Bildungsmaterialien für eine sozial-ökologische Transformation

Großer Fuß auf kleiner Erde

Die Teilnehmenden (TN) lernen den Ökologischen Fußabdruck und Kritik an der individuellen Berechnung kennen und beschäftigen sich mit globaler Ungleichheit im Kontext der Klimakrise.

Lernziele

Die TN…

Ablauf

Vorbereitung

Die anleitende Person macht sich mit dem Konzept des ökologischen Fußabdrucks vertraut. Dafür liest sie den Hintergrundtext für Anleitende, macht selbst den Fußabdruck-Test und schaut sich das Video an. Das Video ist auf Englisch. Es können Untertitel auf Deutsch hinzugefügt werden und ggf. die Geschwindigkeit angepasst werden (siehe Tipps und Tricks für Anleitende).

Für 3. wählt die anleitende Person auf der Website des Global Footprint Network(https://data.footprintnetwork.org/#/) vier bis sechs Länder aus und notiert jeweils deren Pro-Kopf-Fußabdruck. Es bietet sich an, Länder mit sehr unterschiedlich hohem Fußabdruck zu wählen.

Durchführung

1. Einstieg (5 Minuten)

Die anleitende Person stellt in einem kurzen Input zunächst den ökologischen Fußabdruck als Messmethode für den menschlichen Verbrauch natürlicher Ressourcen vor. Grundlage dafür bildet der Hintergrundtext für Anleitende (siehe Material zum Download). Dabei ist es sinnvoll, zu Beginn nicht zu tief in die Messmethode des Fußabdrucks einzusteigen, sondern lediglich die Grundlagen zu klären. Für den folgenden Part ist es wichtig, dass die TN den durchschnittlichen globalen Fußabdruck (2022: 2,7 gha), den durchschnittlichen Fußabdruck in Deutschland (2022: 4,5 gha) und die durchschnittlich verfügbare Biokapazität (2024: 1,6 gha) kennen. Diese drei Zahlen sollten an der Pinnwand visualisiert werden, um sie für die Weiterarbeit präsent zu halten. Verständnisfragen sollten sofort geklärt werden.

2. Individueller Fußabdruk (35 Minuten)

Die TN berechnen ihren persönlichen ökologischen Fußabdruck und setzen sich kritisch mit dem Konzept des ökologischen Fußabdrucks auseinander. Sie nutzen dafür den Fußabdruck-Test von Brot für die Welt. Dafür scannen sie mit ihren mobilen Endgeräten den ausgedruckten QR-Code (siehe Material zum Download) und klicken sich selbstständig durch die Bereiche Ernährung, Wohnen, Mobilität und Konsum. Nach den jeweiligen Zwischenergebnissen erhalten sie ein Endergebnis, in dem der persönliche ökologische Fußabdruck im Vergleich zum durchschnittlichen in Deutschland sowie im Vergleich zur globalen Biokapazität gezeigt wird. Außerdem gibt es einen Hinweis auf den kollektiven Fußabdruck, also jenen ökologischen Verbrauch, der durch die Infrastruktur in Deutschland gegeben ist, ganz unabhängig vom persönlichen Verbrauch.

Direkt im Anschluss erklärt die anleitende Person, dass es auch Kritik am Konzept des ökologischen Fußabdrucks gibt und zeigt ein kurzes Video (Ausschnitt aus: DW „Why Big Oil loves to talk about your carbon footprint“, https://www.youtube.com/watch?v=vqZVCEnY-Us, Minute 0:00-03:14). Das Video ist auf Englisch mit deutschen Untertiteln.

Danach werden die Ergebnisse aus dem Fußabdruck-Test und die Informationen aus dem Video zusammen ausgewertet. Folgende Fragen können dazu genutzt werden:

3. Ländervergleich (10-15 Minuten)

Im nächsten Schritt setzen sich die TN mit dem globalen Vergleich von ökologischen Fußabdrücken verschiedener Länder auseinander.

Hierzu wird zunächst auf dem Boden mit Klebeband oder Kreide eine Linie markiert, die genügend Platz dafür bietet, dass sich alle TN problemlos darauf positionieren können. Ausgehend vom durchschnittlichen globalen Fußabdruck (2022: 2,7 gha) sollen die TN nun die Größe der Fußabdrücke verschiedener Länder schätzen. Ein Ende der Linie steht für „sehr viel größer als der durchschnittliche globale Fußabdruck“, das andere Ende für „sehr viel kleiner als der durchschnittliche globale Fußabdruck“. Das Spektrum kann von Land zu Land variieren. (Bei den USA bietet es sich eher an, die Pole auf „mehr als viermal so groß“ und „so groß wie der durchschnittliche globale Fußabdruck“ festzusetzen.)

Die anleitende Person nennt ein Land und die TN stellen sich auf der markierten Linie gemäß ihrer Einschätzung auf. Nachdem sich die TN positioniert haben, können sie ihre Einschätzung begründen, bevor dann die tatsächliche Größe der Länder-Fußabdrücke aufgelöst wird. Es bietet sich an, Aufstellungen zu maximal sechs Ländern zu machen.

4. Auswertung (10-15 Minuten)

Für die Auswertung können folgende Fragen verwendet werden:


5. Abschluss (20-30 Minuten)

Zum Abschluss dieser Einheit können die TN eigene Ideen und Empfehlungen sammeln, die zur Senkung des ökologischen Fußabdrucks in Deutschland beitragen würden. Dabei soll es vorrangig nicht um individuelle Konsumentscheidungen gehen, sondern um (zivil-)gesellschaftliche Ideen und politische Maßnahmen, die dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck der gesamten Bevölkerung zu verringern. Dazu bilden sich Kleingruppen, die auf Plakaten stichpunktartig ihre Empfehlungen notieren und sie dann in der Großgruppe präsentieren.

Varianten

Die Methode ist sehr umfangreich und dauert in ihrer Gänze sehr lange. Wenn im Rahmen einer Bildungsveranstaltung nicht so viel Zeit ist, kann die Methode gekürzt werden, indem einzelne Teile davon weggelassen werden.

So kann z. B. der Fokus auf entweder den persönlichen Fußabdruck und die Kritik daran (1. und 2.) oder auf den Ländervergleich und die großen Unterschiede zwischen Ländern des Globalen Nordens und Ländern des Globalen Südens (1. und 3.) gelegt werden. Falls alle TN erst kürzlich den Fußabdruck-Test gemacht haben, kann 2. übersprungen werden. Die Sammlung von Ideen zur Reduktion des Fußabdrucks (4.) kann bei dieser Methode weggelassen werden, wenn mit einer anderen lösungs- oder handlungsorientierten Methode weitergearbeitet wird, z. B. „Eine andere Welt im Bau“, „Wer macht den Wandel?“.

Durchführung digital

Die Methode kann mit folgenden Anpassungen auch im digitalen Raum durchgeführt werden:

Tipps und Hinweise für Anleitende

Anleitung Video:

Das Video ist auf Englisch. Um Untertitel auf Deutsch hinzuzufügen, auf das Symbol für „Einstellungen“ klicken → Untertitel → automatisch übersetzen → Deutsch. Auf das Symbol „Untertitel“ klicken, um die Untertitel einzublenden. Der für die Methode relevante Ausschnitt ist von Minute 0:00 bis Minute 3:14.

Das Video ist außerdem sehr schnell. Je nach Zielgruppe bietet es sich an, die Wiedergabegeschwindigkeit auf 0,75 zu reduzieren. Dafür auf das Symbol für „Einstellungen“ klicken → Wiedergabegeschwindigkeit → 0,75.

Der Fußabdruck ist eine gute Möglichkeit, den Verbrauch ökologischer Ressourcen zu visualisieren und damit für die Bildungsarbeit fruchtbar zu machen. Gleichzeitig ist der Fußabdruck eine sehr komplexe Messmethode. Daher ist es sinnvoll, sich als anleitende Person ausführlicher mit dem Thema zu beschäftigen und den Hintergrundtext (siehe Material zum Download) für Anleitende eingehend zu lesen.

Bei der Methode ist es besonders wichtig darauf zu achten, dass die TN sich auch kritisch mit dem persönlichen Fußabdruck und seiner Geschichte auseinandersetzen. Bei der Berechnung des persönlichen Fußabdrucks soll darauf geachtet werden, dass es nicht zu extremen Vergleichssituationen zwischen TN kommt oder einzelne TN zur Schau gestellt werden. Die Methode fordert ein Bewusstsein dafür, dass individuell nachhaltiges Verhalten häufig nur mit Privilegien möglich ist. So ist z. B. Bahnfahren meist teurer als Fliegen. Biologisches und regionales Essen aus Direktvermarktung ist oft teurer als konventionelles aus dem Supermarkt. Genauso ist die Frage nach der Reduktion von Flugreisen eine ganz andere für Menschen, deren Familie auf einem anderen Kontinent wohnt. Gleichzeitig wird durch die Methode nur teilweise sichtbar, dass die Bevölkerungsgruppe, die am stärksten für Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, reiche Menschen sind. Arme und strukturell diskriminierte Personen tragen weit weniger zum durchschnittlichen ökologischen Fußabdruck eines Landes bei. Der Fokus auf individuelles Konsumverhalten in der Nachhaltigkeitsdebatte kann daher klassistische Diskriminierung (= die Abwertung und Ausgrenzung aufgrund der sozialen Herkunft oder Klassenzugehörigkeit) reproduzieren. Daher gilt es, insbesondere während der Auswertung Bewusstsein für die Dimension sozialer Ungleichheit bei den TN zu schaffen.

Ein stärkeres individuelles Bewusstsein für nachhaltiges Konsumieren ist zwar sinnvoll, aber bei weitem nicht ausreichend, um wirklich großflächig Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Die größten Verursacher von Treibhausgasemissionen in Deutschland sind Energiewirtschaft, Industrie und Verkehr. Individuen können nur sehr begrenzt Einfluss auf diese Sektoren nehmen. Wenn es um Möglichkeiten zur Reduktion des Fußabdrucks geht, ist es daher wichtig, dass die TN nicht allein bei individuellen Handlungsmöglichkeiten in Form von „nachhaltigem Konsum“ bleiben, sondern auch darüber gesprochen wird, was auf politischer und gesellschaftlicher Ebene getan werden muss, um Emissionen zu senken und der Klimakrise und globaler Ungleichheit zu begegnen.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Die Zukunft ist kreativ!

In dieser Methode können Teilnehmende (TN) ihrer Kreativität freien Lauf lassen und ihr eigenes Bild ihrer Utopien zusammen basteln.

Lernziele

Die TN…

Ablauf

Hintergrund

Die sich zuspitzende Klimakrise und die wachsende soziale Ungleichheit machen deutlich: Ein Weiter wie bisher ist weder möglich noch wünschenswert. Wir brauchen gesellschaftliche Veränderung im großen Stil. Doch wie kann eine Zukunft aussehen, in der Menschen in all ihrer Vielfalt weltweit wertgeschätzt werden und frei und selbstbestimmt leben können? Und in der gleichzeitig eine lebenswerte Umwelt erhalten wird?

Jede Person von uns hat unterschiedliche Vorstellungen einer gesellschaftlichen Utopie und was uns darin besonders wichtig ist, wird jeweils unterschiedlich gewertet. In dieser Übung geht es darum, kreativ die eigenen Utopie-Vorstellungen zu ergründen und auszudrücken.

Vorbereitung

Vor der Einheit: Ggf. können TN schon ein paar Tage vorher darum gebeten werden, eigene Bastelmaterialien für die utopische Collage zum Workshop mitzubringen. Die Content Note (siehe „Tipps und Hinweise für Anleitende“) sollte bereits vor Beginn der Einheit mitgeteilt werden. Vor Beginn der Einheit, werden in der Mitte des Raums alle Bastelmaterialien platziert. Die Frage „Wenn ihr an Utopie denkt, welche Bilder und Gedanken kommen euch?“ kann auf einem Flipchart aufgeschrieben und im Raum für alle sichtbar aufgehängt werden.

Durchführung

1. Einführung (5-10 Minuten)

Der Ablauf wird in der Gesamtgruppe erklärt: TN haben gleich Zeit, um eine Collage zu basteln zu der Frage „Wenn ihr an Utopie denkt, welche Bilder und Gedanken kommen euch?“. Die TN können sich selbst aussuchen, ob sie alleine oder mit anderen Menschen zusammen eine Collage gestalten möchten. Weiter gibt es die Option, keine Collage zu gestalten. An dieser Stelle ist eine Stimmungsabfrage hilfreich: Wenn TN Lust haben, sich mit anderen Leuten zusammenzuschließen, können sie ihre Hände oben in der Luft wedeln. Wenn TN lieber alleine basteln bzw. etwas anderes machen wollen, wedeln sie die Hände unten in der Luft. Wenn TN es noch nicht genau wissen, können sie in der Mitte wedeln. Falls einzelne TN noch etwas dazu für alle sagen möchten, können sie dies im Anschluss tun (z.B. „Ich werde keine Collage gestalten und lieber einen Spaziergang machen. Falls wer mit möchte, sprecht mich an“).

2. Findungsphase (5 Minuten)

Während die anleitende Person bei Bedarf ruhige Hintergrundmusik anmacht, finden sich die TN ggf. in Gruppen zusammen und suchen sich alles an Material zusammen, was sie für die Collage benötigen. TN suchen sich einen Ort, an dem sie arbeiten wollen. Materialien stehen weiterhin im Raum zur Verfügung und können untereinander getauscht werden.

3. Basteln (45-60 Minuten)

Die TN haben nun Zeit, um ihre Collage zusammenzustellen. Sobald die Collagen fertig sind, können die TN diese im Raum aufhängen – so entsteht eine Ausstellung utopischer Collagen.

4. Pause (10-15 Minuten)

Hier bietet es sich an, eine kurze Pause zu machen. An dieser Stelle kann die Gruppe auch gut wieder die Menschen mit rein holen, die keine Collage gebastelt haben.

5. Auswertung (20-30 Minuten)

Durch die im Raum aufgehängten Collagen der TN entsteht eine Galerie. Die TN bewegen sich nun als Gruppe durch die Galerie, um sich die erstellten Collagen anzuschauen. Bei jeder Collage bleibt die Gruppe stehen, um die jeweilige Collage zu betrachten. Die Künstler*innen werden eingeladen, noch etwas zu ihrer Collage zu sagen und der Rest der Gruppe kann – im Einverständnis mit den Künstler*innen – Gedanken dazu aussprechen.

Nachdem alle Ausstellungsstücke betrachtet wurden, trifft sich die Gruppe wieder in einem Stuhlkreis für eine Abschlussreflexion. Folgende Fragen können hierbei als Impuls dienen:

Varianten

Im Schritt 5 gibt es Gestaltungsspielraum. Hier ein paar Inspirationen:

Als Alternative für TN, die sich bewusst gegen die Erstellung einer Collage entscheiden, kann die anleitende Person z.B. folgende Alternativen Vorschlagen:

Tipps und Hinweise für Anleitende

Content Note: Die Methode beinhaltet das Schneiden mit Scheren. Das Erstellen von Collagen wird in psychotherapeutischen Kontexten verwendet. Bei manchen Menschen kann dies unangenehme Erinnerungen hervorrufen, die häufig mit psychischen Krisen oder Krankheiten in Verbindung stehen. Deshalb ist es wichtig, dies im Vorhinein sichtbar zu machen und den TN die Möglichkeit zu geben, nicht an der Übung teilzunehmen (siehe Varianten).

Die Methode eignet sich vor Allem für den Abschluss einer Auseinandersetzung mit Utopien. So haben TN die Möglichkeit, neues Wissen, neue Ideen und Erfahrungen aus ihrer Auseinandersetzung mit Utopien kreativ darzustellen.

Methode erstellt von:

Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors bzw. der Autoren und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wider. Weder die Europäische Union noch die EACEA können dafür verantwortlich gemacht werden.

Mutig, motzig, mütterlich

Durch ein Rollenspiel werden innere Prozesse, die sowohl für einen gesellschaftlichen als auch für einen persönlichen Wandel relevant sind, deutlich gemacht und reflektiert.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Möglichst präziser Ablauf der Methode, unterteilt in Vorbereitung – Durchführung. Bitte versuchen genau auf den Punkt zu kommen. Je kürzer, desto besser, trotzdem klar und alles Wesentliche beschreibend, damit für Multiplikator*innen klar wird, was genau zu tun ist. Bitte nicht mehrere Möglichkeiten für einen Ablauf, sondern für einen Ablauf entscheiden und dann Varianten unten angeben. Wenn nötig kann auch ein kurzer Abschnitt „Hintergrund“ vorangestellt werden.

Hintergrund
Jede*r von uns hat alle möglichen Charaktereigenschaften und innere Anteile in sich, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Je nachdem, welche Anteile in unserer bisherigen Biografie in welcher Form gefüttert/bestärkt wurden, sind einige Anteile dominanter als andere. Um einen gesellschaftlichen Wandel zu unterstützen, ist es wichtig, alle emotionalen Anteile, die in uns und in der Gesellschaft vorhanden sind, zu berücksichtigen und einzubeziehen. Gesellschaftlicher Wandel vollzieht sich nicht (nur) im Kopf, denn das Wissen zur Veränderung besteht schon bei vielen. Es gibt aber eine Lücke zwischen dem Wissen und dem sich daraus ableitenden Handeln. Die Übung hilft, diese Lücke zu erfahren und zu reflektieren.

Vorbereitung
Im Raum wird an einer geeigneten Stelle eine Bühne vorbereitet, die z. B. mit Kreppband klar abgegrenzt ist.

Durchführung

1. (5 Minuten) Einleitung
Die Anleitenden machen deutlich, dass es sich um eine spielerische Annäherung an psychodynamische Prozesse handelt, also um innere Veränderungsprozesse. Wichtig dabei ist, dass die Möglichkeiten und Schwierigkeiten dieser Prozesse erlebbar werden und nicht nur darüber gesprochen wird. Deshalb wird in diesem Abschnitt Körperarbeit in Form von
theaterpädagogischen Methoden eingesetzt. Es gibt kein Richtig oder Falsch, sondern es geht um das Erspüren von unterschiedlichen inneren Anteilen, die in unserer Gesellschaft und in den einzelnen Menschen vertreten sind. Alle TN werden eingeladen, sich auch auf herausfordernde Momente einzulassen und gleichzeitig eigene Grenzen zu wahren.

2. (30 Minuten) Aufwärmübungen
Die Anleitenden bereiten die Gruppe mit theaterpädagogischen Aufwärmübungen etwa 30 Minuten lang auf eine spätere Improvisation vor. Der Fokus liegt auf Fehlerfreundlichkeit und einem vertrauensvollen Miteinander, das anregt, mehr zu spielen und zu improvisieren. Aufwärmübungen können hier gefunden werden: http://improwiki.com/de/wiki/improtheater/special/category/28/ubungen.

3. (15 Minuten) Einzelarbeit
Zunächst werden alle TN aufgefordert, in Einzelarbeit acht bis zehn Personen des öffentlichen Lebens auszuwählen, die sie mit starken Charaktereigenschaften assoziieren. Dabei ist es wichtig, dass diese Personen möglichst allen in der Runde bekannt sind. Dabei soll auf eine Ausgewogenheit von beliebten und unbeliebten Eigenschaften geachtet werden. Die Charaktereigenschaften können gesellschaftlichen Normen widersprechen. Zusätzlich zu den Adjektiven erfolgt eine Bewertung der Adjektive (positiv/negativ). Anhand eines Beispiels wird die Aufgabe durch die Anleitenden demonstriert (z. B. Angela Merkel, mütterlich, positiv oder Angela Merkel, mütterlich, negativ oder Angela Merkel, aggressiv, negativ oder Angela Merkel, durchsetzungsfähig, positiv).
Alle TN schreiben nach diesem Schema ihre Liste (Name, Eigenschaft, Bewertung) für sich auf ein Blatt Papier. Es wird später nicht veröffentlicht.

4. (20 Minuten) Rollenspiel
Nach der Einzelarbeit kommen die TN in einem Kreis zusammen. Dort wird die vorbereitete Bühne vorgestellt und das „Bühnensetting“ für das folgende Spiel erläutert: Verschiedene Charaktere lernen sich auf einer Cocktailparty kennen, während diese Dynamik von den Nicht-Spieler*innen beobachtet wird. Eine freiwillige Person liest ihre Liste vor und sucht
sich sechs Charaktereigenschaften aus, die sie gerne auf der Bühne in Interaktion sehen möchte, wobei auf ein Gleichgewicht zwischen positiv und negativ bewerteten Eigenschaften geachtet wird. Es werden Freiwillige aus der Gruppe erfragt, die jeweils eine Charaktereigenschaft (z. B. mütterlich) auf der Bühne spielen möchten.

Die zukünftigen Spieler*innen nutzen die Personen (z. B. Angela Merkel), um besser in ihre Rolle und in die Improvisation zu finden, beispielsweise durch deren Körperhaltung oder Sprachduktus. Die Spieler*innen können vor der Übernahme der Rollen Rückfragen an die Person stellen, deren Liste als Grundlage dient. Dies ist besonders dann von Vorteil, wenn die Spieler*innen die Personen nicht gut kennen. Falls vorhanden, können noch kleine Requisiten hinzugezogen werden. Die Spieler*innen kleben sich einen Zettel mit den von ihnen gespielten Charaktereigenschaften auf die Brust, um diese für die Beobachter*innen sichtbar zu machen.

Die Anleitenden erklären den Spielverlauf: Das Publikum eröffnet mit dem gemeinsamen Zuruf: „Drei, zwei, eins, los“ das Spiel. Die Spieler*innen kommen daraufhin nach und nach auf die Bühne und werden damit zu ihren Charakteren. Es entsteht eine Begegnung von Personen auf einer Party, auf der sie sich gegenseitig kennenlernen. Nach einigen Minuten gibt es ein akustisches Signal („Stopp“-Ruf und Klatschen), woraufhin alle Spieler*innen bewegungslos in ihrer Position verharren. In der Theaterpädagogik wird das Freeze genannt, also ein sofortiges
Einfrieren.

Das Spiel beginnt, das Publikum verfolgt die Interaktionen. Entsteht für die Zuschauer*innen aufgrund von parallelen Gesprächen ein unübersichtlicher Spielverlauf, können die Anleitenden mit „Stopp“-Rufen die Szene unterbrechen und die Anweisung einbringen, dass einzelne Parteien vorübergehend in ihren Positionen verharren. Gespräche können somit nacheinander geführt werden. Die Spieler*innen führen die Szene mit der Aufforderung „Und weiter!“ fort.

Nach etwa drei bis fünf Minuten des Spiels, je nach Aktivität der Spieler*innen und Spannungsverlauf, werden alle Spieler*innen durch einen „Stopp“-Ruf aufgefordert, innezuhalten. Es wird ein neuer Auftrag erteilt: „Tauscht euch nun darüber aus, ob bzw. unter welchen Umständen ihr – aus der Sicht eurer Charakterrolle – einen gesellschaftlichen Wandel hin zu einer Postwachstumsgesellschaft umsetzen möchtet. Wenn ihr eure Stellungnahme oder eure Gespräche danach beendet habt, geht von der Bühne. Das Spiel ist beendet, wenn die Bühne leer ist oder ihr ein Signal bekommt.“ Nach einem weiteren akustischen Signal (Klatschen und „Und weiter!“) wird das Spiel fortgesetzt.

Nach spätestens fünf Minuten wird das Spiel von der Moderation mit Unterstützung des Publikums mit einem Signal beendet. Die Spieler*innen verlassen daraufhin die Bühne und verteilen sich im Raum. Die Personen des Publikums verteilen sich auf die Spieler*innen und klopfen deren Körper ab, um sie aus ihren Rollen zu entlassen. Nun sind die Spieler*innen wieder sie selbst. Zur Auswertung kommen alle in einen Stuhlkreis zusammen.

5. (15-20 Minuten) Auswertung
Zunächst werden die Spieler*innen nach ihren Eindrücken gefragt:

Auswertung mit allen:

Das Geschäft mit der Angst

Die Methode ermöglicht eine spielerische Auseinandersetzung mit „der Ware Angst“ in der kapitalistischen Marktwirtschaft indem die TN „Ängste und „Gegenmittel vermarkten“ .

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Vorbereitung
Die Arbeitsplätze für die Kleingruppen werden vorbereitet. Für die Kleingruppe „der Markt“ wird ein Tisch mit einer Wand dahinter vorbereitet, der zentral und für alle gut zu erreichen ist. Wenn der Raum groß genug ist, kann eine Hälfte für das Spiel „Das Geschäft mit der Angst“ genutzt werden und die andere Hälfte für die Assoziationsübung und die Auswertung.

Durchführung
1. Assoziationsübung (10 Minuten)
Um den Einstieg in das Thema zu erleichtern, findet ein kurzes Brainstorming statt. Die Anleitenden werfen den Ball einer/m TN zu und bittet sie/ihn, ihre/seine erste Assoziation zum Wort „Angst“ zu nennen. Danach wird der Ball einer anderen Person zugeworfen. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Es geht darum, herauszufinden, was die TN mit Angst assoziieren. Die Anleitenden schreiben alle Wörter auf einem Flipchart mit. So bleiben sie im Raum und können später bei der Auswertung aufgegriffen werden.

2. Spiel (40 Minuten)
Die Anleitenden erklären den gesamten Spielablauf. Währenddessen kann es hilfreich sein, die Aufgaben der Kleingruppen sowie grundlegende Regeln auf einem Flipchart zu notieren.
Die Gruppe wird in Kleingruppen mit je drei oder mehr TN aufgeteilt. Zwischen vier und zehn Kleingruppen sind empfehlenswert. Eine Gruppe ist „der Markt“ (max. fünf TN). Die anderen Gruppen sind „die Hersteller*innen“. Jede Kleingruppe (außer „der Markt“) bekommt Papier, Scheren und Filzstifte. „Der Markt“ bekommt die Geldscheine und Kreppband. Eine/r der zwei Anleitenden bleibt bei der Markt-Gruppe, um sie bei ihrer herausfordernden Aufgabe zu unterstützen.
Die Hersteller*innen-Gruppen sollen nun entweder Ängste (z. B. Agoraphobie, Zukunftsangst usw.) oder Produkte entwickeln, um die Ängste zu überwinden (Therapie, Medikamente, Bedingungsloses Grundeinkommen usw.). Dazu können die Kleingruppen die vorhandenen Bastelmaterialien nutzen. Es genügt, etwas auf ein Blatt Papier zu schreiben, die TN können jedoch auch kreativ werden. Jede Kleingruppe organisiert sich selbst.
Es gibt keine vorgegebenen Zeiten zum Produzieren oder Verkaufen. Die Hersteller*innen dürfen jederzeit zu der Kleingruppe „Markt“ gehen. Auf dem Markt werden die produzierten Ängste und Produkte gehandelt. Abgesehen vom Markt zielen alle Kleingruppen darauf ab, innerhalb der Spielzeit so viel Geld zu machen wie möglich.
Die Kleingruppen gehen zur Markt-Gruppe und versuchen, dort ihre „Ängste“ und „Produkte“ zu verkaufen. Der Markt darf bestimmen, wie viele Händler*innen er gleichzeitig zulässt. Der Markt darf kurze Pausen machen (z. B. für die Bestandsaufnahme). In der Zeit können die Kleingruppen nichts verkaufen. Sie dürfen aber weiterhin Ängste und Produkte entwickeln. Die Markt-Gruppe entscheidet über die Preise je nach Angebot und Nachfrage und je nachdem, ob sie eine „Angst“ oder ein „Produkt“ besonders gut oder interessant findet (z. B. weil es besonders originell klingt).
Der Markt kann jede Angst nur einmal kaufen. Wenn sehr ähnliche Ängste oder Produkte angeboten werden, haben sie weniger Wert und der Markt bietet weniger Geld dafür. Für eine „Angst“ können mehrere „Produkte“ als Heilmittel verkauft werden, weil es unterschiedliche Ansätze gibt, mit dieser Angst umzugehen (z. B. können gegen die Angst „Agoraphobie“ folgende Produkte verkauft werden: „Therapie“, „Medikamente“, „Selbsthilfebuch“ …). Der Markt platziert alle gekauften „Ängste“ und die entsprechenden „Produkte“ nebeneinander an der Pinnwand. So ist für alle deutlich, welche „Ängste“ und „Produkte“ bereits gekauft wurden. Die Rolle der TN des „Marktes“ beruht auf deren Einschätzung, weshalb es hilfreich sein kann, wenn ein/e Anleitende*r bei ihnen ist. Die andere anleitende Person achtet auf die Zeit und beantwortet alle Fragen der TN, möglichst ohne ihnen konkrete Ideen für „Ängste“ oder „Produkte“ zu geben. Die Anleitenden weisen kurz vor dem Ende auf die letzten fünf Minuten hin. Wenn die 30 Minuten vorbei sind, ist das Spiel zu Ende.

3. Auswertung (15 Minuten)
Für die Auswertung können folgende Fragen hilfreich sein:

Möglichkeiten zur Weiterarbeit
Es bietet sich an, im Anschluss an diese Methode zum Thema Wettbewerb mit der Methode „Wie viel Wettbewerb wollen wir?“ (Grundlagen) zu arbeiten und Rückbezüge zu Zukunfts- oder Abstiegsängsten herzustellen.

Es war einmal

Über ein Rollenspiel im Märchenformat lernen die Teilnehmenden spielerisch über die Entstehung des modernen Geldsystems.

Lernziele
Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Vorbereitung
Das Märchen wird ausgedruckt (min. sieben mal) und die Utensilien für das Theaterspiel (buntes Papier für Urkunden, Stifte, ggf. Stempel) vorbereitet. Es werden hintereinander zwei Stuhlhalbkreise mit jeweils sechs Stühlen geformt. Vor den Stuhlreihen muss genug Platz zum Spielen sein (Bühne).

Durchführung

1. (10 Minuten) Einführung
Die Anleitenden erklären kurz Ziel und Ablauf der Übung. Anschließend werden die verschiedenen Rollen vorgestellt und den TN zugeordnet. Folgende Rollen sind zu vergeben: Erzähler*in, König*in, Esel, Bauherr*in, Glasbrenner*in, Steinmetz/Ziegelmacher*in
(kann von einer Person gelesen werden). Die restlichen TN agieren als zuschauende Personen. Jede Rolle wird zweimal vergeben: einmal an eine*n Vorleser*in und einmal an eine*n Darsteller*in. Weitere TN bilden das Publikum.

2. (5 Minuten) In Stellung Bringen
Die TN nehmen ihre Plätze und Rollen ein. Auf die hintere Stuhlreihe setzen sich die vorlesenden TN. Auf die vordere Stuhlreihe setzen sich die darstellenden TN, jeweils vor die vorlesenden TN mit derselben Rolle. Die restlichen TN sitzen den spielenden und vorlesenden TN als Zuschauenden gegenüber.

3. ( 5 Minuten) Verteilen der Requisiten
Der Text wird an die vorlesende TN verteilt. Der*die Darsteller*in der König*in erhält blaues Papier und einen Stift, ggf. Stempel. Der*die Darsteller*in des Bauherrn erhält gelbes Papier und einen Stift, ggf. Stempel. Diese dienen als Requisiten für das Spiel.

4. (10 Minuten) Rollenspiel
Das Märchen beginnt. Das Märchen wird nun vorgelesen und synchron pantomimisch dargestellt. Möglichst alle Handlungen, die vorgelesen werden, werden still dargestellt. Dabei können die TN frei improvisieren. Wenn der Rollenname der TN genannt wird, stehen diese auf, treten vor und spielen das Gesagte nach.

5. (10 Minuten) Reflexion
Die 1. Reflexionsphase beginnt. Die TN werden zunächst gefragt, wie es ihnen in ihren Rollen
ergangen ist (Vortragende wie Spielende). Die TN berichten aus der Rollensituation heraus. (Bsp.: Ich als König*in habe mich gefreut, dass ich ein neues Schloss bauen konnte.) Ggf. erfolgt eine Nacherzählung der Geschichte durch die TN.

6. (10 Minuten) Meta Reflexion
Anschließend wird das Märchen auf der Metaebene reflektiert. Hier kann eine Pause eingebaut werden oder auch ein Wechseln des Settings, indem z. B. ein gemeinsamer Stuhlkreis gebildet wird. Die TN werden gebeten, nun aus ihren Rollen herauszugehen und aus ihrer eigenen Sicht über das Märchen zu sprechen. Hierzu können die folgenden Fragen verwendet werden:

Verstehen, was Geld ist und wie es funktioniert
>    Was ist Geld im Märchen?
>    Steckt im Märchen Zauberei? Wo passiert etwas Magisches/etwas Übernatürliches?

Verstehen, was Geld mit Vertrauen zu tun hat
>    Wieso kann der*die Bauherr*in beim Ziegelmacher mit der Urkunde bezahlen?
>    Was würde passieren, wenn die Leute erfahren würden, dass der Goldesel tot ist?

Übertragung auf das aktuelle Geldsystem
>    Stellt euch vor, ihr geht in den Supermarkt und möchtet Schokolade kaufen. Könntet ihr euch vorstellen, so zu bezahlen wie der*die Bauherr*in im Märchen? Was würde passieren, wenn ihr einfach mit einem Zettel bezahlen wolltet, auf den ihr schreibt, „Ich schulde dir drei Euro“?
>    Wie sieht es mit Banken aus? Können diese etwas mit „Schuld“ bezahlen?
>    Welche Akteure gibt es in unserem Geldsystem. Wo seht ihr Parallelen, wo Unterschiede zum Märchen?
>    Wie steht es heutzutage um den Goldesel? Können wir unser Geld in Gold eintauschen?
>    Was passiert, wenn wir alle unser Geld vom Konto abheben?
>    Was passiert, wenn wir das Vertrauen in unser Geld verlieren?

Diskussionsfragen
>    Habt ihr das Gefühl, dass das Geldsystem ein stabiles System ist?
>    Was denkt ihr, wieso versuchen Politiker*innen, das Vertrauen in die Stabilität der Finanzmärkte zu stützen?
>    Was haltet ihr davon, dass der Staat in Krisen Geld an Banken leiht bzw. Garantien ausspricht?

Varianten
Der Text kann auch als reiner Lesetext genutzt werden, ohne die Bewegungs- und Darstellungsrollen. Bei wenigen TN oder einem besonders kleinen Raum gibt es auch die Möglichkeit, Rollen zusammenzufassen oder eine Person alles lesen zu lassen. Die restlichen TN übernehmen dann die darstellenden Rollen. Die Diskussionsfragen können in der Gruppe oder einzeln beantwortet werden. Manche Fragen eignen sich auch für kreative Schreibprozesse bzw. für die Entwicklung einer gemeinsamen Gruppenerzählung – auf Märchenebene oder in Bezug auf das reale heutige Geldsystem. Je nach Kenntnisstand der TN könnten z. B. folgende Aufgaben gestellt werden: Verfasst eine Nachrichtenmeldung zum Tod des Goldesels! Erzählt die Geschichte der Insolvenz von Bank XY und der entsprechenden Folgen. Erzählt das Märchen weiter, nachdem der Goldesel stirbt.

Tipps und Hinweise für Anleitende
Ein langsames Vorlesen ist wichtig, damit die darstellenden TN genug Zeit zum „Spielen“ haben. Die Hinweise auf Pausen im Text helfen beim Wahrnehmen der Spielpausen. In der Reflexionsphase kann ein Flipchart zu Hilfe genommen werden. Diskussionen zum Geldsystem führen häufig zu einer negativen Bewertung der Berufsgruppe der Banker. Dem wird in der Methode entgegengewirkt, indem ggf. auf das Eingebundensein von Banken in ein historisch gewachsenes System hingewiesen wird. Auf viele Fragen/Szenarien der Weitererzählung (z. B. bei Tod des Goldesels) gibt es keine eindeutige Antwort. Es kommt darauf an, wie sich die Akteure im Märchen und in der Realität verhalten. Dies kann betont werden, um zu verdeutlichen, dass das Geldsystem sozialen Dynamiken unterliegt und Entwicklungen an den Finanzmärkten schwer vorhergesagt werden können. Bei Verständnisproblemen empfiehlt es sich, auf Ebene des Märchens zu argumentieren und Fragen zu vereinfachen. Um das Gefühl der Überforderung zu vermeiden, kann es empfehlenswert sein, möglichst nicht in der großen Gruppe auf detaillierte Hintergrundfragen einzugehen, sondern den Fokus auf die einfachen Grundprinzipien zu legen. Bei weiterführenden Fragen kann auf die Literatur (siehe Hintergrundtext) verwiesen werden.

Der digitale Fuß- und Fingerabdruck

Kurzbeschreibung

Diese Präsentation eignet sich als Einstiegsmethode, um die grundlegenden Zusammenhänge von Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Datenschutz zu vermitteln.

Lernziele

Die Teilnehmenden …

Ablauf

Die Präsentation wird als Folien-Vortrag gehalten.
Danach werden Verständnisfragen geklärt. Bei Bedarf kann eine Diskussion der Inhalte anschließen.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Die Präsentation behandelt relativ viele Aspekte überblickshaft. Es können eigene Schwerpunkte gesetzt und die Präsentation entsprechend angepasst werden.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Ein spielerischer Einstieg in das Thema Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Datenschutz kann statt oder ergänzend zur Präsentation mit dem Quiz »a, b oder c« erfolgen. Weitere Methoden, die einzelne Aspekte wie Ressourcengerechtigkeit oder Datenschutz vertiefen, finden sich in diesem Material.

Wem gehören die Daten?

Kurzbeschreibung

In dieser Methode werden die Teilnehmenden spielerisch dazu angeregt, sich mit verschiedenen Fragen zu den Themen von Daten, Datenverarbeitung und Datenschutz auseinanderzusetzen.

Lernziele
Die Teilnehmenden …

Ablauf

1. Grundlage schaffen (15 Minuten)

Zunächst werden die Teilnehmenden mithilfe eines Inputs der anleitenden Person in die Möglichkeiten der Unterscheidungen verschiedener Formen von Daten und Datenverarbeitung eingeführt. Mithilfe des Inputs sollen vor allem zwei Ziele erreicht werden: Die Teilnehmenden sollen erstens eine Vorstellung entwickeln, welche Arten von Daten es gibt, wie sie erhoben werden und welche Formen der Datenverarbeitung es gibt. Zweitens soll der Blick der Teilnehmenden auf Datenerhebung und -verarbeitung vor der Stillarbeitsphase mithilfe der Einführung geweitet werden, damit unterschiedliche Bilder zustande kommen.

2. Kreativ werden (15 Minuten)

Anschließend werden sie aufgefordert, zu den folgenden zwei Aspekten ein Bild zu malen / zu zeichnen:

3. Austausch in Kleingruppen (15 Minuten)
Wenn alle ihre Situationen gemalt haben, kommen die Teilnehmenden in Kleingruppen von zwei oder drei Personen zusammen. Leitfragen für den Austausch können hier sein:

4. Auswertung (20 Minuten)
Reflexion im Plenum
In der Großgruppe wird über folgende Aspekte gesprochen:

5. Abschluss oder Überleitung (15 Minuten)
Blitzlicht zu beispielsweise folgenden Fragen:

Tipps und Hinweise für Anleitende

In der ersten Phase ist es wichtig, die Gruppe zu ermutigen, aus der eigenen Perspektive Beispiele zu finden und nicht vorweg eine zu starke moralische oder politische Bewertung verschiedener Formen der Datenerhebung und -verarbeitung zu formulieren. Diese Debatte kann eher am Ende angeregt werden.

Die Welt verändern

Die Teilnehmenden (TN) wählen eine Bewegung für soziale und ökologische Gerechtigkeit aus und befassen sich mit ihr bevor die Gruppen thematisch gemischt werden.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)…

Ablauf

Hintergrund
Wie können jetzige und zukünftige Generationen mit sozialen Konflikten umgehen? Keine*r soll das Rad immer wieder neu erfinden müssen. Ein Lernen aus den Kämpfen der Vergangenheit und von vorherigen Generationen ist dafür wichtig. Was für unsere Generation selbstverständlich ist, war es für vorherige nicht (z.B. Frauenwahlrecht). Es gilt zu verstehen, dass die damit verbundenen Konflikte historisch gewachsen sind. Sie sind von Macht- und Herrschaftsverhältnissen durchzogen. Der anti-koloniale Widerstand im sogenannten „globalen Süden“ und von BIPoC, die Bewegungen von Feminist*innen, Frauen, Queers und ärmeren Bevölkerungsteilen lösen häufig gesellschaftlichen Wandel aus. (für Begriffs-Erklärungen siehe Online-Glossar des IDA e.V.) Sie gestalten alternative Lebens- und Wirtschaftsweisen und geben zentrale Impulse.

Vorbereitung
Die Anleitenden bereiten im Vorhinein die Materialien zur Auslage und zum Anhören und Anschauen vor (siehe Arbeitsmaterial). Es sollten genügend Kopien der Texte und ausreichend Abspielgeräte und Kopfhörer vorhanden sein, damit sich die TN einzeln und in Gruppen mit den Beispielen befassen können. Andernfalls müssten sie eigenen Geräte mitbringen und verwenden. Im Raum werden die Materialien für die thematischen Beispiele an verschiedenen Ecken ausgelegt. Das kann an eingerichteten Arbeitsplätzen, an Tischen oder auch auf Decken sein. An diesen Plätzen wird ebenfalls Moderationsmaterial platziert – für eigene und gemeinsame Notizen aus der Gruppenarbeit. Die Leitfragen für die Einzel- und Fokusarbeit werden auf einem Flipchart vorbereitet.

Durchführung
Die Anleitenden geben zu Beginn einen kurzen Einblick in jedes Bewegungs-Beispiel und erklären die Aufteilung im Raum. Die TN wählen eines der Beispiele aus. Die entstandenen Gruppen sollten relativ gleich groß sein. Im Anschluss decken die Anleitenden noch Fragen auf einem Flipchart auf. Diese können für die Phasen der Einzel- und Fokusarbeit als Hilfestellung dienen.

Beispielfragen:

1. Einzelarbeit (15 -20 Minuten)
Zuerst befassen sich die TN in Einzelarbeit mit dem Beispiel.

2. Gruppen Phase 1: Fokus-Gruppe (15-25 Minuten)
Im Anschluss kommen die TN mit anderen, die das gleiche Beispiel gewählt haben, zusammen. In dieser Fokus-Gruppe sollen sie sich anhand des Gelesenen, der Leitfragen und der eigenen Eindrücke austauschen. Ziel soll es sein, alle gehört zu haben und dass jede*r Einzelne das Bewegungs-Beispiel gut vorstellen könnte.

3. Gruppen Phase 2: Wissenspuzzle (20-30 Minuten)
In der zweiten Phase werden die Fokus-Gruppen untereinander gemischt. Im neu entstandenen Wissenpuzzle sollte jedes Thema durch mindestens eine Person vertreten sein. Jede*r TN stellt nun das eigene Beispiel vor und die Gruppe tauscht sich dazu aus.

4. Auswertung (15 Minuten)
Zum Abschluss kommen alle TN noch einmal zusammen. In einer gemeinsamen Reflexion können Erkenntnisse und Wünsche geäußert werden. Fragen dafür können sein: „Was habe ich an neuen Erkenntnissen gewonnen? Wie stehen die Beispiele im Verhältnis zur heutigen Zeit?“ Die TN können ebenfalls ermutigt werden, eigene Erfahrungen in Bewegung zu teilen oder zu sagen, an welche sie sich gern anschließen würden.

Durchführung digital

Für die zwei Phasen der Gruppenarbeit können auch Break-Out Räume verwendet werden. Falls möglich, sollten die TN sich selbst den Räumen zuordnen können. Lediglich für die zweite Phase müssten sie zugewiesen werden, sodass thematisch gemischte Gruppen entstehen.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Es ist wichtig auf die gesellschaftliche Einbettung der Einzelbeispiele zu achten. Es bestehen Verbindungslinien der porträtierten sozialen Kämpfe zu Kapitalismus, Kolonialismus, zu weiteren Macht- und Diskriminierungsverhältnissen und zum Klimawandel. Sie sollten weder als Einzelfall relativiert, noch als individuelle Empfindsamkeit der Akteur*innen missverstanden werden.

Im Hinterzimmer

Kurzbeschreibung

Die TN beschäftigen sich durch ein Fallbeispiel mit dem Thema Lobbyismus. Spielerisch werden die Durchsetzungsmöglichkeiten verschiedener Interessengruppen gegeneinander abgewogen.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Hintergrund

Im Sommer 2010 veröffentlichte eine Gruppe von zunächst 22 europäischen Parlamentsabgeordneten einen Aufruf zur zivilgesellschaftlichen Überwachung der Finanzmärkte. Dieser Aufruf stellte sowohl einen Hilferuf als auch eine Warnung dar: Diese Abgeordneten waren seit der Finanzkrise mit immer mehr technischen Gesetzen zur Regulierung der Finanzmärkte beschäftigt und wurden in dieser Funktion mit Kontaktanfragen von Vertreter*innen der Finanzindustrie geradezu überschwemmt. Auf der anderen Seite fehlte eine gut informierte zivilgesellschaftliche Kraft, die ein Gegengewicht zur Position der Finanzindustrie hätte einnehmen können. Innerhalb dieser parteiübergreifenden Gruppe von Abgeordneten wuchs deshalb die Besorgnis, dass eine Unausgewogenheit der Lobbys auf dem Gebiet der Finanzmärkte zu undemokratischen Ergebnissen führen könnte. Der Aufruf fand hohen Anklang und

Unterstützung in Brüssel und darüber hinaus. In den darauffolgenden fünf Monaten unterzeichneten ihn mehr als 160 Abgeordnete und gewählte Repräsentant*innen aus einer Vielzahl verschiedener Parteien und EU-Mitgliedstaaten. Im April 2011 wurde als weitere Konsequenz die unabhängige Organisation „Finance Watch“ gegründet, die nun die Stimme der Gesellschaft bei Reformen des Finanzmarktes vertreten soll (vgl. www.finance-watch.org/ueber-uns/warum-finance-watch). Dieser Aufruf ist der Ausgangspunkt, von dem aus die Rolle von Lobbyismus, also der Vertretung mächtiger Interessengruppen analysiert und verständlich gemacht werden soll. Am Ende stehen die Fragen, welche Rolle Lobbyismus für das Voranbringen oder Verhindern gesellschaftlichen Wandels spielt und welche Möglichkeiten der Einflussnahme wir als Zivilgesellschaft haben.

Vorbereitung

Der Aufruf und der Arbeitstext sollen in ausreichender Anzahl ausgedruckt zur Verfügung stehen. Der Beamer wird aufgebaut. Im Raum wird ein Kleiderbügel mit einer Krawatte oder einer Fliege angebracht. An beiden Seiten des Bügels werden Schnüre befestigt, an denen später mit Wäscheklammern die beschrifteten Moderationskarten aufgehängt werden (siehe Visualisierung).

Ablauf

1. (5 Minuten) Aufruf vorlesen

Zunächst wird der „Aufruf europäischer Abgeordneter zur zivilgesellschaftlichen Überwachung der Finanzmärkte“ für alle vorgelesen. Das Vorlesen kann ein wenig in Szene gesetzt werden, um die Brisanz des Textes hervorzuheben. Anschließend werden Verständnisfragen geklärt.

2. (5 Minuten) Begriffserklärung

Dann wird anhand des Schemas zu Lobbyismus (Arbeitsmaterial) der Begriff „Lobbyismus“ geklärt. Die Powerpoint-Folie ist für die Präsentation so animiert, dass das Schema nach und nach entwickelt werden kann: Es werden zunächst die Funktionen von Lobbyismus für den Austausch zwischen Politik und Interessenverbänden beleuchtet. Dann werden anhand der Mittel, die Interessengruppen zur Erreichung ihrer Ziele einsetzen, zwischen Lobbyismus im „engen“ und „weiten“ Sinn unterschieden. Lobbyismus im „engen“ Sinn umfasst die Einflussnahme über bezahlte Lobbyisten, die in den „Vorhallen der Parlamente“ (= Lobby) Einfluss auf Entscheidungs-träger*innen nehmen. Zu Lobbyismus im „weiten“ Sinn zählt dagegen auch Interessenpolitik über die Öffentlichkeit, insbesondere über die Medien.

3. (15 Minuten) Funktionen von Lobbyismus

In einer anschließenden kurzen Diskussionsrunde tragen die TN erste positive und negative Aspekte von Lobbyismus zusammen. Auf der einen Hälfte des Flipcharts werden zunächst noch einmal die definierten Funktionen von Lobbyismus in Erinnerung gerufen und ggf. ausdifferenziert, auf der anderen Hälfte werden kritische Punkte gesammelt:

>Warum gibt es Lobbyismus? Welche Funktion erfüllt er für politische Entscheidungsträger*innen > Welche Probleme sind damit für eine demokratische Gesellschaft verbunden?

4. (15-20 Minuten) Textarbeit in Gruppen

Im nächsten Schritt werden anhand eines konkreten Beispiels – der Automobilindustrie – die Möglichkeiten von Konzernen untersucht, Einfluss auf Politikentscheidungen zu nehmen. Zunächst werden die TN in drei Gruppen eingeteilt – in die „Autolobbyisten“, die „Umweltlobbyisten“ und die „Regierung“. Alle Mitglieder der drei Gruppen erhalten und lesen anschließend den Arbeitstext „Die Autoindustrie und die Regelung der Pkw-Effizienzlabel“ (siehe Arbeitsmaterial). Dann filtern die „Autolobbyisten“ heraus, wie „die Autoindustrie“ im Fallbeispiel vorgegangen ist, um ihre Interessen durchzusetzen. Die „Umweltlobbyisten“ tun das Gleiche für die Aktivitäten der Umweltverbände. Die „Regierung“ sammelt im Text alle Informationen über das Verhalten der Regierung bzw. der öffentlichen Institutionen. Die Gruppen fassen ihre Ergebnisse zusammen und halten sie auf Moderationskarten fest.

5. (25 Minuten) Zusammentragen an der „Waage“

Dann werden die Ergebnisse im Plenum zusammengetragen. Dafür wird die vorbereitete Kleiderbügel-Waage (siehe Visualisierung im Arbeitsmaterial) in die Mitte gehängt. Jetzt befestigen zunächst die „Autolobbyisten“ und dann die „Umweltlobbyisten“ ihre Moderationskarten mit Wäscheklammern an der Waage. Zuletzt werden die Karten der „Regierung“ neben die Waage an die Wand gehängt oder auf den Boden gelegt. Anschließend können weitere Formen von Lobbyismus, die den TN bekannt sind, ergänzt werden.

6. (10 Minuten) Diskussion

Dann wird das Fallbeispiel anhand folgender Fragen diskutiert:

> Wie unterscheiden sich die Mittel, die den beiden gegenüberstehenden Akteuren zur Verfügung stehen?

> Welche Mittel haltet ihr für besonders wichtig für eine erfolgreiche Interessenvertretung?

> Welche Rolle spielen finanzielle Mittel? Welche Rolle spielt die Öffentlichkeit?

> Wie könnte man Ungleichgewichte stärker ausbalancieren, bei denen „mächtige“ Akteure z. B. aus der Wirtschaft begünstigt sind? Wie könnten benachteiligte Gruppen einen besseren Zugang erlangen?

7. (15 Minuten) Auswertung

Die Auswertung soll dazu anregen, dass die TN einen persönlichen Bezug zwischen sich und dem Thema herstellen und Handlungsperspektiven erkennen. Die Auswertung kann anhand folgender Fragen erfolgen:

> Was hat euch überrascht? Was war für euch neu im Hinblick auf die Funktionsweisen von Lobbyismus?

> Durch welche Interessengruppen fühlt ihr euch repräsentiert? Warum (nicht)?

> Welche Möglichkeiten haben wir selbst, unsere Interessen durchzusetzen?

> Welche Rolle spielt Lobbyismus für gesellschaftlichen Wandel bzw. dessen Verhinderung

Varianten

Bei fortgeschrittenen Gruppen kann die Lobbyismus-Definition auch über ein Zurufgespräch gemeinsam erarbeitet werden.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Bei jüngeren Gruppen ist es möglich, dass die TN bei der Auswertung Schwierigkeiten haben, vom konkreten Fallbeispiel zu abstrahieren und die Vielfalt der eingesetzten Mittel zu verstehen. Deshalb kann es hilfreich sein, bekannte Mittel von Lobbyist*innen vorher zu benennen oder von den TN über Zuruf zu sammeln, z. B. Materielle Unterstützung/Geld, persönliche Beziehungen, Bereitstellung von Informationen, Beratungsangebote, Drohen mit negativen Konsequenzen, Öffentlichkeitsarbeit … Für eine allgemeine Einführung in das Thema Lobbyismus zur Vorbereitung für Anleitende eignet sich: Bundeszentrale für politische Bildung (2006): Verbände und Lobbyismus, online verfügbar unter: www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/29791/verbaende-und-lobbyismus. Eine klar Wirtschaftslobby-kritische Perspektive findet sich in Veröffentlichungen von LobbyControl, z. B. Der Lobbyreport 2013, online verfügbar unter: www.lobbycontrol.de/wp-content/uploads/Lobbyreport2013.pdf

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Zur Weiterarbeit zum Thema Lobbyismus eignen sich die Forderungen von Transparency International – Deutschland (Hg.): Lobbying in Deutschland erkennen. Berlin 2014, S. 5. Online verfügbar unter: www.lobbycontrol.de/wp-content/uploads/Lobbying_in_Deutschland_2014.pdf Wenn weitere eigene Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden sollen, eignet sich die Methode „Eine andere Welt im Bau 2.0“ (Grundlagen). Zur Weiterarbeit zu verschiedenen Ebenen und Akteuren gesellschaftlichen Wandels empfehlen wir die Methode „Wer macht den Wandel?“ (Methodenheft „Endlich Wachstum!“, Kapitel 5).

Die TN beschäftigen sich anhand eines Begriffsschemas und eines konkreten Fallbeispiels mit dem Thema Lobbyismus. Mithilfe einer symbolischen Waage werden die Möglichkeiten unterschiedlicher Interessengruppen, ihre jeweiligen Interessen durchzusetzen, gegeneinander abgewogen.

Warum Menschen fliehen

Die Teilnehmenden (TN) diskutieren die Verantwortung des Globalen Nordens in Bezug auf Fluchtursachen und überlegen, wie sich Fluchtursachen wirkungsvoll bekämpfen lassen.

Lernziele

Die Teilnehmenden (TN)

Ablauf

Hintergrund

Im Zuge der sogenannten Flüchtlingskrise wird häufig die Bekämpfung von Fluchtursachen als wirkungsvollste Lösung benannt. Praktisch wird allerdings vor allem Fluchtabwehr betrieben, indem sich die reicheren Weltregionen zunehmend abschotten. Was müsste also passieren, um Fluchtursachen wirklich ganzheitlich zu bekämpfen?
Ob Krieg und Gewalt, Verfolgung und Diskriminierung, Armut und Perspektivlosigkeit, Umweltzerstörung und Klimawandel oder Rohstoffhandel und Landraub – meist sind diese häufigsten Fluchtursachen eng miteinander verwoben, und sehr oft hängen sie mit der zunehmenden globalen Ungleichheit zwischen Arm und Reich sowie mit den Produktions- und Lebensweisen des Globalen Nordens zusammen.
Allein die Zahl der Klimaflüchtlinge wird heute bereits auf über 20 Millionen geschätzt, bis zum Jahr 2050 wird sich diese Zahl vermutlich deutlich erhöhen. Die Verantwortung der Industrieländer liegt beim Thema Klimawandel auf der Hand, und trotzdem werden Klimaveränderungen und Umweltzerstörung bislang nicht als Asylgrund anerkannt. Gerade Flucht aus „wirtschaftlichen Gründen“ wird häufig als illegitim dargestellt und den Betroffenen keinerlei Schutzperspektive geboten. Dabei kann nicht außer Acht gelassen werden, dass auch „ungerechte Handels- und Wirtschaftsbeziehungen, […] die Ausplünderung von Rohstoffvorkommen oder die Zerstörung lokaler Märkte“ Armut und Perspektivlosigkeit anderswo mitverursachen.
Die Methode geht den viel diskutierten Fluchtursachen auf den Grund und lädt zu einer kritischen Diskussion darüber ein, welche Ursachen den jeweiligen Fluchtgründen vorausgehen. Dabei wird deutlich: „Je gerechter die Welt gestaltet ist, umso weniger sind Menschen zur Flucht gezwungen.“

Vorbereitung
Die einzelnen Text-Schnipsel der Mystery-Geschichten werden ausgeschnitten und in Umschläge gelegt. Die Auswertungsfragen werden ebenfalls ausgedruckt und außen auf den Umschlag geklebt. Die Anleitenden sollten sich zudem die zusammenhängenden Mystery-Geschichten ausdrucken, um eine mögliche Lösungsvariante parat zu haben.
Das Raster für die Vorschläge zur Bekämpfung von Fluchtursachen (siehe Arbeitsmaterial) wird vorbereitet.

Durchführung

1. Einstieg (10 Minuten)

Die Anleitenden führen zum Thema hin und erläutern das Ziel der Methode, z. B.: „Ziel ist es, sich mit verschiedenen Fluchtursachen zu beschäftigen und Zusammenhänge zwischen dem globalen Wirtschaftssystem, Lebensweisen im Globalen Norden und Fluchtursachen im Globalen Süden zu verstehen. Darauf aufbauend werden wir Strategien zur Bekämpfung von Fluchtursachen entwickeln.“ Anschließend werden fünf Kategorien von Fluchtursachen vorgestellt (für eine gemeinsame Erarbeitung der Kategorien mit den TN siehe auch die Methode „Wem steht die Welt offen?“):
> Krieg und Gewalt
> Perspektivlosigkeit und Armut
> Diskriminierung und Verfolgung
> Rohstoffhandel und Landraub
> Umweltzerstörung und Klimawandel
Es bietet sich an, in der Gruppe nach Beispielen zu den einzelnen Kategorien zu suchen, um das Verständnis bezüglich der Kategorien zu erhöhen (siehe dazu im Arbeitsmaterial die Broschüre „Warum Menschen fliehen“). Es sollte auf den begrifflichen Unterschied zwischen Flucht (erzwungene Migration) und freiwilligen Formen der Migration hingewiesen werden, wenngleich die Übergänge zwischen diesen Kategorien fließend sein können.

2. Kleingruppenarbeit mit Mystery-Geschichten (30-45 Minuten)

Die Anleitenden führen nun zur Gruppenarbeit hin. Es werden bis zu acht Kleingruppen gebildet. Die Gruppen erhalten je einen Umschlag mit einem Mystery-Puzzle. Die Kleingruppen bringen die Schnipsel in eine für sie logische Reihenfolge und vollziehen so die Zusammenhänge zwischen den Ereignissen nach. Anschließend überlegen die TN in ihren Kleingruppen, welche der fünf Fluchtkategorien am besten zu ihrer Geschichte passt, und diskutieren die Auswertungsfragen auf dem Umschlag.

3. Vorstellung der Gruppenergebnisse (20 – 30 Minuten)

Alle kommen wieder in einem Stuhlkreis zusammen. Die fünf Fluchtkategorien vom Anfang werden visualisiert. Die Kleingruppen geben nun knapp in eigenen Worten ihre Geschichte wieder und ordnen ihr Beispiel einer der Fluchtkategorien zu. An dieser Stelle können Verständnisfragen an die Kleingruppen gestellt werden, Diskussionsfragen werden hintenangestellt.

4. Auswertung (15 Minuten)

Nachdem alle Geschichten vorgestellt wurden, bieten sich folgende Auswertungsfragen an:
> Welche Zusammenhänge zwischen unseren Produktions- und Lebensweisen im Globalen Norden und den wesentlichen Fluchtursachen sind für euch besonders verständlich geworden?
> In welchen Bereichen sind die Zusammenhänge für euch eher unklar?
> Was kann getan werden, um Fluchtursachen zu bekämpfen?
Für die Diskussion um die Bekämpfung von Fluchtursachen wird zur Visualisierung ein Raster mit den Fluchtpunkten lokal-global und strukturell-individuell vorbereitet (siehe Arbeitsmaterial). Die Anleitenden notieren die Vorschläge auf Moderationskarten und ordnen diese gemeinsam mit der Gruppe im Raster zu. Dabei können Ideen, die bereits in der Gruppenphase aufgekommen sind, aufgegriffen werden. Durch die Diskussion sollte deutlich werden, dass auf allen Ebenen etwas getan werden kann, es aber gleichzeitig um komplexe Zusammenhänge geht und keine einfachen, einseitige Lösungen vorhanden sind.

Varianten

Es bietet sich an, die Methode „Wem steht die Welt offen?“ als Einstieg zu wählen.

Tipps und Hinweise für Anleitende

In den Mystery-Geschichten werden komplexe Zusammenhänge sehr vereinfacht wiedergegeben. Es sollte darauf hingewiesen werden, dass es sich hier um eine bewusste Komplexitätsreduktion handelt. Es muss sowohl mit Abwehrreaktionen bezüglich der „eigenen Verantwortung“ in Bezug auf Fluchtursachen gerechnet werden als auch mit vereinfachten Schuldzuweisungen und Lösungsvorschlägen. Die Anleitenden sollten zwischen diesen Positionen vermitteln, indem sie auf die Komplexität hinweisen, ohne klare Verantwortlichkeiten zu negieren.

Möglichkeiten zur Weiterarbeit

Bei Gruppen mit großem theoretischen Interesse kann eine Auseinandersetzung mit dem Konzept der imperialen Produktions- und Lebensweisen oder postkolonialen Theorien angeschlossen werden

Produktion verändert sich

Anhand von zwei Texten beschäftigen sich die TN in Kleingruppen mit den Produktionsweisen im Feudalismus und Kapitalismus. Nach einer gemeinsamen Erarbeitung der zentralen Unterschiede im Plenum stellen sie diese Unterschiede in Zeichnungen oder kleinen Comics dar.

Hintergrund
Häufig wird der Begriff „Kapitalismus“ genutzt, um das derzeitige Wirtschaftssystem zu kritisieren, ohne genau zu benennen, was mit Kapitalismus eigentlich gemeint ist. Dadurch wird eine klare und differenzierte Kritik oft erschwert. Der Kapitalismus ist ein komplexes System, das sich historisch immer wieder stark gewandelt hat, und ist daher nicht leicht zu fassen. Dennoch will diese Methode idealtypisch und möglichst knapp die Grundstrukturen kapitalistischer Produktionsweisen vermitteln, indem „der Kapitalismus“ dem zuvor in Europa vorherrschenden Feudalismus gegenübergestellt wird.

Vorbereitung
Die Anleitenden drucken die Grundlagentexte (ein Text pro TN) und die Tabelle mit den Leitfragen (eine Tabelle pro Gruppe) in ausreichender Anzahl aus. Zur Vorbereitung lesen die Anleitenden gründlich beide Texte, um auf eventuelle Rückfragen reagieren zu können.

Falls verfügbar, empfehlen wir zur Vorbereitung auch das Kapitel „Feudalismus – Kapitalismus: typologisch“ (In: Resch, Christine/Steinert, Heinz: Kapitalismus. Porträt einer Produktionsweise. Münster 2011), auf dem die Texte basieren.

Durchführung
1. Einstieg in das Thema (15 Minuten)
Die Anleitenden stellen das Thema der Methode vor und erläutern, dass wir derzeit in einem Wirtschaftssystem leben, das in seinen Grundzügen erst seit etwa 250 Jahren in Europa besteht. Die Begriffe Feudalismus und Kapitalismus werden knapp eingeführt.

2. Textarbeit in Gruppen (20–30 Minuten)
Die Gruppe der TN wird geteilt. Eine Hälfte liest den Grundlagentext zu Feudalismus, die andere Hälfte den zu Kapitalismus. Bei mehr als zehn TN empfiehlt es sich, noch einmal Untergruppen mit drei bis vier Personen zu bilden. Zudem wird pro Gruppe eine Tabelle mit Leitfragen (siehe Arbeitsmaterial) ausgeteilt, auf die die TN ihre Antworten schreiben können. Innerhalb ihrer Gruppe klären die TN Verständnisfragen und beantworten anschließend folgende Leitfragen:
> Welche Produktions- und Hilfsmittel kommen zum Einsatz? Wer verfügt über sie?
> Was erhalten die Arbeitenden am Ende der Produktion?
> Welches Maß an Selbstbestimmung hat der/die Arbeiter*in über die Arbeit?
> Wer profitiert von der Arbeit anderer? Wie erhalten sie ihren Profit?
> Welche Möglichkeiten zur Vermehrung des Reichtums gibt es?
> Welchem Zweck dient die Produktion?

3. Zusammentragen der Ergebnisse (20 Minuten)
Die Antworten werden im Plenum kurz vorgestellt, zunächst zum Feudalismus, dann zum Kapitalismus. Gegebenenfalls werden nicht genannte Aspekte ergänzt. Die Anleitenden halten die Antworten der TN anhand einer Tabelle oder einer Mindmap auf einem Flipchart fest (siehe Arbeitsmaterial Vorlage Auswertungstabelle).

4. Zeichnerische Darstellung (25 Minuten)
Anschließend finden sich die TN in Paaren zusammen mit jeweils einer_m Expert_in zu der jeweiligen Produktionsweise. Sie einigen sich auf einen zentralen Aspekt der Produktion, der im Feudalismus/Kapitalismus unterschiedlich abläuft. Zusammen erstellen sie eine Zeichnung oder einen kurzen Comic, in denen dieser Unterschied deutlich wird. Die Zeichnungen werden anschließend im Raum verteilt und als Galerie aufgehängt. Die TN schauen sich die Arbeiten der anderen an.

5. Auswertung (20 Minuten)
Für die Auswertung können folgende Fragen genutzt werden:
> Was war neu für euch?
> Was waren für euch die wichtigsten Unterschiede? Seht ihr auch Gemeinsamkeiten? Kennt ihr weitere Merkmale des Kapitalismus, die ihr ergänzen wollt?
> Kennt ihr Beispiele von Wirtschaftsaktivitäten, die heute innerhalb des Kapitalismus bestehen, aber nicht nach der kapitalistischen Logik funktionieren? Wie erklärt ihr euch die?

Quellen:
Resch, Christine/Steinert, Heinz: Kapitalismus. Porträt einer Produktionsweise. Münster 2011.

Höher, besser, schneller, weiter!

Kurzbeschreibung

Teilnehmende (TN) beschäftigen sich mit Perspektiven auf das Thema Zeit. Sie diskutieren den Zusammenhang von Beschleunigung, Effizienz und Zufriedenheit und erstellen dazu Poster.

Lernziele

Die TN…

Ablauf

1. (10 Minuten) Einstieg

Durch die anleitenden Personen wird zunächst in das Thema Zeit eingeführt. Hierbei können z.B. die Fragen angeregt werden, welchen Wert Zeit für uns hat, welche Rolle diese für unser Wohlbefinden spielt oder auch der Versuch herauszufinden, wie viel unserer Zeit uns eigentlich zur freien Verfügung steht, ohne bereits verplant zu sein (feste Freizeitaktivitäten zählen ebenfalls als verplante Zeit).

2. (30 Minuten) Gruppenbildung

Anschließend teilen sich die TN in vier Kleingruppen auf. Jede Gruppe setzt sich mit einem der folgenden Interviews aus dem Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung fluter auseinander, die verschiedene Auswirkungen von Beschleunigung und Effizienz auf unser Leben beleuchten:

In der Kleingruppe lesen die TN zunächst in Ruhe den Text und klären untereinander Verständnisfragen. Die Interviews dienen als Impulsgeber für den anschließenden Austausch der TN untereinander.

3. (20 Minuten) Poster-Gestaltung

Im nächsten Schritt sind die TN aufgefordert, in der Kleingruppe ein Poster zu gestalten, über das sie den anderen Gruppen anschließend die Kernaussagen ihres Interviews und ihre eigenen Gedanken zum Thema Zeit präsentieren können. Die Gestaltung der Poster ist dabei den TN freigestellt. Es sollten nach Möglichkeit alte Zeitschriften zum Zerschneiden und Gestalten von Collagen, Wachsmaler etc. zur Verfügung gestellt werden. Auch farbige Ausdrucke der Texte bieten Bildmaterial für die Poster-Gestaltung.

4. (15 Minuten) Austausch

Im Anschluss stellen die Gruppen ihre Poster den anderen vor und es ist Raum für eine gemeinsame Diskussion in der Gesamtgruppe.

Hier kann z.B. der Zusammenhang zwischen Zeit, Beschleunigung und Wachstum thematisiert werden. Zudem kann gesammelt werden, welche Möglichkeiten zur Entschleunigung wir in unserem Leben haben.

Politischer Suppentopf

Beim gemeinsamen Schnippeln, Kochen und Essen werden Alternativen zum gegenwärtigen, industrialisierten Landwirtschafts- und Ernährungssystem vorgestellt, diskutiert und Pläne für ein zukunftsfähiges Landwirtschafts- und Ernährungssystem geschmiedet.

Für die ausführliche Beschreibung von Vorbereitung und Durchführung bitte die pdf Datei „Methodenbeschreibung“ öffnen.

Das Chaos-Kochen

Oft drohen Lebensmittel im Kühlschrank zu vergammeln, weil zu viel eingekauft wurde, weil ein Essen auswärts dazwischen gekommen ist oder weil es sich einfach nicht lohnt, für sich allein zu kochen. Ein guter Moment für das Chaos-Kochen: Menschen treffen sich zum gemeinsamen Kochen und Austauschen. Jede*r bringt die Lebensmittel mit, die sie/er gerade noch übrig hat und sonst evtl. wegschmeißen würde. Beim gemeinsamen Zubereiten der Mahlzeit tauschen sich die Teilnehmenden über ihre eigenen Ess- und Konsumgewohnheiten aus und erweitern so ihr Wissen über mögliche Alternativen. Diese Methode eignet sich sowohl für Bildungsveranstaltungen als auch für Treffen unter Freund*innen.

Ablauf

Vorbereitung
Die Teilnehmenden bekommen den Auftrag, Lebensmittel für das Chaos-Kochen mitzubringen, die sie noch übrig haben. Es geht darum, Lebensmittel zu verwerten, die sonst eventuell im Müll gelandet wären. Aus all den mitgebrachten Zutaten soll ganz ohne Rezept ein kreatives, leckeres und noch nie dagewesenes Gericht entstehen. Um zu gewährleisten, dass die Lebensmittel ausreichen und nicht jede*r das Gleiche mitbringt, können sich die Teilnehmenden vorher grob darüber austauschen, was sie mitbringen. Es sollte jedoch nicht detailliert geplant werden, wer was mitbringt, da das Besondere dieser Methode das Spontane, Chaotische und Kreative ist.

Durchführung

1. Begrüßung (10-15 Minuten)
Die anleitende Person begrüßt die Teilnehmenden und erklärt zunächst den Ablauf des Treffens. Anschließend stellen die Teilnehmenden ihre mitgebrachten Lebensmittel kurz vor.

2. Zubereiten und kochen (45-90 Minuten)
– Nach der Vorstellung überlegt die Gruppe gemeinsam, was sie aus den mitgebrachten Zutaten kochen kann und teilt sich je nach Gruppengröße in Einzelpersonen oder Kleingruppen auf, um die verschiedenen Zutaten vorzubereiten (auspacken, waschen, schneiden etc.).
– Die TN sind eingeladen, sich während dieser Zeit mit den anderen Teilnehmenden über ihre Ess- und Konsumgewohnheiten auszutauschen.
– Ein bis zwei Personen werden als Kochmeister*innen ausgewählt, die während der Vorbereitung den Überblick behalten und ggf. auch schon während der Vorbereitungszeit mit dem Kochen beginnen können.
– Wenn alle Zutaten vorbereitet sind, wird gemeinsam gekocht und der Tisch gedeckt.

3. Essen (45-60 Minuten)
Während des Essens können sich die Teilnehmenden weiter austauschen. Im Fokus können Alternativen des Lebensmittelkonsums stehen, die von ihnen selbst gelebt werden (vegetarische/vegane Ernährung, Mitgliedschaft in einer FoodCoop usw.).

4. Abschluss/Auswertung (10-15 Min.)
Nach dem Essen schließt die anleitende Person die Methode ab. Dafür können folgende Leitfragen dienen:
– Wie hat euch das Essen geschmeckt?
– Worüber habt ihr euch ausgetauscht?
– Welche Lebensmittel hättet ihr normalerweise nicht mehr verwendet?
– Welche neuen Impulse habt ihr heute bekommen?
– Was nehmt ihr vom Chaos-Kochen mit?

Varianten

Eine ähnliche, jedoch stark erweiterte Methode ist der „Politische Suppentopf“. Bei dieser Methode werden Alternativen zum gegenwärtigen, industrialisierten Landwirtschafts- und Ernährungssystem vorgestellt, diskutiert und Pläne für ein zukunftsfähiges Landwirtschafts- und Ernährungssystem
geschmiedet.

Tipps und Hinweise für Anleitende

Die/der Teamende kann zusätzlich auch bei Initiativen wie den „Lebensmittelretter*innen“ anfragen, ob diese Lebensmittel zur Verfügung stellen können bzw. ob es möglich ist, im Vorfeld des Chaos-Kochens bei einer Lebensmittelrettungsaktion mitzumachen. Auch bei Wochenmärkten und Supermärkten kann nach ihrer „Ausschussware“ gefragt werden – vieles, was dort weggeworfen wird, kann problemlos verwendet werden.

Das magische Wachstum

In dieser Variation der klassischen Teambuilding-Übung „Der magische Zollstock“ beschäftigen sich die Teilnehmenden auf spielerische Weise mit den Schwierigkeiten, die mit dem Übergang zu einer Postwachstumsökonomie verbunden sind. Die Übung setzt vor allem auf das eigene Erleben und bietet die Grundlage für eine anschließende Diskussion.

Durchführung

1. Einleitung

    Die Übung sollte zunächst in den entsprechenden Kontext gesetzt werden: Unser derzeitiges Wirtschaftssystem gründet sich auf ein kontinuierliches wirtschaftliches Wachstum. Der Staatshaushalt basiert darauf ebenso wie die Strategien der meisten Unternehmen und die Stabilität des gesamten Wirtschaftssystems selbst. Zugleich wird immer deutlicher, dass dieses Wachstumsmodell nicht mit den ökologischen Grenzen dieses Planeten vereinbar und damit nicht nachhaltig ist – ein Dilemma. In den letzten Jahren wird verstärkt eine Debatte um eine Abkehr vom Wachstumsmodell geführt. Doch den Pfad des Wachstums zu verlassen, ist mit einigen Schwierigkeiten und Hindernissen verbunden. Die folgende Übung soll symbolisch zeigen, wie schwer ein solcher Übergang sein kann.

    2. Bewegungsspiel

    Die TN stehen sich in zwei Reihen gegenüber, möglichst nah nebeneinander und in etwa zwei Armlängen Abstand zur gegenüberstehenden Reihe. Alle strecken eine Hand mit der Handfläche nach oben und mit ausgestrecktem Zeigefinger in die Mitte, sodass sich die Zeigefinger der gegenüberstehenden TN fast berühren. Nun positionieren die TN ihre Hände bzw. Zeigefinger so, dass diese jeweils abwechselnd wie bei einem Reißverschluss angeordnet sind. Nun wird ein aufgeklappter Zollstock auf die Fingerkuppen der ausgestreckten Zeigefinger gelegt. Die Aufgabe an die Gruppe lautet:

      3. Auswertung

      Für die anschließende Auswertung können folgende Fragen verwendet werden:

      In den meisten Fällen wandert der Zollstock zunächst immer weiter nach oben anstatt wie beabsichtigt langsam nach unten zu sinken. Erst durch gute Koordination, Kommunikation und Vertrauen gelingt es, den Zollstock abzulegen.

      Die Übung zeigt auf anschauliche Weise, welche Schwierigkeiten mit dem Versuch, eine Wirtschaft nicht länger wachsen zu lassen, verbunden sein können. Die TN mit dem Zollstock stehen für das System Wirtschaft, in dem die meisten Unternehmen nicht völlig frei agieren können, sondern etwa durch Wettbewerb und Konkurrenz einem gewissen Wachstumsdruck ausgesetzt sind.

      In der Auswertung sollte deutlich werden, dass es in unserem derzeitigen, auf Wachstum basierenden Wirtschaftssystem gemeinsame und koordinierte Schritte braucht, um den Wachstumszwang zu überwinden und auf eine nachhaltige und stabile Wirtschaft hinzuarbeiten.

      Varianten

      Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen: Die Gruppe darf nicht sprechen oder alle TN bekommen die Augen verbunden.

      Bei größeren Gruppen können Untergruppen gebildet werden, die jeweils mit einem Zollstock im Wettbewerb gegeneinander antreten.

      Zum Glück eine Collage

      Die Teilnehmenden erstellen eine Collage zu ihren individuellen Aspekten eines glücklichen und zufriedenen Lebens. Diese werden gegenseitig vorgestellt und es wird gemeinsam diskutiert, wie sich diese Aspekte verändern, wenn die TN ihren Blick so erweitern, dass sie sich als Teil einer Gruppe verstehen.

      Vorbereitung

      Die Materialien werden gesammelt und im Raum ausgelegt.

      Durchführung

      1. Die TN werden eingeladen, in Einzelarbeit eine Collage zu der Frage „Was gehört für dich zu einem glücklichen, zufriedenen Leben?“ zu gestalten. Dafür haben sie 30 Minuten Zeit.
      2. Danach werden die Collagen in Kleingruppen mit je 4 TN gegenseitig knapp vorgestellt.
      3. Im Anschluss daran kommen alle TN in einem Kreis zusammen und legen ihre Collagen in die Mitte des Kreises.
      4. Nun diskutieren die TN zur Frage: „Wie verändern sich deine Überlegungen, wenn du dich als Teil einer Gruppe/Gesellschaft siehst? Welche Anteile kommen dazu oder fallen weg, welche werden größer, welche kleiner?“
      5. Abschließend tauscht sich die Gruppe über die Frage aus: „Was unterscheidet für dich Glück von Zufriedenheit?“

      Tipps für Anleitende

      Damit die TN kreative und vielfältige Collagen erstellen können, lohnt es sich frühzeitig unterschiedlichste Materialien zu sammeln. Neben Papier kann auch anderes Recyclingmaterial genutzt werden.

      Möglichkeiten zur Weiterarbeit

      Die österreichische Organisation SOL hat ein kleines Heft mit Experimenten rund um das Thema Lebensqualität herausgegeben.

      Die OECD hat einen „Better life index“ erstellt, der interaktiv nach den eigenen Vorstellungen angepasst werden kann.

      Das Streichholzspiel

      Die Übung macht den Teilnehmenden (TN) die Endlichkeit eines nachwachsenden Rohstoffes bei Übernutzung erfahrbar indem sie in die Rolle von Erb*innen eines Waldes schlüpfen.

      Lernziele

      Die TN…

      Ablauf

      Vorbereitung

      Die Übung wird in vierer Kleingruppen durchgeführt, idealerweise steht für jede Gruppe ein Tisch bereit. Der Ausgangsbestand von zwölf Bäumen (Streichhölzern) wird auf jeden Tisch gelegt, dazu für jede Gruppe ein Datenblatt 1 (siehe Material), ein Stift und zwei Schachteln Streichhölzer.

      Folgende Spielregeln werden auf dem Flipchart visualisiert:

      Durchführung

      1. Vorstellung (5 Minuten)

      Der Ablauf und die visualisierten Regeln werden vorgestellt. Die Gruppe unterteilt sich in Kleingruppen à vier Personen und verteilt sich an die Tische. Drei Personen aus jeder Gruppe spielen die Rolle der drei Erb*innen eines Waldes, die so viele Bäume wie möglich für sich selbst ernten möchten, und eine Person übernimmt die Beobachtung und Dokumentation. Diese Person darf ebenfalls nicht reden oder mit dem Rest der Gruppe kommunizieren. Sie sollte ihre Beobachtungen bezüglich des Spiel-, Kooperationsverhaltens der Spieler*innen notieren, sowie die Datenblätter ausfüllen.

      2. Spielbeginn (5 Minuten)

      Nun beginnt das Spiel. Es läuft über fünf Jahre/Runden, in jeder Runde muss jede*r Erb*in einmal ernten. Während des Spiels darf nicht gesprochen werden. Die anleitende Person achtet auf die Einhaltung der Regeln an den Tischen. Die Ergebnisse werden von der*vom Beobachter*in auf dem Datenblatt festgehalten.

      3. Visualisierung (2-3 Minuten)

      Nach Abschluss der fünf Runden wird für alle TN gut sichtbar visualisiert, wie viele Personen 1–8, 9–12, 13–16 und 17–20 Bäume geerntet haben.

      4. Zweite Runde (5 Minuten)

      Nun folgt der zweite Durchgang. Er unterscheidet sich dadurch vom ersten, dass die Spieler*innen statt gegeneinander nun miteinander spielen. Ziel ist es also, so viele Bäume wie möglich gemeinsam zu ernten, um sie dann auch gemeinsam zu nutzen. Während des Spiels darf eine gemeinsame Strategie besprochen werden. Zur Erklärung streicht die/der Teamende die ersten beiden Regeln auf dem Flipchart. Alle anderen Regeln bleiben gleich. Jede Gruppe bekommt ein Datenblatt 2 (siehe Material). Die beobachtende Person spricht abermals nicht mit den Spieler*innen.4.

      5. Zweite Visualisierung (2-3 Minuten)

      Nach Abschluss der fünf Runden wird erneut für alle TN visualisiert, wie viele Personen 1–8, 9–12, 13–16 und 17–20 Bäume geerntet haben. Außerdem werden die Gruppen gebeten zu berechnen, wie viele Bäume von der Gruppe insgesamt jeweils in Spiel eins und zwei geerntet wurden.

      6. Abschließende Visualisierung (5 Minuten)

      Die Zahlen werden visualisiert. Die unterschiedlichen Ergebnisse und Strategien können miteinander verglichen werden.

      7. Auswertung (10 Minuten)

      Für die Auswertung sind folgende Fragen möglich:

      Tipps und Hinweise für Anleitende

      Der Kooperationseffekt wird deutlicher, wenn zu Beginn nicht angesagt wird, dass noch eine weitere Runde gespielt wird.

      Möglichkeiten zur Weiterarbeit

      An dieser Stelle kann gut an die Thematik der Solidarischen Ökonomie angeknüpft werden (

      Assoziationspostkarten

      Bei dieser Übung lernen die Teilnehmer*innen die Begriffe Wachstum und Wirtschaft in seiner Vielschichtigkeit kennen und äußern ihre eigenen Gedanken. Dazu wählen sie Postkarten mit Motiven aus, die sie mit den Begriffen verbinden und tauschen sich über die verschiedenen Ansichten in Paaren aus.

      Vorbereitung

      Die Postkarten werden mit den Motiven nach oben liegend und gut sichtbar ausgebreitet.

      Durchführung

      1. Die TN stehen im Kreis, in dessen Mitte die Postkarten liegen. Sie bekommen folgende Aufgabe: „Schau dir zunächst die Postkarten in Ruhe an und suche dir eine Postkarte aus, die du mit „Wachstum“ in Verbindung bringst. Nimm sie dir und stelle dich leise zurück in den Kreis.“

      2. Wenn alle TN wieder im Kreis stehen, werden sie gebeten, ruhig für sich im Raum umher zu laufen.

      3. Wenn der*die Teamende ein Signal gibt, sucht sich jede*r die am nächsten stehende Person und beginnt mit dieser ein kurzes Gespräch über die eigenen Gedanken zu der gewählten Postkarte.

      4. Nach ca. 3-4 Minuten ertönt erneut das Signal, die Paare gehen wieder zurück in den Kreis, legen ihre Postkarten zurück in die Mitte und die Schritte 1-4 werden noch 2 mal wiederholt. Zunächst mit dem Begriff „Wirtschaft“ und in der letzten Runde mit dem Begriff „Wirtschaftswachstum“.

      5. Nach der 3. Runde tauschen sich die TN über neue oder spannende Erkenntnisse oder aufgekommene Fragen aus.

      Tipps für Teamer*innen

      Bei dieser Übung können die Teamenden gut mitmachen.