen für ihren Bereich und halten ihre Überlegungen in einer Mindmap auf dem Flipchart fest. Nach der Gruppenarbeit werden die Flipcharts im Plenum vorgestellt und Rückfragen beantwortet.

4. Auswertung (10 Minuten)
Zum Abschluss der Methode bieten sich folgende Auswertungsfragen an:

Tipps und Hinweise für Anleitende

Wir empfehlen, mit dem englischen Begriff „Open Localism“ zu arbeiten, weil es derzeit keine wirklich gute oder etablierte deutsche Überset- zung dafür gibt. Falls nötig, kann aber z. B. von „Offener Regionalisierung“ oder „Kosmopolitischer Regionalisierung“ gesprochen werden. Bei Gruppen, denen ein ganz freies Brainstorming schwerfällt, können Hilfestellungen gegeben werden. Einerseits können Lebensbereiche,

die sich besonders eignen, vorgegeben werden, z. B. Landwirtschaft, Bildung, Freizeit, Handel, Gesetzgebung, Fußball, High-Tech-Geräte … Andererseits können weitere Fragen als Hilfestellung in die Kleingruppen gegeben werden: Wie könnte „Open Localism“ in eurem Bereich aussehen? Was wird mehr, was weniger? Was wird einfacher, was schwerer? Wovor hättet ihr Angst?

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Anschließend kann zur Frage nachdem „Wie“ gesellschaftlicher Transformation weitergearbeitet werden, z. B. mit der Methode „Wer macht den Wandel?“ Eine weitere Option ist die Weiterentwicklung persönlicher Utopien anhand von „Wie möchten wir gelebt haben?“ (Methodenheft „Endlich Wachstum“, Kapitel 5) oder „Nowtopia“ (Alternativen).