Ich hab’ doch nichts zu verbergen

Ein argumentatives Rollenspiel zu Datenschutz

Der Schutz personenbezogener Daten und die Achtung der Privatsphäre sind wesentliche Grundrechte. Das Thema Datenschutz umfasst sowohl eine regulatorische Ebene mit Gesetzen und Vorschriften, als auch eine zweite Ebene – die der Nutzung von Software. In Gesprächen um das Thema Datenschutz fallen auch immer wieder Argumente gegen den konsequenten Schutz personenbezogener Daten. In dieser Methode setzen sich die Teilnehmenden über einen spielerischen Argumentationsaustausch mit den Vorteilen und Herausforderungen
eines konsequenten Schutzes personenbezogener Daten auseinander und lernen dadurch verschiedene Dimensionen der Debatte um einen angemessenen Datenschutz
kennen. Dabei ist zum einen relevant, welche Tools und Anwendungen genutzt werden und wie datensicher diese sind, zum anderen ist auch wichtig, ob die jeweiligen Anwendungen von Einzelnen so genutzt werden, dass ihre oder die Daten anderer geschützt sind.

Lernziele
Die Teilnehmenden …
– setzen sich mit verschiedenen Argumenten für und gegen einen konsequenten Schutz personenbezogener Daten auseinander und kommen dazu in den Austausch miteinander.
– lernen verschiedene Dimensionen in der Debatte um Datenschutz kennen.

Materialien
Infoblatt

Vorbereitung (35 Min)
Die Teilnehmenden werden in zwei Gruppen aufgeteilt (bei großen Gruppen Kleingruppen à ca. 5 Personen und mehrere Kleingruppen pro Position): Eine Gruppe vertritt eine starke Position für konsequenten Datenschutz, die andere Gruppe vertritt Bedenken und Argumente gegen einen starken und konsequenten Datenschutz. Hierbei ist es wichtig, dass die Teilnehmenden diese Position nicht persönlich vertreten müssen, sondern nur für die Dauer der Übung. Die Teilnehmenden schlüpfen quasi in eine Rolle hinein.
Zunächst sammeln beide Gruppen jeweils Argumente für ihre Position. Die Sammlung kann gemeinsam erfolgen und stichpunktartig auf Moderationskarten festgehalten werden. Nachdem die Teilnehmenden ca. 5 – 10 Minuten eigene Argumente gesammelt haben, erhalten sie von der anleitenden Person die ausgedruckten Argumentesammlungen für die jeweilige Position. Die
Argumente der anderen Gruppe kennen die Teilnehmenden nicht. Nach dem Lesen der Stichpunkte haben die Teilnehmenden Zeit, sich dazu in den Gruppen auszutauschen, ggf. Verständnisfragen zu klären sowie gemeinsam mögliche Argumentationsstrategien für den
Austausch mit den anderen zu überlegen.

Durchführung
1. Rollenspiel (20 Min)
In der Mitte eines Stuhlkreises stehen je zwei Stühle für die Positionen »Für einen konsequenten Datenschutz« und »Gegen einen konsequenten Datenschutz«. Die Stühle sind anfangs frei und können dann von beliebigen Personen der jeweiligen Gruppe(n) besetzt werden. Die Teilnehmenden können sich gegenseitig durch Klopfen auf die Schulter oder ein anderes vereinbartes Signal austauschen oder selbst entscheiden, wann sie den Stuhl wieder verlassen wollen. Die Teilnehmenden können eigene Argumente oder Argumente aus den mitgegebenen Argumentesammlungen einbringen. Die Herausforderung besteht darin, auf die Argumente der anderen Position zu reagieren. Dabei sollten die Teilnehmenden möglichst ihrer Rolle und Position treu bleiben. Das heißt nicht, dass in der Diskussion nicht auch an manchen Stellen Perspektiven entstehen können, in denen beide Seiten sich wieder finden.

2. Rollenausstieg (10 Min)
Für die abschließende Reflexion ist es wichtig, dass den Teilnehmenden die Gelegenheit gegeben wird, die Rolle zu verlassen. Der Rollenausstieg soll noch einmal deutlich machen, dass alle Teilnehmenden während der Argumentationsphase eine Rolle hatten, die von ihrer eigenen zu unterscheiden ist. Möglicherweise haben sich einzelne Teilnehmende unwohl gefühlt. Hier gibt der Rollenausstieg auch die Möglichkeit, angestaute Gefühle herauszulassen. Wenn möglich, können die Übungen im Freien gemacht werden.

Übung 1: Die Teilnehmenden stehen in einem Kreis und ziehen ihre Rolle wie einen Ganzkörperanzug aus. Dafür greifen sie einen imaginären Reißverschluss am Scheitel und ziehen ihn runter bis zu den Fußsohlen. Nun streifen sie den Rollenanzug erst vom Kopf, dann
von den Armen, dem Oberkörper und schließlich den Ich hab’ doch nichts zu verbergen
Beinen ab. Sie halten den Rollenanzug in der Hand und werfen ihn gemeinsam auf ein Signal mit voller Kraft in die Mitte des Kreises. Anschließend schütteln sich die
Teilnehmenden einmal kräftig.

Übung 2 (ergänzend): Alle Teilnehmenden stehen in einer Reihe. Auf ein Signal hin laufen und schreien alle Teilnehmenden los. Sie schreien so laut sie können, ohne zum Atmen abzusetzen, und laufen dabei so weit sie können. Wer nicht mehr schreien kann, bleibt stehen.

Auswertung (20 Min)
Gemeinsam mit den Teilnehmenden wird in der Großgruppe zu den folgenden Fragen reflektiert:
– Wie hat es sich angefühlt, auf dem Stuhl zu sitzen und die jeweilige Position zu vertreten?
– Was ist euch aufgefallen?
– Auf welcher Ebene wurde die Diskussion geführt (emotional, sachlich, persönlich …)
– Gab es eine Position, die für euch überzeugender war? Wenn ja, warum?
– Welche Argumente fandet ihr schlüssig, welche weniger?
– Gab es so etwas wie »Totschlagargumente«?
– Welche Fragen / Punkte sind offen geblieben?
– Zu welcher Einschätzung gelangt ihr nach dem Argumentationsaustausch? Was nehmt ihr daraus für euch selbst mit?
– Seht ihr Möglichkeiten, beide Positionen zu vereinen?
– Wo ergänzen sich die beiden Positionen?