Bildungsmaterialien für eine sozial-ökologische Transformation
  • Digitalisierung

    Schritt für Schritt

    Digitalisierung global fair gestalten

    60 min
    6-40

    Schritt für Schritt

    Konkrete fiktive Ereignisse aus der Zukunft machen eine nachhaltig und gerecht gestaltete Digitalisierung vorstellbar.

  • Schritt für Schritt

    Format: Diskussion, Gruppenarbeit

    Barrieren: Hören, Komplexität, Lesen, Sehen

    Zugänglichkeit: Die Methode eignet sich, wenn TN sich bereits damit beschäftigt haben, welche Probleme im Kontext von Ökologie und globaler Gerechtigkeit mit der aktuellen Gestaltung von Digitalisierung einhergehen, z.B. mit der Methode „a, b oder c? Ein Quiz zu Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Datenschutz“. Wenn es TN vermutlich schwerfällt, sich auf utopisches Denken einzulassen, kann auch die Methode „Wie möchten wir gelebt haben? Traumreise ins Futur II“ mit einem Schwerpunkt auf das Thema (digitale) Technik vorab durchgeführt werden.

    Konkrete fiktive Ereignisse aus der Zukunft machen eine nachhaltig und gerecht gestaltete Digitalisierung vorstellbar.

    Lernziele:

    Die Teilnehmenden (TN) …

    • lernen spielerisch konkrete mögliche Schritte in eine nachhaltig und fair gestaltete Digitalisierung kennen.
    • üben sich in utopischem Denken und werden zu eigenem Handeln motiviert.
    • reflektieren globale Machtverhältnisse und Handlungsmöglichkeiten im Kontext von Digitalisierung.

    Ablauf

    Hintergrund

    Weltweit existieren zivilgesellschaftliche Akteur*innen, die sich für eine nachhaltigere und global gerechtere Gestaltung und Nutzung digitaler Technik einsetzen. Diese leisten Widerstand gegen die dominante Machtposition großer Techkonzerne aus dem Globalen Norden, bauen selbst Alternativen dazu auf und fordern politische Rahmenbedingungen dafür.

    Die hier zusammengestellten „Ereignisse aus der Zukunft“ basieren auf den Ansätzen und Forderungen der Netzwerke „Whose Knowledge?, „African Women‘s Development and Communications Network“ sowie „Bits & Bäume“ (darin u. a. Forum Informatiker*innen für den Frieden, Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V., Open Knowledge Foundation, Germanwatch) (vgl. Quellen).

    Vorbereitung

    Das Arbeitsblatt „Ereignisse aus der Zukunft“ wird in der Anzahl der späteren Kleingruppen ausgedruckt, die Kärtchen werden auseinander geschnitten und diese gut gemischt in Stapeln bereit gelegt. Das Arbeitsblatt „Strategien“ wird in der Anzahl der späteren Kleingruppen ausgedruckt und bereitgelegt.

    Durchführung

    1. Einführung (5-10 Minuten)

    Die anleitende Person erzählt den TN, dass es auf der ganzen Welt Menschen gibt, die sich für eine nachhaltige und faire Gestaltung und Nutzung digitaler Technik einsetzen.

    Dafür gibt es verschiedene Zugänge oder Strategien. Sie lassen sich einteilen in einerseits „Widerstand leisten und Alternativen selbst aufbauen“ und andererseits „politische Rahmenbedingungen und Gesetze schaffen“. Alle diese verschiedenen Strategien sind wichtig.

    Aktuell gibt es bereits konkrete Forderungen und erste kleinere Ansätze dazu. Wie wäre es aber, wenn diese wirklich im großen Stil umgesetzt würden? Was würde dann passieren? Was wären Schritte auf dem Weg in eine nachhaltige und global gerechte Gestaltung und Nutzung digitaler Technik?

    Manchmal ist es nicht so einfach, sich auf utopisches Denken einzulassen. Die TN werden eingeladen, es zu probieren.

    2. Kleingruppenphase zu Ereignissen aus der Zukunft (30 Minuten)

    Die TN finden sich in Kleingruppen à 3-4 Personen zusammen. Am besten haben sie einen Tisch oder eine andere Ablagemöglichkeit zwischen sich.

    Die anleitende Person teilt den Kleingruppen je einen Stapel mit Ereigniskarten und ein Arbeitsblatt „Strategien“ aus und erklärt den Ablauf.

    Die TN haben jetzt 30 Minuten Zeit, sich mit den Ereignissen auseinanderzusetzen: Sie teilen die Ereigniskarten zu gleichen Teilen unter sich auf und legen ihre Stapel verdeckt vor sich. Das Arbeitsblatt „Strategien“ legen sie in die Mitte.

    Eine erste Person beginnt damit, ihr Ereignis vorzulesen. Sie kann dann als Erste ihre Gedanken zu den Fragen auf dem Arbeitsblatt „Strategien“ teilen:

    • Was verändert sich dadurch?
    • Wem bringt das etwas? Für wen ist das eine Verbesserung?
    • Seht ihr das Ereignis eher im Bereich „Widerstand leisten und Alternativen aufbauen“ oder im Bereich „politische Rahmenbedingungen verändern“?

    Danach können auch die anderen in der Kleingruppe ihre Gedanken dazu teilen.

    Die Person legt ihre Ereigniskarte dann zu dem ausgewählten Bereich des Arbeitsblattes „Strategie“.

    Dann folgen die nächsten Personen immer reihum, solange bis alle Karten besprochen oder 30 Minuten um sind.

    3. Reflexion (20 Minuten)

    Die TN kommen wieder in der Großgruppe zusammen. Hier können folgende Fragen besprochen werden:

    • Wie ging es euch mit der Übung? Wie hat es sich angefühlt, sich mit den Ereignissen aus der Zukunft zu beschäftigen?
    • Welche Ereignisse haben euch besonders angesprochen oder irritiert? Inwiefern?
    • Welche Schritte erschienen euch einfach, welche schwierig? Was sind für euch die Gründe dafür?
    • Was sind aus eurer Sicht die größten Hindernisse auf dem Weg zu einer nachhaltigen und global sozial gerechten Gestaltung von Digitalisierung?
    • Was braucht es, damit die Schritte einfacher werden?
    • Welche Beispiele oder Ansätze kennt ihr, die auch heute schon dazu beitragen, digitale Technik nachhaltiger und/oder gerechter zu gestalten?

    Die Antworten zu den letzten drei Fragen können von der anleitenden Person auch für alle sichtbar mitgeschrieben werden.

    Varianten

    Als zusätzliche letzte Aufgabe können die TN auch eingeladen werden, für sich zu überlegen, was für sie selbst erste Schritte sein könnten, um digitale Technik nachhaltiger zu nutzen oder sich für eine Veränderung einzusetzen.

    Dazu überlegen sie und schreiben auf, was ihnen dabei hilft, diese ersten Schritte umzusetzen.

    Das können sie auf eine Moderationskarte als eigene „Ereigniskarte“ schreiben und mitnehmen. Optional werden die eigenen Ereigniskarten – sofern das vorab angekündigt wurde – in der Großgruppe oder in Kleingruppen vorgestellt.

    Tipps und Hinweise für Anleitende

    Bei dieser Methode ist es wichtig, darauf zu achten, dass die TN nicht bei individuellen Handlungsmöglichkeiten stehen bleiben, sondern in der Auswertung auch besprochen wird, was auf politischer und gesellschaftlicher Ebene getan werden kann. Dabei spielen gesellschaftliche und wirtschaftliche Machtverhältnisse eine wichtige Rolle: Nicht für alle ist es gleichermaßen einfach oder möglich, sich gesellschaftlich zu engagieren. Große Techunternehmen sind real sehr mächtig und es ist schwierig, ihnen etwas entgegenzusetzen. Wir halten es für wichtig, diese beiden Aspekte zu berücksichtigen: Ohnmachtsgefühle ernst zu nehmen und dennoch Handlungsspielräume zu erkunden.

    Wenn es den TN schwerfällt, die Fragen zu den Ereignissen in den Kleingruppen zu bearbeiten, kann die anleitende Person unterstützen. Oder es werden vor der Kleingruppenphase beispielhaft ein/zwei Ereignisse in der Großgruppe besprochen.

    Möglichkeiten zur Weiterarbeit

    Mit der Methode „Eine andere Welt im Bau – Porträts von Gegenbewegungen und Alternativen im digitalisierten Kapitalismus“ können TN dazu weiterarbeiten, welche alternativen Anwendungen sie nutzen können und welche konkreten zivilgesellschaftlichen Akteur*innen es schon gibt, die sich für eine sozial-ökologische Gestaltung und Nutzung von digitaler Technik einsetzen.

    Quellen und Weiterführendes