Bildungsmaterialien für eine sozial-ökologische Transformation
  • Alternativen

    3 Strategien für den Wandel

    Eine Zuordnungsübung von Aktionen zu Strategien

    65 min
    4-30

    3 Strategien für den Wandel

    Die Teilnehmenden (TN) ordnen konkrete Handlungsmöglichkeiten drei verschiedenen Strategien des Wandels zu und tauschen sich darüber aus.

  • 3 Strategien für den Wandel

    Format: Gruppenarbeit, Spiel

    Barrieren: Hören, Komplexität, Lesen, Sehen

    Zugänglichkeit: Die Methode setzt beim Handeln an. Daher ist es sinnvoll, wenn sich die TN vorher mit Ursachen der Klimakrise und globaler Ungerechtigkeit beschäftigt haben. Es ist auch hilfreich, sich vorher mit Visionen für ein Gutes Leben für alle zu beschäftigen.

    Die Teilnehmenden (TN) ordnen konkrete Handlungsmöglichkeiten drei verschiedenen Strategien des Wandels zu und tauschen sich darüber aus.

    Lernziele

    Die TN …

    • entwickeln ein (tieferes) Verständnis der komplexen Prozesse gesellschaftlichen Wandels.
    • erweitern ihren Blick auf vielfältige Handlungsmöglichkeiten für einen sozial-ökologischen Wandel in Deutschland und weltweit.
    • erkennen eigene Handlungsmöglichkeiten und sind motiviert, aktiv zu werden.
    • reflektieren über den Zusammenhang von Handlungsstrategien in Deutschland und globaler Gerechtigkeit.

    Ablauf

    Vorbereitung

    Die anleitende Person liest den Hintergrundtext und die Definitionen der drei Strategien für den Wandel.

    Die Definitionen der Strategien sowie die Handlungskärtchen (siehe Material zum Download) werden ausgedruckt. Für jede Kleingruppe braucht es einen vollständigen Satz der Handlungskärtchen.

    Durchführung

    1. Einführung (10 Minuten)

    Die anleitende Person leitet in das Thema der Methode ein. Folgender Einführungstext kann dafür genutzt werden und ggf. mit Informationen aus dem Hintergrundtext ergänzt werden.

    „Nun beschäftigen wir uns mit verschiedenen Möglichkeiten, wie der Wandel hin zu einer nachhaltigen, gerechten Gesellschaft vorangetrieben werden kann. Viele Menschen und Organisationen machen sich schon lange Gedanken darüber, welche Strategien sie verfolgen können, um sich für ein Gutes Leben für alle einzusetzen. Dabei gibt es nicht selten Diskussionen darüber, welche „die beste“ oder „die wirksamste“ Strategie ist. Gleichzeitig gibt es viele Menschen, die sich angesichts der Klimakrise und globaler Ungerechtigkeit überfordert und orientierungslos fühlen und nicht wissen, was sie selbst tun können. In dieser Methode werden wir eine bunte Palette an bestehenden Handlungsmöglichkeiten kennenlernen und strategisch einordnen.

    Auch zur Einordnung von Handlungsmöglichkeiten und Strategien haben Menschen unterschiedliche Meinungen. In dieser Methode unterscheiden wir drei wichtige Strategien für den Wandel (beim Vorstellen werden die jeweiligen Kärtchen an eine Pinnwand gepinnt – siehe Arbeitsmaterial zum Download):

    • Nowtopias: Selbst etwas machen oder aufbauen, das nachhaltiger oder gerechter ist. Im Kleinen ein anderes Miteinander ausprobieren und üben – in Form von neuen Praktiken, Institutionen, Infrastrukturen oder Organisationsformen.
    • Radikale Reformen: (Politische) Rahmenbedingungen schaffen, die es einfacher machen, nachhaltig und gerecht zu handeln. Gesetze und Regeln voranbringen, die im Hier und Jetzt ansetzen und das Gute Leben für alle als Ziel im Blick haben.
    • Widerstand leisten und Gegenmacht aufbauen: sich (öffentlich) gegen etwas stellen, das als ungerecht oder nicht nachhaltig bewertet wird; eine direkte Konfrontation oder einen Bruch mit bestehenden Institutionen und sozialen Strukturen suchen.“

    2. Kleingruppenphase (25 Minuten)

    Der Ablauf der Gruppenarbeit wird erläutert und die Gruppe wird in Kleingruppen à 4-5 Personen unterteilt.

    Die Gruppen werden jeweils einer der Strategien, Nowtopias, radikale Reformen, Widerstand leisten und Gegenmacht aufbauen, zugeordnet. (Alternativ können sich die TN auch nach eigenem Interesse selbst einer der Strategien zuordnen. Bei mehr als 15 TN können die Strategien auch von mehreren Gruppen bearbeitet werden.) Jede Gruppe erhält einen Briefumschlag, in dem sich eine Kopie der Definition der jeweiligen Strategie sowie die ausgedruckten Handlungskärtchen befinden (siehe Arbeitsmaterial zum Download).

    Die TN lesen zunächst die Definition der jeweiligen Strategie und klären anschließend Verständnisfragen. Dann schaut sich die Gruppe die Handlungskärtchen an. Auf der Vorderseite ist die Aktion mit einem kleinen Bild abgebildet. Auf der Rückseite finden die TN eine Kurzbeschreibung der Aktion sowie einen Link mit weiterführenden Informationen. Die TN diskutieren die Aktionen und versuchen, gemeinsam auszuwählen, welche Kärtchen zu ihrer jeweiligen Strategie gehören. Bei Interesse können sie über den Link weiterführende Informationen einholen.

    4. Vorstellung Ergebnisse (15 Minuten)

    Zurück in der Großgruppe stellt jede Kleingruppe ihre Strategie und ihre Zuordnung der Handlungskärtchen vor. Die anderen können Rückfragen stellen und die Großgruppe kann gemeinsam beratschlagen, ob die Kärtchen richtig zugeordnet sind.

    5. Auswertung (15 Minuten)

    Anschließend wird eine Auswahl aus folgenden Fragen diskutiert:

    • Wie ging es euch mit der Zuordnung der Kärtchen? Was war herausfordernd?
    • Welche der Handlungsmöglichkeiten trägt aus eurer Sicht zu einem sozial-ökologischen Wandel bei? Und wie? Welche nicht?
    • Welche der Strategien haltet ihr für wirkungsvoll für globale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit? Gibt es eine Strategie, die euch wichtiger vorkommt als die anderen? Wenn ja, warum?
    • Welche Auswirkungen haben Aktionen und Strategien hier in Deutschland für Menschen und Natur im Globalen Süden?
    • Welche Gefahren und Herausforderungen seht ihr bei den jeweiligen Strategien?
    • Welche Handlungsmöglichkeiten habt ihr selbst schon einmal ausprobiert? Auf welche habt ihr Lust? Bei welchen habt ihr Widerstände? Warum?
    • Welche weiteren Handlungsmöglichkeiten kennt ihr?
    • „Ohne innere Veränderung kann keine äußere Veränderung passieren. Ohne kollektive Veränderung ist Veränderung unbedeutend.“ (Rev. angel Kyodo williams) Wie wirkt dieses Zitat in euch?

    Varianten

    • Brainstorming: Am Anfang der Methode kann ein gemeinsames Brainstorming zu Handlungsmöglichkeiten stattfinden. Dafür gibt die anleitende Person die gleiche Einleitung. Bevor sie die drei Strategien vorstellt, lädt sie die TN dazu ein, alle Handlungsmöglichkeiten für einen sozial-ökologischen Wandel, die ihnen einfallen, zu nennen. Die anleitende Person schreibt diese auf Moderationskarten mit. Die Moderationskarten werden dann zusätzlich zu den ausgedruckten Handlungskärtchen auf die Gruppen aufgeteilt, sodass diese ihre eigenen Ideen auch den drei Strategien zuordnen können. Der Rest der Methode verläuft wie oben beschrieben.
    • Wenn Zeit ist, kann vor der Methode die Methode „Wer macht den Wandel“ durchgeführt werden. Die gesammelten Handlungsmöglichkeiten der verschiedenen Akteursebenen können auf Moderationskarten geschrieben werden. Zum weiteren Ablauf siehe Brainstorming und Ablauf.

    Tipps und Hinweise für Anleitende

    Die Methode eignet sich insbesondere für Zielgruppen, die sich bereits mit Grundlagen sozialer und ökologischer Probleme beschäftigt haben und die auch selbst Interesse an einem sozial-ökologischen Wandel zeigen.

    Es ist wichtig, immer wieder zu betonen, dass es nicht den einen Lösungsweg oder die eine „richtige“ Strategie für einen sozial-ökologischen Wandel gibt, sondern dass Transformationsprozesse sehr komplex sind und eine Vielzahl von verschiedenen Strategien, Ansätzen und Handlungen notwendig ist. Auch die Zuordnung der Handlungskärtchen zu den 3 Strategien ist nicht immer eindeutig und von den TN unterschiedlich interpretierbar. Sie kann durchaus vom Vorschlag zur Zuordnung (im Hintergrundtext für Anleitende) abweichen. Es ist möglich, dass ein Handlungskärtchen zu mehreren Strategien zugeordnet wird, oder gar keine Zuordnung findet.

    Quellen und Weiterführendes

    • Barlow, Nathan/Regen, Livia/Cadiou, Noémie/Chertkovskaya, Ekaterina/Hollweg, Max/Plank, Christina/Schulken, Merle/Wolf, Verena (Hrsg.) (2022): Degrowth & Strategy. How to bring about social-ecological transformation. Mayfly Verlag.
    • Konzeptwerk neue Ökonomie e.V. (Hrsg.) (2023): Bausteine für Klimagerechtigkeit. 8 Maßnahmen für eine solidarische Zukunft. München, oekom Verlag.
    • Rev. angel Kyodo williams. www.revangel.com
    • Schmelzer, Matthias & Vetter, Andrea (2021): Degrowth/Postwachstum zur Einführung. Junius Verlag
    • Wright, Erik Olin (2017): Reale Utopien. Wege aus dem Kapitalismus. Suhrkamp Verlag.