Eine Verkehrs-App für Smartstadt?

Ein Rollenspiel zum Thema öffentliche versus private Plattformdienste

In einem fiktiven Szenario (Zeitungsartikel) initiiert eine Bürgerinitiative in Smartstadt ein Bürgerbegehren. Dieses fordert, dass die kommunale Verkehrsgesellschaft eine App entwicklen soll, die Fahrgelegenheiten unter Berücksichtigung von Umwelt- und Datenschutz sowie der Situation der Beschäftigten vermittelt. Dagegen wenden sich Digitalunternehmen und private Verkehrsanbieter, die ihre Geschäftsmodelle in Gefahr sehen. Dem Fahrgastbeirat schließlich geht es vor allem um die Verbesserung des Angebotes für die Bürger * innen. Die Teilnehmenden versetzen sich in verschiedene Akteure der Pro- und Contra-Seite, entwickeln entsprechende Kampagnenelemente und treffen bei einer Podiumsdiskussion aufeinander. Abschließend wird in der Lerngruppe über das Bürgerbegehren abgestimmt und in der Reflexion wird die generelle Frage aufgeworfen, wo die Unterschiede zwischen öffentlichen und privaten Plattformdiensten liegen und wo welche davon sinnvoll wären.

Lernziele
Die Teilnehmenden …
– erkennen den Zusammenhang von Plattformdiensten mit sozialen Aspekten sowie Fragen des Umwelt- und Datenschutzes.
– kennen Unterschiede zwischen öffentlichen und privaten Plattformen und bewerten diese.
– lernen Bürgerinitiativen und Bürgerbegehren als politische Gestaltungsmöglichkeiten kennen.

Materialien
Die Materialien befindet sich in der Methodenbeschreibung.

Vorbereitung
Der Zeitungsartikel wird ausgedruckt und für alle kopiert.

Durchführung
1. Das Szenario (15 Min)
Die Teilnehmenden lesen den Artikel aus dem »Smartstädter Tagblatt« und Verständnisfragen werden gemeinsam geklärt. Anschließend formulieren die Teilnehmenden in Partnerarbeit, um welchen politischen Konflikt es im Text geht, und sammeln die beteiligten Akteure.

2) Bildung von Interessengruppen (10 Min)
Die Lerngruppe teilt sich in sieben Interessengruppen auf:
– Umweltverband BUNT
– Gewerkschaft ÖFFI
– Arbeitskreis Datenschutz (AKD)
– Taxi-Dienst LOW-CAB
– Technologie-Firma DATA-TM
– Kartendienst KUGEL
– Fahrgastbeirat Smartstadt

Die Kleingruppen werden sich anhand von Rollenkarten über ihre Interessen und ihre Haltung zum Bürgerbegehren klar und bereiten sich darauf vor, sich an der Plakatkampagne und der Podiumsdiskussion zu beteiligen. Dabei können die folgenden Fragen helfen:
– Was sind unsere Ziele?
– Welche finanziellen Interessen haben wir?
– Wie stehen wir zum Klimaschutz?
– Wie stehen wir zum Datenschutz?
– Wie stehen wir zu guten Arbeitsbedingungen?
– Was denken wir über die Ziele der anderen Gruppen?
– Welche Argumente für unsere Positionen kommen in der Öffentlichkeit (nicht) gut an?
– Wo sehen wir mögliche Konflikte mit anderen Akteuren und wo Gemeinsamkeiten?

3. Pro- und Contra-Kampagnen (20 Min)
Alle Gruppen haben 10 Minuten Zeit, ein Plakat zu erstellen, mit dem sie für ihre Position in der Öffentlichkeit werben wollen. Anschließend werden die Plakate ausgehängt und alle Teilnehmenden bekommen vier oder fünf Post-Its, mit denen sie ( Dis-)Likes ( Daumen hoch [+], Daumen runter [-], Daumen quer [  / ]) oder kurze Kommentare auf den Plakaten hinterlassen können.

4. Podiumsdiskussion (15 Min)
Danach bestimmt jede Gruppe eine Person, die an der Podiumsdiskussion des »Smartstädter Tagblatts« teilnimmt. Für eine neutrale Moderation als Journalist* in wird ein*e Freiwillige*r für gesucht. Außerdem sollte es die Möglichkeit für Beiträge aus dem Publikum geben (z. B. freier Stuhl, der zeitweise besetzt werden kann).

5. Abstimmung (15 Min)
Abschließend wird in geheimer Abstimmung über das Bürgerbegehren abgestimmt und das Ergebnis verkündet.

Auswertung
Mögliche Fragen:
– Wie war das Spiel, welche Momente sind besonders in Erinnerung geblieben?
– Was war am Spiel realistisch und was nicht?
– Wie ging es euch damit, dass es so viele verschiedene Positionen gibt?
– Was ist anders, wenn eine Mobilitäts-App kommunal statt von Privatunternehmen betrieben wird?
– Welche ökologischen Auswirkungen hätte das?
– Welche Auswirkungen hätte es im Bezug auf den Zugang?
– Lässt sich der Unterschied zwischen öffentlichen und privaten Plattformen auf andere Bereiche übertragen?
– Was bräuchte es, damit mehr Bereiche kommunal organisiert werden könnten?
– Es gibt auch Apps wie z. B. Transportr, die weder vom Staat noch von Unternehmen entwickelt
werden, sondern von Freiwilligen. Kennt ihr so etwas und was könnten Vor- und Nachteile sein?
– Im Spiel kamen Bürgerinitiativen, ein Bürgerbegehren und ein ehrenamtlicher Beirat aus Bürger*innen vor.
– Kennt ihr sonst solche Beteiligungsverfahren, habt ihr Erfahrung damit und was haltet ihr davon?